- Python sebae
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Nördlicher Felsenpython Systematik Unterordnung: Schlangen (Serpentes) Überfamilie: Wühl- und Riesenschlangenartige (Boidea) Familie: Riesenschlangen (Boidae) Unterfamilie: Pythons (Pythoninae) Gattung: Eigentliche Pythons (Python) Art: Nördlicher Felsenpython Wissenschaftlicher Name Python sebae (Gmelin, 1788) Der Nördliche Felsenpython zählt zur Familie der Riesenschlangen und wird dort in die Unterfamilie der Pythons gestellt. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich in Afrika südlich der Sahara bis in den Norden von Südafrika. Er gehört zusammen mit der Großen Anakonda, dem Netzpython und dem Tigerpython zu den vier größten Schlangen der Welt [1]. Im Süden grenzt das Verbreitungsgebiet des nahe verwandten Südlichen Felsenpythons (Python natalensis) an. Durch signifikante optische Unterschiede und die noch stattlichere Körperlänge hebt sich der Nördliche Felsenpython von der Südlichen Art ab.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Als Jungtier noch schlank, wird der Nördliche Felsenpython im Alter von kräftiger und massiger Statur.[2] Sein breiter großer Kopf ist deutlich vom Hals abgesetzt. Die Schnauze ist auf der Oberseite gegen die Spitze hin abgerundet. Ihr sitzen die Nasenlöcher dorso-lateral auf. Die Augen sind klein und sehr dunkel gefärbt. Der Greifschwanz macht zwischen 11 und 12 % der Gesamtlänge aus.[3]
Beschuppung: Die Kopfoberseite ist von großen Schuppen bedeckt. Die Nasalia (Nasenschilde) sind durch zwei quadratische Internasalia (Zwischennasenschilder) getrennt. Die vorderen markant ausgebildeten Präfrontalia (Vor-Frontschilder) werden durch eine Reihe weniger, unregelmäßiger Schuppen von den Frontalia (Frontschilder) separiert. Das Frontale ist normalerweise vertikal in zwei Hälften gespalten. Das Supraoculare (Überaugenschild) ist groß und kann komplett oder zweigeteilt sein. Auf der Seite zwischen Auge und Nasenloch sitzen mindestens drei bis vier Lorealia von unterschiedlicher Größe sowie zwei Präocularia (Voraugenschilder), von denen das Untere klein und unregelmäßig geformt ist. Postocularia (Hinteraugenschilder) existieren beidseits zwei bis vier. Von den 13 bis 16 Supralabialia (Oberlippenschilder) sind von der Kopfvorderseite betrachtet die Nummern zwei und drei mit feinen Labialgruben versehen. Zur Schnauzenspitze immer kleiner werdende 19 bis 25 Infralabialia zieren die Unterlippe. Feine Labialgruben liegen in drei vorderen und in drei bis vier hinteren Unterlippenschildern. Das Rostrale hat zwei tiefe Labialgruben. Die Anzahl der Bauchschuppen (Ventralschilde) variiert zwischen 265 und 283, die Anzahl der dorsalen Schuppenreihen in der Körpermitte zwischen 76 und 98. Das Analschild kann komplett oder zweigeteilt sein. Von der Kloake bis zum Schwanz ziehen 62 bis 76, teilweise gespaltene Paare Subcaudalia (Unterschwanzschilder).[3]
Färbung: Seine Grundfarbe reicht von gelb, beige, hellbraun bis grau. Auf dem Rücken verlaufen große, unregelmäßige, von Individuum zu Individuum im Aussehen variierende braune Sattelflecken, welche schwarz umrandet sind. Die Rückenmusterung hat normalerweise Verbindungen mit den alternierenden schmalen braunen Flankenflecken. Die Schwanzoberseite ist häufig so gemustert, dass eine lange, hellbraune streifenförmige Aussparung frei bleibt. Auf der Kopfoberseite befindet sich eine von hinter dem Genick bis zur Nasenspitze laufende dunkelbraune Pfeilspitzenzeichnung, welche in Zentrum eine hellbraune Aussparung hat. Von der Seite betrachtet, ist der Kopf praktisch überall dunkelbraun. Einzige Ausnahme bilden zwei weiße Bänder, die vom Auge bis zur Oberlippe ziehen und dazwischen ein dunkles Dreieck einschließen. Hinter dem Auge verläuft ein dunkelbrauner Streifen, der einiges breiter als der Augendurchmesser ist, bis hinter den Maulwinkel. Die Unterlippe der meisten Nördlichen Felsenpythons trägt dunkle Flecken. Die Bauchseite ist gräulich bis gelblich und mit dunklen Punkten versehen.[3]
