PESAG

PESAG
PESAG-Verwaltungsgebäude in Paderborn

Die Paderborner Elektrizitätswerke und Straßenbahn AG (kurz: PESAG), waren ein Energieversorgungs- und Nahverkehrsunternehmen im Raum PaderbornBlombergDetmold in NRW. Die Gesellschaft ist Mitte 2003 im Rahmen einer Fusion in der E.ON Westfalen Weser aufgegangen.

Inhaltsverzeichnis

Betriebsteile

Energieversorgung

Mitte 2003 fusionierten die drei Regionalversorger Elektrizitätswerk Minden-Ravensberg (EMR Herford), PESAG (Paderborn) und Elektrizitätswerk Wesertal (Hameln) zur E.ON Westfalen Weser AG. E.ON war an den einzelnen Versorgungsbetrieben bereits zuvor als Aktionär beteiligt.

Nahverkehr

Straßenbahn Detmold

Zwischen 1882 und 1897 bewarben sich der Stärkefabrikant Hoffmann aus Bad Salzuflen, der Ingenieur Ferdinand Wessel mit dem Stadtbaumeister Schubert, die Norddeutsche Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft und ein Unternehmen aus Dresden um die Konzession für den Bau einer Straßenbahn in und um Detmold. Den Zuschlag erhielten am 15. Mai 1897 die Unternehmer Wessel und Schubert. 1898 wurde die Kommanditgesellschaft Lippische Elektrizitätswerke gegründet. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten wurde die Gesellschaft am 9. Februar 1900 in eine AG umgewandelt, kurz LEAG. Das Grundkapital von 600.000 Reichsmark wurde zu einem großen Teil von der AG Elektrizitätswerke, ehemals Kummer & Co., aus Dresden aufgebracht.

Nachdem der Bau schleppend vorangegangen war, wurde die Strecken am 28. Februar 1900 polizeilich abgenommen und trotz zahlreicher kleinerer Mängel am 1. März 1900 feierlich eröffnet. Die Straßenbahn fuhr vom Postamt in Detmold zur Stadtmitte und weiter zur „Centrale“ am südlichen Stadtrand. Dort gabelte sich die Strecke in je eine Linie nach Hiddesen und nach Berlebeck. Am 8. April wurde dann die Strecke vom Postamt zum Bahnhof verlängert. 1900 und 1903 kam es noch zu zwei Verlängerungen in Berlebeck. Die letzte Verlängerung fand am 16. Mai 1912 in Hiddesen statt.

Während des Ersten Weltkrieges kaufte die PESAG alle Aktien der LEAG auf. Die offizielle Übernahme fand am 1.Juli 1922 statt. Bereits am 22.Juli 1920 konnte die Linie 2 zwischen dem Hornschen Tor in Detmold und Horn über Remmighausen eröffnet werden. Die Strecke folgte der jetzigen Bundesstraße 239 bis Schmedissen und dann der Nordstraße bis Horn. Nachdem das Netz der LEAG auf die Betriebsspannung von 800 Volt der PESAG umgerüstet war, wurde am 16.Oktober 1926 der Linie 8 über Bielefelder Straße bis Heidenoldendorf in Betrieb genommen. Die Weiterführung über Birkendamm bis Pivitsheide V. L. erfolgte am 18.Juni 1928. Damit verkehrten in Detmold folgende Straßenbahnlinien:

Linie 2 Detmold, Bahnhof – Horn – Bad Lippspringe – Paderborn 36,7 km Fahrzeit 109 Minuten
Linie 3 Detmold, Bahnhof – Hiddesen 5 km Fahrzeit 17 Minuten
Linie 4 Detmold, Bahnhof – Berlebeck (– Hotel Johannaberg bis 1942) 6,6 (8) km Fahrzeit 25 (30) Minuten
Linie 5 (2d) Detmold, Bahnhof – Horn – Bad Meinberg, Kurpark 14,2 km Fahrzeit 55 Minuten
Linie 8 Detmold, Bahnhof – Heidenoldendorf – Pivitsheide V. L. 6,8 km Fahrzeit 21 Minuten

Die Linien im Stadtbereich verkehrten im 30-Minuten-Takt. Weitere geplante Streckenneubauten, beispielsweise nach Lemgo, wurden nicht mehr realisiert. Die Straßenbahnlinien wurden 1954 auf einen Omnibusbetrieb umgestellt:

24. Mai 1954 Linie 2 Detmold – Horn, Markt
8. August 1954 Linie 8 Detmold, Bahnhof – Pivitsheide
15. August 1954 Linie 3 Detmold, Bahnhof – Hiddesen
15. August 1954 Linie 4 Detmold, Bahnhof – Berlebeck

Ein Teil der Trasse nach Pivitsheide wird heute als Rad- und Wanderweg genutzt.

