- Autobahn-Behelfsflugplatz
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Ein Autobahn-Behelfsflugplatz ist ein Autobahnstück, welches in relativ kurzer Zeit in einen Flugplatz umgewandelt werden kann, von dem aus unter anderem militärische Flugzeuge starten und landen können.
In der Bundesrepublik Deutschland lautet die offizielle Bezeichnung Notlandeplatz (NLP). In der Deutschen Demokratischen Republik wurde der Begriff Autobahn-Abschnitt (ABA) verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Deutschland
Charakteristika
Ein Autobahn-Behelfsflugplatz ist in der Regel etwa drei Kilometer lang und durch einen geraden, ebenen Fahrbahnverlauf ohne Überführungen gekennzeichnet. Der Mittelstreifen ist meist betoniert oder asphaltiert und die Mittelleitplanke leicht demontierbar. Damit steht die volle Breite der Autobahntrasse als Start- oder Landebahn zur Verfügung.
Auch Hochspannungsleitungen unterqueren in diesem Bereich die Autobahn als Erdkabel oder sind in weitem Bereich um den Autobahn-Landeplatz herumgeführt. Häufig sind die Freileitungsmasten in auffällig niedriger Bauweise ausgeführt und auch als Luftverkehrshindernisse mit einem rot-weißen Anstrich gekennzeichnet.
An den beiden Enden eines Autobahn-Behelfsflugplatzes findet man einen trapezförmig angelegten Parkplatz, jeweils auf der gegenüberliegenden Straßenseite, auf dem Flugzeuge abgestellt werden können. Die Landeplätze haben dazu an mindestens einer Seite eine Anschlussstelle an eine Bundes- oder große Landesstraße, um den Verkehr abfließen zu lassen und den notwendigen Nachschub heranführen zu können.
Zu Zeiten des Kalten Krieges wäre im Krisenfall ein solcher Behelfsflugplatz innerhalb von etwa 24 Stunden einsatzbereit gewesen, da alles vorbereitet war und nur noch aufgebaut werden musste. Ein mobiler Tower, mobiles Radar usw. wurden in der Nähe vorgehalten. Für Tower, Radar und andere erforderliche Geräte war meistens auf der Hälfte der Landebahn eine Betonfläche mit Zufahrt vorbereitet oder einfach eine größere ebene Fläche, ebenfalls mit Zufahrt, vorhanden.
Der Autobahn-Behelfsflugplatz auf der A 29 beim Kreuz Ahlhorn wurde beispielsweise 1984 im Rahmen der NATO-Übung „Highway 84“ für 48 Stunden in Betrieb genommen, in der Zeit starteten und landeten dort unter anderem Maschinen des Typs Transall, F4-Phantom, Tornado und Thunderbolt II[1].
Geschichte
Die ersten Autobahnlandebahnen kamen in den späten Jahren des Zweiten Weltkriegs auf, als viele reguläre Flugplätze und Flughäfen von Bombern zerstört worden waren. Im Kalten Krieg wurden Autobahn-Behelfsflugplätze in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR weiter unterhalten, bereitgestellt oder neue eingerichtet. Auch die Schweizer Armee nutzte solche Autobahnteilstücke. So wurden zuweilen die ursprünglich zivilen Autobahnplanungen abgeändert, um einen Behelfsflugplatz einrichten zu können. Seit dem Ende des Kalten Krieges werden die meisten Landeplätze nicht mehr gepflegt und verschwinden nach und nach.
Die Ramstein Air Base entstand aus einem Autobahnlandeplatz der deutschen Luftwaffe, der auf der Reichsautobahn Kaiserslautern–Saarbrücken in der Ortslage von Ramstein eingerichtet wurde. Dieser wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges von den vorrückenden amerikanischen Streitkräften erobert und über die Jahre zum wichtigsten europäischen Stützpunkt für den Lufttransport der US-Streitkräfte ausgebaut. Heute verläuft die Autobahn von Kaiserslautern nach Saarbrücken zwischen der Anschlussstelle Kaiserslautern-Einsiedlerhof und dem Kreuz Landstuhl in einem großzügigen südlichen Bogen um die Air Base. Weite Teile der alten Reichsautobahn-Trasse sind noch erhalten und werden als Zufahrt zur Airbase genutzt; der Verlauf der alten Strecke lässt sich in Luftbildern sehr gut nachvollziehen.
