- Rohrdammbrücke
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52.52916666666713.268472222222Koordinaten: 52° 31′ 45″ N, 13° 16′ 6,5″ O
Rohrdammbrücke Nutzung Straßenverkehr Überführt Fürstenbrunner Weg – Rohrdamm Querung von Spree Ort Berlin-Siemensstadt, Berlin-Westend Konstruktion Spannbeton-Balkenbrücke ohne Strompfeiler, zwei Brückenteile, längs versetzt Gesamtlänge circa 90 m Breite 20 m, davon 10 m Fahrbahn Längste Stützweite 74 m Lichte Höhe weniger als 5 m Baubeginn 1953 Fertigstellung 1954 Lage Die Rohrdammbrücke ist ein im Zusammenhang mit dem Ausbau der Werkssiedlung der Firma Siemens im Berliner Bezirk Spandau errichtetes Verkehrsbauwerk zur Überquerung der Spree. Sie ist die einzige Straßenbrücke über die Spree auf Spandauer Gebiet. Die heutige Brücke entstand 1953 an Stelle des 1905 hier errichteten Rohrdammstegs, der auch Siemenssteig genannt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Firma Siemens ließ auf einem bis dahin unbebauten Areal Ende des 19. Jahrhunderts eine komplette Kleinstadt anlegen, die sowohl Werkanlagen als auch Wohngebäude für die Beschäftigten umfasste. Die zeitweilig aus mehreren Tausend Menschen bestehende Belegschaft rekrutierte sich auch aus den Berliner Innenstadtbezirken. Von dort kamen die Siemensarbeiter entweder zu Fuß, mit dem Fahrrad über den Nonnendamm, mit Kähnen auf der Spree bzw. mit der Fähre über die Spree oder mit der Bahn über die Ringbahnhöfe. Eine fußläufige Flussüberquerung wurde dringend erforderlich, wozu sich eine Verbindung zwischen dem nördlichen Ende des Fürstenbrunner Wegs und dem südlichen Ende des Rohrdamms anbot. Für dieses Bauvorhaben hätten die Zuständigen von vier Behörden (die Stadt Charlottenburg, die Stadt Spandau, die Preußische Wasserbauverwaltung und die Stadt Berlin) ihre Genehmigung erteilen müssen. Weil die deutschen Amtsmühlen wegen ihrer sprichwörtlichen Langsamkeit bekannt sind und Charlottenburg kein Interesse an einer Förderung des Produktionsstandortes Siemensstadt wegen Steuereinnahmenverlust hatte, ließ die Firmenleitung durch ihren „Chefarchitekten“ Karl Janisch eine schnell montierbare Spreequerung entwerfen. Nach diesen Plänen wurden die Brückenteile der Fachwerk-Stabbogenkonstruktion an Land vormontiert und in einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“ am 22. Mai 1905 von Land aus und mit Hilfe eines Prahms auf die zuvor errichteten Widerlager eingeschoben. Die so fertiggestellte Fußgängerbrücke wurde geduldet oder doch kurz zuvor genehmigt (es gibt zwei widersprüchliche Aussagen in den Quellen). Sie wurde zunächst einfach Spreebrücke genannt, bevor ihr der Name Siemenssteig oder ab den 1930er-Jahren Rohrdammsteg gegeben wurde.[1] Siemens ließ anschließend noch die straßenmäßigen Unzulänglichkeiten auf eigene Kosten beseitigen. Die neu errichtete Rohrdammbrücke war anfangs 64 m lang, 4,5 m breit und an den Seiten mit Stahlträger-Gittern gesichert. 1912/1913 wurde sie durch eine daneben aufgestellte baugleiche Konstruktion – wieder mit Siemens-Unterstützung – auf zwei Fahrbahnen und zwei Fußsteige auf insgesamt 15 m verbreitert. Es handelte sich um eine strompfeilerfreie eiserne Bogen-Fachwerkbrücke von enormer Bauhöhe.