Liste anarchistischer Attentate

Liste anarchistischer Attentate

Diese Liste enthält eine Auswahl bekannter Attentate die von Personen ausgeführt wurden, die Anhänger der anarchistischen Bewegung waren und/oder sich als Anarchisten bezeichneten. Als Anfang dieser Reihe von Attentaten gilt mit dem Aufkommen des Konzepts der Propaganda der Tat das Jahr 1878.[1] Die Attentate und Anschläge sind praktisch ausnahmslos gegen Vertreter von Staat, Kirche und Bourgeoisie gerichtet.[2] Obwohl ein großer Teil anarchistischer Gruppen diese Methoden ablehnte und sich zunehmend von solchen Taten distanzierte, kam es erst ab 1932 zu einem Rückgang anarchistischer Attentate.[3]

Die Liste enthält keine Taten Individueller Expropriation, obwohl diese teilweise auch Opfer forderten. Aktionen Individueller Expropriation waren auf das Entwenden von Eigentum gerichtet und nicht gegen Personen.

Inhaltsverzeichnis

Anarchistische Attentate

Datum Urheber Ziel Ort Land Ereignis Bild
1878, 4. Aug. Krawtschinski, Sergei Mesenzow, Nikolai St. Petersburg RUSRUS RUS Als Reaktion auf die Hinrichtung von Iwan Kowalski ersticht Sergei Krawtschinski General Mesenzow, den Führer der Zaristischen Geheimpolizei.
1878, 25. Okt. Oliva Moncasí, Juan Alfons XII. Madrid ESP ESP Der König entgeht diesem Revolverattentat unverletzt. Moncasí wird später verurteilt und hingerichtet. Attentat durch Juan Oliva Moncasí, zeitgenössische Zeichnung
1878, 17. Nov. Passannante, Giovanni Umberto I. Neapel ITA ITA Passannante attackiert den König während einer Parade mit einem Dolch. Der König kann sich rechtzeitig schützen, doch Premierminister Benedetto Cairoli wird verletzt. Am Tag darauf wird in Florenz ein Bombenanschlag auf die Parade zur Feier für den König und seine Gesundheit verübt und am 20. November wird eine Militärkaserne in Pisa in Brand gesteckt. Am 26. November wirft Pirro Orsolini in Pisa während einer Demonstration gegen das Attentat vom 17. November eine Bombe auf die Demonstranten. Wandgemälde
1879, 30. Dez. Otero Gonzáles, Francisco Alfons XII Madrid ESP ESP Otero Gonzáles feuert zwei Schüsse auf den spanischen König. Beide Schüsse verfehlen ihr Ziel. Francisco Otero Gonzáles wird hingerichtet.
1882, 24. März Fournier, Charles Bréchard, Antoine Roanne FRA FRA Der 19-jährige Arbeiter Charles Fournier versucht ohne Erfolg nach dem Ende eines Textilarbeiterstreiks den Eigentümer eines bestreikten Betriebes zu erschießen. Der Streik hatte 44 Tage gedauert und hatte für viele der 4.000 teilnehmenden Weber die Entlassung zur Folge. Fournier gehörte zu den Entlassenen und machte Bréchard für die Krise verantwortlich.[4]
1883, 28. Sep. Reinsdorf, August / Küchler, Emil / Rupsch, Franz Reinhold Wilhelm I. Rüdesheim am Rhein GERGER GER Misslungenes Dynamitattentat auf den deutschen Kaiser und sein Gefolge während der Einweihung des Niederwalddenkmals. Reinsdorf und Küchler werden hingerichtet.
