Stadtdekanat Mannheim

Stadtdekanat Mannheim

Das Katholische Stadtdekanat Mannheim ist seit 1902 eine Untergliederung des Erzbistums Freiburg. Gegenwärtig leben knapp über 100.000 Katholiken in Mannheim. Das Stadtdekanat wird 2012 den 98. Deutschen Katholikentag ausrichten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Aufgaben

Ursprünglich gehörte Mannheim zum Bistum Worms. Das Ziel des Großherzogtums Baden war es, eine möglichst vollständige Deckung der kirchlichen und politischen Grenzen zu erreichen. Mit dem Verzicht von Bischof Karl Theodor von Dalberg auf das Bistum Worms war dessen Ende eine beschlossenen Sache. Die Dekanate Heidelberg und Weinheim, die früher zu Worms und zum Erzbistum Mainz gehört hatten, wurden 1827 dem neuen Erzbistum Freiburg zugeordnet. Dabei gehörten alle Pfarreien nördlich des Neckars zum Dekanat Weinheim, die südlich des Neckars zum Dekanat Heidelberg.

Durch die Industrialisierung erlebte Mannheim in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Bevölkerungsexplosion, in deren Folge sich die Stadt vergrößerte, neue Pfarrgemeinden gegründet wurden und frühere eigenständige Gemeinden mit ihren Pfarreien eingemeindet wurden.

Gleichzeitig wurde in der 1880er Jahren die Römisch-Katholische Kirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt. Dadurch erhielt sie das Recht auf eine eigene Besteuerung. Mehrere Kirchengemeinden konnten sich zum Zwecke der gemeinschaftlichen Ausübung des Besteuerungsrechts zu einer Gesamtkirchengemeinde vereinigen. 1893 wurden deshalb die Obere und Untere Pfarrei Mannheim zu einer Gesamtkirchengemeinde Mannheim zusammengeschlossen. Eine Kirchensteuerkasse wurde eingerichtet, die die Kirchensteuer der juristischen Personen und die Kirchensteuer auf Grundbesitz verwaltete. Damit wurden die Ausgaben für die Religionsausübung bestritten und zentrale Verwaltungsaufgaben für alle Pfarrgemeinden der Stadt übernommen. Damit konnten auch die vielen Kirchenneubauten der Zeit finanziert werden. Die einzelnen Kirchengemeinden blieben aber weiterhin bestehen.

Diesen Veränderungen mussten in der Folge auch die Dekanate angepasst werden. Deshalb verfügte Erzbischof Thomas Nörber 1901 und 1902 eine Neugliederung, wonach in den großen Städten jeweils eigenen Stadtdekanate eingerichtet wurden. Am 23. Januar 1902 wurde das Römisch-Katholische Stadtdekanat Mannheim gebildet und der Pfarrer der Jesuitenkirche Mannheim, Prälat Joseph Bauer, zum Dekan bestimmt.

Die Aufgabe des Dekans ist es, im Auftrag des Bischofs zu handeln und ihn zu unterstützen. Er hat die Geistlichen seines Gebiets zu betreuen und ihre Amtsführung zu beaufsichtigen. Die Dekanate haben als mittlere Verwaltungsbezirke die Seelsorge zu fördern und die wissenschaftliche und praktische Ausbildung der Geistlichen zu pflegen. Das Dekanat übernimmt die pastoralen Aufgaben und Einrichtungen, die wegen ihrer speziellen Zielsetzung die Möglichkeiten der unteren pastoralen Ebene (der Seelsorgeeinheiten und Pfarreien) übersteigen.

Das höchste Laiengremium ist der Dekanatsrat, der sich aus dem Dekan, dem Kämmerer und dem Schuldekan kraft Amtes sowie aus bis zu zwei Vertretern der mit amtlichen Auftrag im Dekanat tätigen Geistlichen zusammen. Zudem gehören ihm zwei Vertreter der Pastoralreferenten und Gemeindereferenten an. Jede Pfarrgemeinde wählt schließlich aus der Mitte der Pfarrgemeinderäte eine Vertreter in dieses Gremium. Hinzu kommen Vertreter der Religionslehrer, des Caritasverbands und der Katholischen Bildungswerke.

