Sommeroffensive 1942

Sommeroffensive 1942

Bei der Operation Blau (eigentlich: Fall Blau) handelt es sich um den Decknamen des ersten Teils der deutschen Sommeroffensive des Jahres 1942 in der Sowjetunion.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Deutsche motorisierte Infanterie im Sommer 1942 in Süd-Russland

Nachdem der Überfall auf die Sowjetunion 1941 nicht zum erwarteten Zusammenbruch der Sowjetunion geführt hatte und die deutschen Angriffskeile vor Leningrad, Moskau und Sewastopol zum Stehen gekommen waren, sah sich die Wehrmacht im Winter 1941/42 mit ersten Gegenoffensiven der Roten Armee konfrontiert.

Als Reaktion darauf ernannte sich Hitler selbst zum Oberbefehlshaber des Heeres und gab den Befehl zum Halten der Frontlinie, was zwar größere Gebietsverluste verhinderte, jedoch auch wichtige Ressourcen aufbrauchte, die für die nächsten Operationen dringend benötigt wurden.

Dennoch wollte Hitler im Sommer 1942 eine Offensive am südlichen Frontabschnitt starten, um Deutschland die kriegswichtigen Ölfelder von Baku zu sichern.

Planung

Deutsche Artillerie im August 1942

In der Weisung Nr. 41 vom 5. April 1942 legte Adolf Hitler die Ziele der Operationen fest, welche die drei Heeresgruppen im Sommer durchführen sollten. Der Heeresgruppe Süd fiel hierbei die Aufgaben zu, den strategisch wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Stalingrad einzunehmen und zu den Ölfeldern bei Maikop und Baku vorzustoßen. Um beide Ziele gleichzeitig in Angriff nehmen zu können, ließ Hitler daher die Heeresgruppe Süd in die Heeresgruppen A und B aufspalten.

Die Heeresgruppe A sollte nach Süden in Richtung Kaukasus und Baku vorstoßen, wofür ihr die 11. und 17. Deutsche Armee, die Rumänische 4. sowie die 1. Panzerarmee unterstellt wurden.

Die Aufgabe der Heeresgruppe B, der die 2. und 6. Armee, die 4. Panzerarmee, sowie die Rumänische 3. Armee, die Ungarische 2. Armee und die Italienische 8. Armee zugeteilt wurden, war es, Stalingrad zu erobern und somit die Wolga für den russischen Nachschub zu sperren.

Obwohl auf dem Papier der Heeresgruppe A weit überlegen, war die Heeresgruppe B in Wirklichkeit die schwächere der beiden. Dies hatte mehrere Gründe. Zum einen bestand die Heeresgruppe B bis auf die 2. und 6. Deutsche Armee sowie der bereits erheblich geschwächten 4. Panzerarmee hauptsächlich aus Armeen verbündeter Staaten, die wenig bis gar keine Kampferfahrung hatten und zu einem großen Teil schlecht bewaffnet waren. So verfügte die Rumänische 3. Armee nur über ein veraltetes 3.7-cm-Geschütz pro Brigade.

Ein weiterer Schwachpunkt der Heeresgruppe B war die langgezogene Nordflanke, zu deren Verteidigung immer zwei bis drei Armeen abgestellt waren, die beim Vormarsch fehlten und trotzdem eine so lange Front im Falle eines Angriffs nicht effektiv verteidigen konnten.

Hitler jedoch nahm diese Risiken bewusst in Kauf, da er der Eroberung der Ölfelder absolute Priorität verlieh und die Stärke der Roten Armee unterschätzte.

Operationsverlauf

Der deutsche Vorstoß vom 7. Mai bis zum 18. November 1942.
██ bis zum 7. Juli
██ bis zum 22. Juli
██ bis zum 1. August
██ bis zum 18. November
Deutscher Panzerjäger auf einem Feld im Süden Russlands

Die Offensive begann am 28. Juni 1942. Nahezu überall zogen sich die russischen Verteidiger zurück, da das Russische Oberkommando die deutsche Sommeroffensive bei Moskau erwartet hatte und 50% der Roten Armee dort stationiert waren.

Schon am 5. Juli erreichten die deutschen Panzerspitzen den Don bei Woronesch.