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden beide Teile der Rohrdammbrücke durch Sprengungen unpassierbar gemacht. Die danach errichtete hölzerne Behelfsbrücke erwies sich als nicht verkehrssicher und musste Anfang der 1950er-Jahre abgebrochen werden. Eine moderne Spannbeton-Brücke wurde geplant und die Straßenführung geändert. Aus konstruktiven Gründen wählte man zwei Einzelbrücken, die um einige Meter längs versetzt sind und die Spree schräg überspannen, wodurch das gesamte Bauwerk 13 m länger als der Vorgängerbau ist. Die neue Rohrdammbrücke aus vorgespanntem Stahlbeton wurde erstmalig in Berlin im Freivorbau ausgeführt, bei dem an Land Teile aus Beton angefertigt und nach Aushärten mit Spanngliedern an bereits vorhandene Teile angeschlossen werden. Die Pfeiler sind auf Senkkästen gegründet. 1954 wurde die neue Rohrdammbrücke dem Verkehr übergeben. Erhaltungsmaßnahmen und Sicherungsarbeiten an der Brücke erfolgten zuletzt von 1982 bis 1984. Die Umsetzung des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 17 erfordert unter anderem die Passage zweilagiger Containerschiffe mit einer Durchfahrtshöhe von mehr als 5,25 m. Die Rohrdammbrücke von 1953 reicht dafür aber nicht und eine Anhebung schließen die Brückenbauexperten wegen der diffizilen Rahmentragwerkskonstruktion aus. Weitere Brücken – auch über die Havel – erfüllen diese Forderung ebenfalls nicht. Deshalb sehen die Planungen des Berliner Wasserstraßen-Neubauamtes für den Zeitraum 2009 bis 2013 konkrete Brückenneubauten vor für die Ludwig-Hoffmann-Brücke (bereits im Bau), die Freybrücke, die Rohrdammbrücke, die Schulenburgbrücke, die Charlottenbrücke und die Dischingerbrücke.[2] [3] Umweltverbände und Bündnis 90/Die Grünen kritisieren dagegen massiv die Ausbaupläne:
„[…] Das Projekt ist überdimensioniert, es ist am Bedarf vorbei geplant, zu teuer und durch die Eingriffe in Gewässer, Ufer und angrenzende Lebensräume von Spree und Havel ergeben sich massive Beeinträchtigungen von Wasserhaushalt und Natur. Etwa 1000 Bäume sollen allein am geplanten Ausbauabschnitt der Spree zwischen der Rohrdammbrücke und der Einmündung in die Havel gefällt werden. Weitere Tausend im Brandenburger Havelabschnitt. Das Projekt 17 führt mit den geplanten Ausbaumaßnahmen zu einer Verschlechterung des ökologischen Zustands der Flüsse und Flusslandschaften und verstößt damit gegen das Verschlechterungsverbot der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie.“
– Bündnis 90/Die Grünen: Wir brauchen keine Wasserautobahn![4]
Selbst einzelne Abgeordnete anderer Parteien bezeichnen das Projekt als „zu großspurig“.[5]
Literatur
- Karl H. P. Bienek: Siemensstädter Lexikon – Straßen in Siemensstadt, Berlin 1992
(auszugsweise abgerufen 15. April 2009) - Thiemann, Deszyk, Metzing: Berlin und seine Brücken. Jaron, Berlin 2003, ISBN 3-89773-073-1, S. 124–125
Weblinks
Commons: Rohrdammbrücke – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Geschichte der Entstehung des Rohrdammstegs und der Namensgebung; abgerufen am 15. April 2009
- ↑ Schiff ahoi! Weil große Containerschiffe künftig durch Berlin fahren sollen, müssen fünf Brücken abgerissen und neu aufgebaut werden. In: Berliner Zeitung, 18. Februar 2009
- ↑ Wasserwege von und nach Berlin. Die Verbindung nach Westen: zweilagige Containerverkehre jetzt möglich; IHK online, abgerufen am 17. April 2009
- ↑ Wir brauchen keine Wasserautobahn!, Bündnis 90/Die Grünen – Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz, 6. Oktober 2007
- ↑ Sieben Brücken sollen in Spandau angehoben werden. SPD-Politiker kritisiert die Bundesregierung. In: Berliner Zeitung, 3. Mai 1996
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- Karl H. P. Bienek: Siemensstädter Lexikon – Straßen in Siemensstadt, Berlin 1992