- Spreegassenbrücke
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52.49111111111113.401111111111Koordinaten: 52° 29′ 28″ N, 13° 24′ 4″ O
Jungfernbrücke Jungfernbrücke von Süden Nutzung Fußgänger Überführt Friedrichsgracht und Oberwasserstraße Querung von Kupfergraben Ort Berlin-Mitte Konstruktion hölzerne Klappbrücke auf Steinwiderlagern Gesamtlänge 28,0 m Breite 4,5 m Längste Stützweite 8,7 m Lichte Höhe 4,5 m Lage Die Jungfernbrücke in Berlin-Mitte ist die älteste noch erhaltene Brücke der Stadt und zugleich die einzige der früheren insgesamt neun baugleichen Klappbrücken. Sie überspannt den Spreearm Kupfergraben und verbindet die Straßen Friedrichsgracht und Oberwasserstraße.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Jungfernbrücke entstand als Spreegassenbrücke in der Regierungszeit des Kurfürsten Friedrich Wilhelm um die Wende des 17. zum 18. Jahrhundert. Errichtet wurde sie wahrscheinlich 1701 durch Martin Grünberg, zumindest wird dies durch den Chronisten Friedrich Nicolai 1786 berichtet. Sie sollte als hölzerne Zugbrücke die Friedrichsgracht mit der Alten Leipziger Straße über den Kupfergraben (heute Schleusengraben) verbinden, die zum Leipziger Tor, einem der Stadttore des damaligen Berlin, führte. 1748 wurde sie im „Schmettauschen Plan für das Friedrichs-Forum“ erstmals als Jungfernbrücke oder Große Jungfernbrücke bezeichnet. Der Kupfergraben war bis zum Ausbau des Landwehrkanals 1850 und dem Bau der Mühlendammschleuse 1890 bis 1893 der einzige innerstädtische Schifffahrtsweg zwischen Unterspree und Oberspree.
1798 wurde das Brückenbauwerk durch eine Konstruktion aus Holz und Eisen ersetzt, wobei der Mittelteil weiterhin über Ketten und Räder angehoben werden konnte, um Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Die damals gebaute Brücke ist bis heute in ihrem Erscheinungsbild unverändert vorhanden.
1937 bis 1939 wurde das Flussbett vertieft und die nahe gelegene Mühlendammschleuse erneuert. Die Jungfernbrücke erhielt im Rahmen dieser Maßnahmen ein neues Fundament, wobei die Pfeiler um drei Meter verlängert werden mussten. Der Kettenzug wurde stillgelegt und der Klappmechanismus dadurch außer Funktion gesetzt. Die aufklappbaren Seitenteile wurden durch eine durchgehende Brückenfläche aus Stahlträgern mit Holzbohlenbelag ersetzt. Das Westgewölbe wurde komplett abgerissen und in Stahlbeton neu aufgebaut. Die Kabelkanäle beidseitig der Brücke wurden ebenfalls entfernt. Die an die Brücke heranführenden Rampen wichen Treppen, sodass sie nun nur noch von Fußgängern genutzt werden konnte.
Mehrfache gründliche Renovierungsarbeiten in den Jahren 1954, 1967 und 1979 sicherten den Erhalt des historischen Bauwerkes. Die vorerst letzten Grundinstandsetzungen erfolgten 1998/1899 in Zusammenarbeit mit dem Berliner Landesamt für Denkmalpflege und trugen dazu bei, ein möglichst authentisches standsicheres Bauwerk zu schaffen. Alle Brückenteile wurden abgetragen, auf ihren Zustand geprüft und nach einer Überarbeitung oder der Herstellung möglichst historisch getreuer Kopien wieder in die Brücke eingesetzt. Erneuert wurden außerdem der Holzbohlenbelag sowie die Gewölbe aus rotem Miltenberger Sandstein, der heute auf ein Innenkonstrukt aus Stahl aufgesetzt ist. Dieser Umbau kostete 4,1 Mio. Mark. [1] Der an die Klappen heranführende Straßenbelag wurde mit Kleinsteinpflaster historisierend neu gestaltet.
Konstruktive Details
Der Querschnitt der Jungfernbrücke wurde sinusförmig konstruiert mit zwei ungleich breiten gewölbten Seitenöffnungen zwischen Ufer und Brückenpfeilern (3,60 m / 6,60 m lichte Weite). Der Mittelteil ist 8,70 Meter, die hochklappbaren Brückenhälften 4,20 Meter breit. Die Brückenpfeiler und die Seitenöffnungen waren aus rotem Sandstein gemauert. Die Portalpfeiler bestehen aus Holz und tragen die Rollen für die Zugketten, die von den Klappenspitzen über die Rollen zu den Spillrädern und Fußrollen führen. Bogenförmige Kästen an den Pfeilern nehmen die Rollenbahnen und die Führungsschienen der Zugklappen auf. Die Zugketten sind mit Gegengewichten bestückt. Beidseitig der Brücke befanden sich gebogene Kästen zur Unterbringung von Kabeln, die über den Kanal geführt werden mussten. Diese markanten sinusförmigen Vorbrückenbögen wurden abgetragen und die Kabel anders verlegt.
