Prischwitz

Prischwitz
Prischwitz
Prěčecy
Gemeinde Göda
Koordinaten: 51° 12′ N, 14° 18′ O51.20658611111114.3045169Koordinaten: 51° 12′ 24″ N, 14° 18′ 16″ O
Höhe: 169 m ü. NN
Einwohner: 171 (31. Dez. 2009)
Eingemeindung: 1. März 1994
Postleitzahl: 02633
Vorwahl: 035937

Prischwitz, obersorbisch Prěčecy, ist ein Ort mit 171 Einwohnern[1] im sächsischen Landkreis Bautzen. Er gehört seit 1994 zur Gemeinde Göda, welche westlich an Bautzen grenzt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Lage

Der Ort liegt in der Oberlausitz und wird von den Ortschaften Muschelwitz im Nordosten, Döbschke im Südosten, Pietzschwitz im Süden, Zischkowitz im Südwesten, Liebon im Westen und Zscharnitz im Nordwesten umgeben.

Geomorphologie

Das Relief ist wellig und weist eine Abdachung nach Norden auf. Es handelt sich dabei um einen etwa 20 km breiten Streifen zwischen der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und dem Bergland, der zum sächsischen Lösshügelland gerechnet wird. Der heutige Formenschatz entstand überwiegend im Quartär insbesondere unter dem Einfluss der letzten Eiszeiten. Er beinhaltet u. a. Rinnen, Muldentäler und Lößplatten und -rücken. Prischwitz liegt im Tal des Schwarzwassers zu beiden Seiten des Flüsschens, welches zum Einzugsgebiet der Elbe gehört und hier weitgehend reguliert ist. Im Ort befindet sich seit 1907 ein Pegel, nach welchem die Hochwasserwarnungen und -entwarnungen durch das Schwarzwasser für die Gemeinde Göda herausgegeben werden. [2] [3]

Geologie [4]

Die jüngsten Ablagerungen sind Auensedimente des Schwarzwassers, welche sich in der Tiefelinie von dessen Tal finden lassen. Sie setzen etwa 350 m nordwestlich der Autobahnunterführung (K7278) zwischen Prischwitz und Pietzschwitz ein. Ihr Alter dürfte holozän sein. Im Westen und Norden steht Löß bzw. Lößlehm an, welcher unter den periglazialen Bedingungen der letzten beiden Eiszeiten gebildet wurde. Im Süden und Osten finden sich Schmelzwasserablagerungen des sich zurückziehenden Eises der Elsterkaltzeit. Das prischwitzer Gebiet wurde von den Eismassen der Elster- und der Saalekaltzeit bedeckt. Diese aus geologischer Sicht sehr jungen Sedimente überlagern einen cadomisch-kambrischen Granodiorit. Diese Lagerverhältnisse kennzeichnen eine ausgeprägte Schichtlücke zwischen dem Kambrium und dem Quartär, welche in dieser Form erst mit den Abtragungsvorgängen der Eiszeiten entstanden ist. Der Granodiorit wurde früher in einem Steinbruch im Ort gewonnen, dieser ist jedoch heute völlig zugewachsen und nur noch als steile Geländekante erkennbar. Zwischen Prischwitz und Liebon wird ein Bentonitvorkommen vermutet [5]

Klima

Die Region liegt in der kühlgemäßigten Übergangszone zwischen Ozeanischem und Kontinentalem Klima (nach Troll und Paffen) bzw. der gemäßigten Klimazone mit Übergangsklima nach Neef. Die Jahresmitteltemperatur von 8,5 °C für Bautzen dürfte derjenigen von Prischwitz etwa entsprechen. Dabei ist der Juli mit durchschnittlich 18,2 °C der wärmste und der Januar mit −1,2 °C der kälteste Monat. Bei einer entsprechenden Großwetterlage können, durch einströmende kalte Luft aus dem Böhmischen Becken, auch Temperaturen bis −15 °C erreicht werden. Im Volksmund wird dieses Phänomen „Böhmischer Wind“ genannt. Der mittlere Jahresniederschlag liegt, bedingt durch den Regenschatten des Oberlausitzer Berglandes, zwischen 670 und 690 mm. Damit ist das Gebiet relativ Niederschlagsarm. Der niederschlagsreichste Monat ist im langjährigen Mittel der Juli mit 80 bis 90 mm, der niederschlagsärmste Monat ist der Januar mit ca. 40 mm.

