Schlacht um Okinawa

Schlacht um Okinawa
Schlacht um Okinawa
Teil von: Zweiter Weltkrieg, Pazifikkrieg
Karte der Insel Okinawa
Karte der Insel Okinawa
Datum 1. April 194530. Juni 1945
Ort Okinawa
Ausgang Besetzung der Insel
durch die Alliierten
Konfliktparteien
Vereinigte Staaten 48Vereinigte Staaten Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich
USA und Großbritannien
JapanJapan (Kriegsflagge)
Japanisches Kaiserreich
Befehlshaber
Simon Bolivar Buckner, Jr.

Joseph Stilwell, US Army
Roy Geiger, USMC

Generalleutnant
Mitsuru Ushijima
Truppenstärke
ca. 183.000 (Anfang)
bis 600.000 (Ende) Soldaten
ca. 119.000 Mann[1]
  • Kaiserlich Japanische Streitkräfte
  • lokale Hilfskräfte
Verluste
USA:
12.520 Tote
39.000 Verwundete[2]
UK:
62 Tote
82 Verwundete[3]
74.250–107.500 Tote
  • 66.000 Tote auf Okinawa
  • 3650 tote Marinesoldaten
  • 4600 tote Luftwaffensoldaten

7400 Gefangene[4]

122.000 getötete Zivilisten[5]

Die Schlacht um Okinawa oder Operation Iceberg vom 1. April 1945 bis zum 30. Juni 1945 im Zweiten Weltkrieg war der letzte japanische Versuch, den Vormarsch der Streitkräfte der Vereinigten Staaten in Richtung Mutterland zu stoppen und mit koordinierten Selbstmordattacken der US-Pazifikflotte einen entscheidenden Schlag zu versetzen. Den Auftakt zu dieser Schlacht bildeten die Luftangriffe auf Kyūshū am 18. März.

Die Kämpfe auf der Insel dauerten bis zum 30. Juni an und endeten mit der Eroberung der Insel durch die amerikanischen Truppen. Im Verlauf der Schlacht starben mehr als zwei Drittel der japanischen Verteidiger, auch unter der Zivilbevölkerung und auf amerikanischer Seite waren hohe Verluste zu beklagen. Es war dennoch das erste und einzige Mal, dass sich japanische Soldaten zu Tausenden ergaben.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Karte Japans, Ryūkyū-Inseln markiert

Okinawa, die größte Insel in der Ryūkyū-Gruppe, 250 Seemeilen von Japan entfernt, etwa 100 km lang und 10 bis 25 km breit, bildete für die Amerikaner das letzte Hindernis auf dem Wege nach Japan. Ihre Strategie sah die Invasion des Mutterlandes für November 1945 unter dem Decknamen Operation Downfall vor.

Nach dem Verlust von Iwojima war Okinawa für die Japaner die letzte Bastion im Pazifik. Generalleutnant Mitsuru Ushijima und die unter seinem Kommando stehende 32. japanische Armee erhielt den Befehl, die Insel bis zur letzten Patrone zu verteidigen.

119.000 japanische Soldaten standen im Frühjahr 1945 auf Okinawa, als sie im Zuge des Inselspringens der Amerikaner Ziel eines amphibischen Großangriffs wurden. Zusammen mit rund 450.000 Zivilisten erlebten sie vom 23. März an verheerende Luftangriffe und schweren Artilleriebeschuss von See her.

Die Invasion

Der amerikanische Angriffsplan
V.l.n.r.: Admiral Spruance, Admiral Nimitz und Lieutenant General Buckner

Am 1. April 1945 begann die 10. US-Armee unter Lieutenant General Buckner mit dem III. Amphibischen Korps unter Major General Roy Geiger und dem XXIV. Armeekorps unter Lieutenant General John R. Hodge, insgesamt 183.000 Mann, den Sturm auf die Insel. Die amerikanische Invasionsstreitmacht bestand zusätzlich aus 20 Schlachtschiffen, 19 Flugzeugträgern mit 1160 Flugzeugen und 13 Schweren Kreuzern. Insgesamt machte die maritime Streitmacht 1500 Schiffe aus.[6]

