St. Antönien

St. Antönien
St. Antönien
Datei:St antoenien neu.svg
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Graubünden
Bezirk: Prättigau/Davos
Gemeindenummer: 3893i1f3f4
Postleitzahl: 7246
Koordinaten: (780740 / 204776)46.9694349.8140331459Koordinaten: 46° 58′ 10″ N, 9° 48′ 51″ O; CH1903: (780740 / 204776)
Höhe: 1'459 m ü. M.
Fläche: 52.28 km²
Einwohner: 360 (31. Dezember 2009)[1]
Website: www.st-antoenien.ch
St. Antönien Platz

St. Antönien Platz

Karte
Karte von St. Antönien
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St. Antönien ist eine politische Gemeinde im Kreis Luzein im Bezirk Prättigau/Davos des Kantons Graubünden in der Schweiz. Zu ihr gehören die ehemals selbstständigen Gemeinden St. Antönien Castels, St. Antönien Rüti und St. Antönien Ascharina.

Inhaltsverzeichnis

Wappen

Blasonierung: In Blau ein goldenes (gelbes) Antoniuskreuz (Taukreuz) beseitet von zwei und überhöht von einem sechsstrahligen goldenen Sternen

Das Antoniuskreuz bezieht sich auf den Namen von Ort und Talschaft, benannt nach dem Heiligen Abt Antonius, dem Patron der Kirche in den Farben des Zehngerichtenbundes. Die beiden zur Gemeinde St. Antönien zusammengeschlossenen Gemeinden St. Antönien-Castels und St. Antönien-Rüti (dessen Wappen von der neuen Gemeinde weitergeführt wird) werden durch die beigefügten beiden Sterne versinnbildlicht. Die ehemalige Gemeinde St. Antönien-Castels führte das Antoniuskreuz ohne Beizeichen. Seit dem Zusammenschluss mit der Gemeinde Ascharina, wird auch dessen Stern im Wappen mitgeführt.

Geographie

Kirche St. Antonius, Mitte 14. Jh. erbaut

Die Gemeinde liegt im St. Antöniental, einem nördlichen Seitental des Prättigaus, das vom Schanielabach entwässert wird. Sie umfasst den obersten, Partnunertal genannten Talabschnitt, das von links einmündende Gafiertal, die sich unterhalb des Zusammenflusses anschliessende Talweitung und gegen Schanielatobel unterhalb des Eggerbergs gelegen, Ascharina. Im Norden und Osten grenzt die Gemeinde auf dem Grat des Rätikons an Österreich. Die höchsten Berge dieser Kette, welche die Wasserscheide gegen das Montafon bildet, sind die Sulzfluh (2'817 m ü. M.) im Norden, die Schijenflue (2'625 m ü. M.) im Nordosten und das Madrisahorn (2'826 m ü. M., höchster Punkt der Gemeinde) im Südosten. Gegen Westen und Südwesten bilden Schafberg, Chüenihorn und Chrüz die natürliche Grenze des Tales.

Geologisch liegen drei Formationen vor, der Prättigauer Flysch aus der Kreidezeit bildet die von Vegetation überwachsenen Gipfel bis etwa 2'450 m ü. M.. Ein Kalkband überdeckt den Flysch im Bereich der Rätschen-, Sulz- und Schijenflue. Im Süden liegt über dem Kalkband die kristalline Silvrettadecke und bildet die Gipfel von Schollberg, Gämpiflue und Madrisa. Der Aschüeler Sattel ist der Überrest des eiszeitlichen Tales welches sich gegen Westen öffnete. Erst viel später hat der Schanielabach von Partnun kommend einen ähnlichen Verlauf genommen sich aber seinen Ausgang nach Süden gegraben.

St. Antönien liegt klimatisch in einer Vorstauzone und über das Jahr verteilt fallen 1'386 mm Niederschläge, ein Drittel davon in den Sommermonaten Juni, Juli und August. Der Winter ist schneereich und die mittleren monatlichen Temperaturen liegen zwischen -5,5 Grad und 12,8 Grad Celsius. Im nebelarmen Hochtal scheint die Sonne im Januar durchschnittlich 105 Stunden pro Monat, im Juli 171.

