Sektflasche

Sektflasche
Sekt im Sektglas
Sekt im Supermarktregal

Sekt (von lat.: siccus = trocken) ist die vor allem im deutschsprachigen Raum gängige Bezeichnung für Qualitäts-Schaumwein, ein alkoholisches Getränk mit Kohlensäure, dessen Alkoholgehalt mindestens zehn Volumenprozent beträgt. Grundwein und Dosage müssen aus dem gleichen Anbaugebiet stammen.

Inhaltsverzeichnis

Herstellung

Sektgrundwein

Sekt ist eine Veredelungsstufe des Weines durch alkoholische Gärung und wird in der Regel in einer Sektkellerei hergestellt. Die dafür benötigten Weine nennt man Sektgrundweine. Sektgrundweine sollen prinzipiell aus gesundem, reifen und nicht aus edelreifem oder angefaultem Lesegut/Trauben bereitet werden, die eine feine, frische Säure (→ Säure (Wein)) aufweisen. Daher werden Sektgrundweine in der Regel nicht nach Zuckergehalt (Grad Oechsle), sondern auf der Basis des Säuregehaltes gelesen. Diese feine, frische Säure wirkt im Endprodukt wie ein Geschmacksverstärker, sie verleiht dem Sekt in Verbindung mit der Versanddosage einen vollen, ausbalancierten Geschmack.

Da im Verlauf der physiologischen Reifung der Traube die Säure sehr stark abnimmt, werden Sektgrundweine vor der allgemeinen Traubenlese geerntet. Sind die Trauben geerntet und zu Wein vergoren, so entscheidet der Kellermeister über die Art des daraus zu gewinnenden Sektes. Möchte er einen jungen, frisch anmutenden Sekt haben, so wird der Sektgrundwein schnellstmöglich von allen Trubstoffen befreit und zur Versektung gegeben.

Soll der Sekt später einen reifen Geschmack aufweisen, so wird dem Grundwein die Zeit gegeben, in aller Ruhe zu reifen; letzteres ist jedoch eher ungewöhnlich.

Cuvée

In der Praxis werden häufig verschiedene Grundweine zu einer einheitlichen Cuvée zusammengestellt. Durch diesen Verschnitt mehrerer Weine ist es möglich, die Eigenarten der Grundweine zu einem gewünschten Optimum zu vereinen und gleichzeitig einen über mehrere Jahre gleichbleibenden Geschmackseindruck zu erzielen. Letzteres gilt vor allem für die großen deutschen Traditionsmarken. Grundsätzlich verstärkt die Versektung die Eigenart des Grundweines.

Gärverfahren

Bei der Sektherstellung kommen drei Verfahren zur Anwendung:

Traditionelle Flaschengärung

Flaschen auf Rüttelpulten
Rüttelpulte

Bei der traditionellen Flaschengärung mit dem Rüttelverfahren (méthode champenoise, méthode traditionelle) erfolgt die Gärung in der Originalflasche, die mit einem Kronkorken oder einem Bidule verschlossen und in einen kühlen, nicht kalten, Keller (ca. 16 °C) neun Monate oder mehr sich selbst überlassen wird. Die Lagerzeit auf der Hefe ist vom Weingesetz vorgeschrieben und beträgt bei Flaschengärung mindestens 90 Tage.

Daneben ist auch die Gesamt-Herstelldauer weinrechtlich festgelegt. Sie gibt an, wie lange der Hersteller den Sekt lagern muss, bevor er in den Handel gelangen darf. Beim Flaschengärverfahren ist eine Mindestherstelldauer von neun Monaten vorgeschrieben. Die nach der abgeschlossenen Reifung abgestorbenen Hefen werden durch einen speziell abgestimmten Rüttelprozess, die Remuage, im Flaschenhals aufkonzentriert.

Hierzu werden die Flaschen auf Rüttelpulte gesetzt und einmal täglich aufgerüttelt sowie um einen vorbestimmten Winkel gedreht. Aus der zunächst waagerechten Lagerung der Flaschen werden diese allmählich bei dem täglichen Rütteln in eine senkrechte Stellung übergeführt. Drehen, Rütteln und Neigen bewirken, dass die Hefe in den Flaschenhals rutscht, auch die Hefe, die sich an den Flaschenwandungen festgesetzt hatte. Im Flaschenhals entwickelt sich ein Hefepfropf.

