- Solaris Alpino
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Solaris Bus & Coach ist ein polnischer Omnibushersteller, der aus dem Neoplan-Lizenznehmer Neoplan Polska hervorgegangen ist. Hauptprodukte sind Linienbusse, Oberleitungsbusse und Reisebusse. Ansässig ist das Unternehmen in Bolechowo in der Nähe von Poznań.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Unternehmen wurde 1994 als Neoplan Polska Sp. z o.o. als Vertriebsbüro in Familienbesitz gegründet. Eigentümer Krzysztof Olszewski war zuvor über 15 Jahre hinweg in Führungspositionen im Neoplan-Werk in Berlin tätig gewesen.[1] Der erste abgesetzte Bus war ein Neoplan N 4020 für den städtischen Busbetrieb der polnischen Hauptstadt Warschau. Nach dem Gewinn einer Ausschreibung über 72 Busse für die städtischen Verkehrsbetriebe Poznań eröffnete die Firma 1996 eine eigene Fabrik im nahe gelegenen Bolechowo, wo Niederflurlinienbusse und Reisebusse in Neoplan-Lizenz gefertigt wurden.[2] Neoplan Polska wurde innerhalb weniger Jahre zum polnischen Marktführer für Stadtbusse.[3]
1999 stellte Neoplan Polska den eigenständig entwickelten Niederflurstadtbus Solaris Urbino vor, der unter besonderer Berücksichtigung der Wünsche bisheriger Kunden entstanden war. Die optische Gestaltung erfolgte durch das Berliner Designatelier IFS. Gleichzeitig wurde ein grüner Dackel als Maskottchen eingeführt. Im folgenden Jahr wurde als erster Exportauftrag ein Urbino 15 ins tschechische Ostrava geliefert, im selben Jahr folgten zwei Urbino 12 für ein Busunternehmen in Berlin. Nachdem der Lizenzgeber Auwärter seit 1999 mit 30 % am Unternehmen beteiligt gewesen war, ging das Unternehmen 2000 wieder vollständig in den Besitz der Familie Olszewski über. Nach der Übernahme von Neoplan durch MAN in Deutschland erfolgte im September 2001 die Umfirmierung in Solaris Bus & Coach Sp. z o.o., zur gleichen Zeit endete mit dem zunehmenden Erfolg der eigenen Produktfamilie auch die Produktion von Neoplan-Lizenzbauten.[2]
Im selben Jahr erweiterte Solaris seine Produktpalette um eigenständig entwickelte Reisebusse, bezeichnet als Vacanza, sowie um niederflurige Oberleitungsbusse auf Basis des Urbino, die die Bezeichnung Trollino erhielten. Mit diesen Modellen konnten weitere Erfolge im Exportgeschäft erzielt werden, so eröffnete beispielsweise die italienische Hauptstadt Rom ihren 1972 eingestellten Oberleitungsbusbetrieb im Jahre 2005 mit Solaris-Fahrzeugen neu. Seit 2004 sind die Linienbusse von Solaris wahlweise auch mit Erdgasantrieb erhältlich, ebenso wurden alle Produktfamilien optisch und technisch überarbeitet und die Urbino-Reihe um eine Low Entry-Variante erweitert. Im Juli 2005 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, der Unternehmensname lautet seitdem Solaris Bus & Coach S.A.[2] 2005 wurden 610 Omnibusse hergestellt, von denen 80% in den Export gingen. Gleichzeitig bestellten die Berliner Verkehrsbetriebe im Rahmen des für Solaris bis dahin größten Auftrags 260 Urbino 18 zur Lieferung in den folgenden Jahren.[4]
Im Rahmen der Expansion begann 2005 eine sich über mehrere Jahre erstreckende Erweiterung des Fabrikkomplexes. 2006 stellte Solaris einen Gelenkbus auf Basis des Urbino vor, der über einen Hybridantrieb verfügt. Das als Urbino 18 Hybrid bezeichnete Fahrzeug erlebte seine ersten Einsätze in Deutschland und war der erste europäische Bus, der serienmäßige Hybridtechnologie nutzt.[5] Die Produktpalette wurde außerdem 2007 um den Midibus Alpino erweitert, der speziell für enge Innenstädte sowie kurvenreiche Bergstraßen in den Alpen entwickelt wurde.[6] 2008 folgten weitere Low Entry-Varianten von Modellen der Urbino-Reihe.[7]
Den bislang größten Einzelauftrag erhielt Solaris im Juli 2008 durch die Athener Stadtbusgesellschaft E.THE.L, welche 320 Niederflurbusse bestellte, die Ende 2008 bis Anfang 2009 geliefert werden sollen[8]. In der gleichen Zeit erhielt das Unternehmen einen weiteren Großauftrag über 150 Urbino-Busse für die städtischen Busbetriebe Warschaus.
