U-Bahnhof Prinzenstraße

U-Bahnhof Prinzenstraße
Halle des 1902 eröffneten Hochbahnhofs Prinzenstraße; Blick in Richtung Osten

Der U-Bahnhof Prinzenstraße ist ein Bahnhof der Linie U1 der Berliner U-Bahn im Ortsteil Kreuzberg. Der sich auf einem Viadukt befindende Bahnhof liegt parallel zur Gitschiner Straße, die Prinzenstraße unterquert den Bahnhof an der östlichen Seite. Der U-Bahnhof wurde am 18. Februar 1902 im Zusammenhang mit der Eröffnung der ersten elektrischen Hoch- und Untergrundbahn zwischen Stralauer Tor und Potsdamer Platz in Betrieb genommen. Er wird im Bahnhofsverzeichnis der BVG unter dem Kürzel Pr geführt und ist 896 Meter vom U-Bahnhof Kottbusser Tor und 1014 Meter vom U-Bahnhof Hallesches Tor entfernt. Die beiden Seitenbahnsteige des Bahnhofes sind beide je 3,1 Meter breit und 120,7 Meter lang.[1] Der Bahnhof besitzt nur in östlicher Fahrtrichtung einen Aufzug. Der Bahnhof hat seinen Namen von der quer verlaufende Straße, die insbesondere nach dem damaligen Prinzen Wilhelm benannt wurde, dem späteren Kaiser Wilhelm I.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Planungen und Bau

Der Bahnhof kurz vor seiner Eröffnung 1902 – links ist das von Paul Wittig entworfene Zugangsgebäude zu sehen, dahinter ein Gebäude der Englischen Gasanstalt; Blick in Richtung Westen
Zugang zum Hochbahnhof im Wohnhaus Gitschiner Straße 71

Der erste Spatenstich für die neue Strecke der elektrischen Hoch- und Untergrundbahn erfolgte am 10. September 1896 in der Gitschiner Straße. Der Bau der Bahnhöfe der sogenannten „Oststrecke“ der neuen Hochbahn zwischen Warschauer Brücke und Möckernbrücke erfolgte nahezu komplett nach den Plänen von 1891. Siemens & Halske, die ausführende Baugesellschaft, ließ die Bahnhöfe standardisiert ausführen, sodass es heute kaum möglich ist, die einzelnen Bahnhofsentwürfe einzelnen Ingenieuren und Architekten zuzuschreiben. Dem Standardtypus entsprachen in ihrer Ursprungsform besonders die Stationen Stralauer Tor, Görlitzer Bahnhof, Kottbusser Tor, Prinzenstraße und Möckernbrücke. Dem Geschmack des Publikums entsprechend bestanden diese hauptsächlich aus einer leichten Hallenkonstruktion aus Glas und Metall, die komplett auf dem Oberbau des entsprechenden Metallviaduktes lagerte.[3] Am Bahnhof Prinzenstraße, der nördlich der ehemaligen Englischen Gasanstalt lag, gab es jedoch – auch wenn der Bahnhof selbst in der Standardausführung gebaut wurde – einzelne Probleme. Die Gitschiner Straße war zumindest auf der nördlichen Seite nicht breit genug, um auf der Seite ein Zugangs- und Treppengebäude aufzunehmen, direkte Abgänge zur Straße wie beispielsweise am Bahnhof Görlitzer Bahnhof waren auch nicht möglich. Daher beschloss das Siemens’sche Konstruktionsbüro, den Zugang im Haus Gitschiner Straße 71 einzubauen, wie in anderen Städten, beispielsweise London, durchaus üblich. Auf der südlichen Seite stand mehr Platz zur Verfügung, sodass Paul Wittig ein historisierendes Zugangsgebäude aus Backsteinen errichten ließ, die Grundrissform entsprach einem Dreieck. An der Seite zur Gasanstalt erhielt das Gebäude eine Giebelfront im Renaissancestil sowie ein hohes, geschwungenes Dach. Die Zugangstreppen selbst belegten aber nur einen geringen Teil des Gebäudes, den anderen Teil im Erdgeschoss verpachtete die Hochbahngesellschaft an gastronomische Betriebe – Bohle-Heintzenberg bezeichnet dies als „eine willkommene zusätzliche Einnahmequelle“.[3]

