- Ernst von Lasaulx
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Peter Ernst von Lasaulx [ la'so: ] (* 16. März 1805 in Koblenz; † 9. Mai 1861 in München) war ein klassischer Philologe, Geschichtsphilosoph und Politiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ernst von Lasaulx wurde als Sohn des katholischen Koblenzer Architekten Johann Claudius von Lasaulx (27. März 1781 bis 14. Oktober 1848) geboren. Die Familie stand in engem Kontakt u. a. zu Guido und Joseph Görres und Clemens Brentano. In den Jahren 1824 bis 1830 studierte Lasaulx an der Universität Bonn klassische Philologie; zu seinen Lehrern gehörten unter anderem August Wilhelm Schlegel und Barthold Georg Niebuhr. 1824 wurde er Mitglied der Alten Bonner Burschenschaft.
1830 suchte Lasaulx in den Bibliotheken von St. Florian, Kremsmünster, Mölk und Kloster-Neuburg nach Schriften Meister Eckharts. Den Ertrag brachte er nicht selbst zur Publikation, übergab schließlich aber die Funde aus Melk, München, Wien und Koblenz an Franz Pfeiffer, der diese Vorarbeiten für seine Eckhart-Ausgabe verwendet.[1]
Nach längeren Reisen in Südeuropa und im Orient wurde Lasaulx 1835 erst außerordentlicher, 1837 dann Ordentlicher Professor an der Universität Würzburg. 1844 wurde Lasaulx Ordentlicher Professor für Philologie und Ästhetik an der Münchner Universität und Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1847 wurde ihm aufgrund seiner königskritischen Haltung in der Affäre um Lola Montez die Lehrerlaubnis entzogen.
Vom 18. Mai 1848 bis zum 7. Mai 1849 vertrat Lasaulx den 2. niederbayerischen Wahlkreis Abensberg in der Frankfurter Nationalversammlung. Dort vertrat er als Mitglied der Fraktion Café Milani konservative, auf die Stärkung von Monarchie und Kirche ausgerichtete Positionen.
1849 erhielt Lasaulx seine Lehrerlaubnis zurück. Im gleichen Jahr erhielt er ein Mandat in der Kammer der Abgeordneten im Bayerischen Landtag, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Von 1856 bis 1857 war er Rektor der Münchener Universität.
In religionsphilosophischen Schriften versucht Lasaulx, eine prinzipielle Einheit der ethischen Gesinnung bei antiken und christlichen Menschen nachzuweisen, etwa in Parallelen bei Sokrates und Jesus. Seine religionsphilosophischen Auffassungen führten zu Konflikten mit der katholischen Kirche.
Vier seiner Werke[2] wurden nach seinem Tod wegen angeblicher "gnostischer, pantheisierender Tendenzen" auf den Index Librorum Prohibitorum der katholischen Kirche gesetzt (z. B. weil Lasaulx damit ja den Offenbarungs-Charakter des Christentums in Frage stellt).
Lasaulx wurde bald nach seinem Tod kaum noch rezipiert, erst wieder im 20. Jahrhundert, vor allem durch das Werk Jacob Burckhardts. Hans-Joachim Schoeps fand in ihm einen „Vorläufer Spenglers“ (1953), und zwar weil er, wie Carl Friedrich Vollgraff (dem er ohnehin viel verdankt), dem allgemeinen Fortschrittsglauben der Aufklärung misstraute.[3]
Werke
- 1838 Kritische Bemerkungen über die Kölner Sache.
- 1841 Die Sühneopfer der Griechen und Römer und ihr Verhältnis zu dem Einen auf Golgatha.
- 1841 Über den Sinn der Ödipussage.
- 1843 Prometheus die Sage und ihr Sinn. Ein Beitrag zur Religionsphilosophie.
- 1846 Über das Studium der griechischen und römischen Alterthümer.
- 1847 Über die Bücher des Königs Numa. Ein Beitrag zur Religionsphilosophie.
- Zitat: … dass das christliche Rom auf den Trümmern des Heidenthums wie des Judenthums erbaut sei, das ist für die Philosophie der Geschichte eine unzweifelhafte Wahrheit.
- 1847 Über den Entwicklungsgang des Griechischen und Römischen und den gegenwärtigen Zustand des deutschen Lebens.
- 1850 Die Geologie der Griechen und Römer. Ein Beitrag zur Philosophie der Geschichte.
- 1853 Zur Geschichte und Philosophie der Ehe bei den Griechen.
- 1854 Der Untergang des Hellenismus und die Einziehung seiner Tempelgüter durch die christlichen Kaiser.
- Zitat: … dass schon Kaiser Tiberius auf den Bericht des Pilatus die Absicht gehabt habe, Christum unter die Zahl der Götter aufnehmen zu lassen ..
- 1856 Über die theologische Grundlage aller philosophischen Systeme.
