Schlütersteg

Schlütersteg
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Schlütersteg
Schlütersteg
Der Schlütersteg mit dem Bahnhof Friedrichstraße im Hintergrund um 1896
Nutzung Fußgänger
Querung von Spree
Ort Bezirk Mitte
Konstruktion genietete Eisenfachwerkbrücke
Gesamtlänge 50,0 m
Breite 4,0 m
Längste Stützweite 50,0 m
Konstruktionshöhe circa 5 m
Fertigstellung 1890
Planer Otto Stahn
Schließung 1945, zerstört und Reste beseitigt
Lage
Schlütersteg (Berlin)
Schlütersteg

Der Schlütersteg war eine Fußgängerbrücke über die Spree in direkter südwestlicher Nachbarschaft zum Bahnhof Berlin Friedrichstraße in Berlin-Mitte. Er verband den Schiffbauerdamm am Nordufer mit der Neustädtischen Kirchstraße am Südufer. Die Brücke wurde nach einem Entwurf von Otto Stahn im Jahre 1890 fertiggestellt und nach dem Bildhauer und Architekten Andreas Schlüter benannt. Anlass zum Bau der Brücke war die am 3. Mai 1886 eröffnete Markthalle IV an der Dorotheenstraße, die neben den Bewohnern der Dorotheenstadt auch diejenigen der Friedrich-Wilhelm-Stadt mit Lebensmitteln versorgte. Die neue Brücke ersparte den Markthallenbesuchern aus der Friedrich-Wilhelm-Stadt den Umweg über die Weidendammer Brücke oder die Marschallbrücke.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte und Konstruktion

Das nördliche Pfeilerpaar, fotografiert 1891 von Hermann Rückwardt

Die mit Holzbohlen belegte 4 Meter breite Gehbahn maß 50 Meter in der Länge und stieg von den Brückenenden gegen die Mitte leicht an, was eine Durchfahrtshöhe von 5 Metern ermöglichte. Sie hing in einer schmiedeeisernen Linsenträger-Fachwerkkonstruktion (wegen seiner Form auch Fischbauchträger genannt), die ihrerseits an beiden Ufern auf Pfeilerpaaren in 4 Metern Höhe gelagert war. Elf Querträger, der mittlere von 6,35 Meter Höhe, versteiften die aus Flach- und Winkeleisen genietete Konstruktion. Schmiedeeisernes Rankenwerk in Formen des Neobarock schmückte das Brückengeländer und die Bekrönung im Durchgang zwischen diesen portalartigen, mit bayrischem Granit verkleideten Pfeilern. Auf der Straßenseite hing je auf der Höhe der Auflager eine geschmiedete Laterne an den Pfeilern und kandelaberartige schmiedeeiserne Aufbauten betonten ihre Spitzen. Während am Südufer die Brücke direkt an das Straßenniveau anschloss, überwand am Nordufer eine Treppe mit sieben Stufen den Höhenunterschied zum Schiffbauerdamm. Das nördliche Pfeilerpaar erhielt wegen der unterschiedlichen Höhe der Ufer einen zusätzlichen Sockel aus nur roh behauenen Buckelquadern. Der Hauptträger wurde am südlichen Ufer vormontiert und mit Hilfe eines Prahms in Position gebracht. Auf diese Weise wurde die Behinderung der Schifffahrt auf ein Minimum reduziert. Der starke Schiffsverkehr in diesem Bereich der Spree bedingte auch einen Verzicht auf Zwischenpfeiler.

Auf dieser Postkarte von 1900 ist die Lage des Fußgängersteigs gut zu erkennen.

Aus dem Jahr 1929 ist die erstmalige Austragung einer Ruderregatta „Quer durch Berlin“ berichtet worden, die an der Schlossbrücke in Berlin-Charlottenburg gestartet wurde und deren Zielpunkt der Schlütersteg war. Die rund 8,5 km lange Strecke wurde von den Siegern in weniger als einer Stunde zurückgelegt. Ab dem Folgejahr fanden die Wettbewerbe in umgekehrter Richtung, also stromabwärts, statt. Entsprechend der Reportage gab es 1937 das letzte Wettrudern auf der Spree.[1]

1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Brücke zerstört und ihre den Schiffsverkehr behindernden Überreste beseitigt. Eine neu an der benachbarten Eisenbahnbrücke angefügte Brücke für Fußgänger ersetzt den nicht wiederaufgebauten Schlütersteg. Heute ist als einziger Überrest am südlichen Ufer noch das Fundament der Pfeiler auszumachen.

Das hier dargestellte Brückenbauwerk sollte nicht verwechselt werden mit einer Straße im Ortsteil Berlin-Heiligensee, die bis zum 27. Dezember 1985 den gleichen Namen trug.[2]

Perspektiven für einen Wiederaufbau?

Die „taz“ brachte am 19. März 2009 einen Bericht über die dringende Sanierung des Fußgängeranhängsels der Bahnbrücke am Bahnhof Friedrichsstraße (Ben Schwan: Rostend im Nobelviertel. Die Gegend um den Bahnhof Friedrichstraße ist bald ganz glatt saniert. Nun will die Bahn auch die vergammelte Fußgängerbrücke über die Spree sanieren. Viel Geld lässt sie dafür aber nicht springen). Dabei wirft sie die Frage auf, ob nicht der Wiederaufbau des verschwundenen Schlüterstegs eine attraktivere Alternative wäre. Brückenexperten glauben das aber nicht.[3]

Literatur

Weblinks

 Commons: Schlütersteg – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Homepage des Rudervereins „Wiking Berlin 1896“; abgerufen am 5. April 2009
  2. Info des Statistischen Landesamtes Berlin-Brandenburg: abgerufen am 5. April 2009
  3. abgerufen am 5. April 2009

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