Nach einer leichten Landung und einem schnellen Vorstoß teilte Buckner seine Kräfte in zwei Keile, die nach Norden und Süden einschwenkten. Schon wenige Tage nach dem Invasionsbeginn waren große Teile der Insel besetzt. Die Japaner stellten sich erst in den Abwehrschwerpunkten zum Kampf: im Norden auf der Halbinsel Motobu, im Süden im Bereich der Hauptstadt Naha und in der mittelalterlichen Festung Shuri. Shuri wurde dabei zum blutigsten Abschnitt für die Amerikaner im Kampf um die Insel. Das Gelände (Dschungel und Gebirge), starke Regenfälle und die oftmals mit Todesverachtung kämpfenden japanischen Truppen führten bei den Amerikanern während der Operation zu schweren Verlusten. Erst im Juni galt der Erfolg der Invasion als gesichert, doch der Guerillakrieg in den Bergen zog sich noch bis Juli hin.

Landung

In der Nacht vom 31. März zum 1. April bereitete die US Navy die Invasion mit einem stundenlang andauernden Bombardement ihrer schweren und schwersten Schiffsgeschütze vor. Unterstützt wurde sie von ständigen Wellen von Trägerflugzeugen, die ihre Bomben abwarfen.

In der Morgendämmerung landeten die Amerikaner (die ersten Wellen bestanden hauptsächlich aus Marines) im südlichen Viertel der Insel nahe der Ortschaft Ishikawa, nicht weit entfernt von dem wichtigen Flugplatz Yontan.

Amerikanische Landungstruppen

Überraschend für die Landungstruppen kam, dass sie nicht wie bisher bei jeder Insellandung mit starkem Abwehrfeuer konfrontiert wurden, auch bei ersten Erkundungstrupps ins Landesinnere waren keine japanischen Truppen zu sehen, abgesehen von vereinzelten Gruppen und ein paar der gefürchteten Baumschützen (Scharfschützen, die getarnt in Baumkronen postiert waren und dort tagelang ausharrten). Schon am ersten Tag fiel der Flugplatz Yontan, der nur von Einheimischen verteidigt wurde, die sich rasch ergaben.

Die 1., 4. und 6. US-Marinedivisionen begaben sich nordwärts, wobei die 4. und 6. auf das Abwehrzentrum Motobu angesetzt wurden, während die 1. Marinedivision den Nordteil der Insel besetzen sollte. Die Sicherung des Mittelteils übernahmen fortan Teile der 22. US-Infanteriedivision, wobei gleichzeitig mit dem Abrücken der Marinedivisionen die 77. US-Infanteriedivision ihre Landung auf Iejima, der kleinen nordwestlich vor der Küste Motobus liegenden Insel in Angriff nahm.

Japanische Gegenoffensive

Operation Ten-Go

Hauptartikel: Operation Ten-Go

Am 6. April wurden die Japaner über der See aktiv. Mit 355 Maschinen griffen Kamikazeflieger den Vorpostenring der alliierten Flotte an, versenkten 3 Zerstörer, beschädigten 12 schwer und vernichteten 2 Munitionsschiffe und 10 kleinere Fahrzeuge, doch die beabsichtigte Vernichtung der Träger gelang wegen zu starker Abwehr nicht. Ein japanischer Flottenverband im Anmarsch auf Okinawa wurde von einem U-Boot gesichtet, und tags darauf versenkten amerikanische Trägermaschinen das Schlachtschiff Yamato, den leichten Kreuzer Yahagi sowie 4 Zerstörer. Der Verband drehte daraufhin wieder ab.

Sho Go

Im Abstand von 30 Sekunden schlugen zwei Kamikazemaschinen in die USS Bunker Hill ein

Um den 10. April wurde für die Japaner das Stichwort „Sho Go“ (Siegesoperation) ausgegeben, das General Yoshijiro Umezu aus dem kaiserlichen Hauptquartier auslöste und damit den Defensivplan für Okinawa in Gang setzte; Verteidigung aus der Tiefe, Halten befestigter Punkte (im Norden Motobu, im Süden Naha und Shuri), Vernichtung der alliierten Flotte durch Kamikazeflieger. Am 12. und 13. April griffen 185 Flugzeuge die Flotte an, trafen jedoch nur kleine Einheiten. Weitere Angriffe von Opferfliegern am 15./16. und von kleinen Gruppen bis 22. Juni brachten nur geringe Erfolge. Nur Mitschers Flaggschiff, der Flugzeugträger USS Bunker Hill und der Träger USS Enterprise wurden beschädigt und ein paar kleine Einheiten versenkt. In drei Monaten Kampf um Okinawa wurden insgesamt 1.900 Kamikaze geopfert, jedoch nur 26 Schiffe (das größte ein Zerstörer) versenkt.

