Rheinpfeil (Tragflügelboot)

Rheinpfeil (Tragflügelboot)
Rheinpfeil
Tragflächenboot Rheinpfeil

Tragflächenboot Rheinpfeil

p1
Schiffsdaten
Schiffstyp Tragflügelboot
Klasse "Raketa"
Eigner privat (Verkerk Charter Partyships B.V.)
Indienststellung Mai 1972
Außerdienststellung 1997
Verbleib umgebaut zum Wohnschiff
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
26,96 m (Lüa)
Breite 5,00 m
Tiefgang max. 1,80 m
 
Besatzung 4
Maschine
Maschine 1x Dieselmotor
Maschinen-
leistung
1.010 PS (743 kW)
Geschwindigkeit max. 35 kn (65 km/h)
Propeller 1x Festpropeller
Transportkapazitäten
Zugelassene Passagierzahl 64

Rheinpfeil war ein russisches Tragflügelboot des Typs "Raketa" (dt. Rakete), das zwischen 1972 und 1997 im Dienst der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG stand. Sein Einsatzgebiet war zwischen Düsseldorf und Mainz.

Mit Geschwindigkeiten von 65 km/h galt Rheinpfeil als das schnellste Fahrgastschiff auf dem Rhein. Zwei kufenartige Tragflügel an Bug und Heck hoben das Fahrzeug mit zunehmender Geschwindigkeit von anfangs 180 cm Tiefgang im stillliegenden Zustand bis auf 110 cm Tiefgang während der Fahrt an. Der Rumpf an sich hatte damit keinen Kontakt mehr zum Wasser.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schon vor dem Rheinpfeil förderte die Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG ab 1934 Hanns von Schertel beim Bau von Personentragflügelbooten. Sein achtes Versuchsboot "Silbervogel" führte im April eine erfolgreiche Demonstrationsfahrt von Wiesbaden nach Köln und zurück durch. Durch den Zweiten Weltkrieg wurde das Projekt verworfen.[1]

1971 nahm die Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG das Tragflügelboot-Projekt wieder auf und bestellte bei der sowjetischen Import- / Exportgesellschaft Sudoimport ein Tragflügelboot des Typs "Raketa". Das Boot wurde in Jalta gebaut und traf 1972 in Köln ein, wo es seine Lackierung erhielt. Am 24. Mai 1972 nahm es unter dem Namen Rheinpfeil seinen fahrplanmäßigen Dienst auf. Die Strecke umfasste dreimal täglich Köln-Koblenz-Köln. 1973 wurde die Fahrstrecke rheinaufwärts bis Boppard ausgedehnt und 1975 von St. Goar bis Düsseldorf. 1976 wurde die Strecke bis Mainz in den Fahrplan aufgenommen. 1997 wurde der Rheinpfeil nach einem tödlichen Unfall mit einem Windsurfer bei Ingelheim und aufgrund von Materialermüdung außer Dienst gestellt und kurzzeitig durch ein anderes Tragflügelboot ersetzt.

Das Schiff wurde 1998 an die Reederei Verkerk Charter Partyships B.V. in Maarssen verkauft und wechselte anschließend mehrfach den Besitzer. Im Jahr 2006 begannen Privatpersonen mit dem Umbau des Rheinpfeil in ein Wohnschiff. 2008 wurde er in "Raketa 72" umbenannt und wieder zu Wasser gelassen.[2]

Einsatz im Liniendienst

Eine Beförderung mit dem Tragflügelboot Rheinpfeil bedurfte aufgrund der geringen Passagierkapazität der vorherigen Anmeldung. Außerdem war ein streckenabhängiger Zuschlag zu entrichten. Das Tragflügelboot war in den späten Dienstjahren auf folgender Strecke im Einsatz:

Täglich außer Montag
stromauf: stromab:
9:00 Köln 18:05
9:40 Bonn 17:30
9:55 Königswinter 17:20
10:10 Remagen 17:03
10:15 Linz 16:58
10:25 Bad Breisig 16:50
10:38 Andernach 16:38
11:00 Koblenz 16:15
11:30 Boppard 15:55
- St. Goarshausen 15:40
11:50 St. Goar -
12:08 Bacharach -
12:28 Bingen 15:05
12:33 Rüdesheim 15:00
13:00 Wiesbaden-Biebrich 14:33
13:15 Mainz 14:25

Als Quelle dienen zahlreiche Fahrpläne des Betreibers zwischen 1986 und 1997.

Technik

Der Typ "Raketa"

Der Tragflügelbootstyp "Raketa" wurde in den vierziger Jahren von dem russischen Konstrukteur Rostislav Evgenievich Alekseev entwickelt. Am 25. August 1957 absolvierte der erste Prototyp seine Jungfernfahrt von Gorki nach Kasan. Insgesamt wurden etwa 400 Tragflügelboote dieses Typs gebaut. Die meisten sind bereits außer Dienst.[3]

Antrieb

Rheinpfeil wurde von einem als wartungsintensiv geltenden V-12-Zylinder-Dieselmotor sowjetischer Bauart angetrieben, der nach hinten geneigt unterhalb des Steuerstandes eingebaut war. Er trieb über eine Welle den mittig angeordneten Festpropeller an. Die Steuerung des Bootes erfolgte über ein einzelnes Ruderblatt. Rheinpfeil litt unter zahlreichen Motorausfällen. Insgesamt wurden während des Dienstes bei der Köln-Düsseldorfer 10 bis 14 Motoren verschlissen. Die morgendliche Prozedur vor dem Anlassen dauerte drei Stunden. Letztendlich dürften hohe Kosten der Hauptgrund für die Außerdienststellung gewesen sein.

Tragflügelsystem

Da die Tragflügelboote des Typs "Raketa" für Binnengewässer ausgelegt waren, musste der Tiefgang so gering wie möglich gehalten werden. Daher verfügte Rheinpfeil über keine V- oder W-förmigen, sondern über flache, volltauchende Flügel. Diese wurden vorne durch Kufen unterstützt, die wie Wasserski funktionieren. Bei Wellengang spürte man in den ersten Sitzreihen heftige Schläge.

Innenausstattung

Innenraum des Rheinpfeil

Rheinpfeil verfügte über 64 Einzelsitze, wie sie in Flugzeugen eingesetzt werden. Aufgrund der knappen Platzverhältnisse wurden an Bord keine Speisen angeboten. Das Boot verfügte lediglich über eine kleine Servicebar an der Getränke, Snacks und Souvenirs erworben werden konnten. Im hinteren Teil des Bootes war eine offene Galerie mit einer Sitzgelegenheit am Heck. Das Oberdeck durfte während der Fahrt nicht betreten werden.

Besatzung

Während der Dienstzeit bei der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG bestand die Besatzung aus vier Personen:

  • Kapitän: Besetzt das Ruderhaus
  • Maschinist: Beaufsichtigt die Maschine
  • Bootsmann: Hilft bei An- und Ablegemanövern (festmachen)
  • Stewardess: Betreut die Passagiere

Einzelnachweise

  1. Hinsch, Werner & Sachsenberg, Klaus J.: Tragflügelboote des Schertel-Sachsenberg-Systems. Elbe-Spree-Verlag, Lauenburg 2007, ISBN: - . Zu beziehen über das Lauenburger Elbschiffahrtsmuseum
  2. Fischbach, Georg: Die Schiffe der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt Aktiengesellschaft 1826-2004. Eigenverlag, Marienhausen 2004. ISBN 3-00-016046-9. Zu beziehen über den Autor
  3. www.foils.org

Weblinks


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