Oxycontin

Oxycontin
Strukturformel
Allgemeines
Freiname Oxycodon
Andere Namen

(5R,9R,13S,14S)-14-Hydroxy-3-
methoxy-17-methyl-4,5-epoxymorphinan-6-on

Summenformel C18H21NO4
CAS-Nummer
  • 76-42-6
  • 124-90-3 (Oxycodon-Hydrochlorid)
PubChem 5284603
ATC-Code

N02AA05

DrugBank DB00497
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Opioid-Analgetikum

Fertigpräparate
  • Oxygesic® (D)
  • Oxycodon® (D)
  • Oxycontin® (CH)
Verschreibungspflichtig: BtMG
Eigenschaften
Molare Masse 315,36 g·mol−1
Schmelzpunkt

219 °C [1]

Löslichkeit

in Wasser praktisch nicht, in Ethanol und Chloroform dagegen löslich

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung [2]

Xn
Gesundheits-
schädlich
Oxycodon-Hydrochlorid
R- und S-Sätze R: 22
S: keine S-Sätze
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
LD50

320 mg·kg−1 (Maus i.p.) [1]

WGK 3 (stark wassergefährdend) [2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Oxycodon ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Opioide, der als Schmerzmittel bei starken Schmerzen angewendet wird.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Oxycodon ist seit 1917 bekannt und wird seit 1919 als Analgetikum therapeutisch genutzt. Die Substanz wurde in Deutschland bisher nicht häufig verwendet, was sich aber zunehmend ändert. Immer mehr Schmerzpatienten werden von anderen Opioiden wie etwa Morphin auf diese, nach Angaben der Herstellerfirma, nebenwirkungsärmere Substanz umgestellt. Studien, die den Kriterien der evidenz-basierten Medizin entsprechen und die Behauptung hinsichtlich geringerer Nebenwirkungen stützen, gibt es aber nicht. In Deutschland und anderen Staaten ist der Arzneistoff Oxycodon in Medikamenten unter verschiedenen Handelsnamen und Arzneiformen erhältlich. Es gibt u. a. Tabletten, Retardtabletten, Zäpfchen Kapseln und Injektionslösungen. Seit Herbst 2006 gibt es Oxycodon weiterhin zusammen mit Naloxon als Targin®; diese Kombination soll hauptsächlich die von Opioiden verursachte Obstipation verringern, gleichzeitig kann es auch die missbräuchliche intravenöse Verwendung verhindern. Naloxon ist ein Opiatantagonist. Wird die Kombination aus Oxycodon und Naloxon oral eingenommen, kann das Naloxon die Opiatrezeptoren im Darm antagonisieren und wird danach in der Leber abgebaut ohne ins ZNS zu gelangen wodurch das Oxycodon seine Wirkung entfalten kann ohne nennenswerte Obstipation auszulösen. Wird es allerdings direkt in die Vene verabreicht muss es nicht den Umweg über die Leber gehen und das nicht abgebaute Naloxon verhindert die Wirkung des Opioids. Das gleiche Prinzip wird auch bei dem schwach wirksamen Opioid Tilidin verwendet, hier allerdings nur um den Missbrauch zu verhindern.

Der amerikanische Pharmakonzern Purdue Pharma LP wurde unlängst zu 634 Mio. Dollar Strafe verurteilt, weil er in der Packungsbeilage nicht ausreichend gekennzeichnet habe, dass die Einnahme zerstoßener Tabletten tödliche Folgen haben kann. In den USA (wie auch in Deutschland) wird Oxycodon, das dort als Oxycontin verkauft wird, immer öfter als Heroinersatz missbraucht. Deswegen nennt man es dort auch „Hill-Billy Heroin“, nicht zuletzt wegen des hohen Produktpreises. Bekanntester Fall des Oxycodon-Missbrauchs ist der dem republikanischen Spektrum zugeordnete Talk-Radio Star Rush Limbaugh.

Wirkung

Oxycodon bewirkt Schmerzneutralisierung. Außerdem besitzt Oxycodon ein signifikantes Euphoriepotential. Von Patienten mit chronischen Schmerzen wird die euphorisierende Wirkung des Oxycodons dagegen bei korrekter Dosierung nicht bemerkt, weil einerseits der Schmerz der Euphorie entgegenwirkt, andererseits aber auch, weil der Patient bei langsam ansteigender Einstellung den abhängigkeitserzeugenden Kontrast zwischen normalem und opioidbedingtem Gefühlszustand nicht kennenlernt. Das Medikament hat den Zweck, den Schmerz zu neutralisieren und somit den Zustand des Patienten dem eines nicht schmerzgeplagten Menschen gleichzustellen. Zusätzlich wirkt Oxycodon u.U. beruhigend und schlaffördernd, wobei die sedierende Komponente deutlich geringer ist, als die von Morphin. Diese zusätzlichen Wirkungen enthalten allerdings das Risiko einer Abhängigkeit, jedoch ist die Gefahr einer Abhängigkeit bei korrekter Einstellung und unter Beibehaltung einer konstanten Dosis extrem gering und sollte kein Hinderungsgrund für eine effektive Schmerztherapie darstellen. Die schmerzstillende Wirkung[3] entspricht etwa der zweifachen des Morphins.

