Toužim

Toužim
Toužim
Wappen von Toužim
Toužim (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Karlovarský kraj
Bezirk: Karlovy Vary
Fläche: 9853 ha
Geographische Lage: 50° 4′ N, 12° 59′ O50.05944444444412.985612Koordinaten: 50° 3′ 34″ N, 12° 59′ 6″ O
Höhe: 612 m n.m.
Einwohner: 3.855 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 364 20
Kfz-Kennzeichen: K
Verkehr
Straße: Plzeň - Bečov nad Teplou
Bahnanschluss: Rakovník- Bečov nad Teplou
Nächster int. Flughafen: Flughafen Karlsbad
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 16
Verwaltung
Bürgermeister: Antonín Vrána (Stand: 2008)
Adresse: Sídliště 428
364 20 Toužim
Gemeindenummer: 555657
Website: www.touzim.cz
Lageplan
Lage von Toužim im Bezirk Karlovy Vary
Karte

Toužim (deutsch Theusing) ist eine Stadt in Tschechien. Sie liegt 22 Kilometer südlich von Karlovy Vary und gehört zum Okres Karlovy Vary. Das historische Zentrum von Toužim wurde zum städtischen Denkmalschutzgebiet erklärt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Toužim befindet sich im Tepler Hochland (Tepelská vrchovina) an der Schnella (Střela). Durch die Stadt führt die Staatsstraße 20/E 49 von Bečov nad Teplou nach Plzeň und die Eisenbahnstrecke von Rakovník nach Bečov nad Teplou.

Nachbarorte sind Chylice und Krásný Hrad im Norden, Kojšovice und Lachovice im Nordosten, Radyně und Smilov im Osten, Políkno, Komárov und Luhov im Südosten, Třebouň und Kosmová im Süden, Poseč im Südwesten, Sedlo im Westen sowie Útvina im Nordwesten.

Geschichte

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts begannen die Přemysliden mit der Besiedlung des Grenzwaldes durch die Prämonstratenser des Klosters Mühlhausen, die hier eine Propstei errichteten. Toužim wurde 1354 erstmals erwähnt. Vor den Taboriten, die 1420 das Kloster zerstörten, war der Konvent nach Toužim geflohen. 1427 eroberte Jakoubek z Vřesovic die Gegend und vertrieb den Orden. Er erwarb die Klostergüter 1437 von Kaiser Sigismund als erblichen Besitz für seinen Sohn Jan I. von Vřesovice, der die Propstei zur Burg umbauen ließ. Die calixtinischen Vřesovicer befanden sich in Dauerfehde mit den Besitzern der Herrschaften Petschau und Buchau, den katholischen Herren von Plauen, wobei die Burg Tauzim der Ausgangspunkt ihrer Raubzüge wurde. Nachdem die Plauener Truppen zu Zeiten Jan II. von Vřesovice das wirtschaftliche Zentrum der Herrschaft Toužim, die Stadt Utwein vernichtet hatten, gestattete Georg von Podiebrad den Bürgern von Utwein ihren Ort unter die Burg Tausim zu verlegen und gründete am 8. Juli 1469 die Stadt Toužim, der er sämtliche Privilegien einschließlich des Wappens von Utwein übertrug und zusätzlich das Recht der Befestigung verlieh. Als sich nach dem Tode Georg von Podiebrads die politischen Verhältnisse in Böhmen wieder zu stabilisieren begannen, kehrte ein Teil der Utweiner in ihre alte Stadt zurück und begann mit dem Wiederaufbau. Zwischen den Bewohnern von Útvina und Toužim entstand hernach ein Streit um die Stadtrechte, der der Anlass dafür wurde, dass König Vladislav II. der Stadt Toužim am 5. Jänner 1478 auf Gesuch Jans II. von Vřesovice ein neues Wappenprivileg ausstellte, so dass Útvina das alte Wappen weiterführen konnte. Unter den Herren von Vřesovice begann eine Blütezeit der Stadt, die von der Burg als Adelssitz der Vřesovicer profitierte. Zu dieser Zeit bestand die Bevölkerung von Toužim zu 70% aus Tschechen.

