Postraub in der Subach

Postraub in der Subach

Der Postraub in der Subach war ein Kriminalfall im Jahre 1822 im Hessischen Hinterland in Mittelhessen, seinerzeit Großherzogtum Hessen.

Durch die schriftliche Schilderung eines Gerichts-Sekretärs wurde der Fall überliefert und einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Grundlage dieser Überlieferung waren die Akten des Gerichtsverfahrens.

Inhaltsverzeichnis

Tatverlauf

Am 19. Mai 1822 überfielen acht arme Bauern und Tagelöhner aus Kombach, Wolfgruben und Dexbach ein „Geldkärrnchen“, das an diesem Tag von Gladenbach nach Gießen fuhr. Es war geplant, dass der Überfall in der Subach, einem Hohlweg in der Nähe von Mornshausen bei Gladenbach, stattfinden sollte. Nach sechs abgebrochenen Versuchen glückte der Überfall. Die Beute betrug 10.466 Gulden.

Ermittlungen und Verfahren

Ihr plötzlicher Reichtum wurde den Tätern zum Verhängnis, denn sie wurden durch ihrer Ausgaben auffällig. Das führte dazu, dass man sieben der acht Täter ermittelte und fasste. 1824 wurden sie in einem Gerichtsverfahren in Gießen zum Tode durch das Schwert verurteilt.

Tatort

Der Subach ist ein Zufluss der Salzböde. Der Überfall ereignete sich in einem Hohlweg zwischen Rollshausen und Mornshausen an der Salzböde.

Täter

Als Täter des Überfalls wurden folgende acht Personen ermittelt:

  • David Briel aus Dexbach
  • Hans Jacob Geiz aus Kombach
  • Heinrich Geiz, Sohn des Hans Jacob Geiz aus Kombach
  • Jacob Geiz, Sohn des Hans Jacob Geiz aus Kombach
  • Jost Wege aus Kombach
  • Jost Wege aus Wolfgruben
  • Johannes Soldan aus Kombach
  • Ludwig Acker aus Kombach

Darüber hinaus war ein „Landschütze Volk“ involviert, er wollte vor dem Überfall dem eskortierenden Landschützen „das Blei aus der Flinte ziehen“.

Der Strumpfhändler David Briel war wahrscheinlich ein Sohn des Johann Hermann Briehl (* 2. November 1774) aus Dexbach. Er galt als „Stifter des Complotts“, hatte sich einen „Hausierschein ins Ausland“ besorgt, zu Zeiten als er noch verdachtlos war. Ihm wird nachgesagt, dass er sich durch Auswanderung nach Amerika der Ermittlung entzog. Angeblich soll er in Amerika eine Strumpffabrik begründet haben.[1]

Der Landschütze Volk wurde festgenommen, nutzte einen günstigen Augenblick im Gefängnis und „schoß sich, der Hand des Henkers vorgreifend, eine Kugel durch das Herz“.

Auch Johannes Soldan beging Selbstmord im Gefängnis, er erdrosselte sich. Zuvor soll er seinen Mithelfern „jeden Morgen durch ein selbstverfaßtes Lied zum Ausharren angehalten haben. Er sang ‚halte fest an deinen Glauben ...‘, d. h. an dem Glauben, doch noch in den Genuss der Beute zu kommen: ‚Verratet nichts.‘ Man kennt nur noch die 1. Zeile der langen Ballade. Das Lied war bis zur Jahrhundertwende in Breidenstein und Wallau bekannt.“[1]

Jost Wege aus Wolfgruben wurde ermittelt und am 6. Februar 1823 in Gießen arretiert. Ihm gelang in der Nacht vom 11. auf den 12. April 1823 die Flucht aus dem Gefängnis. Die anschließende Fahndung verlief erfolglos, über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Die verbleibenden fünf Täter Hans Jacob Geiz, Heinrich Geiz, Jacob Geiz, Jost Wege und Ludwig Acker – allesamt aus Kombach – wurden am 25. März 1824 in Gießen zum Tode durch das Schwert verurteilt. Die öffentliche Exekution erfolgte am 7. Oktober 1824. Dabei war die Abfolge so gewählt, dass Hans Jacob Geiz zunächst der Enthauptung seiner Söhne beiwohnen musste, bevor er als Letzter hingerichtet wurde.

Historischer Kontext

Die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung im Großherzogtum Hessen hatte sich im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts extrem verschlechtert. Viele litten bittere Armut. Als Tagelöhner, Erntearbeiter, Schnitter, Drescher oder Knecht bei den wenigen begüterten privaten Grundbesitzern zu arbeiten, war die einzige Verdienstmöglichkeit.

Die extrem nassen, kalten Sommer der Jahre 1816 und 1817 brachten vielerorts Ernteausfälle.[2]

Vielen blieb nichts anderes übrig, als ihr Dorf für immer zu verlassen und ihr Glück außerhalb des Hinterlandes zu finden und in der Wetterau, im Siegerland oder im Rheinland zu arbeiten. Es war aber vor allem eine Zeit der großen Auswanderungsbewegung nach Amerika.