Geschäftsdaten
Solaris Bus & Coach ist eine Aktiengesellschaft, deren Anteile sich zu 100% im Besitz der Familie Olszewski befinden.[2] Krzysztof Olszewski und Solange Olszewska sind auch als Geschäftsführer des Unternehmens tätig.[9]
2007 wurden bei einem Umsatz von 714 Mio. Złoty (189 Mio. Euro) 702 Omnibusse hergestellt, von denen 400 exportiert wurden. In Polen war Solaris Bus & Coach Marktführer mit einem Marktanteil von 23 %, im Segment der Stadt- und Überlandlinienbusse mit einem Anteil von 44 %. Im größten Exportmarkt Deutschland war Solaris mit 5 % Marktanteil stärkster Importeur und drittstärkste Kraft nach den deutschen Konzernen EvoBus und Neoman.[10]
Produkte
Alle Fahrzeuge von Solaris haben Gerippe und Beplankungen aus nichtrostendem Stahl. Ein erheblicher Teil der Komponenten stammt von Zulieferern aus Deutschland und dem übrigen westlichen Europa. Derzeit werden von Solaris folgende Fahrzeugtypen angeboten:[11]
Linienbusse mit Verbrennungsmotor
- Alpino 8,6: Midibus, Länge 8,6 m
- Alpino 8,9 LE: Midibus in Low Entry-Bauweise, Länge 8,9 m[7]
- Urbino 10: Midibus, Länge 10 m
- Urbino 12: Solobus, Länge 12 m
- Urbino 12 LE: Solobus in Low Entry-Bauweise, Länge 12 m
- Urbino 15: Solobus, Länge 15 m
- Urbino 15 LE: Solobus in Low Entry-Bauweise, Länge 15 m[7]
- Urbino 18: Gelenkbus, Länge 18 m
Der Alpino hat eine Breite von 2,4 m, die Modelle der Urbino-Produktfamilie sind 2,55 m breit. Alle Fahrzeuge sind niederflurig.
Alle Busse sind serienmäßig mit Dieselmotoren von DAF oder Cummins ausgerüstet, die Modelle mit Längen von 12 Metern und mehr sind jedoch auch mit Erdgasmotoren von Iveco erhältlich. In dieser Ausführung erhalten ihre Bezeichnungen den Zusatz CNG nachgestellt.
Hybridbusse
- Urbino 18 Hybrid: Gelenkbus, Länge 18 m
Zum Einbau kommt ein von Allison Transmission entwickeltes Antriebssystem, bei dem zwei elektrische Antriebe sowie ein Dieselmotor der Firma Cummins in verschiedenen Betriebsarten leistungsverzweigt und parallel betrieben werden.
Oberleitungsbusse
- Trollino 12: Solobus, Länge 12 m
- Trollino 15: Solobus, Länge 15 m
- Trollino 18: Gelenkbus, Länge 18 m
Die Fahrzeuge basieren auf der Urbino-Familie und sind wie sie 2,55 m breit. Die elektrische Ausrüstung stammt von der tschechischen Firma Cegelec. In der Vergangenheit kooperierte man auch mit der ungarischen Firma Ganz, die auch die Endmontage von Fahrzeugen übernahm. Aufgrund technischer Schwierigkeiten wurde diese Zusammenarbeit jedoch beendet.
Reisebusse
- Vacanza 12: Hochdecker, Länge 12 m
- Vacanza 13: Hochdecker, Länge 13 m
Die Fahrzeuge sind 2,55 m breit und werden von Dieselmotoren der Firma DAF angetrieben.
Spezialfahrzeuge
Neben den gewöhnlichen Linien- und Reisebussen stellt Solaris auch Spezialfahrzeuge für besondere Einsatzzwecke her, die auf den normalen Modellen basieren. Hier hat man sich vor allem auf mobile Blutspendezentren auf Basis des Reisebusses Vacanza spezialisiert.