Nordabschnitt

Am 8. April traten die 6. und 29. US-Division im Zentrum der Halbinsel Motobu zum Angriff gegen die befestigten Gebirgsstellungen der Japaner an, während die 4. Division an der Basis abriegelte und die 22. Division zusammen mit der 1. weiter nordwärts stieß, um das letzte Drittel der Insel zu besetzen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Invasionstruppen bereits Ziele erreicht, für die im Plan drei Wochen vorgesehen waren.

Als Mitte April Teile der 29. US-Infanteriedivision den Ort Bise im Südwesten Motobus genommen hatten, gingen das 1. und 2. Bataillon der 4. US-Division auf Suga am Westufer vor und Teile der 22. US-Division stießen südwärts auf Arwa. Den Endstoß gegen die Zentrale der Gebirgsfestung führte die 6. US-Marinedivision. Zu diesem Zeitpunkt waren die amerikanischen Streitkräfte über die Besatzung der Festung informiert: rund 1.200 Elitesoldaten unter Oberst Udo, gegliedert in die 44. gemischte Brigade, 2 Infanteriebataillone und Arbeitsgruppen. Diese Informationen stammten von Gefangenen unter 300 Japanern, die sich ergeben hatten, ein bis dahin noch nicht vorgekommenes Ereignis, denn bisher hatte jeder Soldat bis zum Tod gekämpft und sich keiner ergeben. Selbst als Mitte April Motobu schrittweise erobert wurde, erlitten die Amerikaner große Verluste, als Teile der Fortifikationen von der verbleibenden Besatzung in die Luft gesprengt wurden. Nach der Eroberung der Motobu-Festung begannen Tage und Nächte des Kleinkriegs in den Bergen. Die Geländesäuberung zog sich bis Ende April hin und kostete noch etliche US-Marines und Japaner das Leben.

Südabschnitt

Etwa 4km östlich der Küstenstadt Naha befindet sich Shuri mitsamt seiner Festung auf einem Hügel. Etwa 1,5km nordwestlich davon befindet sich das Dorf Wana.

Während im nördlichen Bereich der Vormarsch trotz Regen und Schlamm relativ gut vorankam, stagnierte er im Süden, und die Kämpfe im Vorfeld von Naha und Shuri entwickelten sich zusehends zum gnadenlosen Grabenkrieg.

Am 30. April, genau vier Wochen nach Invasionsbeginn, wurden die 1. und 6. US-Marinedivisionen im Nordabschnitt der Insel durch Infanteriekräfte abgelöst. Die Truppenverbände wurden aufgefrischt, verstärkt, umgruppiert und zum XXIV. Armeekorps nach Süden detachiert, das noch immer an den Gebirgsriegeln vor Naha und Shuri in verlustreiche Stellungskämpfe verwickelt war. Im Südabschnitt hielt die Phase 1 des Angriffsplans ohne sichtbare Erfolge noch immer an: kein Vorankommen, tiefes Verteidigungssystem, fanatischer Widerstand, starke japanische Artilleriekonzentration, Verluste für die Amerikaner.

Zerstörung eines japanischen Höhlenverstecks
Japanische Befestigung mit einem britischen 12-cm-Geschütz

Bis 11. April konnten die Amerikaner nur geringe Geländegewinne erzielen. Ein zerklüfteter, befestigter und von den Japanern zäh verteidigter Gebirgszug, der auch keinen Panzereinsatz erlaubte, sperrte die Südspitze von Okinawa im Westen von Naha bis Shuri im Osten. Die Angriffskräfte der 7. US-Infanteriedivision (links), der 96. (Mitte) und der 27. (rechts) lagen bis Ende des Monats in der Front und bluteten aus, weshalb der Kommandierende General Buckner umgruppierte, um endlich den entscheidenden Durchbruch zu erreichen.