1883, 15. Dez. Kammerer, Anton Hlubek, Franz Floridsdorf AUT AUT Der ortsansässige Arbeiter Anton Kammerer erschießt in Floridsdorf bei Wien den Polizeikonzipisten Franz Hlubek. Hlubek war zuständig für die Überwachung von Sozialisten und organisierte Spionage- und Überwachungsaktionen in Arbeiterkreisen.[5] Es war nach der Merstallinger-Affäre die erste ernste Gewalttat von Anarchisten in Österreich.[6]
1884, 25. Jan. Stellmacher, Hermann Blöch, Ferdinand Floridsdorf AUT AUT Hermann Stellmacher erschießt Polizeidetektiv Ferdinand Blöch, der wie Franz Hlubek die sozialistische Bewegung überwachte. Der Tat ging ein Überfall von Stellmacher und Kammerer auf den Wechselstubenbesitzer Eisert in Wien voraus, bei dem drei Personen starben. Als Reaktion wurde vom Parlament am 30. Januar der Ausnahmezustand in Wien und in den niederösterreichischen Industriebezirken Wiener Neustadt und Korneuburg verhängt. Die bis dahin starken radikalen und sozialrevolutionären Kreise wurden entscheidend geschwächt und die wichtigsten Publikationen Die Zukunft und die tschechische Dělnické Listy unterdrückt.[7] Stellmacher und Kammerer wurden kurz nach dem Blöch-Attentat gefasst und am 6. August respektive 20. September 1884 in Wien hingerichtet.[8]
1885, 13. Jan. Lieske, Julius Rumpf, Karl Ludwig Franz Frankfurt am Main GERGER GER Der deutsche Anarchist Julius Lieske wird für den Mord am Führer der politischen Polizei von Frankfurt, Polizeirat Karl Rumpf verantwortlich gemacht. Die Urheberschaft kann nie eindeutig bewiesen werden.[9] Max Nettlau sieht Lieske als Unschuldigen und geht von einer Beteiligung von August Reinsdorf, Hermann Stellmacher und Anton Kammerer aus.[10] Polizeirat Rumpf hatte bereits 1881 einen Spitzel in eine anarchistische Gruppe geschickt, um einen Anschlag auf ihn selbst zu ermutigen und um die Gruppe mit Schwefelsäure für den Anschlag auszustatten. Mit dieser Aktion konnte Rumpf später 44 Personen festnehmen, in deren Prozess aber Rumpfs Machenschaften vom Richter entdeckt wurden.[11]
1892, 11. März Ravachol Benoît, Edmond Paris FRA FRA Als Vergeltung für den Einsatz von Maschinengewehren gegen eine Demonstration, bei der 14 Demonstranten sterben, führt Ravachol einen Bombenanschlag auf den Vorsitzenden des zuständigen Geschworenengerichts aus.
1892, 27. März Ravachol Staatsanwalt Bulot Paris FRA FRA Bombenanschlag von Ravachol auf die Wohnung von Staatsanwalt Bulot. Sieben Personen werden verletzt und es entsteht hoher Sachschaden. Foto des beschädigten Gebäudes
1892, 25. Apr. Meunier, Théodule Restaurant Véry Paris FRA FRA Bombenanschlag von Théodule Meunier auf das Restaurant Véry, wo Ravachol von einem Kellner an die Polizei verraten wurde. Der Besitzer und ein Kunde sterben, mehrere Menschen werden verletzt. Bereits am 15. März 1892 verübte Meunier einen Bombenanschlag auf die Lobau-Barracke in Paris, wo das Massaker an den Kommunarden stattfand. Das Restaurant Véry von außen, Zeichnung aus dem Figaro
1892, 23. Juli Berkman, Alexander Frick, Henry Clay Pittsburgh USA USA Alexander Berkman versucht ohne Erfolg den amerikanischen Industriellen Henry Clay Frick zu töten. Der Tat voraus geht ein Streik von Stahlarbeitern in Fricks Fabrik, bei dem mehrere Arbeiter getötet werden. Nachdem Berkman in Fricks Büro vorgedrungen war, schoss er dreimal auf ihn und stach zweimal erfolglos mit einem vergifteten Messer zu. Berkman wurde in Folge der Tat wegen Mordversuchs zu 22 Jahren Haft verurteilt. Berkman mit Frick, Zeichnung aus Harper's Weekly
