- U-Bahnhof Französische Straße
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Der U-Bahnhof Französische Straße ist eine Station der Berliner U-Bahnlinie 6 im Ortsteil Mitte. Er befindet sich unterhalb der Kreuzung Friedrichstraße/Französische Straße und wurde als einer der ersten Großprofilbahnhöfe am 30. Januar 1923 eröffnet. Bei der BVG wird er unter dem Kürzel Fr geführt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vorgeschichte
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wollte die Reichshauptstadt eine städtische U-Bahn unabhängig zum bestehenden Netz der Hochbahngesellschaft bauen. Als erste Strecke war eine Nord-Süd-Verbindung entlang der Friedrichstraße vorgesehen, die sich im Süden verzweigen sollte. Um die Kapazität gegenüber den Hochbahnwagen zu steigern, sollten bis zu 2,65 Meter breite Fahrzeuge – gegenüber 2,35 Meter bei der Hochbahngesellschaft – zum Einsatz kommen. Noch heute werden die Fahrzeugabmaße deshalb in Groß- und Kleinprofil unterteilt.
Ende 1912 konnten bereits die ersten Arbeiten beginnen. Von Norden her ging es etappenweise voran, die ersten Abschnitte um den Leopoldplatz konnten so bereits 1914 fertiggestellt werden. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im gleichen Jahr verzögerte dann jedoch zunehmend den Weiterbau, bis dieser 1917 gänzlich zum Erliegen kam. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Strecke bis zum Oranienburger Tor komplett und bis zum Halleschen Tor teilweise im Rohbau fertiggestellt.
Drei Jahre nach dem Baustopp kam die Frage auf, wie mit der Bauruine weiter zu verfahren sei. Der Erste Weltkrieg und die aufkommende Inflation machten einen Weiterbau nahezu unmöglich, sodass selbst die Überlegung aufkam, die bereits fertigen Abschnitte wiederzuzuschütten. Da diese Lösung jedoch noch teurer gekommen wäre als ein zumindest provisorischer Betrieb, wurde der Weiterbau verfolgt – allerdings unter enormen Sparmaßnahmen.
Für den Betrieb wurde 1921 schließlich die Nord-Süd-Bahn AG gegründet, die sich zu 100 Prozent im Besitz der Stadt Berlin befand. Die Gesellschaft geriet jedoch schnell in eine finanzielle Krise, da trotz Einsparmaßnahmen, beispielsweise bei der Ausschmückung der Bahnhöfe, kaum mehr Mittel für einen Fuhrpark vorhanden waren. Nach zahlreichen Verhandlungen kam man schließlich mit der Hochbahngesellschaft überein; diese stellte 50 Wagen für die neue Strecke zur Verfügung. Nachdem diese für den Betrieb umgebaut worden waren, konnte selbiger am 30. Januar 1923 aufgenommen werden.
Zwischenkriegszeit
Als Architekt wurde, da die ursprünglich vorgesehenen Heinrich Jennen und Walter Köppen inzwischen verstorben waren, der Schwede Alfred Grenander bestimmt. Diese war zuvor bereits mit dem Bau mehrerer Bahnhöfe der Hochbahngesellschaft vertraut gewesen. Die Bahnhöfe unterhalb der Friedrichstraße wurden dabei fast alle nach demselben Schema errichtet.
Grenander wollte hier, wie bereits bei den Bahnhöfen der heutigen Linie U2, jeden Bahnhof mit einer eigenen Farbe zur Identifizierung versehen. Entlang der Strecke wurde von Norden her die Reihenfolge Grün–Weiß–Rot–Gelb–Blau gewählt, der Bahnhof Französische Straße bekam Grün als Kennfarbe zugeteilt. Die finanzielle Notlage ließ jedoch keine Ausschmückung des Bahnhofs zu, so sind beispielsweise noch heute die Wände nur verputzt und nicht gefliest. Um dennoch etwas Farbe ins Spiel zu bringen, wurden die Rahmen der Werbeflächen und Bahnhofsschilder sowie die Pfeiler in den jeweiligen Bahnhofsfarben lackiert.
Der Bahnhof selbst befindet sich als Unterpflasterbahnhof in einfacher Tiefenlage und verfügt über insgesamt vier Ausgänge auf den Mittelstreifen der Friedrichstraße. Der zunächst nur 80 Meter lange Mittelbahnsteig wurde in den 1990er Jahren auf die reguläre Länge von 105 Metern nach Norden hin verlängert.