Weitere Modelle
Von 2000 bis 2002 wurde als kürzeste Variante der Urbino-Produktfamilie eine neun Meter lange, als Urbino 9 bezeichnete Version gefertigt. Im Rahmen der Überarbeitung der Modellpalette wurde sie durch den Urbino 10 ersetzt.[12]
Im zweiten Halbjahr 2002 wurde ein für die Bedürfnisse des Busverkehrs auf der Mittelmeerinsel Malta konzipierter niederfluriger Überlandbus vorgestellt, der als Valletta bezeichnet wurde. Basierend auf einer neuen Bodengruppe entstand ein für den Linksverkehr ausgelegter Bus, der aufgrund der maltesischen Straßenverhältnisse nur eine Breite von 2,50 Metern aufweist.[12] Es wurden lediglich 3 Exemplare nach Malta verkauft, bevor die Fertigung eingestellt wurde.[13] Auf der Stadtverkehrsmesse TRANSEXPO im polnischen Kielce wurde 2007 jedoch eine Variante des Valletta gezeigt, die als gewöhnlicher Linkslenker für die Bedürfnisse polnischer Überlandbusbetriebe ausgelegt war. Eine Serienfertigung hat bislang noch nicht begonnen.[14]
Straßenbahn
Unter der Bezeichnung Tramino entwickelt Solaris derzeit eine Niederflur-Straßenbahn, die vorwiegend für den polnischen Markt bestimmt ist. Die vollständig niederflurige Straßenbahn ist für Längen zwischen 18,8 m (Dreiteiler) und 31,7 m (Fünfteiler) ausgelegt. Eine Produktion längerer Varianten ist jedoch ebenso wie eine Ausführung mit 70 % Niederfluranteil nicht ausgeschlossen. Im Sommer 2009 soll die Jugendfernfahrt erfolgen.[15] Die ersten sechs Fahrzeuge wurden von den Verkehrsbetrieben in Stettin bestellt und sollen ab Sommer 2010 ausgeliefert werden.[16]
Einsatz
Der größte Absatzmarkt für Solaris-Busse ist Polen, wo das Unternehmen 2007 mit einem Anteil von 23 % Marktführer war. Der Marktanteil auf dem Sektor der Stadt- und Überlandlinienbusse erreichte 44 %;[10] zu Zeiten der Lizenzproduktion von Neoplan-Fahrzeugen lag er mit bis zu 70 % jedoch noch wesentlich höher. In Polen stehen mehr als 1.800 Linienbusse der Typen Alpino, Urbino und Trollino und über 50 Reisebusse des Typs Vacanza im Einsatz. Größere Zahlen an Solaris-Bussen wurden außerdem nach Deutschland, Lettland, Tschechien, Litauen und in die Schweiz geliefert.[13] 2008 werden 225 Urbino an die Roads & Transport Authority des Vereinigten Arabischen Emirats Dubai ausgeliefert, womit Solaris-Busse erstmals außerhalb Europas zum Einsatz kommen werden.[7]
Einsatz in Deutschland
Die ersten nach Deutschland gelieferten Solaris-Busse gingen 2000 an die Berliner Firma ABUS und waren zugleich die ersten nach Westeuropa gelieferten Fahrzeuge eines polnischen Herstellers.[12] Das Exportgeschäft entwickelte sich in den folgenden Jahren positiv, so dass 2006 bereits der 500. Bus an einen deutschen Kunden, in diesem Fall die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen, übergeben werden konnte.[5]
Im Frühjahr 2008 standen mehr als 830 Solaris-Busse bei über 70 deutschen Kunden im Einsatz. Die größten Kunden waren die Berliner Verkehrsbetriebe mit 253 Fahrzeugen, die Dresdner Verkehrsbetriebe mit 57 Bussen sowie die Kasseler Verkehrs-Gesellschaft mit 52 Fahrzeugen.[13] Die Fahrzeuge entstammen fast ausschließlich der Urbino-Familie, darunter befinden sich auch die ersten in Deutschland eingesetzten Midibusse des Typs Alpino, die im August 2007 ihren Betrieb in Garching bei München aufnahmen.[6] Bislang konnten lediglich vier Reisebusse des Typs Vacanza nach Deutschland verkauft werden, Oberleitungsbusse der Trollino-Reihe existieren in Deutschland derzeit keine.[13]
Bereits 2006 wurde der erste Urbino 18 Hybrid an die Dresdner Verkehrsbetriebe ausgeliefert, wo er einem Vergleichstest mit einem konventionell angetriebenen Urbino 18 unterzogen wurde.[17] Die Leipziger Verkehrsbetriebe erhielten 2007 ein Fahrzeug gleichen Typs,[18] ein weiteres Fahrzeug wurde Anfang 2008 der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen übergeben.[19]
Bei der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) sind im März 2008 folgende Busse im Einsatz:
- 22 Gelenkbusse mit 3 Achsen, Typ: Solaris Urbino 18, Motoren: DAF, 228 kW, EEV-Standard/Partikelfilter, Lift, Klimaanlage
- 1 Hybrid-Gelenkbus mit 3 Achsen, Typ: Solaris Urbino 18 Hybrid II, Rollstuhlrampe, Klimaanlage
- 16 Solobusse mit 2 Achsen, Typ: Solaris Urbino 12; Motoren: DAF, 183 kW, EEV-Standard/Partikelfilter, Lift, Klimaanlage
- 2 Midibusse mit 2 Achsen, Typ: Solaris Alpino 8,6; Motoren: Cummins, 165 kW, Euro 5-Motor/Partikelfilter, Rampe, Klimaanlage
Die BSAG beabsichtigt in 2008 weitere 40 Solaris-Busse zu kaufen. Ziel der BSAG ist es, Ende 2010 rund 150 Busse im Einsatz zu haben.