Statt der klassischen Rüttelpulte werden heutzutage vermehrt Maschinen eingesetzt, die einen Satz von ca. 200 bis 500 Flaschen in einer Gitter- oder Holzbox um zwei Achsen bewegen, drehen, und neigen. Insgesamt ist die Flaschengärung, auch die manuelle Methode, ein wirtschaftlich günstiges Verfahren, das zwar höhere Personalkosten, aber deutlich geringere Investitionen als die Tankgärung erfordert. Ein guter Remueur schafft bis zu drei Flaschen pro Sekunde, also fast 11.000 in der Stunde. Realistisch sind aber 40.000 bis 50.000 Flaschen pro Tag.

Degorgieren

Der Hefepfropf wird durch Degorgieren entfernt: Die Rohsekte werden nach dem Abrütteln kopfüber soweit in ein Kältebad, eine −20°C kalte Sole, getaucht, dass die im Flaschenhals gesammelte Hefe zu einem Pfropfen gefriert.

Nach dem vorsichtigen Öffnen des Kronkorkens schießt der Hefe-Eis-Pfropf aus der Flasche.

Vor der Erfindung der Kältemaschine wurde warm degorgiert. Dieses Verfahren, à la volée (Dégorgieren im Flug) genannt, wird aufgrund höherer Produktverluste heute kaum noch praktiziert. Beim Warmdegorgieren wird der Kronkorken mit einem speziellen Kapselheber von der schräg nach unten gehaltenen Flasche gerissen. Nach Herausschießen des Hefepfropfens aus dem Flaschenhals wird die Flaschenöffnung mit dem Daumen verschlossen und so weiterer Flüssigkeitsverlust unterbunden. In kleinen Sektmanufakturen kann dieses Verfahren ökonomisch sein, da die teure Maschinerie für das Kältebad gespart wird. Das Verfahren erfordert ein sehr gutes Zeitgefühl, viel Übung und handwerkliches Geschick, da die Verluste sonst die Ersparnis bei der Technik wieder auffressen.

Versanddosage, Agraffieren und Verschließen

Durch die Dosage (Zugabe von in Wein gelöstem Zucker) wird die Süße je nach Konsumentenwunsch eingestellt. Die Flasche wird sofort wieder bis zum Nennvolumen mit Rohsekt befüllt und mit einem Sektkorken verschlossen. Der Kork wird mit einem Drahtbügel gesichert, der Agraffe oder Muselet (französisch) genannt wird.

Bei sachgerechter Ausführung hat der fertige Sekt jetzt noch einen Druck von 400 bis 450 kPa (4 bis 4,5 bar). Bei diesem Verfahren können auch sehr kleine Cuvées versektet werden. Dadurch ist dieses Verfahren für kleine Sektmanufakturen und zur Herstellung von Winzersekt prädestiniert. Die Sekte sind äußerst feinperlig – als feines Mousseux charakterisiert.

Jede Flasche weist die charakteristischen Eigenarten der Cuvée auf, besitzt jedoch eigene feine Nuancen, da die Hefe sich in jeder Flasche etwas anders verhält. Nachteil: In einzelnen Flaschen kann es auch schon mal zu Gärstörungen kommen, d. h. die Hefe hat überhaupt nicht gegoren und entsprechend keine Kohlensäure gebildet.

Transvasierverfahren

Das Transvasierverfahren stellt einen Weg dar, die Vorteile der traditionellen Flaschengärung beizubehalten und die aufwändigen, personalintensiven Schritte des Entfernens der Hefe gegenüber der traditionellen Methode zu vereinfachen. Diese Methode verbreitete sich seit den 1950er Jahren immer mehr, weil die Kapazitäten der traditionellen Methode nicht mehr ausreichten, um dem steigenden Bedarf nach Sekt nachzukommen.

Beim Transvasierverfahren wird die Gärung wie bei der traditionellen Methode in einer speziellen Gärflasche durchgeführt, die Enthefung erfolgt jedoch nicht mittels Abrütteln und Degorgieren, sondern nach Entleeren der Flaschen unter Kohlensäuredruck durch eine Filtration. Der Sekt wird anschließend im Drucktank dosiert und auf neue Flaschen gefüllt. Weil die zweite Gärung des Sektes wie bei der traditionellen Flaschengärung in Flaschen stattfindet, darf der im Transvasierverfahren hergestellte Sekt als „Flaschengärung“ deklariert werden, jedoch nur bei einer Mindestherstellungsdauer von neun Monaten und einer Dauer der zweiten Gärung und anschließenden Lagerung auf der Hefe von mindestens 90 Tagen.[1]