1939 gab es anfängliche Planungen den Bahnhof zum Turmbahnhof zu erweitern. Die von den Nationalsozialisten im Zuge der Planungen für die Welthauptstadt Germania verfolgte Erweiterung des U-Bahn-Netzes sah eine Erweiterung der Linie E (heute: Linie U5) entlang der König- und Französischen Straße weiter bis nach Moabit vor. Es gab allerdings auch alternative Trassierungsvarianten entlang der Straße Unter den Linden oder dem Stadtbahnviadukt.
Nachkriegszeit
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs befand sich der U-Bahnhof im sowjetischen Sektor Berlins, dem späteren Ost-Berlin. Da sich allerdings der nördliche als auch der südliche Endpunkt der Strecke in West-Berlin befanden, führte dieser Umstand nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 dazu, dass der Bahnhof von den U-Bahnzügen ohne Halt durchfahren wurde. Der Halt gehörte so bis 1990 zu den Geisterbahnhöfen der West-Berliner S- und U-Bahn im Ost-Berliner Untergrund.
In den 1970er und 1980er Jahren kam die Idee eines Turmbahnhofs wieder auf. Zum einen sollte die Linie E wiederum entlang der Französischen Straße bis zur Friedrichstraße verlängert werden. Zum anderen gab es in den 1980er Jahren die Überlegung, den unter Ost-Berlin verlaufenden Abschnitt der Linie U6 zu nutzen. Diese sollte dann alternativ entweder auf die Westteile reduziert oder aber durch einen zweiten, tiefer liegenden Express-Tunnel geleitet werden. Als erste Maßnahme wurde dazu am U-Bahnhof Stadtmitte ein Verbindungstunnel von der Linie A (heute U2) zum Tunnel der U6 gegraben. Bevor jedoch dieser fertiggestellt werden konnte, kam die Wiedervereinigung dazwischen. Der Tunnel wurde später wieder zugeschüttet.
Die Wiedereröffnung des U-Bahnhofs fand pünktlich zur Währungsunion am 1. Juli 1990 statt. In den Folgejahren ließ die BVG, finanziert durch das Land, den Bund und die EU, den Ursprungszustand wiederherstellen, Blindenleitstreifen einbauen und die Bahnsteige von 80 auf 110 Meter verlängern, sodass auch 6-Wagen-Züge am Bahnsteig halten konnten.[1] Im Unterschied zu den anderen Stationen der Strecke erhielt die Station allerdings keinen Aufzug; Hintergrund ist die angedachte Verlängerung der U-Bahnlinie 5 entlang des Boulevards Unter den Linden. An der Kreuzung mit der U6 soll hier ein neuer Umsteigebahnhof entstehen und der Bahnhof Französische Straße auf Grund seines dann zu geringen Abstandes geschlossen werden, daher dient die Station bis heute quasi nur als Provisorium. Mit einer Realisierung ist allerdings nicht vor 2014 zu rechnen.
Anbindung
Am U-Bahnhof besteht eine Umsteigemöglichkeit von der Linie U6 zur Omnibuslinie 147 der Berliner Verkehrsbetriebe.
Linie Verlauf Alt-Tegel – Borsigwerke – Holzhauser Straße – Otisstraße – Scharnweberstraße – Kurt-Schumacher-Platz – Afrikanische Straße – Rehberge – Seestraße – Leopoldplatz – Wedding – Reinickendorfer Straße – Schwartzkopffstraße – Naturkundemuseum – Oranienburger Tor – Friedrichstraße – Französische Straße – Stadtmitte – Kochstraße – Hallesches Tor – Mehringdamm – Platz der Luftbrücke – Paradestraße – Tempelhof – Alt-Tempelhof – Kaiserin-Augusta-Straße – Ullsteinstraße – Westphalweg – Alt-Mariendorf Weblinks
- Umgebungsplan der BVG (pdf-Datei, 167 kB)
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- Weitere Bilder bei untergrundbahn.de
Einzelnachweise
- ↑ BVG-Mitarbeiterzeitung Signal, Ausgabe 7/1996, Seite 4f.
52.51472222222213.389166666667Koordinaten: 52° 30′ 53″ N, 13° 23′ 21″ OKategorien:- U-Bahnhof in Berlin
- Baudenkmal (Berlin)
- Berlin-Mitte
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