Johann Peter Hundeiker

Johann Peter Hundeiker
Johann Peter Hundeiker, gemalt von Karl Vogel von Vogelstein, 1834

Johann Peter Hundeiker (auch Hundeicker; * 29. November 1751 in Groß Lafferde; † 2. Februar 1836 „zu [Neu-]Friedstein bei Dresden“[1] (heute Radebeul-Niederlößnitz)) war ein deutscher Pädagoge und herzoglich braunschweigischer Schulrat.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Schloss Vechelde, Kupferstich von Anton August Beck, um 1760
Büste des Johann Peter Hundeiker im Schlossgarten Vechelde

Hundeiker war der Sohn eines Kaufmanns und war von diesem zunächst als Nachfolger vorgesehen. Den Unterricht, den er an der Braunschweiger Waisenhausschule und später in Peine erhielt, beurteilte Hundeiker selbst, als mittelmäßig bis schlecht. So weckten seine Lehrer in ihm einen „pädagogischen Geist“, indem sie zeigten, wie man nicht lehren solle[2]. Autodidaktisch brachte er sich das Lehren bei und erzog bereits während seiner eigenen Lehrzeit Kinder seiner Umgebung. Dazu erfand er unter anderem den Lesekasten. Durch Dr. Wagler in Braunschweig kam er in Verbindung mit Johann Bernhard Basedow, Joachim Heinrich Campe, Friedrich Eberhard von Rochow und Christian Heinrich Wolke. Beeinflusst vor allem durch Basedow studierte Hundeiker für ihre Zeit neuartige Erziehungsmethoden.

Statt eines an ihn ergangenen Rufs Basedows und Wolkes an das Philanthropinum Dessau übernahm er 1775 das Kaufmannsgeschäft seines verstorbenen Vaters, in dessen Haus er eine Erziehungsanstalt einrichtete. Ferdinand von Braunschweig war von seinen Erfolgen angetan, so dass er Hundeiker Söhne erster Familien auch aus dem Ausland vermittelte. Nach Einstellung seiner Kaufmannstätigkeit gründete Hundeiker 1804, unterstützt durch den braunschweigischen Herzog Karl Wilhelm Ferdinand, auf Schloss Vechelde eine international renommierte Erziehungsanstalt für "höhere Stände", das Philanthropin.

1819 zog Hundeiker in die Lößnitz bei Dresden, wo er ab 1819 bis 1823 an Carl Langs Knabenerziehungsanstalt auf Schloss Wackerbarth unterrichtete. Seine beiden Töchter Emilie verheiratete Schwarz und Elise verheiratete Pilgrim waren mit zwei dortigen Weingutsbesitzern verheiratet[3], die das Mohrenhaus (Pilgrim ab 1819), Altfriedstein (Pilgrim ab 1816, Schwarz ab 1823) sowie Neufriedstein (Schwarz ab 1821 in Pacht, ab 1827 im Eigentum) besaßen. Georg Schwarz stellte ihm auf dem Weinberg Sandleithe das Untere Berghaus als Wohnsitz zur Verfügung. Dort widmete er sich weiteren schriftstellerischen Arbeiten. Nach seinem ersten Besuch bei der Familie Schwarz in der Lößnitz am 13. Mai 1822 erwähnte Jean Paul Hundeiker als „vortrefflichen Vater“.[4]

Im Jahr 1831[5] erhielt Hundeiker von der Universität Jena die Ehrendoktorwürde.

Hundeiker wurde nach seinem Tod 1836 auf dem Gottesacker von Kötzschenbroda beerdigt. Er hinterließ drei Söhne: Julius Hundeiker (1784–1854) wurde Pastor und Romanschriftsteller, Wilhelm Theodor Hundeiker (1785–1828) Philologe, Schulbuchautor und nach Auflösung des väterlichen Instituts Handelsschuldirektor in Magdeburg und Bremen, Egon (1789–1856) war als Kaufmann in Hamburg, Süd- und Mittelamerika tätig.

