Pferdebestattung

Pferdebestattung

Als Pferdebestattung (auch Pferdeopfer) werden rituelle Bestattungen von Pferden bezeichnet, die von der Vorzeit bis zum Hochmittelalter bekannt sind. Häufig finden sie sich als Sekundärbestattungen neben Königsgräbern, wie in Salamis (Zypern), oder bei den Hethitern und Mykenern. Auch die spätbronzezeitliche Koban-Kultur, die im 9-7. vorchristlichen Jahrhundert im südlichen Sibirien beheimatete Aldy-Bel-Kultur sowie weiter die Kimmerer und die Skythen, beides nomadische Reitervölker, kannten den Ritus. Ein Pferdeopfer aus dem 11. oder 12. Jahrhundert wurde in einer slawischen Siedlung bei Pasewalk gefunden. Ein Grab mit drei Pferden und einem aufgeschirrten Rothirsch aus dem 8. Jahrhundert[1] wurde in Rullsdorf, Landkreis Lüneburg, ausgegraben,

Aber nicht allein die frühmittelalterlichen Turkvölker pflegten diesen Brauch, er war auch bei den Germanen verbreitet. So wurden 1964 in einer Notgrabung auf dem frühmittelalterlichen Gräberfeld von Emstek-Drantum Kreis Cloppenburg in Niedersachsen) 24 Pferdebestattungen aufgefunden. Verena Freiin von Babo konstatiert in ihrer Dissertation aus dem Jahre 2004 hierzu, das dies mit dem germanischen Jenseitsglauben zusammenhänge. Die Pferde sollten dem Verstorbenen nach Walhall tragen. Weiterhin wird von Pferdebestattungen aus Haithabu und den großen dänischen Ringburgen, aus dem Kanton Basel und dem gesamten Bereich des österreichischen Limes berichtet. Herwig Friesinger dokumentierte eine solche, römische Pferdebestattung aus Stillfried an der March in Österreich. Zudem wurden zwei einzelne Pferdebestattungen aus der Völkerwanderungszeit neben Königsgräbern in Liebersee sowie ein Rullsdorfer Pferdegrab untersucht. Weiterhin wird von einem nicht dokumentierten und nicht datierten aus Langenfeld (Rheinland) berichtet.

Anzunehmen ist, dass nur hochgestellten Persönlichkeiten das Privileg einer solchen Sekundärbestattung zuerkannt wurde. Es werden Reitervölker oder zumindest Gruppen von Menschen gewesen sein, für die das Pferd eine besondere Bedeutung hatte. Mutmaßlich werden es die Lieblingstiere des Verstorbenen gewesen sein, die ihm mit ins Grab gegeben wurden. Trotz des germanischen Jenseitsglaubens, das Pferd möge seinen Reiter im Jenseits nach Walhall tragen, wird man andererseits nicht schließen dürfen, der Verstorbene bedürfe in jedem Fall im Jenseits eines Pferdes, sonst wäre der Ritus wohl durchgängig praktiziert worden.

Inhaltsverzeichnis

Beispiele

Pferdegräber finden sich z.B.:

Siehe auch

Einzelnachweis

  1. H.-J. Häßler: Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens S. 304

Literatur

  • Verena Freiin von Babo: Pferdebestattungen auf dem frühmittelalterlichen Gräberfeld Drantumer Mühle. Dissertation an der Tierärztlichen Hochschule Hannover 2004. PDF; 2,7 MB
  • Michael Müller-Wille: Pferdegrab und Pferdeopfer im frühen Mittelalter. In: Berichten van de Rijksdienst voor het Oudheidkundig Boemonderzoek Nr 20-21 1970/1971. Amersfoort, Niederlande, ISSN 0167-5443. S. 119-248
  • Manfred Rech: Pferdeopfer - Reiterkrieger. Fahren und Reiten durch die Jahrtausende ; Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung im Focke-Museum. Habelt, Bonn 2006, ISBN 978-3-7749-3479-5.
  • Ralf Schauwacker (Hrsg.): Pferdeopfer, Reiterkrieger. Fahren und Reiten durch die Jahrtausende. Schauwacker Filmproduktion, Bassum 2006, ISBN 978-3-931394-08-0 (DVD in Vorbereitung)

Weblinks


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