- 1856 Neuer Versuch einer alten auf die Wahrheit der Thatsachen gegründeten Philosophie der Geschichte.
- 1858 Die prophetische Kraft der menschlichen Seele in Dichtern und Denkern.
- 1858 Des Sokrates Leben, Lehre und Tod nach den Zeugnissen der Alten dargestellt.
- Zitat: So steht unzweifelhaft das Beste der christlichen Lebenslehre dem Hellenismus ungleich näher als dem Judaismus.
- 1860 Zur Philosophie der römischen Geschichte.
- 1860 Philosophie der schönen Künste, Architektur, Sculptur, Malerei, Musik, Poesie, Prosa.
- 1925 Verschüttetes deutsches Schrifttum, ausgewählte Werke 1841–1860. Neu herausgegeben von H.E.Lauer, deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.
Literatur
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909
- Heinrich Best, Wilhelm Weege: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Droste-Verlag, Düsseldorf 1998, S. 215f., ISBN 3-7700-0919-3.
- Hyacinth Holland: Erinnerungen an Ernst von Lasaulx. 1861 Digitalisat
- Günter Maschke: Nachwort, in: Ders. (Hg.): Ernst von Lasaulx: Neuer Versuch einer alten, auf die Wahrheit der Tatsachen gegründeten Philosophie der Geschichte. Karolinger Verlag, Wien & Leipzig 2003, ISBN 3-85418-108-6.
- Carl von Prantl: Lasaulx, Ernst von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 728 f.
- Siegbert Peetz: Die Wiederkehr im Unterschied. Ernst von Lasaulx. Freiburg & München 1989, ISBN 3-495-47669-5 (rezensiert von H. Zedelmaier in: Historisches Jahrbuch 111 (1991), 276–278.)
- Martin Persch: Ernst von Lasaulx. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 1184–1185.
- Remigius Stölzle: Ernst von Lasaulx (1805–1861), ein Lebensbild. 1904 Digitalisat
Weblinks
- Literatur von und über Ernst von Lasaulx im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke als Faksimiles
- Eintrag in der Catholic Encyclopedia (englisch, Ausgabe 1913)
Einzelnachweise
- ↑ F. Pfeiffer, Deutsche Mystiker des 14. Jh., Bd. 2, Leipzig 1857, Vorrede, S. xiii bringt seinen "besonders lebhafte[n] dank[ ]" zum Ausdruck. Holland, l.c., 7f vermutet, dass eine mangelhafte Beherrschung des Mittelhochdeutschen zugrundelag.
- ↑ Namentlich: Des Socrates Leben, Lehre und Tod nach den Zeugnissen der Alten dargestellt (1861). Über die theologische Grundlage aller philosophischen Systeme, vorgetragen zum Antritte des Rectorates der Ludwig-Maximilians Universität am 29 November 1856 (1861). Die prophetische Kraft der menschlichen Seele in Dichtern und Denkern (1861). Neuer Versuch einer alten auf die Wahrheit der Thatsachen gegründeten Philosophie der Geschichte (1861).
- ↑ Hans-Joachim Schoeps: Vorläufer Spenglers, 1953, 2. Aufl. 1955
Inhaber der Lehrstühle für Klassische Philologie an der Universität MünchenErster Lehrstuhl (Griechische Philologie I): Friedrich Ast (1826–1841) | Ernst von Lasaulx (1844–1847) | Leonhard Spengel (1847–1874) | Conrad Bursian (1874–1983) | Rudolf Schöll (1885–1893) | Iwan von Müller (1893–1906) | Albert Rehm (1906–1936) | Richard Harder (1941–1945) | Friedrich Klingner (1947–1963) | Carl Becker (1963–1973) | Ernst Vogt (1975–1999) | Oliver Primavesi (seit 2000)
Zweiter Lehrstuhl (Griechische Philologie II): Friedrich Thiersch (1826–1859) | Karl von Prantl (1859–1864) | Wilhelm von Christ (1863–1903) | Otto Crusius (1903–1918) | Eduard Schwartz (1919–1929) | Rudolf Pfeiffer (1929–1937) | Franz Dirlmeier (1938–1945) | Rudolf Pfeiffer (1951–1957) | Kurt von Fritz (1958–1968) | Uvo Hölscher (1970–1982) | Hellmut Flashar (1982–1997) | Martin Hose (seit 1997)
Dritter Lehrstuhl (Lateinische Philologie): Karl Felix Halm (1856–1882) | Eduard Wölfflin (1880–1905) | Friedrich Karl Vollmer (1905–1923) | Johannes Stroux (1924–1935) | Rudolf Till (1938–1945) | Franz Egermann (1951/62–1970) | Werner Suerbaum (1970–2001) | Claudia Wiener (seit 2003)
Vierter Lehrstuhl (Klassische Philologie/Fachdidaktik): Carl Weyman (1905–1931) | Wilfried Stroh (1976–2005) | Markus Janka (seit 2007)
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