Auch das in Biedenkopf einstmals blühende Textilgewerbe hatte an Bedeutung verloren. In seiner Blütezeit gab es in Biedenkopf über 150 Tuchmacher. Lohnarbeit war möglich bei Tuchwebern, Spinnereien und Strickereien. Die Hinterländer Strumpfhändler setzten ihre Waren als Hausierer bis ins Rhein-Main-Gebiet ab. Geschichtliche Entwicklungen, wie die Einführung der napoleonischen Kontinentalsperre ließen diesen Absatz stark sinken.

Rezeption

Der genaue Ablauf des Postraubs ist den historischen Akten des Gerichtes Gießen im Hessischen Staatsarchiv zu entnehmen.

Verarbeitet und publiziert wurde der Kriminalfall erstmals 1825 durch Carl Franz, „Criminalgerichtssekretär“ in Gießen, unter dem Titel Der Post-Raub in der Subach begangen von acht Straßenräubern von denen fünf am siebenten October 1824 zu Giessen durch das Schwerdt vom Leben zum Tode gebracht worden sind. Der Text ist in Folge mehrfach reproduziert worden.

Volker Schlöndorff adaptierte den Fall 1971 in seinem filmischen Frühwerk „Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach“.

Unter gleichem Titel verarbeitete 1980 Ulrike Haß den Stoff zu einem Kinder- und Jugendbuch.

Siehe auch

Der Postraub in der Subach war kein Einzelfall, weitere Postkutschen-Überfälle zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind überliefert.

Literatur

Original-Text

  • Carl Franz: Der Post-Raub in der Subach begangen von acht Straßenräubern von denen fünf am siebenten October 1824 zu Giessen durch das Schwerdt vom Leben zum Tode gebracht worden sind. H. Hase, Gießen 1825.

Reproduktionen

  • Carl Franz: Der Post-Raub in der Subach begangen von acht Straßenräubern von denen fünf am siebenten October 1824 zu Giessen durch das Schwerdt vom Leben zum Tode gebracht worden sind. In: Vereinsblatt des Geschichtsvereins für den Kreis Biedenkopf. Jg. 3, Nr. 9, 6. November 1909, DNB 012724769.
  • Carl Franz; Wilhelm Well (Hrsg.): Der Postraub in der Subach – Nach d. aktenmäßigen Auszug v. Kriminalgerichtssekr. Franz. Bauer, Marburg 1933, DNB 578292955.
  • Carl Franz; Elmar Altwasser, Dieter Mayer-Gürr, Claudia Gabriele Philipp (Hrsg.): Der Postraub in der Subach begangen von acht Straßenräubern von denen fünf am siebenten Oktober 1824 zu Gießen durch das Schwert vom Leben zum Tode gebracht worden sind. Aktenmäßig ausgezogen und bearbeitet von Carl Franz, Criminalsekretär Gießen 1825. Illustriert mit zehn Abbildungen nach Linolschnitten von Johannes Nawrath. Jonas Verlag, Marburg 1978, DNB 790143143.
  • Carl Franz; Verein für Geschichte und Volkskunde Lohra (Hrsg.): Der Postraub in der Subach. Mitteilungen des Vereins für Geschichte & Volkskunde Lohra, Sonderheft 1984. Lohra 1984.
  • Carl Franz: Der Post-Raub in der Subach begangen von acht Straßenräubern von denen fünf am siebenten October 1824 zu Giessen durch das Schwerdt vom Leben zum Tode gebracht worden sind. Aktenmäßig ausgezogen und bearbeitet von Carl Franz, Criminalgerichtssekretär zu Gießen. Giessen 1825. Mit Illustrationen von Wilhelm M. Busch. Jonas Verlag, Marburg 1986, ISBN 3-922561-49-7.
  • Carl Franz; Eckhard Henkel (Hrsg.): Der Post-Raub in der Subach. Subach-Verlag, Königswinter 2011 (Kindle E-Book).

Adaptionen

  • Margarethe von Trotta, Volker Schlöndorff: Drehbuch des Films Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach (1971)
  • Ulrike Haß: Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach. Reihe rororo rotfuchs. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg 1980, ISBN 3-499-20242-5.

Einzelnachweise

  1. a b „Eine Betrachtung zu ‚Die armen Leute von Kombach‘“ (1973) in Elsa Blöcher; Hinterländer Geschichtsverein (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte des Hinterlandes: gesammelte Aufsätze. Bd. 2, Verlag Max Stephani, Biedenkopf 1985, S. 393f, DNB 551358521.
  2. Geschichte der Auswanderung
  3. Michail Krausnick: Beruf: Räuber. Vom schrecklichen Mannefriedrich und den Untaten der Hölzerlips-Bande. Rowohlt Verlag, Reinbek 1978 und Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim 1990. 2. Auflage 1991. ISBN 978-3407780898
  4. Ottokar Schupp: Der Postraub in Würges. Eine Erzählung nach mündlichen und schriftlichen Ueberlieferungen. Für die Jugend und das Volk Verlagshandlung Julius Niedner, Wiesbaden 1873. 2 Stahlstiche, 149 S.
  5. Ottokar Schupp: Der Postraub in Würges. Eine Erzählung nach mündlichen und schriftlichen Überlieferungen für die Jugend und das Volk. Oranien Verlag, Herborn, ca. 1925
  6. Postkutschenüberfall bei Herringen im Jahre 1825 auf hammtv.de

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