Bereits im 19. Jahrhundert experimentierte man mit dem Umfüllen (französisch „transvaser“) des entheften (degorgierten) Sektes in kleinere Gefäße. Das Problem des dabei auftretenden Druckverlustes konnte erst mit Drucktanks und Gegendruckfüllern gelöst werden. Die technischen Voraussetzungen hierfür standen allerdings erst Mitte des 20. Jahrhunderts zur Verfügung.[2]

Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass die Cuvee durch die Entleerung homogenisiert wird, mögliche Geschmacksunterschiede – bedingt durch unregelmäßigen Gärverlauf in den Gärflaschen – werden nivelliert. Dass das Transvasierverfahren bezeichnungsrechtlich „Flaschengärung“ heißen darf, wird dabei gerne stillschweigend als Verkaufsargument genutzt, da die entscheidenden verfahrenstechnischen Unterschiede den meisten Verbrauchern nicht bekannt sind. Eine 1988 im Auftrag des Stabilisierungsfonds für Wein vorgenommene Umfrage unter 1.000 Personen ergab, dass der Begriff „Flaschengärung“ zwar von der Mehrzahl der Befragten mit „in der Flasche vergoren“ in Verbindung gebracht wurde, aber nur 14 Prozent der Befragten ordneten die Bezeichnung dem Transvasierverfahren zu und unterschieden ihn von der „traditionellen Flaschengärung“.[3]

Tankgärung

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts gab es Versuche, Schaumwein in Großraumbehältern herzustellen. Nach einem seiner Begründer, dem französischen Önologen Eugène Charmat, wird die Tankgärung auch Méthode Charmat genannt. Charmat entwickelte seine Technologie im Jahre 1907 an der Universität in Montpellier (Languedoc). Eingeführt wurde das Verfahren in Deutschland und Frankreich bereits vor dem Zweiten Weltkrieg. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung der 1950er Jahre und die „Demokratisierung“ des Schaumweines wurde das Verfahren unter wirtschaftlichen Aspekten interessant und ist die heute am weitesten verbreitete Methode, Sekt zu erzeugen.

Das Tankgärverfahren erfordert von allen Verfahren die wenigsten Arbeitsschritte. Die zweite Gärung findet in großen Drucktanks an Stelle von Flaschen statt. Nach der Gärung, die in Tanks mit Rührwerken mindestens dreißig Tage andauern muss, folgt für Qualitätsschaumwein (Sekt, Cava, Vino spumante) eine Reifezeit im Tank, um die gesetzlich vorgeschriebene Herstellungszeit für Sekt von sechs Monaten zu erreichen. Anschließend wird die Süße eingestellt und der Sekt nach Filtration unter Gegendruck in die Flaschen abgefüllt.

Der Druckverlust war bei diesem Verfahren in der Vergangenheit deutlich höher als bei der Flaschengärung, doch für die neuen Techniken gilt dies nicht mehr. Dieses Verfahren ist deutlich günstiger als die traditionelle Flaschengärung und wird daher bei über 90 Prozent der in Deutschland verkauften Sekte bevorzugt angewendet.

Wenn auf Sektflaschen kein Herstellungsverfahren angegeben wird – zum Beispiel „traditionelle Flaschengärung“ oder „Flaschengärung“ – kann davon ausgegangen werden, dass der Sekt im Tank vergoren ist. Der Vorteil dieses Verfahrens ist die Herstellung eines einheitlichen Produktes, bei dem jede Flasche exakt die gleichen Nuancen aufweist wie alle anderen Flaschen aus dieser Cuvée.

Weil es dieses Verfahren ermöglicht, Sekt kostengünstig zu erzeugen, werden häufig einfache und preiswerte Grundweinqualitäten eingesetzt. So ist das Fehlen der Angabe des Herstellungsverfahrens auf dem Etikett ein indirektes Indiz für die Qualität der verwendeten Sektgrundweine und damit des Endproduktes Sekt,[4] obwohl nicht zweifelsfrei geklärt ist, ob die verschiedenen Methoden per se Einfluss auf die Qualität des Schaumweines haben.[5]

Die billigste und unedelste Möglichkeit besteht darin, Wein mit Kohlensäure zu versetzen, was jedoch in Deutschland für Sekt nicht erlaubt ist; siehe Perlwein.

