BIAG Zukunft

BIAG Zukunft
Der Kirschenhof

BIAG Zukunft war die „Braunkohle-Industrie-Aktien-Gesellschaft-Zukunft“ im Osten des Aachener Steinkohlenreviers mit Sitz in Eschweiler.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1819 wird Braunkohle auf dem Rittergut des Freiherrn von Goltstein in Lucherberg bei Inden zwischen Jülich und Eschweiler gefunden, und 1826 nimmt die „Goltstein-Grube“ den Betrieb mit einer Jahresproduktion von 100.000 bis 150.000 Klütten auf. Sie wird 1869 stillgelegt. Die Goltsteinkuppe und „Goltsteinstraße“ zwischen Lucherberg und Lamersdorf erinnern noch heute an sie. Auf die Goltsteinkuppe wurde 2009 der Indemann, Symbol des Indelandes, errichtet.

Von 1839 bis 1841 werden beim Bau der Eisenbahnlinie Köln – Düren – Aachen eine Reihe von Braunkohlelagern angeschnitten, und 1860 beginnt der Abbau von Braunkohle in Niederbardenberg (heute Stadtteil von Herzogenrath). Die Grube erhält später den Namen „Maria Theresia“ und wird von der BIAG Zukunft übernommen.

Bis 1898 werden mehrere Konzessionen beantragt und Kohle im Untertagebau mit einer Förderung bis 2500 t pro Jahr gewonnen. 1897 beginnt die „Gewerkschaft Lucherberg“ erneut mit dem Abbau und mit der Brikettproduktion und gewinnt bis 1909 75.000 t Briketts. 1907 wird der erste Schrämmbagger – der sogenannte „Eiserne Bergmann“ – in der Ville westlich von Köln eingesetzt.

Gründung der BIAG Zukunft

Tagebau Zukunft 1912

Am 7. Februar 1913 erfolgt die Gründung der Braunkohle-Industrie AG (BIAG) Zukunft als Zusammenschluss verschiedener Gewerkschaften. Das Anlagevermögen beträgt 7,5 Millionen Reichsmark, und ihr Ziel ist der Bau eines Elektrizitätswerkes. 1915 erfolgt die Verlegung der BIAG Zukunft von Köln nach Eschweiler in das Gebäude des früheren Kirschenhofes Ecke Dürener-/Parkstraße. 1957 zieht die Hauptverwaltung der BIAG Zukunft innerhalb von Eschweiler vom Gebäude Kirschenhof in den wenige 100 Meter entfernten Neubau in der Peter-Paul-Straße ein. Seit 2000, nach dem Auszug der BIAG Zukunft, wurde das Gebäude zum sog. „City-Haus“ mit der Nebenstelle des Amtsgerichts Eschweiler sowie mehreren Dienstleistungsunternehmen und Anwaltspraxen.

Die Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG erwirbt 1922 die Mehrheitsbeteiligung an der BIAG Zukunft, welche im Westen des Rheinlands ein eigenes Kraftwerk besitzt. 1935 wird das 20 Hektar große Tagebaufeld „Zukunft-West“ zwischen Kinzweiler und Weisweiler erschlossen, wobei ausgedehnte landwirtschaftliche Nutzflächen beansprucht werden. Eine Änderung des „Allgemeinen Deutschen Berggesetzes“ ermöglicht 1937 die Umsiedlung ganzer Dörfer wie Erberich, Langendorf, Langweiler, Laurenzberg, Lohn, Lürken, Pattern und Pützlohn. Im Zweiten Weltkrieg steht 1944 die Kohle aufgrund der Kämpfe um Aachen, Eschweiler und Weisweiler in Brand, und das Kraftwerk muss stillgelegt werden. 1948 wird der „Verein Rheinische Braunkohlenwerke e. V.“, zu dem sich 14 Unternehmen zusammenschließen, gegründet, und am 25. April 1950 tritt das Gesetz über die Gesamtplanung im Rheinischen Braunkohlenrevier (Braunkohlengesetz BrKG) und die Gründung des Braunkohlenausschusses (BKA) als Planungsausschuss für das Braunkohlerevier in Kraft. Die Rekultivierung wird gesetzlich geregelt. 1950 weist die BIAG Zukunft 5 Mio. t Jahresförderung und 1 Mio. t Brikettierkapazität auf. Lagerstättenverhältnisse erzwingen in diesem Jahr ein Umdenken, die Entscheidung für wenige Großtagebaue in Form von Tieftagebauen fällt und ein neues Abbaukonzept bis 2000 entsteht. Diese Entscheidung hat größeren Flächenbedarf zur Folge und bedeutet die Umsiedlungen weiterer Dörfer sowie die anschließende Rekultivierung der Tagebauflächen.