1893, 24. Sep. Pallás, Paulino Martínez-Campos, Arsenio Barcelona ESP ESP Während einer Militärparade wirft Paulí Pallás eine Bombe auf Generalkapitän Arsenio Martínez-Campos. Zwei Personen sterben und zwölf weitere werden verletzt. Martínez Campos entkommt mit einer leichten Verletzung.[12] Das Attentat geschieht aus Rache für die Hinrichtung von vier Aufständischen und die harsche Bestrafung von 18 weiteren Personen nach der Niederschlagung des Aufstands von Jerez im Jahr zuvor.[13] Pallàs wird noch im gleichen Jahr hingerichtet. Attentat von Paulino Pallàs, zeitgenössische Zeichnung
1893, 7. Nov. Salvador Franch, Santiago Gran Teatre del Liceu Barcelona ESP ESP Als Racheakt für die Exekution von Pallás wirft Santiago Salvador Franch zwei Orsini-Bomben in das Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Dabei werden 20 Personen getötet und viele weitere verletzt.[12] Sechs unbeteiligte Anarchisten gestehen unter Folter, die Tat begangen zu haben und werden zum Tode verurteilt. Am Todesurteil kann auch das Geständnis von Salvador Franch nichts mehr ändern: Alle sieben werden hingerichtet.[13] Als Folge der Attentate in Barcelona wird 1894 ein repressives Anti-Terror Gesetz verabschiedet.[14] Die Explosion in der Oper, Zeichnung auf dem Titelblatt des Petit Journal
1893, 13. Nov. Léauthier, Léon-Jules Đorđević, M. Paris FRA FRA Der 19-jährige Schuhmacher Léon-Jules Léauthier greift mit einem Kneipmesser einen serbischen Minister auf offener Straße an und verwundet ihn schwer. Zu seiner Tat meinte Léauthier in einem Brief an Sébastien Faure: „Ich treffe keinen Unschuldigen, indem ich beim ersten Bourgeois der mir über den Weg läuft zuschlage.“[15]
1893, 9. Dez. Vaillant, Auguste Französische Nationalversammlung Paris FRA FRA Auguste Vaillant wirft eine Nagelbombe in die Französische Nationalversammlung. 50 Personen werden bei diesem Anschlag verletzt. Während seines Verfahrens erklärte Vaillant, dass er niemanden zu töten beabsichtigte, sondern einige Abgeordnete als Vergeltung für die Hinrichtung Ravachols verletzen wollte. Vaillant wird hingerichtet und die lois scélérates werden erlassen. Attentat von Vaillant, Zeichnung auf dem Titelblatt des Petit Parisien
1894, 25. Jan. Murull, Ramon Larroca i Pascual, Ramon Barcelona ESP ESP Gescheitertes Attentat auf den Gouverneur von Barcelona.
1894, 19. Feb. Rabardy, Étienne Pariser Polizisten Paris FRA FRA Étienne Rabardy verletzt zwei Polizisten durch einen Bombenanschlag, eine weitere Person stirbt an den Folgen des Anschlags.
1894, 3. Mai Müller, Michael / Bach, Leonhard / Schiebach, Peter Verschiedene Ziele Lüttich BEL BEL Als Protest gegen die Verurteilung von Anarchisten, wird ein Bombenanschlag auf das Ratsmitglied Dr. Renson in Lüttich verübt.[16] Renson wird dabei schwer verletzt, seine Frau und eine weitere Person werden leicht verwundet.[17] Bereits in den Tagen davor wurden in Lüttich einige Bombenanschläge verübt, die nur zu Sachschäden führten. 14 Personen werden nach dem Renson Attentat festgenommen, für das der deutsche Anarchist Michael Müller die alleinige Verantwortung übernimmt.[18] Der ebenfalls deutsche Anarchist Leonhard Bach ist gemeinsam mit der belgischen militant-anarchistischen Gruppe um Peter Schiebach für andere Attentate in Lüttich verantwortlich und wird zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt.[19]
1894, 16. Juni Lega, Paolo Crispi, Franceso Rom ITA ITA Paolo Lega schießt mit einem Revolver auf den italienischen Ministerpräsidenten Francesco Crispi. Das Attentat scheitert.
