- Bahnstrecke Leutkirch–Isny
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Leutkirch–Isny Streckennummer (DB): 4550 Streckenlänge: 15,929 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Maximale Neigung: 1:125 = 8 ‰ Minimaler Radius: 573 m Verlaufsrichtung: Nord-Süd Bundesland: Baden-Württemberg LegendeAllgäubahn von Kißlegg 68,61 Leutkirch (Keilbahnhof) 652 m nach Memmingen 68,7 heutiges Streckenende 69,1 Wangener Straße (B 18) 69,6 Fischerstraße 72,06 Rauns (Doppelbrücke mit Flutbrücke) L 319 73,68 Eschach (Doppelbrücke mit Feldweg) 73,83 Urlau (bis 1935 nur Haltepunkt) 74,02 Ladestelle Urlau (seit 1976) Landstraße Anst Munitionsanstalt Urlau Landstraße 75,83 Eschach L 320 77,26 Friesenhofen 78,2 Gemeindestraße nach Unteres Moos 78,4 Laiblesgraben 78,6 Feldwegbrücke bei Rimpach 80,0 Friesenbach 80,7 L 318 80,83 Aigeltshofen 81,6 Rohrdorfer Bach 81,83 Bahnwärterposten 79 82,4 Feldwegbrücke bei Rohrwies 82,7 Gemeindestraße nach Ratzenhofen 82,83 Untere Argen (34 m) Achener Weg 83,8 von Kempten 84,539 Isny 697 m Die Bahnstrecke Leutkirch–Isny war eine normalspurige Nebenbahn in Baden-Württemberg. Sie verband von 1874 bis 1976 die beiden Allgäuer Städte miteinander. Das Teilstück von Leutkirch nach Urlau war darüber hinaus noch bis 2001 in Betrieb. Die Strecke war zunächst Teil der Hauptbahn Herbertingen–Aulendorf–Leutkirch–Isny (Württembergische Allgäubahn) und wurde 1890 zur Nebenbahn degradiert, als die Verbindungsstrecke Leutkirch–Memmingen in Betrieb ging.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vorgeschichte und Bau
Bereits am 1. September 1872 erhielt die Kleinstadt Leutkirch Anschluss an die Württembergische Allgäubahn, welche damals von Kißlegg her kommend nach Leutkirch verlängert wurde, nachdem zuvor bereits 1870 das Teilstück Waldsee–Kißlegg und 1869 das Teilstück Aulendorf–Waldsee eröffnet wurde. Schon bald darauf, am 15. August 1874, wurde diese Strecke ein weiteres Mal verlängert. Somit erhielt auch die Kleinstadt Isny ihren ersten Eisenbahnanschluss. Die Strecke Leutkirch–Isny war also zunächst ein direkter Bestandteil der Württembergischen Allgäubahn – dies zeigt sich unter anderem auch daran, dass die Strecke durchgehend kilometriert war (Streckenkilometer 00,00 in Herbertingen, Streckenkilometer 68,61 in Leutkirch und Streckenkilometer 84,539 am Endpunkt Isny). Erst 1898/90 änderten sich die Verhältnisse. Mit der Eröffnung des bayerisch-württembergischen Lückenschlusses zwischen Leutkirch und Memmingen wurde Leutkirch zum Knotenpunkt (wo ein sogenannter Keilbahnhof eingerichtet wurde). Auch die Eisenbahn passte sich damals an die Hauptverkehrsachse des Württembergischen Allgäus an, welche traditionell in Ost–West-Richtung verläuft. Die hier behandelte Bahnstrecke wurde infolgedessen zur Nebenbahn degradiert. Die durchgehende Kilometrierung wurde jedoch trotzdem bis zur Einstellung der Strecke beibehalten. Zum 15. Oktober 1909 wurde schließlich auch Isny zum Eisenbahnknotenpunkt. Damals wurde die Bahnstrecke Kempten–Isny eröffnet, welche auf den letzten 600 Metern das von Leutkirch her kommende Gleis nutzte. Damit war das Eisenbahnnetz im Württembergischen Allgäu komplett. Weitere Strecken wurden nicht mehr gebaut.
