Schloss Wackerbarths Ruh

Schloss Wackerbarths Ruh

Schloss Wackerbarth oder auch Wackerbarths Ruh’ ist ein von Weinbergen umgebenes Barockschloss im Stadtteil Niederlößnitz von Radebeul an der Straße nach Meißen, das als Sitz des Sächsischen Staatsweingutes dient. Das Weingut gehört zur Großlage Lößnitz und liegt in der Einzellage Radebeuler Johannisberg.

Schloss Wackerbarth

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Blick vom Jacobstein: Schloss Wackerbarth mit Belvedere (re. mitte), Nebenanlagen und Park
Wackerbarths Ruh, Gartenplan von Knöffel

Der Generalfeldmarschall und Reichsgraf Christoph August von Wackerbarth erwarb 1727 die auf Naundorfer Gebiet liegenden Bischofsberge sowie einige unterhalb dieser Weinbergsflächen gelegene Grünflächen. Auf diesen ließ sich der Kabinettsminister Augusts des Starken als Alterssitz zwischen 1727 bis 1730 von dem Landesbaumeister Johann Christoph Knöffel das Schloss Wackerbarths Ruh’ nebst achteckigem Belvedere von Matthäus Daniel Pöppelmann und Französischem Garten erbauen. Seit dieser Zeit unterstand das Anwesen direkt dem Dresdner Amt, bis es 1839 in die neugebildete Gemeinde Niederlößnitz integriert wurde.

Nach dessen Tod 1734 erbte das Anwesen sein Stiefsohn, der Kabinettsminister Joseph Anton Gabaleon von Wackerbarth-Salmour. Dieser bestimmte testamentarisch, dass mit seinem Tod das Schloss Wackerbarth zugunsten Dresdner Witwen und Waisen zu versteigern sei. Eigentümer wurde in der Folgezeit der Dresdner Bankier und Freiherr Christian Friedrich von Gregory, dem auch das Haus Sorgenfrei gehörte. [1]

Seit 1760 gehörte der Jacobstein mit dem Weinberg Fliegenwedel zusammen zum Ensemble von Schloss Wackerbarth, mit dem er heute als denkmalpflegerische Sachgesamtheit unter Denkmalschutz steht.

1808 erwarb der Großneffe des Erbauers, der Historiker und Kunstsammler Raugraf August Josef Ludwig von Wackerbarth das Anwesen, das er 1816 durch Konkurs wieder verlor.

1816 wurde Wackerbarths Ruh’ Knabenerziehungsanstalt unter Leitung von Carl Lang und seinem Schwiegersohn Carl Vogel, Vater der Schriftstellerin Elise Polko und des Afrikaforschers Eduard Vogel. Ab 1819 bis 1823 unterrichtete der in die Lößnitz verzogene Pädagoge Johann Peter Hundeiker an Langs Knabenschule.[2]

Nach Langs Tod 1822 kaufte August Josef Ludwig von Wackerbarth das Anwesen 1824 erneut. Er musste es, nachdem das Anwesen um 1840 seine größte Ausdehnung erreicht hatte, 1846 wieder versteigern lassen. Ab 1835 wurde das Schloss von Friedrich Gustav Bräunlich (1800–1875) als Heilanstalt für Geisteskranke genutzt, 1845 wurde diese nach Neucoswig verlegt.[3] Das Hauptgebäude wurde 1853 teilweise umgestaltet.

Der sächsische und preußische Staatsmann Albert von Carlowitz lebte zuletzt auf Schloss Wackerbarth, wo er 1874 starb. Der Freiherr Adolph v. Tümpling ließ 1875 das Schlossgebäude durch den Leipziger Baumeister Friedrich Louis Winkler im Stil italienischer Renaissance umgestalten.

Ebenfalls zu den Eigentümern des Anwesens gehörte der Historiker und Hofrat Johann Georg Theodor Grässe, der drei Jahre nach Beginn seines Ruhestands dort 1885 verstarb.

1916/1923 gab es einen weiteren Umbau des Schlosses durch Georg Heinsius von Mayenburg, der für den Fabrikanten Alfred Tiedemann das Gebäude nach den Plänen Knöffels rebarockisierte. Als Tiedemann 1926 seine Hypotheken dafür nicht mehr bedienen konnte, kam der Besitz in Zwangsverwaltung und wurde 1928 über die Sächsische Staatsbank in Staatsbesitz zwangsversteigert.

Weingut

Park von Schloss Wackerbarth mit Belvedere vor dem Hintergrund der Weinberge, im Hintergrund der Jacobstein
Blick vom Jacobstein: Produktionshalle (li.) und Schloss Wackerbarth (re.), Haus Fliegenwedel (li. unten), Straßenbrücke Niederwartha (li. oben), Druckmaschinenwerk Koenig & Bauer (re. oben)

Das Weingut geht auf das 1928 in Radebeul gegründete Staats-Weingut sowie das 1952 entstandene VEG Weinbau Radebeul zurück. Bis 1957 wurden hier nur Weine gekeltert, 1958 begann auch die Herstellung von Sekt, seit 1978/1979 auch für die Sektkellerei Bussard.