Die Dekane des erzbischöflichen Stadtdekanats Mannheim

Seit der Gründung des Stadtdekanats Mannheim hatten die folgenden Geistlichen das Amt des Stadtdekans inne:

  • Prälat Joseph Bauer 1902 – 1946
  • Geistlicher Rat Otto-Michael Schmitt 1949 – 1956
  • Prälat Karl Nikolaus 1956 – 1970
  • Monsignore Franz Völker 1970 – 1982
  • Monsignore Horst Schroff 1982 – 2005
  • Geistlicher Rat Karl Jung seit 2005

Struktur

Zum Stadtdekanat Mannheim gehören die folgenden elf Seelsorgeeinheiten, die in der Stadt Mannheim sowie in den Gemeinden Edingen-Neckarhausen und Ilvesheim liegen:

  1. Seelsorgeeinheit Mannheim City
    Sie umfasst die am 1. September 2005 gegründete Pfarrgemeinde St. Sebastian mit den drei gleichberechtigten Kirchen Jesuitenkirche, St. Sebastian und Liebfrauenkirche.
  2. Seelsorgeeinheit am Luisenpark
    Sie wird gebildet aus den Pfarrgemeinden Heilig-Geist, St. Peter in der Schwetzingerstadt-Oststadt und St. Pius in Neuostheim-Neuhermsheim.
  3. Seelsorgeeinheit Neckarstadt-Ost
    Dazu gehören die Pfarrgemeinden St. Bonifatius und St. Bernhard.
  4. Seelsorgeeinheit Mannheim-Neckarstadt-West
    Sie umfasst die Pfarrgemeinden Herz-Jesu und St. Nikolaus.
  5. Seelsorgeeinheit Käfertal-Vogelstang
    Hierzu gehören die Gemeinden Zwölf-Apostel, St. Laurentius und St. Hildegard.
  6. Seelsorgeeinheit Waldhof-Gartenstadt
    Die Seelsorgeeinheit Waldhof-Gartenstadt wird gebildet durch die Pfarrgemeinden St. Franziskus, St. Elisabeth und St. Lioba.
  7. Seelsorgeeinheit Mannheim-Ost
    Die Pfarrgemeinden St. Peter und Paul und Christ-König liegen in den Stadtteilen Feudenheim und Wallstatt, die Pfarrgemeinde St. Peter in der Neckarinselgemeinde Ilvesheim.
  8. Seelsorgeeinheit Mannheim-Südost
    Die Pfarrgemeinden St. Aegidius, St. Bonifatius, St. Bruder Klaus und St. Andreas liegen in Mannheim-Seckenheim, Mannheim-Friedrichsfeld und in der Gemeinde Edingen-Neckarhausen.
  9. Seelsorgeeinheit Sandhofen-Schönau
    Hierzu gehören die Pfarrgemeinden Guter Hirte, St. Bartholomäus und St. Michael.
  10. Seelsorgeeinheit Mannheim-Südwest
    Die Pfarrgemeinden St. Jakobus in Neckarau, St. Josef auf dem Lindenhof und Maria-Hilf auf dem Almenhof bilden diese Seelsorgeeinheit.
  11. Seelsorgeeinheit Mannheim-Süd
    Die Pfarrgemeinden St. Antonius, St. Konrad, St. Theresia und St. Johannes liegen im Stadtteil Rheinau.

Zudem gehört die Katholische Hochschulgemeinde zum Stadtdekanat. Wegen des zunehmenden Priestermangels gibt es Pläne des bischöflichen Ordinariats weitere Seelsorgeeinheiten zusammenzulegen oder aufzuteilen.[1]

Einrichtungen

Das Stadtdekanat unterhält 26 Kirchen, das Mädchenhaus St. Agnes, das Katholisches Jugendheim Emilie-Hucht-Haus, das Haus der Jugend, die Ferienkolonie St. Georg, 3 Kinderheime und 36 Kindergärten.

Sonstiges

Seit 2006 verleiht das Stadtdekanat als höchste Auszeichnung für Verdienste um die katholische Stadtkirche die Joseph-Bauer-Medaille, die an den ersten Stadtdekan Mannheims erinnert. Zu den Preisträgern gehören unter anderem Altbundeskanzler Dr. Helmut Kohl (2006), der langjährige Mesner Lothar Schiffmacher (2007) sowie Monsignore Horst Schroff (2009).

Einzelnachweise

  1. Christine Maisch-Straub: Freiburger Pläne beunruhigen Christen, Mannheimer Morgen vom 23. November 2009, S. 15

Weblinks


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