Fürstenberg (Westfalen)

Fürstenberg (Westfalen)
Fürstenberg
Koordinaten: 51° 31′ N, 8° 45′ O51.5166666666678.75345Koordinaten: 51° 31′ 0″ N, 8° 45′ 0″ O
Höhe: 345 m ü. NN
Fläche: 59 km²
Einwohner: 2.669 (1. Nov. 2007)
Eingemeindung: 1. Jan. 1975
Postleitzahl: 33181
Vorwahl: 02953
Karte

Lage von Fürstenberg in Bad Wünnenberg

Fürstenberg (Westfalen) ist seit dem 1. Januar 1975 ein Stadtteil von Bad Wünnenberg[1] und seitdem auch der Sitz der Stadtverwaltung. Zuvor gehörte es zum Amt Wünnenberg im Kreis Büren. Im Jahre 2010 hatte der Ort 2.616 Einwohner.

In der Nähe des Ortes liegt die Aabachtalsperre, die das Trinkwasser für die Region liefert. Der See und die umliegenden Wälder sind ein beliebtes Ausflugsziel.

Die Feste der etwa zwei Dutzend örtlichen Vereine, wie die vom Gewerbe- und Verkehrsverein am 2. Wochenende im Oktober ausgerichtete Kirmes rund um die Kirche, gehören zu den Höhepunkten des Dorflebens und ziehen viele Besucher an.

Das Schulzentrum mit Haupt- und Realschule besuchen Schüler aus der ganzen Stadt und Umgebung.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Fürstenberg gehört zum Sintfeld, der südlichen Teillandschaft der Paderborner Hochfläche in der Westfälischen Bucht. Innerhalb der Dorfgemarkung grenzt die nach Südost ansteigende Westfälische Bucht an das Süderbergland. Weite Ackerflächen bestimmen die Landschaft im nördlichen Bereich. Die Lehmböden sind aus den Kalksteinformationen der Oberkreide verwittert und teilweise mit tiefgründigem eiszeitlichen Löß bedeckt. Trockentäler mit weiten, flachen Ursprungsmulden prägen das Relief.

Die mit Wald bestandenen Bergrücken im Süden der Gemarkung gehören zum nordsauerländischen Alme-Bergland. Die Verwitterungsböden aus der Grauwacke und dem Tonschiefer des Oberkarbon sind häufig nässestauend. Die tief eingeschnittenen Täler der Karpke und Aa mit ihren Feuchtwiesen entwässern das Waldgebiet nach Nordwesten über die Afte zur Alme und Lippe hin.

Nachbarorte

Im Südwesten beginnend im Uhrzeigersinn grenzen an Fürstenberg die Wünnenberger Stadtteile Bleiwäsche, Bad Wünnenberg, Haaren, Helmern und Elisenhof. Es folgen die Stadtteile Meerhof, Oesdorf, Essentho und Niedermarsberg der Stadt Marsberg im Hochsauerlandkreis.

Geschichte

Landadelssitze im Fürstbistum Paderborn um 1665:

Boke, Bökendorf, Borgentreich, Borgholz, Borlinghausen, Breitenhaupt, Brenken, Bühne, Dalheim, Daseburg, Dedinghausen, Desenberg, Dinkelburg, Eichholz, Eissen, Engar, Erpentrup, Essentho, Fürstenberg, Grevenburg, Hainholz, Helmern, Herbram, Herstelle, Himmighausen, Hinnenburg, Husen, Lichtenau, Liebenau, Lippspringe, Löwendorf, Lügde, Menne, Merlsheim, Natzungen, Niesen, Nordborchen, Peckelsheim, Pömbsen, Rheder, Riepen, Ringelstein, Salzkotten, Schweckhausen, Steinheim, Sudheim, Thienhausen, Thüle, Verne, Vinsebeck, Volbrexen, Wandschicht, Welda, Wehrden, Westheim, Wewer, Wintrup, Würgassen.

Dorf und Gemarkung Fürstenberg gehörten seit ihrer Gründung 350 Jahre lang zum Hochstift Paderborn. Unter preußischer Verwaltung wurde die Kommune im 19. Jahrhundert dem Kreis Büren zugeordnet. Innerhalb dieses Landkreises war die Gemeinde Fürstenberg nach der Fläche und zunächst auch nach der Einwohnerzahl die größte Kommune und stets der Zentralort des Sintfeldes. Heute ist Fürstenberg Teil der Stadt Bad Wünnenberg, die im südöstlichen Bereich des Kreises Paderborn gelegen ist.

