- Avro 594
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Avro 594 Avian Typ: Leichtflugzeug Entwurfsland: Vereinigtes Königreich Hersteller: Avro Erstflug: 1927 Stückzahl: > 150 Die Avro 594 Avian war ein zweisitziger Doppeldecker des britischen Flugzeugherstellers Avro.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Avian I
Nachdem die Avro 581 Avian als Einzelstück überaus erfolgreich war - nicht zuletzt durch den Alleinflug von Bert Hinkler von England nach Australien -, reifte bei Avro der Entschluss, auf Basis der 581 eine Maschine in Serie zu fertigen, da man sich einen kommerziellen Erfolg versprach. In der Entwurfsphase hatte das Flugzeug die Typenbezeichnung Avro 581B, als die ersten beiden Vorserienmaschinen im April 1927 fertig gestellt waren, teilte man ihnen jedoch die Typenbezeichnung Avro 594 Avian I zu.
Ausgestattet waren diese beiden Flugzeuge mit einem 63,4 kW (86,2 PS) leistenden A.D.C. Cirrus II-Motor. Ein Exemplar wurde an den Royal Aircraft Establishment Aero Club geliefert, die andere Maschine nahm zunächst am King´s Cup Race 1927 und beim Internationalen Flugzeugtreffen in Zürich teil, bevor sie an den Lancashire Aero Club verkauft wurde. Beide Maschinen nahmen später an verschiedensten Wettbewerben teil.
Avian II
Bereits im Mai 1927 erschien ein verbessertes Nachfolgemodell, die Avro 594 Avian II. Sechs Maschinen wurden gebaut, ebenfalls mit dem Cirrus II ausgerüstet. Die Maschinen unterschieden sich von der 594 Avian I durch die einklappbaren Tragflächen und das geänderte Fahrwerk, sie waren mit dem Hinkler-Patent ausgestattet, die dieser bei der Avro 581 erstmals eingebaut hatte.
Eine dieser Maschinen gewann mit den Höhenwettbewerb beim Copenhagen Flying Meeting im dänischen Kastrup mit erreichten 3.886 Metern in 90 Minuten am 4. September 1927. Beim Rückflug nach Hamble verflog sich der Pilot jedoch wegen Kompassausfalls und musste die Maschine wegen Treibstoffmangels in der Nähe der Isle of Wight notwassern.
Eine weitere Maschine dieser Reihe wurde an die irische Flugpionierin Sophie Elliott-Lynn (die frühere Leichtathletin Sophie Pierce) ausgeliefert, die mit dem Flugzeug im Juli 1927 eine bemerkenswerte Rundreise quer durch England startete, dabei in 21,5 Stunden insgesamt etwa 2.100 km zurücklegte und dabei 79 Landungen absolvierte. Danach flog Elliott-Lynn mit der 594 über 4.800 Kilometer quer durch Europa bis Breslau und zurück und nahm mit dem Flugzeug später an diversen Rennveranstaltungen teil.
Ein Einzelstück war die Avro 594 A Avian II; diese Maschine war mit einem speziell aufgebauten Avro-Alpha-Reihenmotor mit einer Leistung von 74,6 kW (101,4 PS) ausgestattet. Avro-Cheftestpilot Bert Hinkler nahm mit diesem Flugzeug beim King´s Cup Race am 20. Juli 1927 teil, ein gerissener Vergaser warf ihn jedoch aus dem Rennen. Daraufhin wurde diese Maschine mit neuen Tragflächen ausgestattet und als Avro 594C umgezeichnet. Mit diesem Exemplar flog Sophie Elliott-Lynn am 8. Oktober 1927 mit 5.852 Metern einen neuen Höhenrekord für leichte Flugzeuge mit Passagier. Dabei lief der Avro-Alpha zwei Stunden unter Volllast, und wahrscheinlich hätte die Maschine noch höher steigen können, wenn der Rekordversuch nicht wegen Nebels hätte abgebrochen werden müssen.
Eine weitere Variante erschien mit der Avro 594B Avian II mit einem 55,9 kW (76 PS) leistenden Armstrong-Siddeley Genet II-Reihenmotor; von diesem Typ wurden drei Stück aus Australien geordert. Eine dieser Maschinen wurde später mit einem 105 hp (78,3 kW/106,5 PS)-Genet Major I aus einer abgestürzten Avro 619 Five zu einer 594 Avian IV umgerüstet.