Länge: Weibchen werden in der Regel deutlich größer als Männchen. Die durchschnittliche Länge liegt zwischen 4 und 6 Metern.[3] Der Rekord beträgt 7.63 Meter[4]. Nach einer etwas unsicheren Angabe aus dem Jahre 1932 soll an der Elfenbeinküste sogar ein Exemplar von 9,8 Metern Länge gemessen worden sein.[3] Dies macht den Nördlichen Felsenpython zum größten Python Afrikas.[2] Darüber hinaus ist er der schwerste Python der Welt, denn der Längenrekord haltende Netzpython ist wesentlich schlanker gebaut.[4] Im Gegensatz zu anderen Pythonarten sind wildlebende Nördliche Felsenpythons in ihren jungen Jahren ziemlich schlank. Erst im Alter nimmt ihr Körperbau massige und breite Statur an. Als Beispiel sei ein in der Wildnis gefangenes Tier genannt, welches bei einer Länge von 3 Metern 16,5 Kilogramm wog. Hingegen brachte ein 5 Meter langes Wildexemplar ganze 60 Kilogramm auf die Waage. Terrarientiere sind meist von Anfang an deutlich schwerer als ihre wildlebenden Artgenossen.[2]
Verbreitungsgebiet
Das Verbreitungsgebiet des Nördlichen Felsenpythons (grün) reicht von der westafrikanischen Küste, 6600 Kilometer südlich der Sahara entlang, bis fast zum sogenannten Horn der Ostküste. In Westafrika wurde der Nördliche Felsenpython in Süd-Mauretanien, Senegal, Gambia, Guinea-Bissau, Guinea, Sierra Leone, Liberia, der Elfenbeinküste, Süd-Mali, Burkina Faso, Ghana, Togo, Benin, Süd-Niger und Nigeria nachgewiesen. In Zentralafrika ist er in Süd-Tschad, Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik, Äquatorial-Guinea, Gabun, Kongo, der Demokratischen Republik Kongo und Nord-Angola zuhause. Im Osten findet man diese Tiere in Süd-Sudan, Äthiopien, Somalia, Kenia, Uganda, Ruanda, Burundi, Tansania, Nord-Zaire und Uganda.[3][2]
In Angola, der Demokratischen Republik Kongo, Süd-Kenia, Tansania, Ruanda und Burundi überschneiden sich die Verbreitungsgebiete des Nördlichen und Südlichen Felsenpythons (gelb).[2]
Das Verbreitungsgebiet des Südlichen Felsenpythons (orange) schließt sich südlich an das des Nördlichen Felsenpythons an.[2]
Lebensraum
Der Felsenpython bewohnt die Tropen sowie feuchte Savannen, lichte Wälder, Steppen und offenes Grasland der Subtropen.[3][2] Auch Hochebenen mit kalten Wintern meidet er nicht.[2] Für all seinen möglichen Habitate sucht diese ungemein anpassungsfähige Riesenschlange aber stets die Nähe von Gewässern oder Sümpfen.[3][4][2] Im Gegensatz zum kulturflüchtenden Südlichen Felsenpython ist die Nördliche Unterart oftmals auch in leicht bevölkerten Gebieten, in der Nähe von Siedlungen und an verbuschten Rändern von Agrarflächen anzutreffen.[3][2]
Seinen Lebensraum teilt der Nördliche Felsenpython stellenweise mit dem Königspython und dem Erdpython.[5]
Verhalten
Der Nördliche Felsenpython ist primär nachtaktiv. Mehrfach konnte er aber auch schon unter Tags in geschütztem Buschwerk bei der Jagd beobachtet werden. Im offenen Gelände von Savannen haust er in Erdhöhlen und verlässt diese erst nach Sonnenuntergang. Kleine wie auch größere Exemplare sind gute Kletterer. Das Schwimmen beherrschen sie ebenfalls gut. So sollen diese Pythons in den Gewässern des zentralen Kongobeckens schon größere Distanzen zurückgelegt haben.[2] Nicht selten werden Nördliche Felsenpythons dabei in den Netzen der Fischer gefunden.[3] In höher gelegenen Regionen, wie zum Beispiel dem Hochplateau von Angola, hält er eine Ruhephase in Kältestarre. Hierfür sucht er unter anderem verlassene Bauten von Erdferkeln auf.[2]
Ernährung
Als Nahrungsgeneralist frisst dieser Python unterschiedliche Säugetiere und Vögel.[3] Dabei verschmähen größere Exemplare auch nicht größere und wehrhaftere Beute wie Marabus, Schweine, Stachelschweine, Schakale, Gazellen, Antilopen, Wasserböcke, Leoparden und Nilkrokodile.[4][2][6][7] Der Beute wird oftmals an seichten Stellen im Wasser oder im wassernahen Astwerk aufgelauert.[3] Die Jagd in der Nacht wird dem Nördlichen Felsenpython durch seine Wärmesinnesorgane in der Ober- und Unterlippe, den so genannten Labialgruben, vereinfacht[8].