Nach 1488 verkaufte Jindřich von Vřesovice die Herrschaft an seinen früheren Erbfeind Heinrich III. von Plauen. Dieser bewirkte beim König im Jahre 1500 das Privileg für einen zweiten Jahrmarkt. Zu dieser Zeit begann eine deutsche Besiedlung. Nach dem Tode Heinrichs III. trat dessen Sohn Heinrich IV. 1519 das Erbe an. 1538 erwarb Heinrich IV. die Herrschaft Toužim auch als erblichen Besitz. 1560 umfasste die Herrschaft 32 Dörfer, die beiden Städte Toužim und Schönthal sowie das Städtchen Útvina. Am Übergang vom 16. zum 17. Jahrhunderts war die Stadt Toužim mehrheitlich von Deutschen bewohnt. Nach 1600 erfolgte auch der Zuzug von Juden. Nachdem Heinrich V. von Plauen 1565 ohne Nachkommen verstorben war, erbte Heinrich Nikolaus Lobkowicz von Hassenstein die Herrschaft. Dessen Sohn Christoph verlor als Aufständischer nach der Schlacht am Weißen Berg seine Güter und ging als Protestant ins sächsische Exil. Die Herrschaft erwarb 1623 der kaiserliche General Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg. Nachdem Tode des Fürsten Julius Franz von Sachsen-Lauenburg erbte die Herrschaft als Teil des Schlackenwerther Anteils dessen Tochter Franziska Sibylla und brachte ihre Güter in die Ehe mit dem Türkenlouis ein. Ihm folgte sein Sohn August Georg Simpert, mit dem das Haus Baden-Baden 1771 im Mannesstamme erlosch. Seine böhmischen Güter fielen durch Heimfall an die Böhmische Krone. Maria Theresia vereinbarte mit dessen Nichte Elisabetha Augusta vertraglich eine Nutzung der böhmischen Güter auf Lebenszeit. Die Herrschaft Toužim verpachtete Elisabetha Augusta 1783 für 15 Jahre an ihren Cousin Johann I. von Schwarzenberg († 1789). Nach dessen Tode trat sein Sohn Joseph II. in den Vertrag ein. 1799 fiel die Herrschaft Toužim der Böhmischen Kammer zu. 1837 kaufte Alfred von Beaufort-Spontini die Herrschaft. Er war der letzte feudale Besitzer. Der Bau der Kaiserstraße von Pilsen nach Elbogen in den Jahren 1845 bis 1848 brachte der Stadt eine wichtige Verkehrsverbindung.

Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften entstand 1850 die Stadtgemeinde Theusing/Toužim im Bezirk Karlsbad. 1854 bestand Theusing aus 314 Häusern und hatte 1979 Einwohner. Am 10. Dezember 1898 wurde die Lokalbahn Rakonitz-Petschau-Buchau eingeweiht und Theusing an das Eisenbahnnetz angeschlossen. 1905 wurde die Stadt dem Bezirk Tepl zugeordnet. 1930 hatte Theusing 1933 Einwohner, darunter waren 39 Tschechen. Nach dem Münchner Abkommen wurde die Stadt 1938 dem Deutschen Reich zugeschlagen und gehörte bis 1945 zum Landkreis Tepl. 1939 hatte Theusing 1957 Einwohner. An der Straße nach Tschebon wurde im Wald ein Reichsarbeitsdienstlager errichtet. Im April 1945 wurden durch das Wehrmachtskommando und die SS eine Gruppe von 11 desertierten deutschen Soldaten gestellt und entlang der Straße von Theusing nach Tschebom zur öffentlichen Abschreckung an Bäumen und Strommasten aufgehängt. Am 7. Mai 1945 besetzten amerikanischen Truppen die Stadt. Nach dem Ende des Krieges kam Toužim zur Tschechoslowakei zurück und es begann die Vertreibung der deutschen Bevölkerung. Ein Drittel der Einwohnerschaft bildeten zu dieser Zeit Flüchtlinge aus Ostpreußen, Pommern und Oberschlesien. Die Güter der Grafen Beaufort-Spontini wurden ebenfalls 1945 enteignet. Im früheren RAD-Lager, das für 300 Personen eingerichtet war, entstand ein Sammellager für Deutsche, in dem 2000 Personen aus Theusing, Uitwa, Sattel, Rading, Koschowitz, Schönburg und Peschkowitz interniert waren. Die Deutschen wurden zunächst in die amerikanische Besatzungszone und anschließend zum größten Teil über Jáchymov und Boží Dar in die sowjetische Besatzungszone abgeschoben. Im Mai 1946 wurde das Lager aufgelöst. Zwischen dem 31. März und 11. November 1946 erfolgte in mehreren Etappen die planmäßige Massenabschiebung der deutschen Bevölkerung von Toužim mit 70 kg Gepäck unter Zurücklassung aller Wertgegenstände. In der Stadt wurden Tschechen aus der Gegend von Pelhřimov und Písek sowie dann größtenteils Wolhynientschechen angesiedelt. Am 1. Jänner 1946 hatte die Stadt 2012 Einwohner, am 31. Dezember desselben Jahre waren es nur noch 878. 1949 wurde Toužim zur Bezirksstadt des aus den Okresy Teplá und Žlutice gebildeten Okres Toužim eingeordnet. In dieser Zeit erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung und die Zahl der Einwohner verdoppelte sich bis 1961 auf 1642. Der Bezirk Toužim wurde bei der Gebietsreform von 1960 wieder aufgelöst und die Stadt in den Okres Karlovy Vary eingeordnet. 1999 wurde bei Dobrá Voda das Trappistenkloster Nový Dvůr gegründet.

