- Schlacht um Kiew
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Schlacht um Kiew Teil von: Zweiter Weltkrieg Datum 23. August bis 26. September 1941 Ort Kiew, Sowjetunion Ausgang Deutscher Sieg Konfliktparteien Befehlshaber Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt Semjon Michailowitsch Budjonny Truppenstärke 500.000 Mann 850.000 Mann Verluste 100.000 Gefallene und Verwundete 163.600 Tote und Verwundete
665.000 KriegsgefangeneBedeutende Militäroperationen während des Deutsch-Sowjetischen Krieges 1941: Białystok-Minsk – Dubno-Luzk-Riwne – Smolensk – Uman – Kiew – Odessa – Leningrader Blockade – Wjasma-Brjansk – Rostow – Moskau
1942: Rschew – Charkow – Operation Blau – Operation Braunschweig – Operation Edelweiß – Stalingrad – Operation Mars
1943: Woronesch-Charkow – Operation Iskra – Nordkaukasus – Charkow – Unternehmen Zitadelle – Smolensk – Dnepr
1944: Dnepr-Karpaten-Operation – Leningrad-Nowgorod – Krim – Wyborg–Petrosawodsk – Weißrussland – Lwiw-Sandomierz – Iaşi–Chişinău – Belgrad – Petsamo-Kirkenes – Baltikum – Karpaten – Budapest
1945: Weichsel-Oder – Ostpreußen – Westkarpaten – Niederschlesien – Ostpommern – Plattensee – Oberschlesien – Wien – Berlin – PragDie Schlacht um Kiew war eine Schlacht im Zweiten Weltkrieg zwischen der Sowjetunion und dem Deutschen Reich unter Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt. Die Schlacht fand von Mitte August bis zum 26. September 1941 statt.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Nach den raschen Erfolgen der Wehrmacht zu Beginn des Russlandfeldzugs befahl Hitler entgegen der anfänglichen Meinung des Generalstabes und des Oberkommandos der Heeresgruppe Mitte im September 1941 die vollständige Eroberung der Ukraine noch vor dem Stoß auf Moskau.[1] Hitler argumentierte, dass das Ziel sei, die Feindkräfte dort zu vernichten, wo sie stehen, und nicht Land zu erobern. Dazu schwenkte die Panzergruppe 2 der Heeresgruppe Mitte nach Süden ab, um die zwischen Dnepr und Kiew aufgestellten vier (5., 21., 26. und 37.) sowjetischen Armeen in einer Kesselschlacht zu umfassen. Kräfte der Heeresgruppe Süd sollten von Krementschuk her angreifen und die Verbände der Heeresgruppe Mitte unterstützen. Durch die Panzerschlacht bei Dubno-Luzk-Riwne war der Großteil der mechanisierten sowjetischen Kräfte ausgeschaltet worden, so dass die verbleibenden Kräfte über unverhältnismäßig wenige Panzer verfügten.
Die Schlacht
Der Schwerpunkt der Offensivbewegung der Heeresgruppe Süd lag auf dem Nordflügel, welcher in einem möglichen Zusammenwirken mit Teilen der Heeresgruppe Mitte das Industriegebiet am Donez erobern sollte. Die zentrale Rolle fiel der 17. Armee zu, welche in allgemeiner Richtung Woroschilowgrad und Stalingrad vorgehen sollte. Die Aufgabe des Flankenschutzes fiel der 11. und 6. Armee zu. Die Panzergruppe 1 sollte in Richtung Charkow vorgehen. Interessant ist, dass zu diesem Zeitpunkt nicht an eine Umfassungsoperation, sondern an ein keilförmiges Vortreiben gedacht war, da Generalstabschef Halder jenseits des Dnepr keine geschlossene Widerstandskraft der Roten Armee erwartete.