In Detmold und Umgebung wurde der öffentliche Nahverkehr viele Jahre von Post und Bahn, später allein von der Bahn und ab den 1990er Jahren von der Busverkehr Ostwestfalen GmbH (BVO) betrieben. Seit 1993 gibt es die Stadtverkehr Detmold GmbH, die nun für den innerstädtischen Nahverkehr zuständig ist.

Straßenbahn Paderborn und Überlandstraßenbahnen

Nach dem Scheitern eines Pferdebahnprojektes zwischen Paderborn und Senne im Jahr 1885 bot sich die Deutsche Gasbahngesellschaft aus Dessau an, die Strecke zu vollenden. Da die Staatsbahn zu diesem Zeitpunkt den Bau einer Strecke in diesem Abschnitt plante, unterblieb der Bau zunächst. Auch der Vorschlag der Norddeutschen Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft zum Bau einer Strecke zwischen Neuhaus und Paderborn wurde nach Einwänden der Staatsbahn und der Westfälischen Landeseisenbahn nicht weiter verfolgt. Als die Staatsbahn mit dem Bau nicht weiterkam, erhielt der Kaufmann C. Fricke aus Bochum am 20. August 1899 die Konzession zum Bau einer Straßenbahn zwischen Neuhaus und Paderborn. Diese Konzession übertrug er an die Westfälische Kleinbahnen AG aus Bochum.
In den Jahren 1900 und 1901 wurden folgende Strecken in Betrieb genommen:

30. August 1900 Linie 1 Paderborn – Neuhaus
16. Mai 1901 Linie 1 Neuhaus - Sennelager

1906 wurde die Westfälische Kleinbahnen AG von der RWE übernommen. Am 9. Januar 1909 wurde zusammen mit der Stadt Paderborn die Paderborner Elektrizitätswerke und Straßenbahn AG, kurz PESAG, gegründet. Die AG hatte ein Aktienkapital von 1.200.000 Reichsmark. Die Straßenbahn wurde für 900.000 Reichsmark an die PESAG übertragen.

Nachdem das Netz auf 800 Volt umgestellt war, kam es am 1. Dezember 1910 zu der ersten Verlängerung des Netzes unter Regie der PESAG. Es wurde eine 3 Kilometer lange Strecke zwischen Hauptbahnhof, Rathaus und Nordbahnhof in Betrieb genommen. Durch das Verhandlungsgeschick des Direktors Wilhelm von Tippelskirch weitete die PESAG ihr Netz schnell ins Umland aus:

8. April 1911 Linie 2 Paderborn – Marienloh – Bad Lippspringe – Schlangen
31. März 1912 Linie 2 Schlangen – KohlstädtExternsteine – Horn
1. März 1913 Linie 6 Paderborn, Bahnhof – Elsen

Bedingt durch den Ersten Weltkrieg stockte der Weiterbau der Strecke bis 1920. Gleichzeitig stieg die Zahl der beförderten Fahrgäste dank des Truppenübungsplatzes in Senne von 578.000 (1911) auf 1.160.000 (1917) an. Nachdem 1922 die LEAG übernommen war, ging der Ausbau des Überlandnetzes wie folgt weiter:

23. Juli 1924 Linie 7 Horn – Bad Meinberg, Kurpark
11. September 1926 Linie 7 Bad Meinberg – Blomberg, Molkerei
30. November 1926 Linie 7 Blomberg, Molkerei – Blomberg, Markt

1932 befuhr die PESAG auf ihrem 79,6 Kilometer langen Netz insgesamt 12 Straßenbahnlinien mit einer Linienlänge von 127,9 Kilometern. Dabei verkehrten alle Linien im Umfeld von Paderborn alle 30 Minuten, alle Überlandlinien alle 60 Minuten. Ein geplanter Streckenneubau Paderborn– Salzkotten wurden nicht realisiert.

Bereits am 13.Februar 1936 wurde die Strecke Bad Meinberg – Blomberg auf Omnibusse umgestellt. Nachdem die Externsteine als „Völkische Gedenkstätte“ ausgewiesen wurden, sollte die Straßenbahn zunächst auch durch einen Omnibus ersetzt werden. Sie wurde, da auch die Reichsstraße 1 verlegt wurde und es genügend brauchbaren Schotter durch den Abbau der bestehenden Strecke gab, auf einem eigenen Bahnkörper neben die Reichsstraße verlegt.

Bereits im Jahr 1939 gab es Pläne, den Straßenbahnbetrieb vollständig auf Omnibusse umzustellen. Der Zweite Weltkrieg verhinderte dies zunächst.