Avian III
Es folgten zwei Vorserienmaschinen der Version Avro 594 Avian III. Die erste dieser Maschinen wurde im September 1927 der laufenden Avian II-Produktion entnommen und für den britischen Flugpionier Captain William "Bill" N. Lancaster umgebaut. Neben kleinen Modifikationen wurden übergroße Tanks eingebaut. Mit dieser Sonderausstattung erhielt das Flugzeug die Typenbezeichnung Avro 600. Bekannt wurde die Maschine unter dem Namen "Red Rose" (engl.: Rote Rose); mit ihr flog Lancaster unter anderem nach Australien, wo er sie verkaufte. Nach mehrfachen weiteren Besitzerwechseln brannte diese Maschine im Jahre 1936 in Singleton (New South Wales) am Boden aus.
Nach den beiden Vorserienmaschinen fertigte Avro insgesamt 31 Serienmaschinen der Avian III. Davon erhielt eine Lady Heath, die frühere Sophie Elliott-Lynn (siehe oben) für einen Soloflug, den sie im März 1928 vom Cape of Croydon in Südafrika startete. Später verkaufte sie das Flugzeug an die US-amerikanische Flugpionierin Amelia Earhart.
Sechs Avian III wurden zu Wasserflugzeugen umgerüstet und an die Western Canadian Airways Ltd in Winnipeg verkauft. Eine weitere Maschine aus der laufenden Serie wurde ebenfalls versuchsweise zum Wasserflugzeug umgebaut und erhielt während dieser Zeit die Typbezeichnung Avro Avian 605.
Drei Maschinen wurden mit dem neuen A.D.C. Cirrus III, der 67,1 kW (91,25 PS) leistete, ausgestattet und nahmen als Avian IIIA erfolgreich am King´s Cup Race 1928 teil.
Von der Avro 594 Avian III wurden 58 Stück produziert, davon 16 Exemplare für den US-amerikanischen Markt, die von der Firma Air Associates Inc. in New York vertrieben wurden. Eine dieser amerikanischen Maschinen kaufte M.A. Northrop, der Gründer der Northrop-Flugzeugwerke, eine weitere Avian III wurde von der Ford Motor Company eingesetzt.
Eine Avian III wurde an die Luftwaffe Südafrikas geliefert; der Erfolg dieser Maschine war der Grundstein für zukünftige weitere gute Geschäfte mit Avro. Ein weiteres Exemplar lieferte Avro an Tansania.
Aufsehen erregte eine mit Metallschwimmern ausgerüstete Avian III, die mit US-amerikanischer Kennung unter dem Namen "Seattle Spirit" im September 1928 eine Strecke von 43.452 Kilometern im Rahmen einer Weltumrundung zurück legte, aber während dieser Reise bei einem Start in Bastia auf Korsika am 15. September 1928 überzogen wurde und abstürzte.
Vorsorglich legte man bei Avro die Typenbezeichnung 605 für die Schwimmerversion der Avian III fest, zu einer Serienproduktion dieser Maschinen kam es jedoch nicht.
Stattdessen kam Ende 1928 die Avro 594B-Reihe heraus, eine Version mit nach vorn verlegten Fahrwerken zur Verbesserung der Stabilität. Auch einige Maschinen der Reihen Avian II und Avian III wurden später auf dieses neue Fahrwerk umgerüstet.
Avian IV
Die letzte Entwicklung der Avro 594 Avian-Reihe war die Avian IV, eine verbesserte 594B. Zunächst wurde eine drei Flugzeuge umfassende Vorserie produziert. Davon erhielt eine mit Cirrus III ausgestattete Maschine der Motorenhersteller A.D.C., eine weitere mit dem 80 hp (59,7 kW/81,1 PS)-Genet II motorisierte Avian IV erhielt J.D. Siddeley, der eine wirtschaftliche Beteiligung an der Firma Avro signalisiert hatte. Die dritte Maschine (mit Cirrus III) kaufte ein britischer Cricket-Spieler.
Die Avian IV wurde zur erfolgreichsten Variante der Avian-Reihe. Es wurden insgesamt etwa 90 Maschinen dieser Version hergestellt, die meisten davon mit dem Cirrus III ausgestattet, einige mit dem 105 hp (78,3 kW/106,5 PS)-Cirrus Hermes Ia, dem 115 hp (85,8 kW/116,6 PS)-Cirrus Hermes IIs, ein Exemplar mit dem de Havilland Gipsy I.