Der amerikanische Angriffsplan sah folgendes vor: „Am 7. Mai schwenkt das XXIV. Korps ein, der von ihm bisher gedeckte gesamte Westsektor wird vom III. Amphibischen Korps übernommen, wobei die 6. Marinedivision den Abschnitt der 1. übernimmt. Die 1. Division verstärkt die 27.; die 77. wird von le Shima abgezogen und der 96. zugeteilt. Angriffszeit: 10. Mai, 9:00 Uhr. Ab 7:00 Uhr erfolgt der Feuerschlag der Trägermaschinen, der Heeres- und Schiffsartillerie.“

Eine der Schlüsselpositionen der Festung Shuri war das hart umkämpfte Dorf Wana Ridge. Seit dem 4. Mai unterstützte japanische Artillerie die Verteidiger, es gab Angriffe der japanischen Luftwaffe auf amerikanisch besetzte Flugplätze, dazu kamen Anlandungen von See her, die die japanischen Truppen von Shuri verstärkten.

Auch hier erlaubte das Gelände keinen Panzereinsatz, und auch die Flugzeuge konnten keinen großen Schaden anrichten, womit die Hauptlast wieder bei der Infanterie lag. Geschichten berichten, dass altgediente amerikanische Soldaten diese Kämpfe mit der Schlacht um Verdun verglichen, wobei aber eher auf die Meuse-Argonne-Offensive (unter General Pershing) in der Nähe der Stadt Verdun Bezug genommen wurde, da die blutigsten Schlachten bereits 1916 zwischen Franzosen und Deutschen stattfanden, die USA aber erst 1917 in den Krieg eintraten.

Die Amerikaner hatten Wana Ridge zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens achtmal erobert, mussten es aber jedes mal wieder räumen. Erst der Angriff ab 7. Mai sollte das Dorf endgültig in Besitz der US-Truppen bringen, womit der Weg frei war zu einem Angriff von allen Seiten gegen den Hauptteil von Shuri.

Der Fall von Shuri

Die USS Missouri feuert eine Salve

Bevor es zum Sturm auf das Innere von Shuri kam, mussten die Amerikaner zuerst einen Weg durch die starken Außenmauern finden. Zu diesem Zweck feuerte das Schlachtschiff USS Missouri mit seinen 40,6-cm-Geschützen tagelang auf die Festung, ohne jedoch sichtbare Erfolge zu erzielen. Daraufhin wurde die USS Mississippi, die mit spezieller panzerbrechender Munition ausgerüstet war, auf die Festung angesetzt. Die Marines wetteten damals, bei welchem Schuss die Festungsmauer zerbersten würde, und im Allgemeinen rechnete niemand mit mehr als 100 Schüssen. Doch die Mauer hielt sehr viel mehr aus als die Amerikaner gedacht hatten, erst nach etwa 10 Stunden und rund 1.500 Granatvolltreffern zerbrach die Festung, doch noch immer standen einzelne Teile und die meisten Kasematten, wohin die Verteidiger sich zurückgezogen hatten.

Entlang des großen Festungsareals mit seinen Erdaufschüttungen, Vorwerken, Wehrtürmen und Wassergräben entbrannte ein heftiger Kampf mit Vorteilen für die Verteidiger. Bereits zu Anfang mussten die Stoßtrupps der Amerikaner empfindliche Verluste hinnehmen, manche Trupps blieben im Abwehrfeuer liegen.

Die Hoffnung der Amerikaner, in der Festung nur noch Trümmer und Tote, äußerstenfalls einen demoralisierten und kampfmüden Gegner anzutreffen, zerschlug sich schnell. Die Japaner bewiesen erneut ihre hohe Kampfmoral und Zähigkeit, als sie sich aus den Trümmern befreiten und erbitterten Widerstand leisteten.

Es gab aber auch Zersetzungserscheinungen auf japanischer Seite, Überläufer, die den Sinn des Todes für eine längst verlorene Sache nicht zu erkennen vermochten und sich gefangen gaben. Das war bei den Inselkämpfen bisher noch nicht vorgekommen. Doch die Überläufer starben oft durch Kugeln aus den eigenen Reihen, wenn ihre Absicht erkennbar wurde, und nur relativ wenigen Japanern gelang es, zum Gegner durchzukommen.

US-Marines vor der Wana Brücke kurz vor Shuri

Selbst nach dem erfolgten endgültigen Einbruch in die Festung blieb der Kampf hart. Denn in Erwartung der Invasion hatten die Japaner zusätzliche Maßnahmen im Festungsbereich durchgeführt: Bunkerbau, Feuerstellungen, Grabensysteme. Die zum Teil zerstörten und verschütteten Anlagen wurden von den überlebenden japanischen Soldaten wieder funktionsfähig und einsatzbereit gemacht. Noch tagelang wütete ein gnadenloser Nahkampf um diese Trümmerbastionen, bei dem buchstäblich um jeden Fußbreit Boden gerungen wurde.

