T4D

T4D
Tatra T4 / B4
Anzahl: 2.635 Triebwagen
874 Beiwagen
Hersteller: Tatra, ČKD
Baujahr(e): 1967–1987
Länge: 14.000 mm
Höhe: 3.063 mm
Breite: 2.200 mm
Drehzapfenabstand: 6.400 mm
Drehgestellachsstand: 1.900 mm
Höchstgeschwindigkeit: 55–65 km/h (je nach Ausführung)
Stundenleistung: 4 × 44 kW = 176 kW
Motorentyp: TE 022B
Betriebsart: Einrichtungsfahrzeug
Sitzplätze: 20 (T4), 26 (T4D)
28 (B4)
Stehplätze: 77 (T4), 88 (T4D)
72 (B4)

T4 ist eine Typenbezeichnung für einen Straßenbahntriebwagen der tschechoslowakischen Hersteller Tatra und ČKD. Der T4 wurde auf Wunsch der DDR geliefert, da dort aufgrund der geringeren Gleismittenabstände in vielen Städten der Einsatz des breiteren T3 nicht möglich war. Bis auf die Wagenkastenbreite ist der T4 mit dem T3 weitestgehend identisch. Der T4 ist der häufigste von Tatra an die DDR gelieferte Straßenbahn-Wagentyp. Die dorthin gelieferten Triebwagen wurden als Typ T4D bezeichnet. Unter den Bezeichnungen T4SU oder T4R beispielsweise wurde dieser Typ auch in andere Länder des ehemaligen Ostblocks geliefert. Für die DDR und Jugoslawien wurden auch entsprechende Beiwagen gebaut, die die Bezeichnung B4D bzw. B4YU erhielten.

Inhaltsverzeichnis

T4D / B4D

Steuerpult eines T4D (Leipzig)
T4D in Magdeburg, 1991
klassischer Tatra-Großzug in Halle, Seebener Straße
modernisierter T4D-Zug der Dresdner Verkehrsbetriebe

In der DDR kam dieser Typ in vier Bezirksstädten (Dresden, Halle (Saale), Leipzig und Magdeburg) zum Einsatz. Er verfügt über 26 Sitzplätze und 88 Stehplätze (bei 8 Personen/m²). In den Jahren von 1968 bis 1986 wurden insgesamt 1.766 Triebwagen ausgeliefert.

Die Beiwagen B4D sind bis auf den fehlenden Führerstand baugleich mit den T4D, wobei sie über zwei Sitzplätze mehr verfügen. Von diesen wurden in die zuvor genannten Städte 789 Exemplare überführt. Dadurch wurden Kombinationen von mehreren Wagen möglich, die in dem sogenannten Großzug (zwei Triebwagen und ein Beiwagen) ihre prägnanteste Ausführung fand.

Nach der Wende begann man in Deutschland mit der Modernisierung der T4D-Wagen, so dass sie heute unter den Bezeichnungen T4D-C, T4D-M, T4D-MS oder T4D-MT firmieren. Unmodernisierte T4D wurden mittlerweile außer Dienst gestellt. Zuletzt waren die unmodernisierten T4D nur noch in Leipzig im Einsatz (bis Sommer 2006). Magdeburg verschenkte einige Wagen an die rumänische Stadt Oradea. Wagen aus Halle fahren heute in Kaliningrad (Russland) und Iaşi (Rumänien), Arad (Rumänien) und in einigen anderen Städten, Leipziger und Dresdner Fahrzeuge in Pjöngjang (Nordkorea), Oradea (Rumänien) und Rostow am Don (Russland).

In einigen Städten, wie etwa Dresden, ist bereits ein Großteil der modernisierten T4D durch neue Niederflurwagen ersetzt. Im Nachtverkehr zum Beispiel sind hier nur noch durchgängige Niederflurzüge im Einsatz. Auch in Magdeburg werden am Wochenende, feiertags sowie im Nachtverkehr ausschließlich NGT eingesetzt. An Werktagen verkehren hier die Tatra-Großzüge auf den meistgenutzen Linien, da der Magdeburger NGT die Kapazitätsanforderungen teilweise nicht erfüllen kann. In Leipzig bedient man sich einer anderen Lösung. Hier wird der Niederfluranteil durch mitgeführte neuere niederflurige Beiwagen erhöht.