Die Streusiedlung besteht aus einer Vielzahl von Einzelgehöften. Lediglich am Platz (1'420 m ü. M.), dem Dorfzentrum, verdichten sich die Gebäude. Die wichtigsten Hofgruppen sind rechts des Schanielabachs Aschüel, Schwendi, Meierhof und Büel, auf der anderen Talseite, am Unterlauf des Gafierbachs, Litzirüti, Sunnirüti, Stapfen, sowie das weiter unten am Schanielabach gelegene Ascharina. Im Partnunertal liegt als grösste Siedlung Partnunstafel (1'763 m ü. M.). Im Gafiertal gibt es einige Siedlungen, die heute nicht mehr ganzjährig bewohnt sind.

Vom gesamten Gemeindegebiet von 52,28 km² sind 594 ha von Wald und Gehölz bedeckt, sind 2'697 ha landwirtschaftlich nutzbar, davon 2'337 ha als Maiensässe und Alpen. Weitere 1'890 ha sind unproduktive Fläche, meist in Form von Gebirge und 47 ha umfasst die Siedlungsfläche.

Nachbargemeinden sind Saas im Prättigau, Küblis, Luzein, Schiers sowie Tschagguns und St. Gallenkirch, beide im österreichischen Bundesland Vorarlberg.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1623 1781 1805 1830 1850 1900 1950 1970 2008
Einwohner 495 435 390 381 360 350 430 365 360

Die Bevölkerungszahl ist trotz Geburtenüberschuss, auf Grund von Abwanderungen, schon seit langem stabil bis leicht rückläufig, allein zwischen 1840 und 1890 127 Personen nach Amerika ausgewandert. Es leben praktisch nur Schweizer Staatsangehörige mit deutscher Muttersprache im Tal, die meisten sind evangelisch-reformierter Konfession.

Wirtschaft

Den wichtigste Wirtschaftszweig im Tal stellt die Landwirtschaft. Bedingt durch das alpine Klima, die Höhenlage und die Topographie ist kein wirtschaftlicher Ackerbau möglich, deshalb herrschen Fleisch- und Milchwirtschaft vor. Lange Tradition hat die Haltung von Kleinvieh, besonders Ziegen was heute wieder vermehrt zu sehen ist. Ermöglicht durch die mechanisierte Arbeitsweise wird die Landwirtschaft meist vom eigentlichen Gehöft aus betrieben, die jahreszeitlichen Wechsel des Wohnsitzes auf die verschieden Höhenstufen sind meist aufgegeben worden.

Tourismus

hinter dem Mond, links

Der Slogan von St. Antönien Tourismus ist bezeichnend, im abgelegenen Seitental findet kein Massentourismus statt. Bereits 1891 wurden 30 bis 40 Gäste in den, im Sommer jeweils leerstehenden, Talwohnungen beherbergt. Heutzutage stehen in Hotels und Gasthäusern, sowie weiteren 20 Ferienwohnungen und -häuser rund 500 Betten zur Verfügung. Nach den Rekordzahlen der frühen 1980er Jahre mit gegen 50'000 Logiernächten pro Jahr hat sich die Zahl auf etwa 30'000 eingependelt. Bekannt ist das Tal unter den Tourenskifahrern, Bergwanderern und Kletterern welche Routen in allen Schwierigkeitsstufen finden. Den Pistenskifahrern steht seit 1974 der Skilift Junker offen.

Verkehr

St. Antönien ist nur über die Strasse von Küblis her erreichbar, am häufigsten wird darum der Individualverkehr bevorzugt. Mit den rund acht Postautokursen jeden Tag erreicht man Küblis in 35 Minuten Fahrzeit.

Geschichte

In der Sulzfluh liegt ein Höhlensystem mit mehreren Eingängen. Seit Ende der 1970er Jahre sind die rund 4 km langen Gänge in im Kalkgestein vermessen, dabei sind die Knochen und Zähne des Höhlenbären (Ursus spelaeus) gefunden worden. Die in Abgrundhöhli, Chilchhöhli und Seehöhli vorgefundenen Überreste haben ein Alter von 80'000 bis 120'000 Jahre.