1894, 24. Juni Caserio, Sante Geronimo Sadi Carnot Lyon FRA FRA Der italienische Anarchist Sante Geronimo Caserio ersticht den französischen Präsidenten aus Rache für den Tod von Auguste Vaillant and Émile Henry.
1894, 1. Juli Lucchesi, Oreste Bandi, Giuseppe Livorno ITA ITA Lucchesi ersticht den Journalisten Giuseppe Bandi, Autor anti-anarchistischer Artikel.
1896, 7. Juni Girault, Jean Fronleichnams- prozession Barcelona ESP ESP Die traditionelle Fronleichnamsprozession in Barcelona bewegt sich in Richtung der Kirche Santa María del Mar, als eine Bombe aus einem Fenster in die Menge geworfen wird. Zwölf Menschen kommen ums Leben und 44 weitere werden verletzt.[12] Die Regierung reagiert mit dem Erlass von weiteren Anti-Terror Gesetzen und der Bildung eines speziellen Polizeikorps, der Brigada politico-social. Etwa 400 Anarchisten werden in der Folge im Festungsgefängnis Montjuïc eingesperrt und gefoltert.[14] Die europäische Öffentlichkeit reagiert darauf empört.[12] Der Täter kann nicht ermittelt werden, wobei von spanischen Anarchisten eine anarchistische Täterschaft bestritten wird.[20][21] Historiker vermuten den französischen Anarchisten Jean Girault als Urheber.[12] Zeitgenössische Illustration des Fronleichnamsattentats
1897, 22. Apr. Acciarito, Pietro Umberto I. Rom ITA ITA Gescheitertes Attentat mit einem Dolch von Pietro Acciarito auf den König von Italien.
1897, 8. Aug. Angiolillo, Michele Cánovas del Castillo, Antonio Mondragón ESP ESP Michele Angiolillo ermordet den spanischen Premierminister Antonio Cánovas del Castillo, eine Schlüsselfigur beim Sturz der Ersten Spanischen Republik. Das Attentat geschieht als Rache für die Repression im Zuge des Fronleichnamsattentates. Zeitgenössische Zeichnung des Attentats auf D. Antonio Cánovas von V. Ginés
1897, 4. Sep. Sempau, Ramón Portas, Narciso Barcelona ESP ESP Attentat des Journalisten Ramón Sempau auf Leutnant Narciso Portas, genannt "el Botxí de Montjuïc" (kalanisch für Der Henker von Montjuïc). Portas war persönlich verantwortlich für die Folter von Gefangenen im Festungsgefängnis Montjuïc. Das Attentat scheiterte und Sempau wurde später von einer wohlwollenden Jury freigesprochen.
1898, 10. Sep. Lucheni, Luigi Elisabeth von Österreich-Ungarn Genf SUI SUI Luigi Lucheni ersticht Elisabeth von Österreich-Ungarn (Kaiserin Sissi), Gemahlin von Franz Joseph von Österreich, am Genfersee. Lucheni wird nach der Tat von Passanten festgehalten und begeht nach zwölf Jahren Haft Selbstmord.[22] Das Attentat bildete den Auftakt zu einer verstärkten internationalen polizeilichen Zusammenarbeit, die durch die Internationale Konferenz von Rom für die soziale Verteidigung gegen Anarchisten von 1898 eingeleitet wurde.[23] Attentat von Lucheni an Kaiserin "Sissi", zeitgenössische Zeichnung
1900, 4. Apr. Sipido, Jean-Baptiste Eduard VII. Brüssel BEL BEL Sipido schießt auf den Prince of Wales. Das Attentat scheitert. Der Grund des Attentats war der Burenkrieg.[24]
1900, 29. Juli Bresci, Gaetano Umberto I. Monza ITA ITA Gaetano Bresci erschießt König Umberto I. von Italien als Rache für das Bava-Beccaris Massaker in Mailand.