Auffällig ist der T4 vor allem durch sein markantes Design, das sich stark von dem späterer moderner Straßenbahnwagen unterscheidet. Zudem sind auch die Geräusche der unmodernisierten Tatra T4D-Wagen sehr eigen. So hört man am Ende der Beschleunigung ein lautes Knallen, das vom Hauptschütz der Fahrstrom-Elektronik erzeugt wird. Auch die Fahrmotoren haben einen unverkennbaren Klang und ergeben zusammen mit dem typischen „bollernden“ Laufgeräusch der Drehgestelle eine unvergleichbare Atmosphäre.

Z-T4D

Z-T4D der HVAG nach dem Umbau mit nunmehr einem Stromabnehmer

Die VE Verkehrsbetriebe Halle (heute HAVAG) brauchten in den 1980er Jahren eine Zweirichtungs-Version des T4D für die Merseburger Linie 15, da diese damals zwei Kopfendstellen aufwies. Nach dem Ausscheiden älterer Zweirichtungswagen wurden seit Ende der 1970er Jahre hier regulär T4D-Wagen in der ineffizienten Heck-an-Heck-Traktion eingesetzt. Nach Anfrage beim Hersteller ČKD Praha sah dieser jedoch keine Möglichkeit, einen 2,2 Meter breiten Zweirichtungswagen auf T4D-Basis zu entwickeln bzw. einen T4D umzubauen. So entschloss sich das Unternehmen 1983 dazu, dies in eigener Regie durchzuführen.

Umgebaut wurden die Fahrzeuge 901 und 902. Sie waren die Prototypen des T4D für Halle, Baujahr 1969. Beim Umbau erhielt jedes Fahrzeug einen zweiten Stromabnehmer (wegen der komplizierten Weichensteuerung), einen zweiten Führerstand mit Kabine, sowie zwei Türen auf der linken Seite. Hierfür war es jedoch nötig, die dritte Tür in Fahrtrichtung jeweils wegzulassen. Ergo hatte das Fahrzeug nur zwei Türen je Richtung. Zusätzlich war es notwendig, die Mitteltür und das links daneben sich befindende Fenster minimal zu verkleinern, was spätere Reparaturen erschwerte.

Die 901 trägt heute die Nummer 900 und gehört nun dem Verein Hallesche Straßenbahnfreunde e.V., der sich um den Erhalt der ÖPNV-Geschichte in Halle kümmert. Das Schwesterfahrzeug 902 fährt seit 2005 in Crich (England) bei der Museumsstraßenbahn, wofür es Regelspurdrehgestelle erhielt.

T4D-W / B4D-W

Nach der gescheiterten Anfrage bei ČKD Praha entschlossen sich die VE Verkehrsbetriebe Halle 1986, einen kompletten Zweirichtungszug zu bauen, dieser wurde auch als „Wendegroßzug“ bezeichnet. Hierfür wurden die Fahrzeuge 1030, 1031 und 150 ausgesucht. Analog dem T4D-Z erhielten die Motorwagen 1030/1031 zwei Türen je Seite, jedoch keinen zweiten Führerstand. Der Beiwagen 150 erhielt auf der linken Seite nur Türen an den Wagenenden, eine Mitteltür wurde auf dieser Seite weggelassen. Auch hatte der Bw 150 an der Frontseite keine Rückleuchten, da er nur im Zweirichtungsbetrieb zwischen den beiden T4D-W eingesetzt wurde. In den letzten Betriebsjahren verkehrten beide Tw ohne zwischengestellten Bw. Alle Fahrzeuge sind nach Arad (Rumänien) verkauft worden, wo sie als reine Einrichtungswagen eingesetzt werden.

In Dresden wurden auch T4D und B4D in dieser Weise umgebaut.

