- Paraneoplastische Syndrome
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Klassifikation nach ICD-10 C80 Bösartige Neubildung ohne Angabe der Lokalisation
Paraneoplastisches SyndromICD-10 online (WHO-Version 2006) Unter einem paraneoplastischen Syndrom, auch Paraneoplasie genannt, versteht man Begleitsymptome einer Krebserkrankung, die weder primär durch den Tumor noch durch Metastasen ausgelöst werden, also weder durch den Raumbedarf des Tumors noch durch die Zerstörung von Gewebe durch Einwachsen von Tumorzellen verursacht sind. Einige paraneoplastische Syndrome sind so charakteristisch, dass bei ihrem Auftreten ohne bestehende Tumordiagnose mit allen zur Verfügung stehenden diagnostischen Methoden nach einem Tumor gesucht werden sollte.
Mittlerweile ist eine Vielzahl von paraneoplastischen Erkrankungen bekannt. Fast alle Organe können betroffen sein. Die folgende Zusammenstellung ist bei weitem nicht vollständig.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeine paraneoplastische Syndrome
Nicht selten werden Krebsleiden von Symptomen wie Kachexie, Hyperthermie, Anämie, Leukozytose und Thrombosen begleitet.
Spezielle Paraneoplasien
Spezielle Paraneoplasien werden verursacht durch die Produktion von hormonähnlichen Substanzen oder immunologische Mechanismen. Spezielle paraneoplastische Syndrome treten bei 2 - 15% der Karzinom-Patienten auf, am häufigsten beim kleinzelligen Bronchialkarzinom (bis 40%).
Endokrinologische paraneoplastische Syndrome
Die Produktion eines Hormons oder von Hormonvorstufen durch Tumorgewebe simuliert das Vorliegen einer endokrinologischen Erkrankung. Die genauen Ursachen sind noch unbekannt.
Beispiele für endokrinologische Paraneoplasien
- PTH (Bronchialkarzinom) (häufigste endokrinologische Paraneoplasie)
- ACTH (Bronchialkarzinom, Leberzellkarzinom, Nierenkarzinom). Dies kann zu einem Cushing-Syndrom führen.
- ADH (kleinzelliges Bronchialkarzinom, Pankreaskarzinom, Prostatakarzinom)
- TSH (Bronchialkarzinom, Hodenkarzinom, Chorionkarzinom)
- Insulin (Leberzellkarzinom, Pankreaskarzinom, Magenkarzinom, Insulinom)
- Erythropoetin (Bronchialkarzinom, Uteruskarzinom, Hämangioblastom)
- Kalzitonin (Bronchialkarzinom, Schilddrüsenkarzinom, Mammakarzinom)
- Serotonin (Karzinoid, Ovarialkarzinom, Bronchialkarzinom)
Antikörper-vermittelte Paraneoplasien
Antikörper-vermittelte Paraneoplasien entstehen, wenn das Immunsystem Antikörper gegen den Tumor produziert, diese Antikörper aber gleichzeitig auch gesundes Gewebe angreifen (Kreuzreaktivität). Wird der Tumor entfernt, stoppt dies die Immunreaktion nicht zwangsläufig, und die weiterhin produzierten Antikörper können auch weiterhin gesundes Gewebe schädigen. Allerdings ist die Prognose von Patienten mit Antikörper-assoziierten paraneoplastischen Syndromen in vielen Fällen besser als die Prognose von Patienten ohne Antikörper gegen den Tumor, weil die Antikörper zwar auf der einen Seite einen eigenen Krankheitswert entwickeln, auf der anderen Seite aber auch den Tumor bekämpfen. Mit immunsuppressiven Therapien wird derzeit experimentiert.
Beispiele für Antikörper-vermittelte Paraneoplasien
Blut
Haut / Muskeln
- Dermatomyositis
- Subakute nekrotisierende Myopathie
Gehirn / Nervensystem
- Lambert-Eaton-Syndrom
- Myasthenie
- Subakute zerebelläre Degeneration
- Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom
- Rhombenzephalitis
- Paraneoplastische Myelitis (Entzündung des Rückenmarks)
- Stiff-man-Syndrom
- Subakute sensible Polyneuropathie (Denny-Brown-Syndrom)
- Autonome Neuropathie
- Neuromyotonie (Isaacs-Syndrom)
- Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis
Augen
- Paraneoplastische Retinopathie (Cancer-associated-retinopathy-Syndrom, CAR)
Weitere Paraneoplasien
Die Haut kann unter anderem durch Hyperpigmentierung, Hyperkeratose, Hypertrichose, Acanthosis nigricans oder Erythema gyratum, das Herz durch "nichtbakterielle thrombotische Endokarditis" und die Niere durch Glomerulonephritis betroffen sein.
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