Der Nördliche Felsenpython kann auch lange Fastenperioden einlegen. Ein in Gefangenschaft gehaltenes Exemplar hat zwei Jahre und neun Monate gehungert, was für Riesenschlangen ungewöhnlich ist.[9]
Fortpflanzung
Während der Feuchtperiode, nach einer Tragzeit von ca. 2 Monaten, legt das Weibchen im Durchschnitt 30 bis 50 Eier. Gelege mit über 100 Eiern wurden auch schon gezählt.[3][4][10] Die Eiablage erfolgt an geschützten Orten wie zum Beispiel in Erdhöhlen von Säugetieren. Danach ringelt sich das Weibchen um das Gelege und beschützt es vor Nesträubern. Im Unterschied zu vielen anderen Pythonarten konnte bei Nördlichen und Südlichen Felsenpythonweibchen kein Muskelzittern zur Konstanthaltung der Temperatur nachgewiesen werden. Bei Kälte ist es dem Weibchen aber möglich, die Eier mit ihren Schlingen zu bedecken und ihre eigene Körperwärme an sie abzugeben. Ebenso werden die Schlingen bei erhöhter Tagestemperatur gelockert, um eine Luftzirkulation zu gewährleisten.[2] Nach 52 bis 79 Tagen schlüpfen dann die vollständig entwickelten Jungtiere.[3] Nach dem Schlupf verbleiben sie noch bis zu zehn Tage am Nistort und sonnenbaden, bis sie sich zum ersten Mal gehäutet haben.[11] Die 50 bis 65 Zentimeter langen und 75 bis 140 Gramm schweren Jungschlangen sind, wie es für die meisten Pythons normal ist, heller und deutlicher gemustert als die adulten Tiere.[3][2] In Gefangenschaft erreicht dieser Python die Geschlechtsreife mit etwa drei Jahren.[3]
Alter und Lebenserwartung
Angaben zum Durchschnitts- und Maximalalter freilebender Individuen sind unbekannt. In Gefangenschaft können Felsenpythons deutlich älter als 20 Jahre werden. Im San Diego Zoo hat ein Exemplar 27 Jahre erreicht.[4]
Gefährdung
Die zunehmende Dürre der sich stetig ausbreitenden Sahelzone schränkt das Verbreitungsgebiet des Nördlichen Felsenpythons immer mehr ein. Auch ist naheliegend, dass sich die Menschen durch die Nahrungsknappheit in Zukunft vermehrt an diesem Python vergreifen werden. In den Ländern seines Verbreitungsgebietes ist die Lederindustrie nicht sehr verbreitet. Nur wenige dieser Tiere werden deshalb wegen ihrer Haut gefangen und getötet.[3]
Systematik
Zwischen den beiden Arten gibt es markante Unterschiede in Färbung, Musterung und Kopfbeschuppung. In Angola, der Demokratischen Republik Kongo, Süd-Kenia, Tansania, Ruanda und Burundi sind die beiden Spezies sympatrisch.[2] Trotz dieser wenigen Verbreitungsgebietsüberschneidungen gibt es keine offensichtlichen Anzeichen für Hybriden. All diese Fakten legitimieren die Anerkennung der zwei Arten.[3]
Der Felsenpython ist zudem nahe verwandt mit dem in Indien und Südostasien beheimateten Tigerpython.[3] Ein gemeinsamer Vorfahre könnte große Teile Afrikas sowie den vorderen Orient bis zum Indischen Subkontinent bewohnt haben. Klimatische und geographische Veränderungen haben dann vermutlich die Population getrennt und die heutigen Arten hervorgebracht.[1]
Nördlicher Felsenpython und Mensch
Verhalten gegenüber Menschen
Dieser Python ist für sein eher aggressives Temperament bekannt. Bei Belästigung gehen die meisten Tiere schnell zur Verteidigung über und beißen mit ihren langen Vorderzähnen heftig und wiederholt zu.[3][4] Trotz seiner Wehrhaftigkeit und relativen Unerschrockenheit gegenüber Menschen kommt es im Verbreitungsgebiet kaum zu Unfällen.[4]