Nach langen Verzögerungen durch den Bau der Unterpflasterbahn am Zoologischen Garten war die Stammstrecke nach etwa 5½-jähriger Bauzeit fertig, sodass am 15. Februar 1902 die sogenannte „Ministerfahrt“ auf der Strecke Potsdamer PlatzZoologischer GartenStralauer Thor – Potsdamer Platz stattfinden konnte. Am 18. Februar 1902 eröffnete die neu gegründete Hochbahngesellschaft, die Betreiberin der Hoch- und Untergrundbahn von Berlin, offiziell die erste Teilstrecke der Berliner U-Bahn zwischen Stralauer Thor und Potsdamer Platz, damit ging auch der Bahnhof Prinzenstraße in Betrieb.

Zwischen den Kriegen

Aufgrund der gestiegenen Fahrgastzahlen beschloss die Hochbahngesellschaft, die kurz darauf in der Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) aufging, 1929 die beiden Seitenbahnsteige von 88,4 auf 120,7 Meter zu verlängern.[1] Die Hochbahn war inzwischen nicht nur wie anfänglich eine Attraktion für Auswärtige und andere Schaulustige geworden, die Berliner nutzten die Strecken der Hoch- und Untergrundbahn auch mehr und mehr für ihren alltäglichen Arbeitsweg, etc.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Bahnhof starke Zerstörungen, sodass der Betrieb am 22. April 1945 eingestellt werden musste. Einschläge sind für den 28./29. Januar 1944 und 3. Februar 1945 verzeichnet. Am 11. Juni 1945 konnte die BVG einen ersten provisorischen Betrieb auf der Hochbahnstrecke zwischen Prinzenstraße über Kottbusser Tor bis Schlesisches Tor aufnehmen, diesen erweiterte die BVG am 14. Oktober in beiden Richtungen bis Hallesches Tor und Warschauer Brücke. Erst am 27. April 1947 war die komplette Streckenführung zwischen Uhlandstraße und Warschauer Brücke wieder befahrbar.[4] Die stark zerstörten Hochbahnzugänge wurden 1950/1951 in stark vereinfachter, schmuckloser Form wiederhergestellt.

Neue Zugänge

Südlicher Treppenaufgang, 2011
Der Frosch in der Prinzenstraße

Dennoch änderte sich in den darauf folgenden Jahrzehnten wenig am Bahnhof selbst, wenn überhaupt wechselten die Linienführungen und -bezeichnungen.

Zwischen 1982 und 1984 ließ die BVG jedoch den Nordzugang komplett umbauen. Der von Wolf-Rüdiger Borchardt entworfene silberfarbene Bau nimmt bis heute nicht nur die Stein- und Fahrtreppen zum Bahnsteig auf, sondern auch ein Regionalstellwerk für die Hochbahn sowie ein Parkhaus. Die Kosten beliefen sich dabei auf etwa 6,7 Mio. Mark.[5]