Stadtgliederung

Zu Toužim gehören die Ortsteile Bezděkov u Prachomet (Besikau), Branisov (Branischau), Dobrá Voda u Toužimi (Dobrawod), Dřevohryzy (Zeberheisch), Kojšovice (Koschowitz), Komárov u Štědré (Kumerau), Kosmová (Goßmaul), Lachovice (Lachowitz), Luhov u Toužimi (Lohof), Nežichov (Neschikau), Políkno u Toužimi (Poliken), Prachomety (Prochomuth), Radyně (Rading), Smilov u Štědré (Schmidles), und Třebouň (Tschebon) sowie die Ansiedlung Krásný Hrad (Schönburg).

Sehenswürdigkeiten

  • Schloss Toužim. Das Schlossareal besteht aus dem Oberen Schloss, dem Unteren Schloss, der herrschaftlichen Brauerei und dem Westflügel des Vorwerkshofes. Nördlich des Schlosses entstand um 1620 der Schlossgarten. Nachdem das Schloss zum Ende des 18. Jahrhunderts seine Funktion als Residenz verloren hatte, begann sein Verfall, der sich im 19. Jahrhundert durch Abriss von Teilen der Gebäude fortsetzte.
    • Das Obere Schloss hat einen romanisch-gotischen Kern, der auf die Propstei der Prämonstratenser zurückgeht und 1437 zum Donjon der Burg Tausim umgebaut wurde. Die gotische Burg diente den Herren von Vřesovice als Adelssitz und wurde nach den Bränden von 1620 und 1652 zu einem Schloss umgestaltet. Seit dem 19. Jahrhunderts sank das Obere Schloss zum Assanierungsflügel ab.
    • Das Untere Schloss entstand um 1544 als Renaissancebau im Zuge einer Vergrößerung der gotischen Vorburg. Zwischen 1576-1578 erfolgten größere Umbauten und 1752 wurde das Gebäude barockisiert. Im 19. Jahrhundert wurde der Nordflügel mit den angrenzenden Teilen des Oberen Schlosses abgebrochen.
    • Die herrschaftliche Brauerei wurde 1661 im Schlossgarten errichtet. 1752 wurde sie abgebrochen und durch einen westlich errichteten barocken Neubau ersetzt. Von der alten Brauerei sind noch die Keller erhalten.
  • Rathaus, das ehemals gotische Bauwerk wurde nach Bränden von 1620, 1652, 1752 und 1872 mehrfach umgestaltet und erhielt dadurch seine heutige Gestalt im Stile des Klassizismus und Empire. Im nördlichen Teil sind die Gewölbe einer alten Schwarzküche erhalten.
  • Stadtbrunnen, aus der Mitte des 18. Jahrhunderts
  • Pestsäule mit Darstellung der Maria mit dem Jesuskind, aus dem Jahre 1705
  • Pfarr- und Dekanatskirche Mariä Wiegenfest, die Kirche einschließlich des Pfarrhauses und der Schule wurde 1488 während der Herrschaft der Herren von Plauen errichtet. Zwischen 1738-1742 erfolgte eine barocke Umgestaltung durch den Baumeister Johann Schmied aus Útvina. Nach Bränden wurde die Kirche in den Jahren 1774-1778 und 1872 wiederhergestellt.

Söhne und Töchter der Stadt

  • Josef Antonín Sehling (1710-1756), Komponist
  • Johann Zoph (1740-1812), Feldmarschall und Generalinspekteur der k.k. Infanterie
  • Albert Bäuml (1855-1929), Erneuerer der Porzellanmanufaktur Nymphenburg
  • Wenzel Baier (1870–†), Lehrer und Heimatforscher
  • Gustav Doberauer (* 1874), Arzt und Hochschullehrer an der Karls-Universität Prag
  • Karl Fuchs (1900-1963), Bildhauer
  • Anton Luderer (1895-1978), Flötist und Musikprofessor in Wien

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)

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