Im Mittelalter gab es auf dem zum Hochstift Paderborn gehörenden Sintfeld die drei Kirchdörfer Vesperthe, Eilern und Dorsloh mit Zinsdorf, Bergheim, Osteilern und Beffede.

1325 errichtet Bischof Bernhard V. von Paderborn bei Vesperthe die Vorstenburg. Bald danach werden in kriegerischen Fehden zwischen Bischof und Rittern alle Dörfer vernichtet.

1379 erhalten die Herren von Westphalen vom Fürstbischof die Gerichtsbarkeit im Amt Wünnenberg.

1449 wird im Schutze der Burg die „Freiheit Fürstenberg“ von den Herren von Westphalen gegründet. Die Grafen von Westphalen haben bis heute hier ihre Residenz.

Zwischen 1601 und 1702 finden etwa 50 Hexenprozesse statt, die für die Hexen meistens auf dem Scheiterhaufen enden. Da die Gerichtsherren zu einer recht späten Zeit noch zwölf Verfahren durchführten, erhielten die Fürstenberger den Spottnamen „Hexenverbrenner“.

Am 19. August 1727 vernichtet ein Brand das ganze Dorf. Danach hat der Ort seine Blütezeit. Prächtige Bauernhäuser in Fachwerk und repräsentative Gebäude aus Stein werden neu errichtet, darunter das Gräfliche Gericht (1736), die Katholische Kirche (1751-58), der Gutshof (1776) und das Schloss (1776-83), Letzteres von Simon Louis du Ry.

Später kommen weitere öffentliche Bauten wie die Runde Schule (1828), das Evangelische Bethaus (1854), das Postamt (1885), das Krankenhaus (1885), das Amtshaus (1886), die Rote Schule (1891), das Königliche Amtsgericht (1893), das Katholische Pfarrhaus (1894) und die Vikarie (1903) hinzu.

Von 1800 bis 1903 betreiben Glasmeister im Waldtal der Aa eine Glashütte. Sie stellen Weißglas und Flaschen her.

1802 verliert das Hochstift Paderborn mit der Besetzung durch Preußen seine staatliche Selbständigkeit, fällt aber bereits 1807 für wenige Jahre an das Königreich Westfalen und 1813, nach der napoleonischen Niederlage, an Preußen zurück.

Fürstenberg wird der 1815 gegründeten Provinz Westfalen eingegliedert und kommt durch Erlass der Königlichen Regierung in Minden an den 1816 gegründeten Kreis Büren. Bei Einteilung der Landkreise in Ämter kommt Fürstenberg zum Amt Wünnenberg, dessen Verwaltung sich allerdings zum Großteil in Fürstenberg befindet.

Im März 1848 ist das Schloss mit seinem Archiv Schauplatz der heftigsten revolutionären Unruhen im Paderborner Land. Wegen eines Streits mit dem Grafen von Westphalen brennt das gräfliche Archiv und das Schloss wird verwüstet. Darauf hin besetzen 175 preußische Soldaten das Dorf. 116 Fürstenberger müssen sich vor den Richtern verantworten. 37 Angeklagte werden wegen Diebstahls und 46 wegen anderer Verbrechen bestraft, 33 freigesprochen.

Sehenswürdigkeiten

Schloss und Gutshof

Das Schloss der Familie v. Westphalen errichtete 1783 der Architekt du Ry auf den Grundmauern einer weitläufigen Burganlage. Es diente dem Fürstbischof Wilhelm v. Westphalen als Jagdschloss. Noch heute ist das Schloss der Stamm- und Wohnsitz dieser Adelsfamilie. Der zugehörige Gutshof wurde zwischen 1776 und 1783 als Wirtschaftsbetrieb für die umfangreichen Ländereien der Adelsfamilie aufgebaut.

Kath. Pfarrkirche St. Marien

Von 1750 bis 1758 wurden Turm und Langhaus von den Bürgern sowie der Chorraum als Eigenkirche der Familie von Westphalen erbaut. Somit konnten, 300 Jahre nach der Dorfgründung, die mittelalterliche Kirche der Wüstung Vesperthe im Tal und die Kapelle der Adelsfamilie auf der Burg aufgegeben werden. Die barocke Ausstattung mit drei Altären, Chorschranke, Kanzel und Orgelempore fertigte der Bildhauer Joseph Stratmann im Auftrag des Friedrich Wilhelm von Westphalen, Fürstbischof von Hildesheim.