1900, 2. Aug. Salson, François Schah Muzaffar ad-Din Paris FRA FRA François Salsons Attentat auf den Schah von Persien bei einem Staatsbesuch in Paris scheitert. François Salson versucht, Mozaffar al-Din Schah Qajar von Persien in Paris zu ermorden. Diese Zeichnung erschien in La vie illustré am 2. August 1900
1901, 6. Sep. Czolgosz, Leon McKinley, William Buffalo USA USA Leon Czolgosz erschießt den US-Präsidenten William McKinley. Er wird zum Tode verurteilt und auf dem elektrischen Stuhl am 29. Oktober hingerichtet. Zeichnung von T. Dart Walker, 1905. Dargestellt ist das Attentat auf McKinley
1902, 15. Nov. Rubino, Gennaro Leopold II. Brüssel BEL BEL Der Anschlag auf Leopold II. von Belgien schlägt fehl. Rubino wird festgenommen.
1904, 12. Apr. Artal, Joaquim Miquel Maura i Montaner, Antoni Barcelona ESP ESP Joaquim Miquel Artal verletzt in Barcelona den Präsidenten des Ministerrates schwer. Zeichnung von J. Babrinet, 1904. Dargestellt ist der Messeranschlag auf Antoni Maura i Montaner, wie er in einer offenen Kutsche sitzt
1905, 31. Mai Morral i Roca, Mateu Alfons XIII. / Loubet, Émile Paris FRA FRA Bei einem Besuch des spanischen Königs in Paris wird auf ihn und den französischen Präsidenten Émile Loubet ein Bombenattentat verübt. 17 Personen werden verletzt, doch Loubet und der spanische König bleiben unverletzt. Die Polizei konnte den Täter nicht ermitteln, doch Historiker sehen Mateu Morral als Urheber.[12]
1905, 11. Aug. Planas y Virella, Salvador Quintana, Manuel Buenos Aires ARG ARG Ein Attentat auf den argentinischen Präsidenten Manuel Quintana scheitert.
1905, 24. Dez. Unbekannt Casañas i Pagès, Salvador Barcelona ESP ESP Gescheitertes Attentat auf Kardinal Salvador Casañas i Pagès in Barcelona.
1905, 30. Dez. Orchard, Harry Steunenberg, Frank Caldwell USA USA Harry Orchards Bombenanschlag auf den Gouverneur von Idaho Frank Steunenberg tötet diesen. Grund für das Attentat sind die repressiven Massnahmen des Gouverneurs gegen Gewerkschafter.
1906, 31. Mai Morral i Roca, Mateu Alfons XIII. / Victoria von Battenberg Madrid ESP ESP Der katalanische Anarchist Mateu Morral versucht, den spanischen König Alfons XIII. und Victoria von Battenberg nach ihrer Trauung zu töten. Der Bombenanschlag lässt die beiden unverletzt. 23 Personen sterben und 107 weitere werden verletzt. Morral nimmt sich auf seiner Flucht vor der Polizei das Leben. Da Morral im Verlag der Modernen Schule von Francisco Ferrer arbeitete, wird dieser als geistiger Urheber des Attentats angeklagt. Unter internationalem Druck wird Ferrer von der spanischen Justiz freigesprochen.[12]
1909, 14. Nov. Radowitzky, Simón Lorenzo Falcón, Ramón Buenos Aires ARG ARG Simón Radowitzky ermordet bei einem Bombenanschlag den Polizeichef Ramón Falcón in Buenos Aires. Dieser war verantwortlich für die blutige Niederschlagung einer Demonstration am 1. Mai 1909, bei der acht Arbeiter starben und 40 weitere verletzt wurden. Die Kutsche von Falcón nach dem Attentat
1912, 14. März D'Alba, Antonio Viktor Emanuel III. Rom ITA ITA Versuchtes Attentat von Antonio D'Alba auf den König von Italien scheitert. Ein Offizier wird verletzt.[25]
1912, 12. Nov. Pardiñas, Manuel Canalejas y Méndez, José Madrid ESP ESP Manuel Pardiñas tötet den spanischen Premierminister José Canalejas Méndez.