Vegetation

Die potentielle natürliche Vegetation besteht im Schwarzwasser-Tal aus Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald, auf den Lößflächen aus typischem Hainbuchen-Traubeneichenwald und in den Rinnen der Lößflächen aus Waldziest-Hainbuchen-Stieleichenwald [6]. Die vorhandene Vegetation beschränkt sich auf einige kleine Waldstücke, welche überwiegend an den landwirtschaftlich nicht nutzbaren Hängen der Rinnen liegen.

Fauna

Im Raum Prischwitz kommen mindestens zwei Fledermausarten vor, eine davon ist das Große Mausohr (Myotis myotis) [7], die andere der Große Abendsegler (Nyctalus noctula) [8].

Geschichte

Einwohnerentwicklung in Prischwitz[9] [10] [11]
Jahr Einwohner
1580 10 Bauern, 1 Häusler
1730 8 Bauern, 1 Kleinbauer
1777 8 Bauern, 2 Häusler
1834 113
1871 121
1890 148
1910 121
1925 132
1936 320
1939 317
1946 394
1950 486 (Gemeinde) / 211 (Dorf)
1964 750
1990 617

In frühslawischer Zeit existierte an der Stelle des heutigen Ortes wahrscheinlich ein Burgward, von welchem heute außer dem Flurnamen Ratkow (= „Burgplatz“) keine weiteren Anhaltspunkte mehr existieren. Dass das Gebiet von Prischwitz altes slawisches Siedlungsland ist, belegt auch das spätslawische Gräberfeld zwischen Liebon und Zscharnitz.

Die Ersterwähnung unter dem Namen Prezez erfolgte 1160 in Verbindung mit der Schenkung des Ortes an das Bistum Meißen. Dieses hatte damals durch riegshandlungen großen Schaden erlitten und wurde u. a. mit diesem Ort dafür vom böhmischen König Vladislav II. dafür entschädigt. Die Schenkung wurde 1165 vom damaligen deutschen Kaiser Barbarossa bestätigt. Es ist dabei jedoch bisher noch umstritten, ob es sich beim genannten Prezez tatsächlich um Prischwitz oder um den bei Kamenz liegenden Ort Prietitz handelt. Als das Bistum Meißen am Ende des 13. Jahrhunderts unter Bischof Withego I. unter großen finanziellen Schwierigkeiten litt, wurde der Ort zusammen mit Leutwitz für 234 Mark an die Äbtissin Elisabeth und das Kloster St. Marienstern verkauft. Der dazugehörige Vertrag wurde am 9. November 1292 abgeschlossen. Dadurch kam Prischwitz wieder an die Oberlausitz und somit zu Böhmen. Im Jahre 1381 erfolgte die Einpfarrung nach Göda, wobei der damalige Kirchenzehnt 19 Schock Getreide betrug. Außer dieser Steuer mussten weitere Abgaben und Frondienste an das Kloster gezahlt werden, welche sich jedoch in einem moderaten Rahmen hielten, da es viele Besitzungen hatte. Eine Besonderheit war der zu leistende „Honigzins“, welcher jährlich 31 Eimer betrug und durch die Waldbienenzucht erwirtschaftet wurde. Das Kloster setze auch den Richter und dessen Schöppen für kleinere Rechtsfälle ein, in den übrigen Fällen hatte es selbst die Obergerichtsbarkeit inne. Prischwitz liegt an der einstigen Alten Straße, einem Abschnitt der Via Regia, welche von Breslau über Görlitz, Bautzen, Kamenz nach Leipzig führte. Dadurch war der Ort an den größten Handelsweg Mitteldeutschlands und somit an den Verkehr zwischen Schlesien und Westdeutschland angeschlossen. Bei der 1242 erfolgten Abgrenzung zwischen dem Bistum Meißen und der Oberlausitz wird es in der so genannten Oberlausitzer Grenzurkunde als Grenzpunkt genannt. Schon 1374 und 1382 wird im Zinsregister von St. Marienstern eine Mühle erwähnt, welche erst 1967 ihren Betrieb einstellte. Der Hussitensturm von 1429 nahm den Ort ebenso wie das Kloster in Mitleidenschaft. Aus den folgenden Jahrhunderten ist nur wenig überliefert.