Gärdauer

Die Hauptgärung dauert zwischen drei Wochen und drei Monaten, dann beginnt die Hefe sich abzusetzen. In dieser Zeit findet der überwiegende Stoffwechsel der Hefe statt. Das Produkt dieses Zwischenstadiums nennt man Rohsekt.

Ab dem neunten Monat nach der Tirage oder Startdosage darf die Hefe aus dem Gärbehältnis entfernt werden. Verschiebt man den Zeitpunkt des Enthefens weiter nach hinten, so beginnt der Sekt Stoffe aus der sich allmählich auflösenden, autolysierenden Hefe aufzunehmen. Diese Stoffe bilden zusammen mit den weineigenen Aromen häufig interessante Geschmacksnuancen.

Mindestanforderungen

  • CO2-Überdruck mindestens 3,5 bar
  • vorhandener Alkoholgehalt mindestens 10 Vol.%, Gesamtalkoholgehalt mindestens 9 Vol.%
  • Gesamt-Schwefeldioxidgehalt maximal 185 mg/l

Geschmacksrichtungen

Je nach Süße unterscheidet man beim Sekt zwischen folgenden Geschmacksrichtungen: (Vorgeschriebene Bezeichnungen)

  • süß (doux, dolce, sweet): Zuckergehalt höher als 50 g/l
  • halbtrocken (demi-sec, abbocato, medium dry): Zuckergehalt zwischen 33 g/l und 50 g/l
  • trocken (sec, secco (oder asciutto), dry): Zuckergehalt zwischen 17 g/l und 35 g/l
  • extra trocken (extra dry, extra secco): Zuckergehalt zwischen 12 g/l und 20 g/l
  • herb (brut, bruto): Zuckergehalt weniger als 15 g/l
  • extra herb (extra brut, extra bruto): Zuckergehalt weniger als 6 g/l
  • naturherb (brut nature, brut de brut, bruto natural, pas dosé, dosage zero): Zuckergehalt weniger als 3 g/l, nicht dosiert

Gesetzliche Grundlagen

Für die Herstellung und Bezeichnung von Sekt gibt es Vorschriften der Europäischen Union, die in allen Ländern des EU-Raumes Anwendung finden.

Maßgebend ist die EU-Verordnung über die gemeinsame Marktorganisation für Wein vom 17. Mai 1999.[6] Sie regelt insbesondere die Herstellungsdauer, den Mindestalkoholgehalt, sowie die sonstigen wesentlichen Voraussetzungen, die für die Qualität des Erzeugnisses maßgebend sind. Darüber hinaus regelt sie die Etikettierung und schreibt beispielsweise vor, dass Sekt nur in einer mit einem pilzförmigen Verschluss versehenen, Glasflasche verkauft werden darf.

Sektflasche

Flaschengrößen

  • Pikkolo- oder Viertel-Flasche (0,2 l);
  • Halbe Flasche (0,375 l);
  • Normale oder ganze Flasche (0,75 l);
  • Magnum (1,5 l);
  • Jeroboam oder Doppelmagnum (3 l);
  • Rehoboam (4,5 l);
  • Methusalem (6 l);
  • Salmanassar (9 l);
  • Balthasar (12 l);
  • Nebukadnezar(15 l);
  • Melchior (18 l);
  • Sovereign (25,5 l)
  • Melchisedech (30 l)

„Piccolo“ ist die Bezeichnung für Sektflaschen mit 0,2 Litern. Diese Flaschengröße war bereits um 1900 verbreitet und diente vor allem zur Vermarktung des über Apotheken und Spitäler vermarkteten „Medicinal-Sects“. Seit 1935 ist die Wort-Bild-Marke „Piccolo“[7] resp. „Pikkolo“ von den Firmen Kessler Sekt und Henkell & Co. Sektkellerei urheberrechtlich geschützt.

Der Sektkorken

Im Unterschied zu anderen Flaschenweinen steht ein Schaumwein in der Flasche unter Druck. Der Sektkorken ist mit einem Drahtgestell fixiert, das man Agraffe nennt. So wird trotz des in der Flasche herrschenden Drucks das Herausschießen des Korkens verhindert. Häufig wird auch das Plättchen (franz.:Capsule, Champagnerdeckel) von der Agraffe gehalten. Beim Sekt wird der Korken nicht gezogen, sondern die Agraffe gelöst (meist durch Aufdröseln einer Drahtschlaufe), der Kork fixiert und die Flasche gedreht. Bei sachgemäßer Handhabung „knallt“ der Korken nicht aus der Flasche.