1913, 18. März Schinas, Alexander Georg I. Thessaloniki GRE GRE Alexander Schinas erschießt König Georg I. von Griechenland. Farbzeichnung des Anschlags auf Georg 1. von Governo da Grécia, 1920
1914, 14. Dez. Ramón, Antonio Ramón Silva Renard, Roberto Santiago de Chile CHI CHI Ein Attentat von Antonio Ramón Ramón auf den chilenischen General Roberto Silva Renard scheitert. Der General ist verantwortlich für den Tod von etwa 2000 chilenischen Arbeitern, darunter auch den Halbbruder von Antonio Ramón. Silva Renard stirbt sechs Jahre später an den Folgen des Attentats.[26]
1916, 9. Juli Mandrini, Juan De la Plaza, Victorino Buenos Aires ARG ARG Juan Mandrini schiesst auf den argentinischen Präsidenten . Die Schüsse verfehlen ihr Ziel.
1919, 19. Feb. Cottin, Louis-Émile Clemenceau, Georges Paris FRA FRA Attentat auf den französischen Ministerratspräsidenten Georges Clemenceau. Clemenceau wird dabei nicht ernsthaft verletzt.[27]
1919, Sommer Filippi, Bruno Breda, Giovanni Mailand ITA ITA Bruno Filippi führt mit anderen Anarchisten in Mailand vier Anschläge aus: Eine Bombe detoniert im Polizeihauptquartier, ein Anschlag mit Schwefelsäure und ein Bombenanschlag auf den Industriellen Giovanni Breda scheitern. Beim letzten versuchten Anschlag am 7. September 1919 auf einen Club von Reichen detoniert die Bombe vorzeitig und Filippi stirbt.
1919, 25. Sep. Anarchisten im Untergrund Hauptquartier der KP Russlands Moskau RUSRUS RUS Die Gruppe Anarchisten im Untergrund verübt einen Bombenanschlag auf das Hauptquartier des Moskauer Komitees der Kommunistischen Partei Russlands. Dabei werden 12 Personen getötet und 55 verletzt, darunter auch Nikolai Bucharin.[28]
1920, 4. Aug. Unbekannt Maestre de Laborde, José Barcelona ESP ESP Der Gouverneur von Barcelona José Maestre de Laborde, Graf Salvatierra wird ermordet.
1921, 8. März Mateu i Cusidó, Pere / Casanellas i Lluch, Ramon / Nicolau i Fort, Lluís Dato, Eduardo Madrid ESP ESP Drei Anarchisten erschießen den konservativen Politiker Eduardo Dato von einem Motorrad aus an der Puerta de Alcalá in Madrid. Foto des Autos von Eduardo Dato nach dem Anschlag
1921, 23. März Unbekannt Gasti, Giovanni Mailand ITA ITA Bei einem Bombenanschlag auf das Theater Diana sterben 21 Personen und etwa 50 werden verletzt. Das Ziel des Attentats war Polizeikommissar Giovanni Gasti. Dieser war zur Zeit des Anschlags nicht im Theater. Ugo Fedeli, Pietro Bruzzi und Francesco Ghezzi wurden von der italienischen Polizei verdächtigt.
1921, 17. Juni Salsench Sala, Salvador Martínez Domingo, Antoni Barcelona ESP ESP Salvador Salsench Sala versucht, den Bürgermeister von Barcelona zu töten. Das Attentat scheitert.