Einige der Avian IV flogen bis in das Jahr 1941, teilweise nach privat initiierten Motorwechseln mit exotischen und nicht serienmäßigen Triebwerksvarianten.
Flugzeuge der Avian IV-Reihe wurden in diverse Länder geliefert, so nach Argentinien, Australien, Brasilien, China (14 Stück als Trainer für die chinesischen Marineflieger), Mexiko, Norwegen (ein Exemplar wurde bei einer norwegischen Polarexpedition verwendet), Südafrika und Spanien.
1929 wurde ein Avian IV-Rumpf als Grundlage für einen Cierva C.17-Autogiro (Avro 612), später als Avro 612 Hydrogiro, verwendet.
Technische Daten
Werte, die bei allen Avro 594-Versionen identisch waren
Kenngröße Daten Länge 7,39 m (Wasserflugzeuge: 7,62 m) Höhe 2,59 m (Wasserflugzeuge: 2,90 m) Flügelspannweite/Oberflügel 8,53 m Flügelfläche 22,77 m² Besatzung ein Pilot und ein Passagier Abweichende Daten der verschiedenen Versionen
Avro 594 Avian II Kenngröße Daten Leergewicht 411 kg Max. Fluggewicht vollgetankt 665 kg Antrieb ein A.D.C. Cirrus II-Motor mit 63,4 kW (86,2 PS) bzw.
ein Avro-Alpha-Reihenmotor mit 74,6 kW (101,4 PS) (Avro 594 A Avian II)
Höchstgeschwindigkeit 158 km/h Reisegeschwindigkeit 132 km/h Gipfelhöhe 4.572 m Avro 594 Avian III Kenngröße Daten Leergewicht 397 kg
"Red Rose" (Avro 600): ca. 422 kg
Standard-Wasserflugzeug: 460 kgMax. Fluggewicht vollgetankt 726 kg
"Red Rose" (Avro 600): ca. 783 kg
Standard-Wasserflugzeug: 726 kgAntrieb ein A.D.C. Cirrus II-Motor mit 63,4 kW (86,2 PS) Höchstgeschwindigkeit 156 km/h Reisegeschwindigkeit 129 km/h Steigleistung 198 m/min Gipfelhöhe 4.570 m Avro 594 Avian IIIA und IV Kenngröße Daten Leergewicht 478 kg Max. Fluggewicht vollgetankt 726 kg Antrieb diverse Antriebsvarianten - siehe Text Höchstgeschwindigkeit 164 km/h Reisegeschwindigkeit 140 km/h Steigleistung 229 m/min Gipfelhöhe 5.485 m Avro 594 Avian IIIA (Schwimmerversion)/Avro 605 Kenngröße Daten Leergewicht 411 kg Max. Fluggewicht vollgetankt 665 kg Antrieb ein A.D.C. Cirrus II-Motor mit 63,4 kW (86,2 PS) Höchstgeschwindigkeit 156 km/h Reisegeschwindigkeit 132 km/h Steigleistung 146 m/min Gipfelhöhe 3.960 m Avro 594 Avian im Museum
Eine Avian III mit der Kennung G-EBZM befindet sich heute in gut restauriertem, aber nicht flugfähigem Zustand im Museum of Science and Industry in Manchester, England.
Siehe auch
Liste der Flugzeugtypen des Herstellers AvroZivile Baureihen: Triplane | 510 | 514 | 534 Baby | 536 | 538 | 539 | 547 | 548 | 558 | 560 | 561 Andover | 562 Avis | 576 | 581 Avian | 594 Avian | 618 Ten | 619 Five | 624 Six | 642 | 652 Anson | 685 York | 688 Tudor | 691 Lancastrian | 748 | Curtiss-type | Type D | Type F | Duigan Biplane
Militärische Baureihen: 500 | 501 | 503 | 504 | 508 | 511 | 519 | 521 | 523 Pike | 528 Silver King | 529 | 530 | 531 Spider | 533 Manchester | 549 Aldershot | 552 | 555 Bison | 557 Ava | 566 | 571 | 584 Avocet | 604 Antelope | 621 Tutor | 626 | 652 Anson | 679 Manchester | 683 Lancaster | 685 York | 694 Lincoln | 696 Shackleton | 698 Vulcan | Type G
Versuchsreihen: 707
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