Die Redensart „eine Flasche köpfen“ stammt von dem Verfahren, mit dem Degen schräg am Hals entlang an den dickeren Flaschenkopf zu schlagen. Bei geübter Ausführung reißt der Hals an der dünnsten Stelle direkt unter dem Kopf glatt ab.

Geschichte

Krimsekt

1826 gründete Georg Christian von Kessler die erste deutsche Sektkellerei in Esslingen am Neckar. Er hatte sein Wissen aus der Champagne mitgebracht, wo er im Champagnerhaus Veuve Clicquot-Ponsardin gearbeitet hatte. Es dauerte jedoch längere Zeit, bis die Sektbereitung so weit perfektioniert war, dass die Ausfallquoten durch platzende Flaschen auf ein vertretbares Niveau gesenkt worden waren. Diese hohen Ausfallquoten machten Sekt erst zum Luxusgut.

1902 wurde zur Finanzierung der kaiserlichen Flotte durch Kaiser Wilhelm II. die Sektsteuer eingeführt, die nur zwischen 1933 bis 1939 in Deutschland nicht erhoben wurde. Sie hat sich seitdem – im Gegensatz zur kaiserlich-wilhelminischen Flotte – in wechselnder Form erhalten. Heute sind für eine 0,75-l-Flasche Sekt 1,02 € Sektsteuer zu entrichten. Die Schaumweinsteuer – wie sie offiziell heißt – ist eine Bundessteuer und erbrachte im Jahr 2004 436 Mio. € für den Bundeshaushalt.

Bis in die 1970er Jahre galt ein staatliches Sektmonopol, welches nur Kellereien die Sektherstellung erlaubte. Erst durch einen Gerichtsbeschluss in den 1970er Jahren erhielten auch Weingärtnergenossenschaften und Winzer das Recht zur Versektung und Vermarktung ihrer Weine. Dies führte dazu, dass seit Mitte der Achtzigerjahre viele sektproduzierende Betriebe neu gegründet wurden. Betrug die Zahl der Betriebe 1985 noch unter 100, so waren es 2004 knapp 1300 Erzeuger. Die meisten davon – knapp 1200 – sind Kleinproduzenten wie Winzer und Genossenschaften, die unter 10.000 Flaschen im Jahr produzieren. Die sechs Großunternehmen, die über fünf Millionen Flaschen im Jahr produzieren, decken 87,5 Prozent der Sektnachfrage in Deutschland ab. Durch die Zunahme der Erzeuger gibt es mittlerweile eine große Auswahl an Sekten aller Qualitäten und Preisklassen. In Österreich ist seit 2005 keine Sektsteuer mehr zu entrichten.

Auch in anderen europäischen Ländern hat die Sektherstellung seit dieser Zeit einen deutlichen Aufschwung erlebt. Seit dem Friedensvertrag von Versailles 1919 müssen deutsche Produzenten auf die Bezeichnung Champagner verzichten (Champagnerparagraph). In Frankreich darf ebenfalls nur Sekt aus der Champagne mit Champagner in Verbindung gebracht werden. Schaumweine nach der „méthode champenoise“ aus anderen Anbaugebieten werden unter der Bezeichnung „Crémant“ (ursprünglich eine Bezeichnung für feinperligen Champagner) vermarktet: Crémant d’Alsace, Crémant de Bourgogne, Crémant de Limoux, Crémant de Loire. Im Großherzogtum Luxemburg wird der Crémant de Luxembourg hergestellt. Spanische Sekte nach der Flaschengärmethode nennen sich Cava. Deutsche Sekte, die von Winzern in Flaschengärung hergestellt werden, dürfen sich Winzersekt nennen, in Österreich heißen diese Produkte offiziell „Hauersekt“.

Im Deutschen ist das Wort „Sekt“, entstanden aus dem Lehnwort „sec“ mit auslautendem unorganischen „t“, seit dem 17. Jahrhundert belegt und bedeutete in dieser Zeit „vinum hispanicum“ (iberischer Wein). In dieser Bedeutung wurde es aus dem Hochdeutschen ins Dänische und Schwedische entlehnt.[8] Die heutige Bedeutung des Wortes Sekt soll auf den Berliner Schauspieler Ludwig Devrient zurückgehen, der in der Gaststätte von Lutter & Wegner am Gendarmenmarkt allabendlich seinen Champagner trank. Eines Abends im November 1825 gab er seine Bestellung mit einem Zitat aus Shakespeares Heinrich IV. auf: „Bring er mir Sekt, Bube – ist keine Tugend mehr auf Erden?“. Der Kellner hätte, da Sekt zu dieser Zeit das deutsche Wort für Sherry war, eigentlich einen Sherry bringen müssen; da er aber nicht hingehört hatte, brachte er den gleichen schäumenden Wein wie immer, und schon bürgerte sich die neue Sitte ein: erst am Stammtisch von Lutter und Wegner, dann in Berlin, Jahrzehnte später in Norddeutschland, und erst um 1890 im ganzen Deutschen Reich.