T4SU

Ebenso wie in der DDR gab es auch in der UdSSR Betriebe, die eine maximale Fahrzeugbreite von 2,2 Metern erlaubten. Da die T3 mit 2,5 m zu breit waren und die Waggonfabrik Gotha ihre Produktion einstellte, wurden die T4 als T4SU an die Sowjetunion verkauft. Wie die anderen SU-Typen wurde auch hier eine geschlossene Fahrerkabine eingebaut, Beiwagen wurden allerdings nicht eingesetzt.

T4R

Die rumänischen Fahrzeuge unterscheiden sich technisch und wagenbaulich nicht von den sowjetischen. Da die Fahrzeuge auf Grund der geringeren Wagenkastenbreite für die meisten rumänischen Netze geeignet waren, wurden sie anders als die T3 öfter eingesetzt. Der Zustand der heute noch zum Teil eingesetzten Fahrzeuge lässt jedoch zu wünschen übrig.

T4YU / B4YU

Tatra T4YU und Beiwagen B4YU in Zagreb, Kroatien

Die jugoslawischen T4 wurden ab 1967 ausgeliefert. Die zwei für die Hauptstadt Belgrad ausgelieferten Triebwagen wiesen die elektrische Ausrüstung der T4D auf, ein Triebwagen kam kurze Zeit später zurück nach Prag und diente fortan für Kinderrundfahrten, der andere wurde als Beiwagen umgebaut nach Halle (Saale) verfrachtet. Die ins heute kroatische Zagreb und Osijek ausgelieferten Fahrzeuge sind dagegen immer noch im Einsatz und entsprechen dem T4D/B4D. In Zagreb werden nur 2-Wagen-Züge gefahren; in Osijek verkehren auch Einzeltriebwagen. Anders als die Belgrader Probewagen ist die elektrische Ausrüstung der Belgrader Serienwagen ähnlich der sowjetischen Variante.

Modernisierung

Bei allen deutschen Einsatzbetrieben wurden die T4D modernisiert, in Halle zu T4D-C, in Magdeburg änderte sich die Bezeichnung T4D/B4D nicht, in Leipzig zu T4D-M und in Dresden zu T4D-MT, T4D-MS, TB4D umgebaut.

T4D-C

In Halle wurden die umfassendsten Modernisierungsmaßnahmen an den T4D durchgeführt: Die Wagen erhielten Außenschwenktüren, Choppersteuerung, automatische Fahrtzielanzeigen, neue Zielanzeiger, neue Fahrerkabinen, Dachblenden und komplett neue Inneneinrichtung. Modernisiert wurden 82 Triebwagen (nunmehr T4D-C) und 41 Beiwagen (B4D-C); die Tw 1195 und 1196 wurden nach einem Unfall verschrottet. In weiteren Umbauten (2. HU in Halle) wurden die Fahrerkabinen vergrößert und mit einer Klimaanlage ausgerüstet, dabei wurde der erste Türflügel verschlossen; weiterhin wurde ein neues Fahrgastinformationssystem eingebaut und die Lackierung von Rot/Silbergrau in Rot/Lichtgrau geändert.

Tatra-Modernisierung in Magdeburg

In Magdeburg sind das Entfernen der Dachlüftungsklappen, Anbauen von Dachwerbebrettern, eine neue Außen- und Innenzielanzeigen und selbstverständlich der Anbau neuer Blinkleuchten sowie eine veränderte Bestuhlung die auffälligsten Modernisierungsmaßnahmen. Zunächst wurden alle „Mod-Wagen“ Grün/Grau lackiert und mit rotem Zierstreifen versehen, in Anpassung an die neu gelieferten NGT8D-Farben änderte man dies in Lichtgrau/Grün, der Zierstreifen wurde in Höhe der Stoßstangen versetzt. Lediglich in einem T4D-Großzug (1168-1169-2113) wurde eine Choppersteuerung eingebaut, er fährt noch heute im Linienverkehr. In den T4D 1235 wurde in Folge eines Unfalls des T6A2 1286 (der daraufhin verschrottet wurde) der erhalten gebliebene T6-Motor eingebaut.

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