Herkunft des Namens
Im 17. Jahrhundert wurde sie noch Spreegassenbrücke genannt. Auf einer Karte von 1748 erscheint erstmals der Name Jungfernbrücke. Die Herkunft dieses Namens ist unklar, es gibt verschiedene Legenden über ihn:
- In der Nähe war eine nur Männern vorbehaltene Flussbadeanstalt. Die Jungfern mussten an der Brücke zurückbleiben.
- Ein Hochzeitsbrauch: Die Braut musste über die Brücke gehen. Wenn dabei die Bohlen knarrten, war ihre Jungfräulichkeit anzuzweifeln. (Anmerkung: Die Bohlen knarrten immer!)
- Wegen des Eifersuchtsmordes an einer jungen Frau auf oder bei der Brücke.
- Die Töchter eines in der Nähe wohnenden Hugenotten beschäftigten sich in einer Bude an der Brücke mit dem Nähen feiner Wäsche, mit dem Reparieren und Waschen von Kanten und Spitzen und seidenen Strümpfen. Sie hatten hierin den besten Ruf in ganz Berlin. Nur ihre spitze Zunge hatte einen noch größeren Ruf. Wer den neuesten Klatsch erfahren wollte, ging zu den Jungfern. Jede böse Neuigkeit und hämische Erdichtung konnte schließlich den Jungfern an der Brücke zugeschrieben werden. Daher soll auch der Spottname Klatschbrücke stammen.[2]
- Nach dem Revier der leichten Mädchen, die sich auf oder bei der Brücke anboten. Ganz in der Nähe befand sich das älteste Bordell Berlins.
- Die wahrscheinlichste Erklärung betrifft zwei „Fräuleins“, die im nahe gelegenen Gasthaus „Französischer Hof“ wohnten und ihre feinen Handarbeiten in einer kleinen Verkaufseinrichtung neben dieser Brücke anboten. Die Berliner bezeichneten die fremden Damen kurzerhand als „Jungfern“, man ging also zu den Jungfern an der Brücke um Accessoires einzukaufen.
Der Volksmund und die Kunst
Die Jungen, die anno dazumal auf dem Schulweg über diese Brücke gehen mussten, konnten ruhig einmal zu spät kommen. Denn gegen die Ausrede: „Die Brücke war jrade uffjezogen!“ konnte kein Lehrer etwas einwenden.
Die DDR-Postverwaltung bildete die Jungfernbrücke auf einer Sondermarkenserie im Jahr 1985 ab. Weitere Briefmarkenausgaben aus Anlass der 750-Jahr-Feier der Stadt Berlin enthielten auf den Schmuckumschlägen des Ausgabetages (19. Mai 1987) eine Federstrichzeichnung der Jungfernbrücke.
Die schönen Formen der kleinen Brücke inspirierten immer wieder vor allem Maler zur Darstellung dieses Sujets. Bei Touristen ist das Altberliner Bauwerk ein beliebtes Besichtigungsziel.
Literatur
- Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR, Berlin, I; Hrsg. Institut für Denkmalpflege im Henschelverlag, Seiten 128-129; Berlin 1984
- Eberhard Heinze: Berlin und seine Brücken, Transpress Berlin 1987
- Helmut Caspar: Jungfernbrücke wieder wie neu, Berlinische Monatsschrift 2/2000 Volltext
- Eckhard Thiemann, Dieter Deszyk, Horstpeter Metzing: Berlin und seine Brücken, Jaron Verlag, Berlin 2003, Seiten 85-87; ISBN 3-89773-073-1
- Claus Back: Drei Fräulein an der Jungfernbrücke, Ev. Verlagsanstalt, 1970
Weblinks
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- Eintrag über Jungfernbrücke bei Structurae
- Artikel über die Jungfernbrücke bei berlinstreet.de
- Aus dem Sagenbuch des Preußischen Staates, Glogau, 1868/71
- ein historisches Foto aus dem Jahr 1885
Einzelnachweise
- ↑ Korinna Fehrenbacher: Mit dem Pressluftbohrer in der Spree. Taucher reparieren den Sandsteinsockel der Jungfernbrücke / Baudenkmal bald wieder begehbar. Artikel in der Berliner Zeitung vom 17. November 1998
- ↑ Luise-Berlin.de: Spottnamen
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