Rockkonzert

Rockkonzert
Orchesterkonzert in Berlin, 1982

Das Wort Konzert (von lat. conserere: „zusammenfügen“ von musikalischen Stimmen, traditionell auch auf concertare „wetteifern“ zurückgeführt) kann verschiedene Bedeutungen haben. Meist bezeichnet es entweder eine Art der Veranstaltung oder eine musikalische Gattung.

Inhaltsverzeichnis

Musikalische Veranstaltung

Konzert der Rolling Stones im Stockholm Stadion, 1995

Konzert im Sinne der Musikveranstaltung nennt man den Vortrag von Musik vor einer eigens zu diesem Zweck versammelten Hörerschaft. Dies kann öffentlich oder privat sein. Der Begriff grenzt sich ab von Veranstaltungen, bei denen die Musik nicht die Hauptsache ist.

Geschichte

Das Konzert entstand mit Beginn des bürgerlichen Musiklebens im 18. Jahrhundert hauptsächlich in London und Paris (Concert spirituel), seit dem Ende des Jahrhunderts zunehmend in den übrigen europäischen Metropolen. War öffentliche Musikdarbietung ohne Tanz zuvor immer mit einem religiösen oder höfischen Begängnis, mit Liturgie, Zeremonie oder Bankett verbunden gewesen, wurde sie jetzt erstmals als selbstzweckhafte Kunstübung verstanden, in der sich Humanität und Gefühl repräsentativ und unterhaltend darstellen.

Das Konzert bot die Möglichkeit zu einem Ritual, das unabhängig von traditionellen religiösen und höfischen Zeremoniellen war, aber doch deren Glanz besaß. Zudem konnte das Publikum seine Bildung repräsentieren. Dabei spielte die „bürgerliche“ Aufwertung der Musiker eine Rolle, die bei Hof noch eine dienende Funktion hatten. Manche Konzertgesellschaften schrieben ihren Mitgliedern die Kenntnis von Musikinstrumenten vor. Die Zuhörer spielten also gelegentlich auch auf dem Podium, zusammen mit den eingeladenen Solisten.

Reine Instrumentalkonzerte und Konzerte, die durchgehend von denselben Interpreten ausgeführt wurden, waren bis ins 20. Jahrhundert selten. Die meisten Konzerte waren eine Art bunter Abend. Auch die Abgrenzung zur Tanzveranstaltung war nicht immer scharf, wie etwa beim Kurkonzert.

In Opposition zum bürgerlichen Konzert bildeten sich im 20. Jahrhundert andere Konzerttypen aus: Während das Jazzkonzert die Clubatmosphäre bevorzugt, die sich aus den älteren Music Halls entwickelt hat, gibt sich das Pop- oder Rock-Konzert, das sich seit dem Ende der 1960er Jahre von der Tanzveranstaltung löste, meist das Image einer zwanglosen Massenzusammenkunft, auch als Freiluftkonzert. Konzerte mit Dresscode sind aber auch in diesem Bereich üblich.

An spezielleren Veranstaltungstypen gibt es etwa das Gesprächskonzert mit Erklärungen oder Interviews oder das Wandelkonzert, das dem Publikum erlaubt, sich im Raum zu bewegen. Ein Event eines Sinfonieorchesters, der ein Massenpublikum erreicht, ist etwa das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.

Musikalische Gattung

Konzert ist außerdem ein Begriff, der musikalische Formen zusammenfasst, die das satztechnische Verständnis von Stimmen und Stimmgruppen in der westlichen Musikgeschichte geprägt haben. Es definiert im Hervortreten und im Zusammenspiel schriftlich fixierter Stimmen und Stimmgruppen ihre Gemeinsamkeiten und Abgrenzungen. Mit „Stimmen“ können Vokalstimmen oder Instrumentalstimmen gemeint sein. Ihr Verhältnis zueinander hat sich seit etwa 1600 stark gewandelt. Daher gibt es sehr unterschiedliche Formen, die als Konzert bezeichnet werden. Seit dem 18. Jahrhundert ist mit Konzert oft eine Gegenüberstellung von Solo und Tutti in der Instrumentalmusik gemeint, die Solokonzert genannt wird.

Ein Konzert besteht normalerweise aus mehreren Sätzen. Nach dem Ende des Barockzeitalters festigt sich die sogenannte Sonatensatzform für den Kopfsatz. Seit Antonio Vivaldi hat das Concerto (so wie Sinfonie und Sonate) im Allgemeinen drei Sätze (schnell, langsam, schnell), in der Romantik auch vier (oft mit zusätzlichem Scherzo). Daneben entsteht das einsätzige Konzertstück.

Geschichte

Adolph Menzel: Flötenkonzert mit Friedrich dem Großen als Solist

Die Bezeichnung Concerto oder Concert gibt es seit dem 16. Jahrhundert. Andrea Gabrieli oder Lodovico Grossi da Viadana verwenden sie für die Chormusik der Renaissance. Es ist also noch ganz allgemein das Zusammenklingen vokaler und instrumentaler Chöre gemeint. Im 17. Jahrhundert wird auch eine Kombination von ein bis vier Solostimmen und Generalbass Concerto genannt. Im Kirchenkonzert tritt die Orgel hinzu. Der Ausdruck Geistliches Konzert ist damals noch sehr weit gefasst und kann die unterschiedlichsten Besetzungen und Satzfolgen benennen.

Um die Mitte des 17. Jahrhunderts entsteht das Concerto grosso, bei dem eine Concertino genannte Instrumentalgruppe gegen ein größeres Orchester spielt. Aus artistischen Darbietungen für reisende Virtuosen, die in einer „Kammer“ der Adelshäuser vorgeführt wurden (Kammermusik), entwickelt sich das moderne Solokonzert, bei dem ein Soloinstrument von einem Orchester begleitet wird. Auf die Kammer folgte seit dem späteren 18. Jahrhundert der bürgerliche Konzertsaal, was diese Kunstform vergrößerte. Vor allem das Klavierkonzert und das Violinkonzert werden zu Darbietungsformen für berühmte Solisten. Für mehrere Solisten mit Orchester gibt es Doppelkonzerte oder Tripelkonzerte. Eine Mischform von Sinfonie und Konzert in der Zeit der Wiener Klassik ist die Sinfonia concertante.

Daneben gibt es modernere Formen des Konzerts, die von der virtuosen Solodarbietung Abstand nehmen und das Gemeinschaftliche des älteren Konzerts oder die Selbstständigkeit der Orchesterinstrumente betonen wie das Konzert für Orchester.

Literatur

  • Fritz Rau: 50 Jahre Backstage – Erinnerungen eines Konzertveranstalters. Palmyra, Heidelberg 2006, ISBN 978-3930378654. 
  • Wolfgang Marx: Klassifikation und Gattungsbegriff in der Musikwissenschaft, Heidelberg: Olms 2004. ISBN 3487127067
  • Walter Salmen: Das Konzert. Eine Kulturgeschichte. München: Beck 1988. ISBN 3-406-32918-7
  • Hanns-Werner Heister: Das Konzert. Theorie einer Kulturform, Wilhelmshaven: Heinrichshofen 1983. ISBN 3795902770

Weblinks


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