Spätestens seit 1725 bestand auf der Alten Straße eine Reit- und Fahrpostlinie, welche eventuell auch in Prischwitz hielt. In den Jahren 1832 bis 1834 begann die Abflösung der Dienste und 1856 wurde die klösterliche Gerichtsbarkeit aufgehoben. Danach war das Dorf eine Landgemeinde im Landgerichtsbezirk Bautzen. Für seine Statistik über die sorbische Bevölkerung in der Oberlausitz ermittelte Arnošt Muka in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine Bevölkerungszahl von 131 Einwohnern; davon waren 117 Sorben (89 %) und 14 Deutsche[12].

Anfang des 20. Jahrhunderts siedelten sich eine Anzahl Gewerbetreibender an. Unter den Gewerben waren Brauerei, Molkerei, Schmiede, Stellmacherei, Sattlerei, Uhrmacher, Installateur auber auch das Gast- und Textilgewerbe vertreten. Diese sind jedoch bis auf die Schmiede nicht mehr existent. Seit 1963 war Prischwitz der offizielle Betriebssitz einer Außenstelle des VEB Meliorationsbau Dresden. Dieser Staatsbetrieb wurde am 1. Mai 1990 privatisiert und unter Treuhandverwaltung gestellt. Nach 1994 war von dem Betrieb nichts mehr vor Ort vorhanden. Am 1. April 1936 wurden Muschelwitz und Sollschwitz nach Prischwitz eingemeindet. Seit 1994 gehört der Ort einschließlich der ihm bis dato untergeordneten Orte zur Gemeinde Göda.

Der kleine Ort weist neben einer historischen Steinbogenbrücke, der alten Mühle und einem alten Fachwerkhaus noch drei weitere unter Denkmalschutz gestellte Objekte auf.

Siedlungsstruktur und Landnutzung

Sächsisches Meilenblatt von 1804, Norden ist rechts

Bei der Siedlung Prischwitz handelt es sich um einen erweiterten Rundweiler mit Blockflur. Diese ursprüngliche Struktur lässt sich ansatzweise noch auf dem Meilenblatt von 1804 erkennen. Die dominante Gehöftform ist der Vierseithof, dazu kommen noch einigen einzelne Häuser und ein Dreiseithof.

Die Landnutzung beschränkt sich auf Grund der guten Böden weitgehend auf die Landwirtschaft. Früher gab es noch vereinzelt die Jagd, wobei dazu bestimmte Flächen von ihren jeweiligen Eigentümern verpachtet wurden. Prischwitz gehört zum Revier 16 Burkau des Forstbezirks Oberlausitz.

Infrastruktur

Verkehr

Die Bundesautobahn 4 verläuft direkt südlich des Ortskerns, wobei die beiden nächstgelegenen Ausfahrten Salzenforst und Uhyst am Taucher sind. Westlich der Autobahnbrücke über die S100 (Bautzen-Kamenz) sollte ursprünglich die Anschlussstelle Prischwitz gebaut werden. Das Dorf ist an den ÖPNV durch eine Buslinie angebunden. Diese liegen im Bereich des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON). Der nächste Bahnhof ist Seitschen (5,9 km). Der um 1910 in Betracht gezogene Bau der Sächsischen Nordostbahn von Bautzen nach Kamenz über Prischwitz wurde nicht verwirklicht.