Autobahn-Behelfslandeplätze
Übersichtskarte Bundesautobahnen in Deutschland mit Behelfslandeplätzen
: zurückgebaut, ohne Beschriftung, nur mouse-roll-over
: in Funktion
Nicht aufgeführt (wegen fehlender Koordinaten) sind:
A 1 zwischen Delmenhorst-Süd und Wildeshausen-Nord
A 1 zwischen Sittensen und Heidenau
A 4 zwischen Ottendorf-Okrilla und Pulsnitz
A 9 zwischen Dessau-Süd und Zörbig
A 14 zwischen Döbeln-Nord und Leisnig
A 15 zwischen Forst und Bademeusel- A 1 zwischen Ladbergen und Lengerich (Länge: 2100 m) 52° 10′ N, 7° 46′ O52.1744444444447.7697222222222, im Oktober 2006 zurückgebaut
- A 1 zwischen Vechta und Lohne-Dinklage (Länge: 3000 m) 52° 43′ N, 8° 10′ O52.7119444444448.1727777777778 (zurückgebaut)
- A 1 zwischen Lohne-Dinklage und Holdorf 52° 38′ N, 8° 8′ O52.62758.1402777777778 (zurückgebaut)
- A 1 zwischen Greven und Münster Nord (Länge: 2100 m) 52° 4′ N, 7° 37′ O52.0630555555567.6238888888889
- A 1 zwischen Delmenhorst-Süd und Wildeshausen-Nord (zurückgebaut)
- A 1 zwischen Sittensen und Heidenau (zurückgebaut)
- A 4 zwischen Ottendorf-Okrilla und Pulsnitz (nach 1990 zurückgebaut)
- A 6 zwischen Kirchardt und Sinsheim-Steinsfurt (westl. Heilbronn) 49° 13′ N, 8° 58′ O49.2219444444448.9736111111111 (2011 zerstört im Zuge des 6spurigen Ausbaus)
- A 6 zwischen Kirchberg und Crailsheim (Länge: 2400 m) 49° 11′ N, 9° 59′ O49.1752777777789.98
- A 7 zwischen Tarp und Schleswig/Schuby (Länge: 2400 m) 54° 37′ N, 9° 26′ O54.6241666666679.4413888888889
- A 7 zwischen Schleswig/Jagel und Owschlag (Länge: 2000 m) 54° 26′ N, 9° 36′ O54.4377777777789.5922222222222
- A 9 zwischen Dessau-Süd und Zörbig (Länge: 5000 m) zurückgebaut (in den 1950er Jahren als Rennstrecke benutzt)
- A 10 zwischen Dreieck Havelland und Falkensee 52° 41′ N, 13° 0′ O52.67611111111113.006944444444
- A 12 zwischen Storkow und Friedersdorf 52° 19′ N, 13° 51′ O52.31166666666713.849444444444
- A 13 zwischen Ruhland und Ortrand 51° 26′ N, 13° 49′ O51.432513.824444444444 (zwischen 2000 und 2005 zurückgebaut)
- A 14 zwischen Döbeln-Nord und Leisnig bei Strocken (zurückgebaut)
- A 15 zwischen Forst und Bademeusel (Länge: 2300 m)
- A 19 zwischen Kessin und Kavelstorf (Länge: 3200 m) 54° 2′ N, 12° 12′ O54.03666666666712.198888888889 (2001 durch das Kreuz Rostock teilweise überbaut)
- A 24 zwischen Neuruppin und Herzsprung (Länge: 3000 m) (2009 zurückgebaut) 53° 0′ N, 12° 36′ O53.00083333333312.599166666667
- A 27 zwischen Nordholz und Neuenwalde (Länge: 2500 m) 53° 43′ N, 8° 40′ O53.7183333333338.6630555555556
- A 27 zwischen Uthlede und Hagen 53° 21′ N, 8° 36′ O53.3508333333338.5955555555556 (2005 zurückgebaut)
- A 29 zwischen Großenkneten und Ahlhorn (Länge: 2600 m) 52° 55′ N, 8° 10′ O52.9122222222228.1661111111111 (im Oktober/November 2006 zurückgebaut)