Schwacher Normalbetrieb
Im Laufe der Jahre war die Bahnstrecke Leutkirch–Isny stets eine unbedeutende Nebenbahn. Besonders charakteristisch für die Strecke war der geringe Betrieb auf den drei Unterwegsbahnhöfen. Ursächlich hierfür war in erster Linie der Umstand, dass alle drei Zwischenstationen weit abseits der eigentlichen Siedlungen lagen:
- der Haltepunkt Urlau lag 600 Meter von der Ortsmitte der gleichnamigen Gemeinde entfernt,
- der Bahnhof Friesenhofen lag 1.300 Meter von der Ortsmitte der gleichnamigen Gemeinde entfernt,
- der Haltepunkt Aigeltshofen lag 1.000 Meter von der Ortsmitte der Gemeinde Rohrdorf entfernt. Aigeltshofen selbst ist nur ein unbedeutender Weiler.
Darüber hinaus lagen aber auch die beiden Endbahnhöfe vergleichsweise weit von den jeweiligen Stadtzentren entfernt (Isny 900 Meter und Leutkirch 700 Meter – jeweils gemessen ab dem Marktplatz). Die Eisenbahn war somit auf den meisten Verbindungen unattraktiv. In jedem Fall musste mindestens einmal, in vielen Fällen auch zweimal je Fahrt ein größerer Fussweg zurückgelegt werden. Wer zum Beispiel aus der Ortsmitte von Friesenhofen zum Marktplatz nach Isny wollte, musste trotz Eisenbahn bei einer Hin- und Rückfahrt insgesamt 4.400 Meter Fußweg zurücklegen bei einer Gesamtentfernung von nur etwas mehr als acht Kilometern.
Aufschwung durch den Militärverkehr
Erst als die Wehrmacht 1935 damit begann, im nahe der Bahnlinie gelegenen Waldgebiet Urlauer Tann eine Munitionsanstalt zu errichten (die sogenannte Heeresmunitionsanstalt Urlau), verhalf diese Maßnahme der Bahnstrecke nach Isny zumindest im Güterverkehr zu größerer Bedeutung. So errichtete man ab Urlau eine insgesamt 2,5 Kilometer lange Anschlussbahn, welche bis in das Gelände der Munitionsanstalt hinein führte. Innerhalb des Sperrgebiets wurden weitere umfangreiche Gleisanlagen angelegt, darunter auch insgesamt fünf Ringgleise. Zur Durchführung der zahlreichen Rangierfahrten in Richtung Munitionsanstalt wurde damals außerdem der Haltepunkt Urlau zum Bahnhof aufgewertet. Zwar wurde dieses Anschlussgleis schon 1948 wieder demontiert (im Auftrag der französischen Besatzungstruppen), jedoch nahm die neu gegründete Bundeswehr die Militärtransporte bereits im Jahr 1961 wieder auf. Allerdings wurde das in die Anlage hinein führende Anschlussgleis nicht wieder aufgebaut, vielmehr wurde die Munition fortan im Bahnhof Friesenhofen auf Lastwagen umgeladen und von dort auf der Straße ins Munitionsdepot transportiert.
Niedergang
Bereits zum 1. Juni 1969 (Beginn des Sommerfahrplans) wurde der Personenverkehr auf der Strecke Leutkirch–Isny eingestellt. Die Einstellung des regulären Güterverkehrs (und damit die Gesamtstilllegung des Abschnitts Friesenhofen–Isny) erfolgte schließlich zum 30. Mai 1976 (ebenfalls zu Beginn des Sommerfahrplans). Lediglich der Restabschnitt Leutkirch–Friesenhofen wurde aufgrund des umfangreichen Militärverkehrs zur Munitionsanstalt Urlau weiterhin betrieben. Unmittelbar nach der Einstellung des regulären Güterverkehrs begann man jedoch damit etwas südlich des Bahnhofs Urlau eine neue Ladestelle für den Militärverkehr zu bauen. Mit Inbetriebnahme dieser Ladestelle konnte schließlich zum 7. Dezember 1976 auch der Abschnitt Ladestelle Urlau–Friesenhofen stillgelegt werden. Die Munition wurde fortan schon in Urlau umgeladen. Die Ladestelle in Urlau diente darüber hinaus vereinzelt aber auch zivilen Güterkunden. Die Strecke Leutkirch–Ladestelle Urlau war seit 1976 nur noch ein Bahnhofsnebengleis des Bahnhofs Leutkirch. Dennoch wurde sie noch in den Jahren 1990 bis 1993 noch umfangreich saniert. Sie erhielt damals sowohl einen neuen Oberbau als auch neue Schienen, ferner die von modernen Hauptbahnen bekannten Kilometertafeln (statt der alten Kilometersteine). Gleichzeitig mit der Streckenertüchtigung begann in den 1990er Jahren (nach dem Ende des Kalten Krieges) aber auch der Niedergang des Militärverkehrs. Das Gleis zur Ladestelle Urlau wurde in den letzten Jahren seines Bestehens nur noch sehr selten befahren und schließlich am 31. Dezember 2001 stillgelegt (und im Sommer 2004 abgebaut).