Eine günstige Ausgangsbasis wurde geschaffen mit dem Erreichen des Dnepr und Bildung von Brückenköpfen bei Dnepropetrovsk, Krementschug und Tscherkassy, wobei einzig die 6. Armee schwer vorankam, weil sie immer noch Angriffen aus den von Anfang an unterschätzten Pripjat-Sümpfen ausgesetzt war. Die Möglichkeit eines offensiven Zusammengehens mit der Heeresgruppe Mitte zeichnete sich am 20. August ab, als die 2. Armee Gomel genommen hatte. Ungeduldig wegen der langen Bereinigung des Pripjat-Raumes traf Hitler am 21. August die noch folgenreiche Entscheidung, dass die Heeresgruppe Mitte mit der Heeresgruppe Süd zusammenwirken soll und dabei ohne Rücksicht auf spätere Operationen so viele Kräfte anzusetzen habe, wie sie als notwendig betrachtete.[2] Dazu wurde die Panzergruppe 2 des Generalobersten Guderian angesetzt, welcher anfangs gegen diesen Kräfteansatz argumentierte, da er sich auf die Wege- und Treibstoffsituation und das Auffrischungsbedürfnis der schnellen Truppen unter der Prämisse des baldigen Vorgehens gegen Moskau berief. Erst nach einer Unterredung mit Hitler schlug Guderian sogar von sich aus den Einsatz der gesamten Panzergruppe 2 vor, was wiederum Friktionen mit dem OB der Heeresgruppe Mitte, Bock, mit sich brachte, da dieser seine Kräfte für den Stoß auf Moskau zusammenhalten wollte.[3]
Die am 25. August eröffnete Offensive der Panzergruppe 2 kam anfangs rasch in Gang, auch weil man in Nowgorod-Sewerski eine Desna-Brücke unversehrt in die Hand bekam. Da jedoch dieser Desna-Brückenkopf hart attackiert wurde und auch die mit sieben Divisionen angetretene 2. Armee nur schwer vorankam, verzögerte sich der Vormarsch. Die Heeresgruppe Süd befahl am 4. September den Angriff der 17. Armee von ihrem Brückenkopf aus in Richtung Mirgorod-Lubny, um die am mittleren Dnepr und in Kiew stehenden Feindkräfte zu umfassen. Guderians Einheiten überquerten am 9. September den Sejm und erreichten einen Tag später Romny, womit der eigentliche Treffpunkt mit der Panzergruppe 1 erreicht war. Diese kam jedoch wegen nahezu unpassierbarer Schlammwege kaum voran, so dass Guderians Truppen noch bis Lochwiza vorgingen. Dort wurde der noch dünne Ring am 15. September geschlossen. Neben dieser weit umspannenden Einschließung der Hauptkräfte der sowjetischen Südwestfront kam es mit dem Dnepr-Übergang der 6. Armee zu einer Einschließung Kiews, welches am 19. September fiel. Die Kesselschlacht im Osten Kiews ging am 26. September zu Ende. Rund 665.000 sowjetische Soldaten gerieten in deutsche Kriegsgefangenschaft; zudem wurden 884 Panzer, 418 Pak und 3018 Geschütze erbeutet.[4] Laut anderen Quellen verlor die Rote Armee in der Kiewer Verteidigungsoperation vom 7. Juli bis zum 26. September 1941 700.544 Soldaten (davon 616.304 Tote, Vermisste und Gefangene).[5]
Besetzung von Kiew
Die Einnahme Kiews sollte folgenreiche Probleme bezüglich der Sicherheit der Truppen in der Stadt mit sich bringen. Nach Abschluss der Kämpfe stellte sich heraus, dass nicht nur umfangreiches Material abtransportiert und die Bahnverbindungen nachhaltig unterbrochen worden waren, sondern auch umfangreiche nachträgliche Zerstörungen durch mit Funk auszulösende Sprengungen vorbereitet waren. So befahl bereits am 13. September das Oberkommando der 6. Armee, dass sich die Truppe in der Innenstadt nur mit schriftlicher Bestätigung des AOK aufhalten dürfe. Durch einen anonymen Hinweis erfuhren die Besatzungstruppen von vorbereiteten Sprengsätzen in größeren, für Stabs- und Truppenunterkünfte geeigneten Gebäuden, was am 19. September eine teilweise erfolgreiche Suchaktion auslöste. Am 24. September löste dann ein sowjetischer Sprengsatz neben dem Hauptpostgebäude in einem Beute- und Munitionslager einen Großbrand aus, welcher rasch Teile der Stadt ergriff und durch das Feuerwehrregiment "Sachsen" nicht gelöscht werden konnte. Zur Eindämmung des um sich greifenden Feuers mussten große Brandschneisen gesprengt werden.