Albert Rehm

Albert Rehm
Albert Rehm während seines Rektorats (1930). Gemälde von Ernst Maria Físcher

Albert Rehm (* 15. August 1871 in Augsburg; † 31. Juli 1949 in München) war ein deutscher Klassischer Philologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rehm studierte nach dem Schulbesuch in seiner Heimatstadt Augsburg auf dem Maximilianeum in München und an der Universität Augsburg. Als seine ihn am meisten prägenden Lehrer bezeichnete er Heinrich Brunn in München und von Wilamowitz-Moellendorff. [1] Rehm wurde 1896 mit der Dissertation Mythographische Untersuchungen über griechische Sternsagen an der Universität München promoviert. Von 1897 bis 1898 reiste er als Stipendiat nach Italien, Griechenland und Kleinasien, wo er zum ersten Mal mit archäologischen Ausgrabungen in Berührung kam. Während der folgenden Jahre unterrichtete er an Gymnasien zu Regensburg, Ansbach und München Latein und Griechisch. 1903 begleitete er Rudolf Herzog zur Ausgrabung des Asklepieion von Kos und brachte anschließend mit Hermann Diels die in Milet gefundenen Parapegmenfragmente heraus. 1905 und 1906 begleitete er Theodor Wiegand auf seine Grabungen bei Milet und Didyma im Auftrag der Königlichen Museen zu Berlin. 1906 erhielt Rehm auch einen Ruf der Münchner Universität auf den Lehrstuhl für klassische Philologie und Pädagogik (als Nachfolger Iwan von Müllers), den er annahm. 1913 war er Mitbegründer der Vereinigung der Freunde des humanistischen Gymnasiums. [2]1914 wurde er in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Seine letzte große Forschungsreise unternahm er 1924 im Auftrag der Preußischen Akademie der Wissenschaften, als er zur Materialsammlung für das Corpus Inscriptionum Graecarum die ägäischen Inseln besuchte.

Im akademischen Jahr 1930/1931 war Rehm Rektor der Universität München. In einer Rektoratsrede mit dem Titel Neuhumanismus einst und jetzt setzte er sich mit den Zeitfragen der Altertumswissenschaften und ihrer Didaktik auseinander. Während der rechtsradikalen Studentenunruhen seines Rektoratsjahres konnte Rehm durch seine ruhige Haltung die Lehrfreiheit der Universität bewahren. Nach Anbruch der nationalsozialistischen Diktatur distanzierte sich Rehm von der Führungsideologie und wählte die Innere Emigration. 1937, kurz nach seiner Emeritierung, trat er aus politisch-ideologischen Gründen von der Redaktion der Zeitschrift Philologus zurück, deren Mitherausgeber er seit 1917 gewesen war. [3] Während des Zweiten Weltkriegs und in den ersten Nachkriegsjahren bemühte sich Rehm um den Erhalt des Lehrbetriebs und der Forschungsprojekte in München; besonders die Rettung des Thesaurus Linguae Latinae ist ihm zu verdanken. Er war an der Gründung der internationalen Thesaurus-Kommission am 7. April.1949 beteiligt. [4] Rehm war von Mai 1945 bis Februar 1946 kommissarischer erster Rektor der Münchener Universität nach dem Krieg.[5][6]Von 1946 bis zu seinem Tod unterrichtete er als Universitätslehrer. Rehm wurde 1947 korrespondierendes und noch 1949 ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.[7]

Albert Rehms Söhne waren der Philologe Bernhard Rehm (1909–1942) und der Agrarwissenschaftler Sigmund Rehm (1911–2001).

Leistungen

Albert Rehm hat sowohl in der Pädagogik als auch in der Fachwissenschaft zahlreiche Verdienste erworben. Besonders für die Realienkunde lieferte er wichtige Beiträge: Den Band Exakte Wissenschaften bei der Einführung in die klassische Philologie von Alfred Gercke und Eduard Norden sowie zahlreiche Aufsätze und Artikel für die Realenzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaften. Auch in der Epigrafik und Archäologie verfasste er wertvolle Schriften.

In der Pädagogik war Rehm um Reformen am Bildungssystem bemüht, um der Bildungs- und sozial-politischen Krise der Zwischenkriegszeit zu begegnen. Er setzte sich (nicht nur in der oben genannten Rektoratsrede) mit dem Konzept des Humanismus auseinander und trat für eine Erneuerung des überkommenen Humanismuskonzepts aus dem 19. Jahrhundert ein. Zum Erreichen dieses Ziels gründete er mit Gleichgesinnten 1913 die Münchener Vereinigung der Freunde des humanistischen Gymnasiums, um deren Neugründung nach der Zeit des Nationalsozialismus er sich bemühte und die er 1948 auch erreichte.

In der akademischen Lehre bevorzugte Rehm die Schriften von Platon und Thukydides und beschäftigte sich in diesem Zusammenhang mit der griechischen Literaturgeschichte. Seine in einem Aufsatz 1924 dargestellte Chronologie der Staatsreden des Demosthenes wurde lange Zeit nicht überholt.

Im Jahre 1905 postulierte Rehm als Erster die These, dass es sich beim Antikythera-Mechanismus um eine astronomische Rechenmaschine handelt.

Literatur

  • Franz Brunhölzl: Theodor Hopfner (1886–1945), Viktor Stegemann (1902–1948), Albert Rehm (1871–1949). In: Eikasmós 4, 1993, S. 203–216.
  • Heinz Haffter: Albert Rehm †. In: Gnomon 22, 1950, S. 315–318.
  • Hildebrecht Hommel: Albert Rehm zum Gedächtnis. In: Gymnasium 59, 1952, S. 193–195
  • -Richard Schumak (Hrsg.): Neubeginn nach dem Dritten Reich. Die Wiederaufnahme wissenschaftlichen Arbeitens an der Ludwig-Maximilians-Universität und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Tagebuchaufzeichnungen des Altphilologen Albert Rehm 1945 bis 1946. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2009, ISBN 978-3-8300-4469-7
  • Philogus: Albert Rehm zum Gedächtnis In: Philologus, 98 (1954/1955) p.1-4.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Philologus: Albert Rehm zum Gedächtnis In: Philologus, 98 (1954/1955) p.1
  2. Philologus: Albert Rehm zum Gedächtnis In: Philologus, 98 (1954/1955) p.2
  3. Philologus: Albert Rehm zum Gedächtnis In: Philologus, 98 (1954/1955) p.3
  4. Philologus: Albert Rehm zum Gedächtnis In: Philologus, 98 (1954/1955) p.3
  5. Philologus: Albert Rehm zum Gedächtnis In: Philologus, 98 (1954/1955) p.2
  6. Ludwig-Maximilians-Universität München, Präsidenten/Rektoren.
  7. Philologus: Albert Rehm zum Gedächtnis In: Philologus, 98 (1954/1955) p.3

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