1951 fasste die PESAG den Entschluss, sich nach und nach vollkommen aus der Fläche zurückzuziehen. Der Wagenpark und die Bahnanlagen waren veraltet und hätten einer grundsätzlichen Erneuerung bedürft. Eine derartige Investition scheute die PESAG aber, vor allen Dingen weil der Individualverkehr besonders auf dem Land der Bahn immer mehr Fahrgäste wegnahm. Sodann wurde die Bahn, die größtenteils neben den Bundesstraßen verlief, immer mehr zu einem Verkehrshindernis für den steigenden Autoverkehr. Es kam zu etlichen Unfällen. Die Autolobby verlangte die Schienen weiter von der Straße entfernt zu verlegen – enorme Kosten, die die PESAG nicht bereit war zu tragen.

3. September 1951 Linie 7 Horn, Markt – Bad Meinberg
17. März 1953 Linie 2 Schlangen – Horn, Markt

Als erste Strecke wurde 1951 die Verbindung von Horn nach Bad Meinberg stillgelegt. Danach folgte die Strecke von Horn nach Schlangen über das Eggegebirge. Damit war die Bahn wieder in ein Detmolder und ein Paderborner Netz getrennt.

Die PESAG verkaufte die Rechte an die Bundesbahn und -post. 1958 wurde die Strecke nach Elsen, 1959 diejenige von Schlangen nach Paderborn Hbf. in zwei Abschnitten stillgelegt. Damit gab es nur noch eine Straßenbahnlinie in Paderborn und zwar die ursprüngliche Linie 1 von Paderborn Hbf. nach Sennelager. Diese wurde in mehreren Abschnitten Anfang der sechziger Jahre stillgelegt. Am 27.September 1963 fuhr die letzte Straßenbahn in Paderborn.

Busbetriebe

Bereits 1925 wurde eine Omnibusbetrieb unter Beteiligung der PESAG gegründet, die Kraftverkehrs AG Wittekind. Diese Gesellschaft betrieb ab 1926 die Buslinien Paderborn – FürstenbergWünnenberg und Paderborn – Hakenberg. 1932/33 erwarb die PESAG alle Aktien und Linienkonzessionen, die Kraftverkehrs AG wurde aufgelöst. Ab 1936 ersetzten Busse die Straßenbahn auf der Strecke Bad Meinberg – Blomberg. Ab den 1950er Jahren wurde das gesamte Straßenbahnnetz abschnittweise durch Busse ersetzt. 1961 wurde der erste Gelenkbus eingesetzt. Eine Erweiterung des Liniennetzes erfolgte 1972/74 durch den Anschluss von Marienloh, Wewer und Borchen. 1979 wurde die Paderborner Elektrizitätswerk und Straßenbahn AG in PESAG Aktiengesellschaft umbenannt, wohl um klarzumachen, dass das Unternehmen nicht mehr vorhatte, nochmals eine Straßenbahn zu betreiben. Im Jahre 2000 wurde der Verkehrsbetrieb ganz von der Elektrizitätsversorgung abgetrennt und in „PaderSprinter“ umbenannt. Er wird heute als Geschäftsbereich der E.ON Westfalen Weser betrieben. PaderSprinter betreibt den öffentlichen Stadtbusverkehr in Paderborn.

Der Überlandbusverkehr wurde viele Jahre von Post und Bahn betrieben, später allein von der Bahn. Seit den 90er Jahren betreibt die Busverkehr Ostwestfalen GmbH (BVO) ein Regionalbusnetz. Von ihr spaltete sich die heutige BahnBus Hochstift GmbH (BBH) ab.

Literatur

  • PESAG (1984): Von der Elektrischen zum Allelektrischen. Herausgegeben anläßlich ihres 75jährigen Bestehens. Schöningh Paderborn. ISBN 3-506-72436-3
  • Menninghaus, Werner (1987): Straßenbahnen in Lippe-Detmold und im Paderborner Land. Uhle & Kleimann. Lübbecke. ISBN 3-922657-57-5
  • Höltge, Dieter (1990): Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 3: Westfalen PESAG S. 168 - 195. EK-Verlag. Freiburg ISBN 3-88255-332-4
  • Klee, Wolfgang (1999): Durchs Paderborner Land Die Geschichte der PESAG-Straßenbahnen. in: Straßenbahn Nahverkehr Magazin 2/1999 S. 78 - 87.
  • Lippischer Heimatbund: Landeskunde Nordrhein-Westfalen in drei Teilen - Lippe. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 1993. ISBN 3-506-76111-0

Siehe auch

Weblinks


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