Samak Sundaravej

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Samak Sundaravej

Samak Sundaravej, auch Samak Sunthornvej (thailändisch: สมัคร สุนทรเวช, Aussprache: [sàmàk sǔntʰáráwêːt]; * 13. Juni 1935 in Bangkok; † 24. November 2009 ebenda) war ein thailändischer Politiker und Chef der im August 2007 neu gegründeten Phak Palang Prachachon (PPP). Am 28. Januar 2008 wurde er zum Ministerpräsidenten seines Landes gewählt und am nächsten Tag ernannt. Nach wochenlangen Protesten gegen Samaks Regierung wurde er am 9. September 2008 vom Verfassungsgericht wegen einer verfassungswidrigen Nebentätigkeit abgesetzt.

Leben

Samak galt als reaktionärer Politikveteran, der bereits in den 1970er Jahren Hoffnungsträger der ultrarechten Monarchisten war. Mitte der 1970er Jahre war Thailand gespalten zwischen linken und rechten Aktivisten, während Indochina unter kommunistische Herrschaft geriet. Am 6. Oktober 1976 gingen Soldaten und bewaffnete „Hilfstruppen“ gegen demonstrierende Studenten der Thammasat-Universität vor und massakrierten vermutlich hunderte von ihnen. Kurz danach wurde Samak Innenminister einer vom Militär eingesetzten Regierung und verschärfte in dieser Position den Kampf gegen die Studenten und linke Aktivisten, die er massenweise verhaften ließ.

Nach dem Militärputsch von General Kriangsak Chomanan im September 1977 sowie in den relativ ruhigen Folgejahren verschwand Samak als Führer seiner rechtspopulistischen Pratchakon-Thai-Partei weitgehend aus den Schlagzeilen. Als nach einem weiteren Militärcoup 1992 unter General Suchinda Kraprayoon dieser eine Regierung bildete, war Samak Sundaravej wieder zurück auf der politischen Bühne als Vizepremierminister. Großdemonstrationen und ein Machtwort des Königs Bhumibol Adulyadej (Rama IX.) zwangen Suchinda jedoch zum Rücktritt und ermöglichten die Rückkehr zur Demokratie. Ende der 1990er Jahre diente Samak als Minister in der Regierung des damaligen Premierministers Banharn Silapa-archa , unter anderem zusammen mit Thaksin Shinawatra.

Im Juli 2000 wurde Samak zum Gouverneur von Bangkok gewählt und versprach, die Korruption zu bekämpfen. Nach vier Jahren räumte er aber ein, dass er ihr Ausmaß unterschätzt habe und dass man machtlos dagegen sei. Zur Wiederwahl trat er nicht mehr an. Nach dem Ende seiner Amtszeit als Gouverneur wurde er Talkmaster im Fernsehen, bevor er im Jahr 2007 den Vorsitz der neu gegründeten PPP übernahm. Seine Partei ist de facto die Nachfolgerin der nach dem Militärputsch verbotenen Partei („Thai Rak Thai“ – Thais lieben Thais) des ehemaligen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra, der sich nach einer Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe ins Ausland abgesetzt hat. Eines der wichtigsten Ziele der PPP ist es immer noch, Thaksins Rückkehr aus dem Exil zu ermöglichen.

Bei den Parlamentswahlen in Thailand vom 23. Dezember 2007 gewann die PPP die Mehrheit der Stimmen. Nach einem vorläufigen Endergebnis entfielen 228 der 480 Sitze im Bangkoker Parlament auf Samaks Partei. Damit verfehlte sie die absolute Mehrheit. Samak kündigte jedoch an, eine Koalitionsregierung bilden zu wollen. Er selbst beanspruchte das Amt des Premierministers für sich.[1] Am 28. Januar 2008 wurde er vom thailändischen Parlament zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. An seiner Regierung waren neben der PPP fünf weitere, kleinere Parteien beteiligt.[2]

Ende August 2008 kam es zu Massenprotesten gegen Samak, bei denen der Regierungssitz (Government House) tagelang besetzt wurde. Außerdem wurden kurzzeitig mehrere Flughäfen und Bahnlinien blockiert und ein Fernsehsender besetzt.[3] Anfang September 2008 kam es bei den Massenprotesten auch zu Toten und Verletzten, woraufhin der Ausnahmezustand in Bangkok ausgerufen wurde.[4] Einen Rücktritt lehnte Samak zu diesem Zeitpunkt ab.[5]

Am 9. September 2008 entschied das Verfassungsgericht, dass Samak mit einer Nebentätigkeit als Koch in einer Fernsehshow gegen die Verfassung verstoßen habe. Unmittelbar nach der Verkündung des Urteils wurde Samak für abgesetzt erklärt.[6] Pläne der PPP, Samak nach der Amtsenthebung als Ministerpräsidenten wiedereinzusetzen, scheiterten an dem Widerstand der Koalitionspartner, die am 12. September die Parlamentssitzung boykottierten. Die PPP erklärte daraufhin, auf eine weitere Kandidatur Samaks zu verzichten.[7]

Am 24. November 2009 um etwa 9 Uhr 30 verstarb Samak nach einem drei Tage langen Koma im Bumrungrad Hospital in Bangkok, in dem er schon monatelang wegen einer Krebserkrankung behandelt worden war. In einem ersten kurzen Nachruf[8] beschrieb ihn The Nation als eine der schillerndsten und umstrittensten Figuren in der thailändischen Politik.

Einzelnachweise

  1. „Debakel für die Generäle“ Der Spiegel, 24. Dezember 2007
  2. http://www.nzz.ch/nachrichten/international/thailand_parlament_ministerpraesident_1.661053.html
  3. Tagesschau: Flughafen auf Phuket blockiert – Züge stehen still (nicht mehr online verfügbar) vom 30. August 2008 (aufgerufen am 13. September 2008).
  4. Tagesschau: Der Machtkampf in Thailand eskaliert (nicht mehr online verfügbar) vom 2. September 2008 (aufgerufen am 13. September 2008).
  5. Tagesschau: „Niemand kann mich zum Rücktritt zwingen“ (nicht mehr online verfügbar) vom 4. September 2008 (aufgerufen am 13. September 2008).
  6. Neue Zürcher Zeitung: Regierungschef als illegaler Fernsehkoch vom 9. September 2008 (aufgerufen am 13. September 2008).
  7. Focus: Samak Sundaravej gibt auf vom 12. September 2008 (aufgerufen am 13. September 2008).
  8. Former PM Samak dies of cancer Tuesday Tageszeitung The Nation vom 24. November 2009 (auf Englisch)

Weblinks

Wappen Thailands Anmerkung zu thailändischen Familiennamen: Dieser Artikel spricht die Person mit ihrem Vornamen an; für weiterführende Informationen siehe Thailändische Familiennamen.

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