Altes Gericht

Auf der Grenze zwischen Burgareal und Dorf errichten die Herren von Westphalen 1736 ihr Gerichtsgebäude. Der Richter dieses Patrimonialgerichts (siehe Weblinks) kann über Zivil- und Kriminalfälle entscheiden. Todesstrafen werden auf der Richtstätte auf dem Eilerberg vollstreckt. Im Keller des Gebäudes befinden sich noch heute sieben Zellen.

Gerichtsbrunnen

Der Gerichtsbrunnen versorgte den Dorfkern mit Trinkwasser. Es gab in Fürstenberg insgesamt fünf solcher Wasserbecken, „Kump“ genannt. Hölzerne Wasserrohre leiteten das Wasser aus 2 km Entfernung in die aus Eichenbohlen oder Sandstein gebauten Kümpe. Die gerechte Zuteilung der Wassermenge regelte ein „gelernter Wasserleiter“.

‚Runde’ Schule und ‚Rote’ Schule

Der Kern des Kindergartens ‚Rappelkiste’ ist ein klassizistischer Rundbau, der 1828 als Mädchenschule errichtet wurde und mit einer Unterbodenheizung versehen war. In diesem Gebäude sollten die Mädchen – „jetzt getrennt von dem täglichen menschlichen Treiben unter einem Dach mit dem Vieh“, von ihrer Lehrerin unterrichtet werden. Die Knabenschule wurde 1891 in Ziegelstein als "Rote" Schule auf der Hausstelle der alten Dorfschule erbaut. Das Gebäude wird heute als Begegnungsstätte genutzt.

Totenbrücke

Über die „Totenbrücke“ ging fünf Jahrhunderte lang der Leichenzug von Fürstenberg zum Kirchhof des untergegangenen Dorfes Vesperthe. Die ursprüngliche Holzbrücke wurde 1830 als dreifache Bogenbrücke in Stein erbaut und 2007 restauriert.

Schafstall

Der um 1780 erbaute Schafstall des Gutshofes auf dem Wasserplatz wurde vom Fürstenberger Carnevals Club restauriert und dient heute als Begegnungsstätte. An diesem Platz wurden noch im 18. Jh. als Hexen verurteilte Menschen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Eingemeindungen

Vor dem 1. Januar 1975 war die damalige Gemeinde Fürstenberg (Westfalen) Sitz der Amtsverwaltung für die umliegenden Orte des Amtes Wünnenberg im Kreis Büren. Mit Inkrafttreten des Sauerland/Paderborn-Gesetzes an diesem Tage wurden die vier Gemeinden Bleiwäsche, Fürstenberg, Leiberg und Wünnenberg des Amtes Wünnenberg mit den drei Gemeinden Elisenhof, Haaren und Helmern des Amtes Atteln zur neuen Stadt Wünnenberg zusammengelegt und kamen mit dieser zum Kreis Paderborn. Rechtsnachfolgerin des Amtes Wünnenberg und der Gemeinde Fürstenberg war die neue Stadt Wünnenberg, die heute den Namen Bad Wünnenberg trägt.

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.

Literatur

  • G. Henkel: Die Wüstungen des Sintfeldes, Paderborn 1973.
  • J. Hildenhagen: Medizingeschichte der Stadt Wünnenberg, Paderborn 1992
  • B. Nolte, E. Nübold: Die Pfarrkirche Sankt Marien zu Fürstenberg, Paderborn 2008. ISBN 978-3-00-024058-4
  • B. Nolte, N. Nolte: Vom Adelsdorf zur Gemeinde, Fürstenberg 1800 - 1918, Paderborn 1996. ISBN 3-9805409-0-1
  • B. Nolte: Chronik der Commune Fürstenberg 1800 - 1919, Paderborn 1984. ISBN 3-87088-418-5
  • H. Rüthing: Geschichte der Pfarrei Fürstenberg, Paderborn 1955. Festschrift aus Anlass des 300jährigen Pfarrjubiläums
  • Stadt Wünnenberg (Hrsg.): Heimatbuch der Stadt Wünnenberg, Wünnenberg 1987
  • F. Huismann: Das Alte Gericht in Fürstenberg, Fürstenberg 2011
  • W. Melzer: Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Wünnenberg-Fürstenberg, Aschendorff Münster 1991
  • B. Nolte, E. Nübold: Die Pfarrkirche Sankt Marien zu Fürstenberg, ISBN 978-3-00-024058-4

Weblinks


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