[6] Erst am 29. September konnte das Großfeuer unter Einsatz der Truppe, der Technischen Nothilfe, der einheimischen und der deutschen Feuerwehr gelöscht werden. Aufgrund der großen Verluste der deutschen Verbände in der Stadt befahl Hitler für die Zukunft, dass befestigte Großstädte nun nicht mehr im direkten Angriff zu nehmen sind, sondern zu umgehen, anschließend zu belagern und schließlich mit Artillerie und Luftangriffen zu Fall zu bringen sind. Am 12. Oktober bestätigte er das Betretungsverbot für Verbände nochmals mit Blick auf Moskau und Leningrad, um die Truppen nicht Verlusten durch Spreng- oder Sabotageaktionen auszusetzen. Letztendlich wurde diese Verfahrensweise aber nie – abgesehen von der Leningrader Blockade – angewendet, und zwar schon deshalb nicht, weil die Truppe auf diese Verkehrsknotenpunkte und die Unterkünfte für Stäbe, Depots und sonstige Versorgungseinrichtungen nicht verzichten konnte.[7]
Die Folgen
Mit dem Ende der Schlacht bei Kiew und den hohen sowjetischen Verlusten verband das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) die Hoffnung, noch vor Einbruch des Winters sowohl die Halbinsel Krim einnehmen als auch in den Kaukasus vorstoßen zu können. Die starken Verluste der Roten Armee brachten die deutsche Heeresführung zu der letztlich falschen Annahme, dass der Stoß auf Moskau trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit gelingen könne und Hitler befahl nun den direkten Marsch auf die sowjetische Hauptstadt.
Weblinks
Commons: Schlacht um Kiew – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Horst Boog, Jürgen Förster, Joachim Hoffmann, Ernst Klink, Rolf-Dieter Müller, Gerd R. Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion. (= Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 4). 2. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987, ISBN 3-421-06098-3, S. 509ff (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
- ↑ Jacobson, Greiner, Schramm: Kriegstagebuch des OKW , Band I, Verlag für Wehrwesen, 1965, ASIN: B0000BKI1D, S. 1062 ff.
- ↑ Halder übte heftige Kritik am "Umfallen" Guderians; dieser wehrt sich dagegen in: Heinz Guderian: Erinnerungen eines Soldaten. , ISBN 3-87943-693-2
- ↑ Horst Boog, Jürgen Förster, Joachim Hoffmann, Ernst Klink, Rolf-Dieter Müller, Gerd R. Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion. (= Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 4). 2. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987, ISBN 3-421-06098-3, S. 516 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
- ↑ http://www.soldat.ru/doc/casualties/book/chapter5_10_1.html#5_10_5
- ↑ Horst Boog, Jürgen Förster, Joachim Hoffmann, Ernst Klink, Rolf-Dieter Müller, Gerd R. Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion. (= Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 4). 2. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987, ISBN 3-421-06098-3. Daran beteiligt waren das Pionierbataillon 99 u. Sprengtrupps der 99. Leichten Division und 71. Infanteriedivision.
- ↑ Horst Boog, Jürgen Förster, Joachim Hoffmann, Ernst Klink, Rolf-Dieter Müller, Gerd R. Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion. (= Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 4). 2. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987, ISBN 3-421-06098-3, S. 516 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
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