Beim letzten Ansturm der Amerikaner auf die Überreste der Festung, um die verbliebenen japanischen Truppen zu vernichten, kam ihnen der Zufall zu Hilfe: Sie hatten einen Abwehrplan der Festung in die Hände bekommen, auf dem viele der geheimen Gänge und Verstecke eingezeichnet waren. Trotzdem blieb der Kampf äußerst hart, denn die Japaner verschanzten sich in vielen Löchern und unterirdischen Verstecken. Trotz des vollen amerikanischen Artillerieeinsatzes kämpften sie verbissen, und viele sprengten sich lieber selbst in die Luft als sich zu ergeben.

Eine ganze Woche lang dauerte dieser mörderische Kleinkrieg im Festungsbereich, den die Amerikaner schrittweise vortrugen.

Endphase der Schlacht

Eines der sogenannten „Korkenzieher“-Teams rennt vor der Explosion in einer Höhle davon

Am 1. Juni 1945 fiel Naha, die Hauptstadt, nachdem wochenlange Kämpfe um die Gebirgszüge, Schluchten, Flüsse und Kanäle den japanischen Befestigungsgürtel aufgesprengt hatten. Die amerikanischen Säuberungen des Geländes und die zum Teil noch heftigen Guerillakämpfe zogen sich bis zum Juli hin. Am 25. Juni wurden die Reserven der beiden US-amerikanischen Korps auf die Sicherungslinie Naha-Yonabaru in Marsch gesetzt. Versprengte Japaner wurden durch Radioaufrufe zur Einstellung der Kämpfe angehalten; die Aktion verlief wider Erwarten erfolgreich. Beim III. Korps gaben sich bis zum 30. Juni 4.029 Japaner gefangen, beim XXIV. Korps 7.401; bis Mitte Juni waren es insgesamt nur 322 gewesen. Die Schlacht um Okinawa ging Ende des Monats in Plänkeleien mit Versprengten über, der größte Teil des Inselterritoriums war in der Hand der Amerikaner.

Doch die Kämpfe in den zerklüfteten Gebirgen dauerten noch Wochen. Noch als die Abwehrzentren auf Motobu, in Shuri und Naha längst zerstört waren, kämpften versprengte japanische Truppenteile fanatisch weiter. Sie verschanzten sich in unwegsamen Regionen und gaben nicht einmal auf, als sie keine Waffen mehr besaßen. Mit Knüppeln und bloßen Fäusten gingen sie die Amerikaner an und stürzten sich teils lieber massenweise von den Klippen ins Meer und in die Gebirgsschluchten, als dass sie sich gefangen gegeben hätten: Der Opfergang einer Elitetruppe, die nur auf Befehl und Gehorsam gedrillt war. Viele Amerikaner, die den mörderischen Kampf im Schlamm und Regen überstanden hatten, fielen in den schweren Wochen der Säuberungsaktion.

Die Folgen der Schlacht

Das Hissen der amerikanischen Flagge markiert das Ende des organisierten japanischen Widerstands am 22. Juni 1945

Mit Okinawa verloren die Japaner die letzte wichtige Bastion vor dem Mutterland. Der Preis für diesen amerikanischen Sieg war hoch. Die Amerikaner beklagten 7.374 Tote, 239 Vermisste und 31.807 Verwundete bei den Landungstruppen sowie 4.907 Tote und 5.000 Verwundete bei der Marine. Zusammen also 12.520 Tote und 37.000 Verwundete. Die Materialeinbußen beliefen sich auf 34–36 gesunkene Schiffe, 368 beschädigte Schiffe und 763 verlorene Flugzeuge.

Die britische Trägergruppe (TF 57) verlor 98 Flugzeuge bei 4 beschädigten Schiffen, 62 Toten und 82 Verwundeten.