1922, 14. Juli Bouvet, Gustave Millerand, Alexandre Paris FRA FRA Gustave Bouvet versucht erfolglos, den französischen Präsidenten Alexandre Millerand zu töten.
1923, 25. Jan. Wilckens, Kurt Gustav Varela, Héctor Benigno Buenos Aires ARG ARG Kurt Gustav Wilckens ermordet den argentinischen Oberstleutnant Héctor Benigno Varela genannt „Der Schlächter von Patagonien“. Dieser war verantwortlich für die Exekution von 1500 Arbeitern.
1923, 17. Mai Suberviela, Gregorio / Del Toto, Antonio Regueral, Faustino González León ESP ESP Gregorio Suberviela und Antonio del Toto, Mitglieder der Gruppe Los Solidarios ermorden den ehemaligen Gouverneur von Bizkaia Oberstleutnant Faustino González Regueral. Sie machen ihn verantwortlich für die Repression von Anarchisten und die Bildung von Pistolerogruppen.
1923, 4. Juni Ascaso, Francisco / Torres Escartín, Rafael Soldevilla y Romero, Juan Saragossa ESP ESP Juan Soldevila Romero, Kardinal und Erzbischof von Saragossa, wird in seinem Wagen getötet. Als Täter werden Francisco Ascaso und Rafael Torres Escartín vermutet. Laut Abel Paz ist Buenaventura Durruti für die Tat verantwortlich.[29]
1924, 28. Mai Montejo Aranz, Juan / Llàcer Bertran, Josep Pérez Cicario, Rogelio Barcelona ESP ESP Juan Montejo Aranz und Josep Llàcer Bertran ermorden in Barcelona den Richter Rogelio Pérez Cicario.
1926, 25. Mai Schwartzbard, Scholom Petljura, Symon Paris FRA FRA Scholom Schwartzbard ermordet Symon Petljura, Kopf der ukrainischen Exilregierung in Paris. Nach einem achttägigen Verfahren wird er freigesprochen, weil die Jury von Schwartzbards gerechtem Anliegen ausgeht; seine Verteidigung fußte darauf, dass er den Tod von Pogromopfern rächte, die Petljura organisiert hatte.
1926, 11. Sep. Lucetti, Gino Mussolini, Benito Rom ITA ITA Ein Bombenanschlag von Gino Lucetti auf den Wagen von Benito Mussolini lässt diesen unverletzt. Das Attentat hat die Wiedereinführung der Todesstrafe in Italien zur Folge.
1926, 31. Okt. Zamboni, Anteo Mussolini, Benito Bologna ITA ITA Auf einer Parade zur Feier des Marsches auf Rom versucht Anteo Zamboni ohne Erfolg, Benito Mussolini zu erschießen.
1929, 24. Dez. Marinelli, Gualterio Yrigoyen, Hipólito Buenos Aires ARG ARG Gualterio Marinelli versucht, den argentinischen Präsidenten Hipólito Yrigoyen zu töten. Das Attentat schlägt fehl; Marinelli und zwei andere Personen werden getötet.[30]
1931, 12. Juni Tamayo Gavilán, Jorge Rosasco, José Buenos Aires ARG ARG Eine Gruppe von fünf Anarchisten erschießt den argentinischen Polizeidirektor José Rosasco, den sie verantwortlich sehen für die Repression und Ermordung von Anarchisten in Argentinien. Jorge Tamayo Gavilán wird als Schütze vermutet.[31]
1932, 24. Feb. Guidot, Armando / Antonelli Dellabella, Bruno / Sapia, Francisco Pardeiro, Luis Montevideo URU URU Armando Guidot, Bruno Antonelli Dellabella und Francisco Sapia werden verantwortlich gemacht für das Attentat auf Polizeikommissar Luis Pardeiro in Uruguay. Er soll verantwortlich sein für die Folter von gefangenen Anarchisten. Pardeiro entgeht dem Attentat unverletzt, doch der Fahrer seines Wagens kommt ums Leben.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Wiener, Jon: Mike Davis Talks about the "Heroes of Hell". In: Radical History Review 2003 (85); doi:10.1215/01636545-2003-85-227, S. 227.