Am 23. Juli gelang es der Heeresgruppe A schließlich, nach schweren Gefechten die Stadt Rostow an der Donmündung zu erobern. Diese wurde aber kurz darauf bei einem sowjetischen Gegenangriff zurückerobert. Bis zum 10. August war es schließlich doch gelungen, die Rote Armee großteils von der Ostseite des Don zu vertreiben, wenn auch stellenweise weiter Widerstand geleistet wurde.

Panzer III in einem Dorf im Süden Russlands

Im Gegensatz zur Heeresgruppe B fand die Heeresgruppe A nach der Überquerung des Don am 25. Juli eine äußerst breite Front vor. Die 17. und Teile der 11. Armee wandten sich südwärts in Richtung des Schwarzen Meeres, während die 1. Panzerarmee das von der Roten Armee weitestgehend verlassene Kubangebiet eroberte und schon am 9. August die Ausläufer des Kaukasus erreichte, was einem Vorstoß von 500 Kilometern in weniger als zwei Wochen entsprach.

Die Überquerung des Don durch die 6. Armee am 21. August erlaubte es der Heeresgruppe B, Verteidigungsstellungen entlang des Dons einzunehmen, die weniger als 60 Kilometer von Stalingrad entfernt lagen. Dies nutzte die Luftwaffe, die zeitweise mehr als die Hälfte ihrer einsatzfähigen Flugzeuge in den Bereich der Heeresgruppe B verlegt hatte, für massive Luftangriffe auf die Stadt, bei denen mehr als 40.000 Menschen starben und die Stadt großteils in Schutt und Asche gelegt wurde.

Der Hauptangriff auf Stalingrad sollte in zwei parallelen Angriffen erfolgen. Die 6. Armee sollte im Norden vorstoßen, während die 4. Panzerarmee weiter südlich angriff. Auf diese Weise sollten die 62. und die 64. Armee, die jedoch jeweils nur einem deutschen Korps entsprachen, eingeschlossen werden. Am 29. August begann die 4. Panzerarmee planmäßig mit der Offensive und stieß weit in Richtung Stalingrad vor. Da die 6. Armee jedoch noch damit beschäftigt war, einen russischen Gegenangriff abzuwehren, konnte sie erst drei Tage später angreifen, was den sowjetischen Armeen die Möglichkeit gab, aus dem Kessel zu entkommen. Erst am 13. September erreichten deutsche Einheiten den Stadtrand von Stalingrad.

Die 2. Phase der Sommeroffensive von 1942 wurde dann unter den Decknamen Braunschweig und Edelweiß durchgeführt.

Ergebnis

Als der Winter begann, hatte die Wehrmacht weite Teile des Landes zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer besetzt. Die Ölfelder von Maikop waren unter deutscher Kontrolle und auf dem Gipfel des Elbrus war die Reichskriegsflagge gehisst worden. Auch hatte man es geschafft, das westliche Donufer als Verteidigungslinie zu erobern.

Jedoch war es nicht gelungen, die Rote Armee komplett aus Stalingrad zu vertreiben, was die 6. Armee in einen langwierigen und verlustreichen Häuserkampf zwang. Gleichzeitig war die nördliche Flanke besonders zwischen Don und Wolga nicht ausreichend gesichert und anfällig für einen Flankenangriff.

Insgesamt kann der Fall Blau nicht als Erfolg gesehen werden, da die primären Ziele, das Erreichen der Ölfelder von Baku und die vollständige Eroberung von Stalingrad, nicht erreicht werden konnten. Die enorme Zersplitterung der Kräfte führte schließlich zur Katastrophe von Stalingrad und dem baldigen Verlust der eroberten Gebiete.

Literatur

  • John Ray: The illustrated history of WWII ISBN 0-297-84663-9
  • Antony Beevor: Stalingrad ISBN 3-442-15101-5
  • Walter Hubatsch: Hitlers Weisungen für die Kriegsführung 1939–1945. Dokumente des Oberkommandos der Wehrmacht ISBN 3895551732
  • Andreas Hillgruber, Walter Hubatsch, Hans-Adolf Jacobsen: Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1940-1945 ISBN 3763759336

Weblinks

Siehe auch


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