Schloss Wackerbarth ist insbesondere bekannt für seine besonders mineralischen Rieslinge und Weißburgunder sowie den Traminer. Sekte werden nach der klassischen Flaschengärung hergestellt.

Nachdem durch den Freistaat Sachsen in den 1990er Jahren schon intensiv über eine Veräußerung des Weingutes verhandelt, dies aber mangels attraktiver Kaufangebote nicht realisiert wurde, wurde 2002 die historische Bausubstanz schrittweise aufwendig rekonstruiert und das Schloss zum „Erlebnisweingut“ ausgebaut.

Das städtebauliche Konzept sah vor, die historische Schlossanlage vom Ort der Produktion zu trennen, das Weingut insgesamt jedoch als Einheit erkennbar und begehbar zu belassen. Die früher eingezogene öffentliche Straße wurde wieder geöffnet; ihr ist ein unter dem Dach der modernen Produktionshalle angeordneter großzügiger Eingangsbereich zugeordnet. Der Neubauriegel selbst weicht bewusst aus der Symmetrie der Barockanlage; Konstruktion und verwendete Materialien zeigen Zeitgeist und Leichtigkeit.

Die Sanierung der Schlossanlage folgte einem Umbau aus den Jahren nach 1920. Im Belvedere wurden Wandmalereien der Semper-Zeit rekonstruiert. Die Rekonstruktion der Terrassenanlagen und des zur Straße gelegenen Barockgartens mit den wiederbelebten Fontänen erfolgten - wie die Ausführung aller baulichen und städtebaulichen Details überhaupt - mit einem hohen Qualitätsanspruch.

Das Schloss wird heute vermarktet als „das erste Erlebnisweingut Europas, das sich der 800-jährigen sächsischen Weinbautradition genauso verschrieben hat wie dem zeitgemäßen Genuss mit allen Sinnen“. Unter diesem Motto gibt es multimediale Führungen mit Verkostungen und zahlreiche Veranstaltungsreihen.

Die Deutsche Weinkönigin 2007/2008, Evelyn Schmidt, arbeitete bis Ende 2008 auf Schloss Wackerbarth, wo sie für die Planung und Koordinierung von Gästeführungen und Weinproben zuständig war.

Baukultur

Seit 1760 [1] gehört der Jacobstein zum Schloss Wackerbarth sowie dem Belvedere, mit denen er heute als denkmalpflegerische Sachgesamtheit (Ensembleschutz) unter Denkmalschutz[4] steht. Darüber hinaus gilt die gesamte Frei- und Grünfläche einschließlich der zugehörigen Weinberge Wackerbarth und Fliegenwedel als Werk der Garten- und Landschaftsgestaltung.

Schloss Wackerbarth einschließlich des bewusst aus der Symmetrie der Barockanlage abweichenden Neubaus der Produktionshalle erhielt im Jahr 2004 den Radebeuler Bauherrenpreis in der Kategorie Gewerbliche / Öffentliche Bauwerke.

Den 2007 von der Sächsischen Akademie der Künste und der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt erstmals verliehenen Gottfried-Semper-Architekturpreis für nachhaltiges Bauen erhielt am 19. Oktober 2007 im Schloss Wackerbarth der Architekt Erich Schneider-Wessling.

Literatur

  • Große Kreisstadt Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz, 2005, ISBN 3-938460-05-9
  • Hans Beschorner: Herrensitze der Lößnitz, in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, 1924
  • verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul (Hrsg.): Beiträge zur Stadtkultur der Stadt Radebeul (1997-2007)
  • Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Stadt Radebeul. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen, SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd. 1, Mitteldeutschland. 1914.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul (Hrsg.): Beiträge zur Stadtkultur der Stadt Radebeul (1997 ff.)
    - insbesondere der Beitrag Winzerhäuser in Radebeul, von Georg Wulff et al., ebd., 2003.
  2. Jochen Zschaler: War Jean Paul in der Lößnitz? Teil 2. In: Vorschau und Rückblick. Monatsheft für Radebeul und Umgebung. 14. Jahrgang, Heft 3, S. 2–4. Radebeuler Monatshefte e.V. (Hrsg.), Radebeul 2003.
  3. Frank Andert: Das erste Sanatorium der Lößnitz?. in: Vorschau und Rückblick, Oktober 2008. Radebeuler Monatshefte e.V., Radebeul 2008.
  4. Denkmalliste Radebeul

51.11432222222213.6182583333337Koordinaten: 51° 6′ 52″ N, 13° 37′ 6″ O


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