Die Japaner verloren mindestens 66.000 Soldaten auf Okinawa, 3650 Marinesoldaten auf See und 4600 Kamikaze. 7.830 Flugzeuge gingen verloren, davon 4155 im Kampf. Insgesamt ein Verlust an Mensch und Material, der schwer zu verkraften war. Die Oberkommandierenden der Schlacht um Okinawa fanden in der Endphase dieses Krieges den Tod: General Buckner (USA) fiel durch Artillerietreffer am 18. Juni; General Ushijima (Japan) starb durch Seppuku. Nach der japanischen Kapitulation ergaben sich viele Überlebende japanische Soldaten den amerikanischen Streitkräften. 10.000 japanische Armeeangehörige und 8.000 Angehörige der Marine und der Boeitai, der okinawischen Nationalgarde überlebten die Schlacht. Weiterhin verlor Japan 16 Kriegsschiffe während der Kämpfe um Okinawa.[2][7]

Mit Okinawa stand nun eine Basis in unmittelbarer Nähe zum Japanischen Festland (ca. 550km) mit Ankermöglichkeiten und zwei Flugplätzen zur Verfügung. Damit rückte die für November 1945 geplante Invasion des japanischen Mutterlandes (Operation Downfall) in den Bereich des Möglichen.

Möglicherweise auch angesichts des erbitterten japanischen Widerstands auf Okinawa, befürchteten das Oberkommando der US Army und Präsident Truman jedoch bis zu 300.000 tote US-Soldaten bei einem Angriff auf die japanischen Kerninseln. Schließlich entschied man sich gegen eine Invasion. Stattdessen wurde Japan durch die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August zur Kapitulation gezwungen.

Aufgrund der hohen Verluste – man spricht von der größten Seeschlacht aller Zeiten – wurde Okinawa als „die Insel des Todes“ bezeichnet (wobei Okinawa stellvertretend für die Schlacht steht).

Siehe auch

Filme

Literatur

  • Roy E. Appleman: War in the Pacific: Okinawa – The Last Battle (United States Army in World War II), Konecky & Konecky Military Books, 1993, ISBN 1-56852-000-X
  • Simon Bolivar Buckner: Seven Stars: The Okinawa Battle Diaries of Simon Bolivar Buckner, Jr., and Joseph Stilwell, Texas A&M University Press, 2004, ISBN 1-58544-294-1
  • Bob Green: Okinawa Odyssey: The Battle for Okinawa by U.S. Forces of the Tenth Army in the Pacific Theatre Campaign of World War II, Bright Sky Press, 2004, ISBN 1-931721-39-4
  • Gordon Rottman: Okinawa 1945 (Campaign), Osprey, 2002, ISBN 1-85532-607-8
  • Eugene B. Sledge: With the old Breed – At Peleliu and Okinawa, Ballantine Books, New York, 2007, ISBN 978-0-89141-919-8 (with a new introduction by Victor Davis Hanson). Dieses Buch wurde von Ken Burns für die TV-Serie „THE WAR“ auf PBS benutzt.

Weblinks

 Commons: Schlacht um Okinawa – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Stärke der 32. Armee unter Generalleutnant Mitsuru Ushijima betrug 86.000 Soldaten. Hinzu kamen 25.000 kurzfristig eingezogene lokale Inselbewohner, die als militärische Hilfskräfte eingestuft wurden. Die Stärke der Marineeinheiten wird mit über 8.000 angegeben, in: Chūshichi Tsuzuki: The pursuit of power in modern Japan, 1825-1995. S. 312
  2. a b Robert Cowley, Geoffrey Parker: The Reader’s Companion to Military History. S. 341
  3. Gordon L. Rottman: Okinawa 1945: The Last Battle. S. 84
  4. Die Schätzungen zu den Toten unterliegen Schwankungen bedingt durch die Ungewissheit über die genaue Zahl der japanischen Kombattanten, der Dauer der Kämpfe und die Art der Kämpfe auf Okinawa. Gordon L. Rottman: Okinawa 1945: The Last Battle, S. 85 gibt 74.250 tote Japaner an (66.000 Tote bei den Kämpfen auf Okinawa, 3650 tote Marinesoldaten auf See und 4600 tote Kamikaze). 18.000 japanische Kombattanten haben die Schlacht überlebt und begaben sich nach der Kapitulation in amerikanische Gefangenschaft, 7.400 Japaner wurden während der Kampagne gefangen genommen.
  5. Nachkriegsstudien geben diese Zahl an. Kurz nach Ende der Schlacht wurde die Zahl der durch Japaner oder Amerikaner ungekommenen Zivilbevölkerung noch von 42.000 bis 50.000 eingeschätzt. In: Gordon L. Rottman: Okinawa 1945: The Last Battle. S. 85
  6. Chūshichi Tsuzuki: The pursuit of power in modern Japan, 1825–1995. S. 312
  7. Gordon L. Rottman: Okinawa 1945: The Last Battle. S. 85

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