Oxycodon wirkt auch dämpfend auf das Hustenzentrum, die Substanz wurde daher in der Vergangenheit wie Codein auch als Hustenmittel-Wirkstoff verwendet. Mittlerweile wird stattdessen zumeist Hydrocodon (Handelsname Dicodid oder Vicodin) verwendet.

Nebenwirkungen

Neben der bereits erwähnten hohen Suchtgefahr bei unsachgemäßer Anwendung kann Oxycodon zu Wahrnehmungsstörungen führen. Daneben kann es bei einer Überdosierung auch zu einer Atemdepression, also der herabgesetzten Ansprechbarkeit des Atemzentrums und bei extremer Überdosierung zu Atemlähmung kommen.

Weitere Nebenwirkungen (auszugsweise): [4]

  • Krämpfe der Bronchialmuskeln, Krämpfe der glatten Muskulatur
  • Dämpfung des Hustenreflexes
  • Dehydratation
  • Stimmungsveränderungen (unter anderem Angst, Depression, Euphorie)
  • Schlafstörungen, Nervosität
  • Veränderungen der Leistungsfähigkeit (wie Denkstörungen, Sprachstörungen, Verwirrtheit, Erinnerungslücken)
  • Wahrnehmungsstörungen (etwa Depersonalisation, Halluzinationen, Geschmacksstörungen, Sehstörungen)
  • Sedierung (Müdigkeit bis Benommenheit)
  • Schwindel, Kopfschmerzen
  • Migräne
  • Tremor, unwillkürliche Muskelkontraktionen
  • Koordinationsstörungen
  • Unwohlsein
  • epileptische Krampfanfälle (besonders bei vorliegen einer Epilepsie bzw. Neigung zu Krampfanfällen)
  • Blutdrucksenkung
  • Verstopfung (bis zum Darmverschluss)
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Magen-Darm-Beschwerden (unter anderem Teerstuhl, Bauchschmerzen, Durchfall, Zahnfleischentzündung, Schluckauf)
  • Hauterscheinungen wie Hautausschlag, trockene Haut
  • Ödeme
  • Herpes simplex
  • Beeinträchtigungen beim Wasserlassen (Harnverhalt, aber auch vermehrter Harndrang)
  • verminderte Libido, Erektile Dysfunktion (Impotenz)
  • Schwitzen

Rechtsstatus in Deutschland

Oxycodon ist in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund seiner Aufführung in der Anlage 3 BtMG ein verkehrsfähiges und verschreibungsfähiges Betäubungsmittel. Der Umgang ohne Erlaubnis oder Verschreibung ist grundsätzlich strafbar. Weitere Informationen sind im Hauptartikel Betäubungsmittelrecht in Deutschland zu finden.

Ein normales Leben ist bei korrekter Dosis ohne Probleme möglich. Wer ein Kraftfahrzeug oder andere versicherungsrelevante Fahrzeuge führt, sollte sich von seinem Arzt einen Opiat-Ausweis ausstellen lassen. Dieser erspart einem im Zweifelsfall Schwierigkeiten im Falle einer Drogenkontrolle. Dieser Ausweis wird auch von dem Hersteller zugeschickt, wenn der zuständige Arzt sich mit dem Thema nicht auskennen sollte. In diesen Ausweis wird die Art des Medikaments und die Dosis sowie der Name des Patienten mit Geburtsdatum eingetragen.

Einzelnachweise

  1. a b Oxycodon bei ChemIDplus
  2. a b Datenblatt für Oxycodone hydrochloride – Sigma-Aldrich 8. August 2008
  3. JournalMed.de (Anmeldung erforderlich)
  4. Gelbe Liste, Webseite

Weblinks

Literatur

Rohr P, Lang R, Kiefer RT. Postoperative Analgesie mit retardiertem Oxycodon (Oxygesic) im Vergleich zu intravenösem Piritramid "on demand" nach Totalhüftendoprothetik. Eine Pilotstudie. Der Schmerz 2005; 19 (Suppl 1): Seite 101

Gesundheitshinweis
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