Vor 1300 war das Tal unbewohnt und wie Flurnamen belegen von tieferliegenden romanischen Siedlungen aus genutzt. Als Grundherren sind die erst Freiherren von Vaz (1250–1338) urkundlich fassbar, welche zu dieser Zeit auch die Kollatur der Kirche Jenaz besassen. Nach dem Aussterben des Vazer Geschlechts und deren Nachfolger den Toggenburger Grafen, gelangte Castels an die Familie Matsch. Die Familie Montfort und die Freiherren von Sax erlangten die Herrschaft über Ascharina und Rüti, wobei die Grenze, der Schanielabach, während Jahrhunderten bestand haben sollte.

Wohnhaus mit ortsypischem Lawinenkeil, dem Ebenhöch

Von den Grundherren gefördert, wanderten im 14. Jh. wanderten Walser aus von Klosters her zuerst über die Aschariner Alp im Gafiertal ein und besiedelten dann Parnun und Aschüel. Das Tal wurde gleichsam von oben her in der walserischen Streusiedlungsweise erobert. Die Grundherren gewährten dabei der Walsergemeinschaft das niedere Gericht und andere Freiheitsrechte.

Die bis zur Baumgrenze stark bewaldeten, steilen Hänge wurden zur Landgewinnung, sowie für Bau- und Brennholz gerodet. Beim Suchen nach einem Bauplatz für die Kirche um 1370 waren Lawinen noch unbekannt, so dass man sich gegen einen Bau im Meierhof entschied, der damals zentraler gelegen wäre, weil dort mit Steinschlag vom Eggberg her zu rechnen war, dem Bau am Platz indessen standen nichts entgegen. Die neue Kirche war eine Filiale von Jenaz.

Im Lawinenwinter 1951 wurde der Weiler Meierhof am 20. Januar von einer Lawine getroffen. Diese entstand unterhalb des Chüenihorns und beschädigte oder zerstörte 42 Gebäude, darunter neun Wohnhäuser. Dabei wurden zehn Menschen verschüttet, wovon neun gerettet werden konnten. Ein Mensch kam ums Leben. Daneben verstarben 50 Stück Grossvieh.[2][3]

Die heutige Gemeinde ist durch zwei 1979 und 2007 vorgenommene Gemeindefusionen entstanden. 1979 schlossen sich die Gemeinden St. Antönien Castels (bis 1953 offiziell: Castels) und St. Antönien Rüti (bis 1953 offiziell: Rüti im Prättigau) zusammen. Die Grenze der früheren Gemeinden wurde durch den Schanielabach markiert, der von jeher die Gerichte Castels und Klosters des Zehngerichtenbundes voneinander trennte. Die fusionierte Gemeinde übernahm das Wappen von Rüti. Castels führte ebenfalls das Antoniuskreuz im Wappen, aber ohne die beiden Sterne.

Am 23. Februar 2006 beschlossen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Gemeinden St. Antönien und St. Antönien Ascharina (BFS-Nr. 3892) mit grossem Mehr in beiden Gemeinden, sich per 1. Januar 2007 zur Gemeinde St. Antönien zusammenzuschliessen. Die Bewilligung durch den Kanton erfolgte am 1. September 2006 durch Beschluss des Grossen Rates.

Sehenswürdigkeiten

Unter Denkmalschutz steht die reformierte Dorfkirche.

Literatur

  • Die Gemeinden des Kantons Graubünden. Chur/Zürich, 2003. ISBN 3-7253-0741-5
  • Erwin Flütsch (Dissertation Universität Zürich): St. Antönien – Kulturlandschaftliche Aspekte einer Walsergemeinde. aku- Fotodruck. Zürich 1976
  • Holger Finze-Michaelsen: Geschichte der St. Antönien Lawinen. AG Buchdruckerei. Schiers 1988
  • Konrad Flütsch-Gansner, Kirchgemeinde St. Antönien (Hrsg.): «Gedenkschrift zum 500 jährigen Bestehen der Kirche von St.Antönien», St. Antönien 1993

Weblinks

 Commons: St. Antönien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden
  2. http://www.jfp.ch/start/texte/portraits/lawinen1951.pdf
  3. *Christian Pfister, Am Tag danach, Zur Bewältigung von Naturkatastrophen in der Schweiz 1500–2000 2002 Haupt ISBN 3-258-06436-9 Kapitel Seite 158

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