Sektmarkt in Deutschland

Entwicklung des absoluten Verbrauchs von sektsteuerpflichtigem Schaumwein in Deutschland von 1980 bis 2006 (in Tausend 0,75 l Flaschen)

Deutschland gilt als der weltweit größte Schaumweinmarkt, weil von den rund zwei Milliarden Flaschen Sekt, die in der Welt erzeugt werden, im Jahr 2007 rund 450 Millionen Flaschen in Deutschland getrunken wurden. Deutschland steht damit für knapp ein Viertel des weltweiten Schaumweinkonsums, und den größten Teil des Bedarfs decken deutsche Sektkellereien, denn die Deutschen wählen bei vier von fünf Flaschen einen Sekt aus deutscher Produktion.[9]

Im Jahr 2006 hatten die Marken der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien einen Marktanteil von gut 35% am deutschen Sektmarkt. Es folgten Henkell & Söhnlein (heute Henkell & Co. Sektkellerei) und die Sektkellerei Schloss Wachenheim mit je etwa 20% sowie Freixenet mit ungefähr 10 % Marktanteil.[10]

Sektmarkt in Österreich

Österreichs Sektmarkt ist im Vergleich zu Deutschland bedeutend geringer. Das inländische Absatzvolumen betrug im Jahr 2008 etwa 25 Millionen Flaschen (0,75l), wobei etwa 50–60% auf die Gastronomie und 30–40% auf den LEH fallen. Wie auch in Deutschland wird in Österreich den inländischen Sektmarken und -produzenten, die vor allem österreichische Grundweine versekten, die Treue gehalten, auch wenn in den letzten Jahren vor allem durch Perlwein und Sekt aus anderen EU Ländern der Konkurrenzdruck gestiegen ist. Die Abschaffung der Schaumweinsteuer im Jahr 2005 sollte die Sektindustrie neu beleben und konkurrenzfähiger machen. Die großen Sektkellereien in Österreich sind unter anderem Schlumberger, Kattus, Inführ und Szigeti, die einerseits für Eigenmarken oder Fremdmarken produzieren und anderseits für Winzer Lohnversektungen in größeren Mengen vornehmen.

Einzelnachweise

  1. Anhang VIII E. 3. zur VO (EG) Nr. 1493/1999 (PDF)
  2. G. Troost, H. Bach, P. Rhein, Sekt, Schaumwein, Perlwein. Handbuch der Lebensmitteltechnologie, 2. Aufl. Stuttgart 1995, S. 151
  3. H. J. Koch: Weinrecht. Kommentar. Textband und Erläuterungsbände, 4. Auflage, Frankfurt am Main 2002, S. 98
  4. Hermann Pilz: Sekt aus Moselwein – Herstellung und Vermarktungsorganisation: Marktorientierter Entscheidungsprozess zur Versektung eines Teils der Weinproduktion im Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer, Münster-Hiltrup 1987, S. 82
  5. Siehe dazu: H. J. Koch: Weinrecht. Kommentar. Textband und Erläuterungsbände, 4. Auflage, Frankfurt am Main 2002, S. 98
  6. Verordnung (EG) Nr. 1493/1999 (PDF)
  7. Kessler Piccolos: WZ. 480 371., eingetragen beim Reichspatentamt am 18. November 1935
  8. Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Band 16, Spalte 406 (digitalisierte Ausgabe)
  9. Deutscher Sekt wird teurer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. Februar 2008
  10. Berauschende Absatzzahlen. In: Lebensmittel-Zeitung, 26. Oktober 2007

Literatur

  • Gerhard Troost, Hans Peter Bach, Otto H. Rhein: Sekt, Schaumwein, Perlwein. Handbuch der Lebensmitteltechnologie. Bd. 14, Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 19952, ISBN 3-8001-5818-3
  • Horst Dohm: Sekt. Zwischen Kult und Konsum. Meininger, Neustadt an der Weinstraße 1981, ISBN 3-87524-013-8

Weblinks

Siehe auch


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