Seit September 2011 trägt die Grundschule seines Geburtsortes Groß Lafferde den Namen „Johann-Peter-Hundeiker-Schule“.[6]

Bekannte Schüler

Werke

  • An die Cosmopoliten zu Hildesheim das Philanthropinum zu Dessau betreffend, von einem unstudirten Hildesheimer. Hildesheim, 1777
  • Von den Fibeln,oder ABC-Büchern. Hildesheimisches Wochenblatt 1782, 41:193-205
  • Häusliche Gottesverehrungen für christliche Familien. Geordnet und herausgegeben von Joh. Pet. Hundeicker. 2 Bände. 1. Auflage Hildesheim 1784, 2. und 3. Auflage Berlin: Vieweg, 1788 und 1797
  • Privatfibel oder einsilbige angenehme und nützliche Uebungen im Lesen und Denken für Buchstabirschüler aus gesitteten Ständen. Braunschweig: Schulbuchhandlung, 1791
  • Johann Peter Hundeikers Geschichte, Einrichtung, Lehrmethode und Ertrag seiner Bauernschule zu Großen Laffer im Hochstifte Hildesheim. In Henke HPC (Hrsg.): Eusebia Bd. 2. CG Fleckeisen: Helmstedt 1798; S. 368-417
  • Das Anschauungsspiel. Neue Bibliothek für Pädagogik, Schulwesen und die gesammte neueste pädagogische Literatur Deutschlands 1809; 2: 214-226

Literatur

  • Ferdinand SpehrHundeiker, Johann Peter. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 399–401.
  • Frank Andert (Redaktion); Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9. 
  • Cludius DHH: Von der bey den niederdeutschen freyen Bauern möglichen und nützlichen Bildung und von den Mitteln, sie zu befördern, gezeigt an einem Beyspiele des Dorfs Großen-Laffer im Fürstenthum Hildesheim. GC Keil: Magdeburg, 1805
  • Feige, Bernd: Philanthropische Reformpraxis in Niedersachsen: Johann Peter Hundeikers pädagogisches Wirken um 1800. Böhlau, Köln; Weimar; Wien 1997
  • Feige, Bernd: Johann Peter Hundeiker. Volksaufklärer, Landschulreformer und Philanthrop; ein Pädagoge unserer Region um 1800. In: Peiner Persönlichkeiten. Gunzelin, Hammerstein, Hundeiker. Kreisheimatbund, Peine 1999. S. 79-106
  • Becker, F. G.: Die Erziehungsanstalt in Vechelde. Oder Nachricht von der Entstehung, dem Fortgange und der gegenwärtigen Verfassung dieser Anstalt. Becker, Gotha 1806
  • Altner M: Sächsische Lebensbilder. J. Reintzsch Verlag: Radebeul, 2001; S. 37, 39, 40
  • Rose A: Das Amt Peine in der Zeit der Aufklärung und Spätaufklärung. Heimat-Verein Oberg: Lahstedt 2008

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Frank Andert: Krämer, Lehrer, Volksaufklärer. Teil 47. In: Kötzschenbrodaer Geschichten. Januar 2011, abgerufen am 4. Januar 2011 (pdf).
  2. Allgemeine Literatur-Zeitung, Bd. 1, Num. 46, Halle und Leipzig 1807, S. 366−368
  3. Jochen Zschaler: War Jean Paul in der Lößnitz? Teil 2. In: Vorschau und Rückblick. Monatsheft für Radebeul und Umgebung. 14. Jahrgang, Heft 3, S. 2–4. Radebeuler Monatshefte e.V. (Hrsg.), Radebeul 2003.
  4. Brief Jean Pauls an seine Frau vom 19. Mai 1822 während seines Besuchs vom 6. Mai bis zum 12. Juni 1822 bei seiner Dresdner Schwägerin Wilhelmine (Minne) Uthe-Spazier, zitiert in: Jochen Zschaler: War Jean Paul in der Lößnitz? Teil 2. In: Vorschau und Rückblick. Monatsheft für Radebeul und Umgebung. 14. Jahrgang, Heft 3, S. 2–4. Radebeuler Monatshefte e.V. (Hrsg.), Radebeul 2003.
  5. Ferdinand Spehr: Hundeiker, Johann Peter. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 399–401.
  6. Website der Johann-Peter-Hundeiker-Schule Groß Lafferde

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