1955 kommt der erste 100.000er Bagger im Tagebau „Fortuna“ zum Einsatz; ferner wird das Kraftwerk Weisweiler gebaut, ein Braunkohlekraftwerk mit sechs Blöcken und einer Grundlast von 2093 Megawatt Nettostromerzeugung. 1956 beginnt dann die landwirtschaftliche Rekultivierung im ehemaligen Tagebau „Zukunft-West“.

Gründung der Rheinbraun

Tagebau Inden 2003

1959 und 1960 kommt es zur Gründung der „Rheinischen Braunkohlenwerke AG“: fünfzehn verschiedene Braunkohlebergbauunternehmen fusionieren oder werden von größeren Unternehmen aufgekauft. Die Fusion der vier großen Braunkohleuntenehmen ist der Höhepunkt dieser Entwicklung. 1960 werden die „Rheinische Aktiengesellschaft für Braunkohlebergbau und Brikettfabrikation“ in Köln (RAG), die „Braunkohlen- und Brikettwerke Roddergrube AG“ in Brühl, die BIAG Zukunft in Eschweiler und die „Braunkohlenwerke Neurath AG“ in Düsseldorf zur „Rheinischen Braunkohlenwerke AG“ (Rheinbraun) mit Sitz in Köln vereinigt.

Am 10. Mai 1962 wird im Zusammenhang mit dem Tagebau „Zukunft-West“ die Umsiedlungsfläche für Lohn/Pützlohn festgelegt. Außerdem folgt das Flurbereinigungsverfahren für Hehlrath. Am 6. Juli 1966 werden die Umsiedlungsflächen für Langweiler festgelegt, 1974 das Flurbereinigungsverfahren für Kinzweiler, 1982 für Warden/Niedermerz und 1984 für Fronhoven/Lohn (Neu-Lohn). Siehe auch: Blausteinsee. 1969 endet der Abbau im Tagebau „Maria Theresia“.

Ab Oktober 1963 wird zum Leiter der zusammengefaßten Werksbereiche Zukunft/Inden Direktor Köhler (Frechen) ernannt und gleichzeitig zum Stellvertreter des Gruppendirektors der Gruppe West bestellt. Vom gleiche Zeitpunkt an übernimmt die Leitung des Tagebaus Frechen Direktor Thiede (Inden). Mit Sonderaufgaben bei der Gruppenverwaltung Süd wird ab Oktober 1963 Direktor Dr. Freckmann (Zukunft) beauftragt.

Am 1. Juli 1966 wurde die Gruppe Nord und Mitte zu einer Gruppe mit der Bezeichnung „Gruppe Nord-Mitte“ vereinigt. Die Leitung des Bereichs Bohrbetrieb und Wasserwirtschaft (BOWA) übernahm Betriebsdirektor Dr. Freckmann.

Am 12. November 1979 stellt die Rheinbraun den Antrag auf Verbindlichkeitserklärung für den Tagebau Inden nordöstlich von Eschweiler, und vom 28. desselben Monats datiert das Landesplanungsgesetz mit integrierter Braunkohlenplanung. Vom 13. April bis 25. Mai 1982 erfolgt die öffentliche Auslage des Braunkohlenplanentwurfes „Zukunft-West“, vom 26. April bis 26. Juni 1982 die öffentliche Auslage des Braunkohlenplanentwurfes „Inden I“. Beide Pläne werden am 24. Juni 1983 beschlossen, am 23. Januar 1989 ebenso der Braunkohlenplan Inden II.

Franz Gessen

Franz Gessen (* 26. März 1891 Eschweiler-Hehlrath, † 11. November 1969 ebenda) war langjähriger Arbeitsdirektor der BIAG „Zukunft“. In Anerkennung der Werkshilfe bei dem Bau von Betriebswohnungen wurde 1957 in Weisweiler die „Franz-Gessen-Straße“ nach ihm benannt.

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