Energie

Vor einiger Zeit waren zwei Windenergieanlagen unmittelbar südlich der Bundesautobahn 4 in der Gemarkung Prischwitz geplant. [13] Der Bau wurde jedoch aus Gründen des Tierschutzes im Jahr 2003 vom Verwaltungsgericht Dresden untersagt.

Kommunikation

Seit 1912 ist Prischwitz an das Telegrafen- bzw. Telefonnetz angeschlossen. Das „Amt Prischwitz“ arbeitet auch heute noch, die Vermittlungstechnik wurde jedoch nach Bautzen verlegt.

Bildung

Die erste Schule für die Prischwitzer Kinder war Bolbritz, von 1884 bis 1946 Muschelwitz, danach bis 1980 das Schulkombinat Storcha/Bolbritz und seitdem Göda. Die Fahrbücherei der Stadtbibliothek Bautzen bedient das Dorf im 14-täglichen Rhythmus mit ausleihbaren Büchern, Zeitschriften, Kassetten, CDs, Videos und CD-ROMs.

Sonstiges

Seit 1906 existiert die Freiwillige Feuerwehr Prischwitz.

Veranstaltungen

Peloton der Sachsentour 2005 in Prischwitz

Neben dem jährlichen Dorffest ist Prischwitz auch regelmäßig Durchgangsort der Sachsen-Tour.

Besonderheiten

Eine Besonderheit ist der Wettkampf im Milchkannen-Weitwurf, welcher immer zum Dorffest stattfindet. Auf Grund einer relativ hohen Anzahl von Personen katholischer Konfession ist Prischwitz einer von 25 Ortschaften in der, ansonsten eher evangelischen, Oberlausitz, an denen Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag ist.

Weblinks

  • Prischwitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Fußnoten und Einzelnachweise

  • Schust, F. & Wasternack, J. (2002): Granitoid-Typen in postkinematischen Granitoidplutonen: Abbilder von autonomen Intrusionsschüben – Beispiele vom Nordrand des Böhmischen Massivs (Erzgebirge – Harz – Lausitz). – Z. geol. Wiss., 30: 77-117, Berlin.
  • Lausitzer Bergland um Pulsnitz und Bischofswerda. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1983 (Werte unserer Heimat. Band 40).
  • Chronik der Schule zu Muschelwitz - zum 50jährigen Jubiläum und Heimatfest. 1. Juli 1934.
  • Gemeindeverwaltung Göda (Hrsg.): Göda - tausendjährig. Festschrift zum Jubiläum. 2 Auflage. Bautzen 2006, ISBN 978-3-936758-36-8.
  • Einige Bilder zu Prischwitz befinden sich in der Deutschen Fotothek in Dresden. Abgerufen am 24. November 2008.
  1. Angabe der Gemeindeverwaltung Göda; Stand: 31. Dezember 2009
  2. Zustellungsplan für Hochwassernachrichten. Abgerufen am 23. November 2008.
  3. Hydrologisches Handbuch Teil 1. Abgerufen am 24. November 2008.
  4. Geol. Übersichtskarte des Freistaates Sachsen. Abgerufen am 19. Januar 2009.
  5. Karte oberflächennaher Rohstoffe 1 : 50.000 (KOR 50). Abgerufen am 19. Januar 2009.
  6. Potentielle Natürliche Vegetation in Sachsen. Abgerufen am 19. Januar 2009.
  7. Großes Mausohr. Abgerufen am 24. November 2008.
  8. Großer Abendsegler. Abgerufen am 24. November 2008.
  9. Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Abgerufen am 23. November 2008.
  10. Chronik der Schule zu Muschelwitz - zum 50jährigen Jubiläum und Heimatfest. 1. Juli 1934.
  11. Gemeindeverwaltung Göda (Hrsg.): Göda - tausendjährig. Festschrift zum Jubiläum. 2 Auflage. Bautzen 2006, ISBN 978-3-936758-36-8.
  12. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 58.
  13. Windenergieanlagen. Abgerufen am 24. November 2008.

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