Unabhängig von der 1976 erfolgten Stilllegung des Streckenabschnitts Friesenhofen–Isny war der südliche Endpunkt der Strecke jedoch noch bis zum 18. April 1983 über die Bahnstrecke Kempten–Isny an das Eisenbahnnetz angeschlossen – sie wurde bis zum Schluss sowohl im Güterverkehr als auch im Personenverkehr bedient. Die Verbindung Leutkirch–Isny wird bis heute ersatzweise durch Busse der DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee (Linie 7551) bedient, bis heute können durchgehende Fahrkarten von jedem DB-Bahnhof innerhalb Deutschlands zu den Orten an der ehemaligen Bahnlinie Leutkirch–Isny erworben werden.
Die Strecke heute
Die Gleise wurden im Laufe der Jahre komplett entfernt (zuletzt im Restabschnitt Leutkirch–Urlau, wo die Schienen im Sommer 2004 abgebaut wurden). Lediglich an drei Stellen sind noch Gleisreste übrig geblieben (im Bereich der Ladestelle Urlau, wo die Schienen im Asphalt eingelassen sind, bei einer Feldwegüberfahrt auf Höhe der Ortsmitte von Urlau und – ebenfalls bei einer Feldwegüberfahrt – beim ehemaligen Bahnwärterposten 79). An zwei Stellen wurde der Bahndamm komplett abgetragen, zum einen beim Weiler Rimpach, um zusätzliche landwirtschaftliche Nutzflächen zu gewinnen, zum anderen beim Weiler Speckenloch, wo ein Hochwasserrückhaltebecken für die Eschach angelegt wurde. Darüber hinaus wurden die Bahnhofsgelände an den beiden Endpunkten der Strecke überbaut, in Isny bereits in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre mit einem Industriegebiet, in Leutkirch 2006 mit dem Einkaufszentrum „Bahnhofsarkaden“. Es sind jedoch alle Stations- und Betriebsgebäude erhalten geblieben. Sie werden heute wie folgt genutzt:
- Leutkirch: noch in Betrieb (siehe Bahnstrecke Leutkirch–Memmingen und Württembergische Allgäubahn)
- Urlau: privates Wohnhaus
- Friesenhofen: Gasthof
- Aigeltshofen: privates Wohnhaus
- Bahnwärterposten 79: privates Wohnhaus
- Isny: Videothek
Auch insgesamt fünf Straßenbezeichnungen erinnern noch an die Bahn, nämlich Urlau Bahnhof und Am Bahndamm in Urlau, Friesenhofen Bahnhof und Alte Bahnlinie in Friesenhofen sowie die Bahnhofstraße in Isny.
Radweg
Auf einem kurzen Abschnitt (Länge ca. 2,7 Kilometer) der ehemaligen Trasse wurde um 2001 herum ein geschotterter Fuß- und Radweg eingerichtet. Dieser beginnt im Norden beim Weiler Oberhofen, der noch zu Leutkirch gehört, jedoch unmittelbar an der Stadtgrenze zu Isny liegt, und endet beim Bahnwärterposten 79 (Streckenkilometer 81,83).
Rezeption
Teile des Kinofilms Wallers letzter Gang von Christian Wagner wurden 1988 auf der Bahnstrecke Leutkirch–Isny gedreht. Im Wesentlichen spielt dieser sich jedoch auf der benachbarten Bahnstrecke Kempten–Isny ab.
Literatur
- Peter-Michael Mihailescu, Matthias Michalke: Vergessene Bahnen in Baden-Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-8062-0413-6, S. 223–225.
Weblinks
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