- A 43 zwischen Nottuln und Dülmen Nord (Länge: 2500 m) (zurückgebaut) 51° 53′ N, 7° 20′ O51.8758333333337.3372222222222
- A 44 zwischen Büren und Geseke (Länge: 3200 m) 51° 36′ N, 8° 33′ O51.5972222222228.5516666666667
- A 57 zwischen Alpen und Sonsbeck (Länge: 3500 m) 51° 35′ N, 6° 26′ O51.5756.4275
- A 61 zwischen Meckenheim und Bad Neuenahr-Ahrweiler (Länge: 1900 m) 50° 35′ N, 7° 3′ O50.5852777777787.0508333333333 (war für den Regierungsbunker vorgesehen)
- A 61 zwischen Bad Kreuznach und Gau-Bickelheim (Länge: 1800 m) 49° 53′ N, 7° 57′ O49.87757.9538888888889
- A 81 zwischen Osterburken und Möckmühl (nördl. Heilbronn, Länge: 3000 m) 49° 22′ N, 9° 26′ O49.3686111111119.4386111111111
- A 81 zwischen Oberndorf und Rottweil (Länge: 3000 m) 48° 15′ N, 8° 39′ O48.2538888888898.6430555555555
Österreich
In Österreich wurden Landungen mit Kampfflugzeugen und Flächenflugzeugen auf Autobahnen und Schnellstraßen im inneralpinen Bereich letztmals Ende 1986 geübt. Zahlreiche Landeplätze, die im alpinen Gelände leicht an der ungewöhnlich geraden Linienführung erkennbar sind, wurden mittlerweile überbaut. Im Lawinen-Winter 1999 landeten die Hubschrauber, die Eingeschlossene aus Galtür evakuierten, auf einem als Behelfsflugplatz vorgesehenen Autobahnteilstück bei Imst.
Schweiz
Zur Situation in der Schweiz siehe:
Polen
Östlich von Stettin gibt es das DOL Kliniska bei 53° 26′ N, 14° 48′ O53.42694444444414.805833333333.
Tschechien
Nördlich von Vyškov (49° 18′ N, 17° 2′ O49.29994187222217.026491165278) befindet sich eine etwa drei Kilometer lange Landebahn neben der E 462 mit breiten Einfahrten und Bodenmarkierungen. Etwa 500 Meter westlich der Schnellstraße R 46 stehen im Muzeum letecké a vojenské techniky (Museum für Flug- und Militärtechnik) ausgemusterte Kampfjets.
Bulgarien
Zwischen den Ortschaften Borovan und Bjala Slatina ist die Fernstraße Nr. 13 von 2 auf 5 Spuren verbreitert. Am Ende der 3km langen Landebahn befinden sich ca 10 Splitterboxen für Kampfflugzeuge. Die Anlage ist schon seit vielen Jahren ungenutzt und stark überwuchert.
Schweden
Auch in Schweden gibt es mehrere Straßenabschnitte die, verteilt über das ganze Land, als behelfsmäßige Flugplätze dienen können. In der Zeit des Kalten Krieges war dies als Sicherheitsmaßnahme gedacht, damit die schwedische Lufwaffe ausweichen könnte wenn die Hauptflugplätze angegriffen werden.
Einzelnachweise
Quellen
Weblinks
Commons: Highway strips – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Military Airfield Directory
- Autobahn-Flugplätze (NLP-Str) bei geschichtsspuren.de (vormals lostplaces.de)
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