  2. vgl. José Luis García Mañas: La represión del terrorismo anarquista (1890-1900)
  3. vgl. Horst Stowasser: Freiheit Pur. Die Idee der Anarchie, Geschichte und Zukunft. S. 239.
  4. Maitron, Jean: Le mouvement anarchiste en France. Tome I. Maspero, Paris 1975, S. 154ff.
  5. derStandard.at: Anarchismus in der Habsburgermonarchie. Artikel von Oliver Gingrich vom 15. Juli 2003.
  6. Nettlau, Max: Anarchisten und Sozialrevolutionäre. ASY-Verlag, Berlin 1931, S. 323.
  7. Nettlau, Max: Anarchisten und Sozialrevolutionäre. ASY-Verlag, Berlin 1931, S. 324.
  8. Langhard, Dr. jur. J.: Die anarchistische Bewegung in der Schweiz. Verlag von O. Häring, Berlin 1903, S. 273.
  9. Mommsen, Wolfgang J. / Hirschfeld, Gerhard: Sozialprotest, Gewalt, Terror. Klett-Cotta, 1982, S. 232.
  10. Nettlau, Max: Anarchisten und Sozialrevolutionäre. ASY-Verlag, Berlin 1931, S. 332.
  11. Rudolf Rocker: Johann Most. Das Leben eines Rebellen. Verlag Der Syndikalist, Berlin 1924, S. 90ff.
  12. a b c d e f g vgl. J. Romero Maura: Terrorism in Barcelona and Its Impact on Spanish Politics 1904-1909. In: Past and Present, No. 41 (Dec., 1968), Oxford, S. 130-183.
  13. a b vgl. Peirats, José: Anarchists in the Spanish Revolution. Part 2.
  14. a b Bernecker, Walther L.: Strategien der „direkten Aktion“ und der Gewaltanwendung im spanischen Anarchismus
  15. Maitron, Jean: Le mouvement anarchiste en France, tome I. Paris 1975, S. 229. Im Original: „je ne frapperai pas un innocent en frappant le premier bourgeois venu.“
  16. The New York Times: Bombs in France and Australia (4. Mai 1894)
  17. The New York Times: Thirteen anarchists arrested (5. Mai 1894)
  18. The New York Times: Condensed Cablegrams (16. Mai 1894)
  19. vgl. Müller, Andreas: Die Anarchisten in Mühlheim-Styrum nach dem Sozialistengesetz.
  20. vgl. Vallina, P.: Crónica de un revolucionario. Paris, 1958.
  21. vgl. Sempau, Ramón: Los victimarios. Barcelona, 1901.
  22. Langhard, Dr. jur. J.: Die anarchistische Bewegung in der Schweiz. Verlag von O. Häring, Berlin 1903, S. 355ff.
  23. Deflem, Mathieu: Policing world society. Oxford University Press, 2002, S. 66ff.
  24. The Guardian: Attempt to shoot the Prince of Wales (5. April 1900)
  25. The New York Times: 30 Years' Jail For Dalba (9. Oktober 1912)
  26. Le Monde diplomatique: Die Schule von Iquique (14. Dezember 2007)
  27. The New York Times: Anarchist Shoots Premier Clemenceau (20. Februar 1919)
  28. Avrich, Paul: The Russian Anarchists. AK Press, Stirling 2006, S. 188.
  29. die tageszeitung: Zum Tod von Abel Paz. Revolutionär gegen Stalinisten (Andreas Fanizadeh, 17. April 2009).
  30. Time: Unique Irigoyen (6. Januar 1930)
  31. vgl. Orlando, Antonio: Last Tango in Buenos Aires

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