Am 27. Juli 2008 hat die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ihre ersten Solaris Urbino 12 und 18 Busse im MVG Museum der Öffentlichkeit präsentiert.
Einsatz in der Schweiz
In der Schweiz konnte Solaris bislang hauptsächlich kleinere Verkaufserfolge verbuchen, die allerdings über die reinen Dieselbusse der Urbino-Baureihe hinaus gingen.
In zwei Städten stehen Trolleybusse von Solaris im Einsatz: Der Stadtbus Winterthur verfügt über zehn Trollino 18,[20] während Transports Régionaux Neuchâtelois drei Trollino 12 und vier Trollino 18 für den Betrieb in La Chaux-de-Fonds vorhält. [13]
Die größten schweizerischen Kunden für Dieselbusse von Solaris waren bis Frühjahr 2008 ebenfalls der Stadtbus Winterthur mit 39 Fahrzeugen sowie die Stadtbus Chur AG mit 14 Fahrzeugen.[13] In Interlaken sind außerdem auch mehrere Urbino 12 als Postauto im Einsatz. Das zur Eurobus-Gruppe gehörende Unternehmen Regionalbus Lenzburg setzt seit Juni 2007 einen Urbino 18 Hybrid ein, der das erste Fahrzeug seiner Art in der Schweiz ist.[21]
Einzelnachweise
- ↑ Solaris Bus & Coach: Profil. Stand: 13. März 2008.
- ↑ a b c d Solaris Bus & Coach: Geschichte. Stand: 13. März 2008.
- ↑ Solaris Bus & Coach: Imagebroschüre (deutsche Version). Bolechowo 2006, S. 7.
- ↑ Christian Tenbrock: Wenn der grüne Dackel kommt. In: Die Zeit 2, 2006.
- ↑ a b stadtbus.de: Magazin: IAA Nutzfahrzeuge 2006. Stand: 24. Oktober 2007.
- ↑ a b stadtbus.de: Nachrichten: Private Betriebe, September 2007. Stand: 24. Oktober 2007.
- ↑ a b c d Solaris Bus & Coach: Pressemitteilung: Solaris rutscht gut ins Jahr 2008 - mehr Euro 5 von Solaris in Polen, weitere Hybridbusse in Deutschland. Bolechowo, 7. Februar 2008.
- ↑ Unternehmensgeschichte 2008 auf der Webseite des Herstellers
- ↑ Solaris Bus & Coach: Vorstand. Stand: 13. März 2008.
- ↑ a b Solaris Bus & Coach: Pressemitteilung: Solaris blickt auf Rekordjahr 2007 zurück - Marktführer in Polen, größter Importeur in Deutschland. Bolechowo, 27. Februar 2008.
- ↑ Solaris Bus & Coach: Fahrzeuge. Stand: 13. März 2008.
- ↑ a b c stadtbus.de: Solaris Bus & Coach - Ein Herstellerportrait. Stand: 13. März 2008.
- ↑ a b c d e f Solaris Bus & Coach: Referenzen Stand: 13. März 2008.
- ↑ Aleksander Kierecki: Solaris na TRANSEXPO 2007. InfoBus, 16. Oktober 2007.
- ↑ Solaris PR: Solaris mit Straßenbahn und Hybridbus auf der InnoTrans 2008, 23.09.2008
- ↑ Eurailpress, 10. März 2009: Stettin Erstkunde für Solaris-Straßenbahnen
- ↑ stadtbus.de: Test & Technik: Solaris Urbino 18 Hybrid. Stand: 24. Oktober 2007.
- ↑ stadtbus.de: Nachrichten: Öffentliche Betriebe, September 2007. Stand: 24. Oktober 2007.
- ↑ Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen: 1. Hybridbus in NRW feiert im Ruhrgebiet seine Premiere. Bochum, 4. Januar 2008. Stand: 13. März 2008.
- ↑ Stadtbus Winterthur: Gelenktrolleybus Solaris Trollino 18. Stand: 24. Oktober 2007.
- ↑ Eurobus: Erster Hybridlinienbus der Schweiz bei EUROBUS. Stand: 24. Oktober 2007.
Siehe auch
Weblinks
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