In seinem Verbreitungsgebiet wird er immer wieder durch den Geruch von Vieh zu Siedlungen gelockt. Dabei vergreift er sich des Öfteren an Nutztieren. Bei Viehhütern ist er deshalb verhasst. Nördliche Felsenpythons, welche zu Viehräubern geworden sind, werden daher meist getötet.[2]
Geschichtliches
Vor der Kolonialisierung gab es in den hochentwickelten Westafrikanischen Kulturen einen Schlangenkult. Insbesondere der Nördliche Felsenpython und der Königspython wurden als heilig betrachtet, in Schlangentempeln gehalten und verehrt. In Zeremonien wurden dem Felsenpython zahlreiche Geschenke überbracht und mit dem Opfern eines Huhnes oder Lammes zufriedengestellt.[9]
Im alten Römischen Reich wurden während der Zirkusspiele Schlangen zur Schau gestellt. Dabei galten auch die, teilweise gezähmten, Felsenpythons als attraktiv. [9]
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ a b H. Bellosa (2007): „Der Tigerpython“, Natur und Tier Verlag, S. 4+23
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q H. Bellosa, Dr. L. Dirksen, Dr. M. Auliya: "Faszination Riesenschlangen - Mythos, Fakten und Geschichten"; BLV Buchverlag GmbH & Co., 2007: S. 30-33; ISBN 978-3-8354-0282-9
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Jerry G. Walls: "The Living Pythons";T. F. H. Publications, 1998: S. 142-146, 166-171; ISBN 0-7938-0467-1
- ↑ a b c d e f g h Wolfgang Wengler: "Riesenschlangen"; Terrarien-Bibliothek Hesselhaus und Schmidt Verlag, 1994: S. 135-141; ISBN 3-9801853-7-0
- ↑ Andreas Kirschner + Hermann Seufer: "Der Königspython"; Kirschner + Seufer Verlag, 1999: S. 25-27; ISBN 3-9804207-4-4
- ↑ Brehms Neue Tierenzyklopädie, Band 9 „Reptilien, Amphibien“, Bertelsmann Lexikon Verlag 1993, S. 141
- ↑ Grzimeks Tierleben, Band 6 „Kriechtiere“, Kindler Verlag 1971, S. 379
- ↑ L. Trutnau (2002): „Ungiftige Schlangen“ Band 1, Ulmer Verlag, Seite 149
- ↑ a b c Wolf-Eberhard Engelmann, Fritz Jürgen Obst: "Mit gespaltener Zunge - Biologie und Kulturgeschichte der Schlange"; Verlag Herder, 1981: S. 57+116; ISBN 3-451-19393-0
- ↑ L. Trutnau (2002): „Ungiftige Schlangen“ Band 1, Ulmer Verlag, Seite 149
- ↑ Harry W. Greene, Michael + Patricia Fogden: "Schlangen - Faszination einer unbekannten Welt"; Birkhäuser Verlag, 1999: S. 171; ISBN 3-7643-5828-9
Literatur
- Jerry G. Walls: "The Living Pythons"; T. F. H. Publications, 1998: S. 142-146, 166-171; ISBN 0-7938-0467-1
- Henry Bellosa: "Python Molurus - der Tigerpython";Terrarien-Bibliothek Natur und Tier-Verlag, 2007: S. 4+23; ISBN 978-3-937285-49-8
- H. Bellosa, Dr. L. Dirksen, Dr. M. Auliya: "Faszination Riesenschlangen - Mythos, Fakten und Geschichten"; BLV Buchverlag GmbH & Co., 2007: S. 30-33; ISBN 978-3-8354-0282-9
- Wolfgang Wengler: "Riesenschlangen"; Terrarien-Bibliothek Hesselhaus und Schmidt Verlag, 1994: S. 135-141; ISBN 3-9801853-7-0
- Wolf-Eberhard Engelmann, Fritz Jürgen Obst: "Mit gespaltener Zunge - Biologie und Kulturgeschichte der Schlange"; Verlag Herder, 1981: S. 57,116+214; ISBN 3-451-19393-0
- Harry W. Greene, Michael + Patricia Fogden: "Schlangen - Faszination einer unbekannten Welt"; Birkhäuser Verlag, 1999: S. 171; ISBN 3-7643-5828-9
- Andreas Kirschner + Hermann Seufer: "Der Königspython"; Kirschner + Seufer Verlag, 1999: S. 25-27; ISBN 3-9804207-4-4
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