Der gleiche Architekt übernahm auch nur unwesentlich später, zwischen 1989 und 1991, den Neubau des Südzuganges. Die Glas-Metall-Konstruktion in postmoderner Form – dabei soll eine Überleitung zum Bahnhof hergestellt werden – beinhaltet einen Aufzug sowie zwei Fahrtreppen und kostete insgesamt 7,2 Mio. Mark, angedacht waren ursprünglich 6,5 Mio. Mark. Ein Sanierung des Altbaus hätte im Übrigen mehr als neun Millionen Mark gekostet. Im obersten Geschoss des Zugangsbauwerkes sollte eine „offene Galerie“ für Kreuzberger Künstler entstehen, was jedoch nicht verwirklicht wurde. Zuvor hatte sich die Kreuzberger Stadtteilkommission gegen eine Sanierung des Altbaus aus den 1950er Jahren entschieden, da die Bausubstanz zu marode gewesen wäre und dieser nicht den „hohen Komfortanforderungen“ der BVG-Fahrgäste entspräche.[5] Den am 17. Dezember 1991 fertiggestellten Bau bezeichnet Ivo Köhler als „ohne Nutzen“, es stünde nur in Gegend herum,[5] Jan Gympel kritisiert das Zugangsgebäude als „begehbaren Taubenschlag“;[6] Rainer Stache titulierte diesen jedoch in der Berliner Morgenpost als „Kristallpalast“.[7]

Da bereits jetzt der Nachbarbahnhof Kottbusser Tor einen Aufzug besitzt – der Bahnhof Hallesches Tor soll bis 2013 ebenfalls einen erhalten[8] – wird der Bahnhof Prinzenstraße wahrscheinlich keine weiteren Aufzüge erhalten. Die Ergänzung von Blindenleitstreifen erfolgte zwischen 2000 und 2002.

Ein bis heute erhaltenes Detail am Bahnhof Prinzenstraße ist der Porzellanfrosch, der vermutlich früher auf einem der Fahrzielanzeiger saß.[9] Heute befindet sich dieser am Anfang des nördlichen Seitenbahnsteigs. Der Frosch trägt eine kleine, goldfarbene Krone und sitzt auf einer großen Porzellankugel – der Frosch verwandelt sich bekanntlich dem Grimmschen Märchen nach in einen Prinzen.

Anbindung

Am U-Bahnhof besteht eine Umsteigemöglichkeit von der Linie U1 zur Omnibuslinie 140 der Berliner Verkehrsbetriebe.

Linie Verlauf
Berlin U1.svg Uhlandstraße – Kurfürstendamm – Wittenbergplatz – Nollendorfplatz – Kurfürstenstraße – Gleisdreieck – Möckernbrücke – Hallesches Tor – Prinzenstraße – Kottbusser Tor – Görlitzer Bahnhof – Schlesisches Tor – Warschauer Straße

Weblinks

 Commons: U-Bahnhof Prinzenstraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Jürgen Meyer-Kronthaler: Berlins U-Bahnhöfe – Die ersten hundert Jahre. be.bra Verlag, Berlin 1996, S. 214. ISBN 3-930863-16-2
  2. Zur Herkunft des Straßennamens:
    Prinzenstraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
    Wilhelm trug als präsumtiver Thronfolger den Titel „Prinz von Preußen“. Geehrt fühlen durften sich auch die übrigen Prinzen des Hauses Hohenzollern (einige Jahre darauf die benachbarte Prinzessinenstraße; namentlich Heinrich, Adalbert, Waldemar, Alexandrine, Marianne). Der unmittelbare Bezug zum Prinzen Wilhelm besteht darin, dass dieser in den Monaten vor der Straßenbenennung führend an der militärischen Niederschlagung der Revolution in Preußen beteiligt war – und das in den Monaten danach bei der Badischen Revolution fortsetzen sollte.
  3. a b Sabine Bohle-Heintzenberg: Architektur der Berliner Hoch- und Untergrundbahn/Planungen – Entwürfe – Bauten. Willmuth Arenhövel, Berlin 1980, ISBN 3-922912-00-1, S. 42.
  4. Chronik der 1940er Jahre bei der Berliner U-Bahn
  5. a b c Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin: U1 – Geschichte(n) aus dem Untergrund. GVE, Berlin 1995, ISBN 3-89218-031-8, S. 90.
  6. Jan Gympel: U-Bahn Berlin – Reiseführer. GVE-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-89218-072-5, S. 24.
  7. Rainer Stache: Kristallpalast als Eingang. In: Berliner Morgenpost, 10. Januar 1990.
  8. Einzelmaßnahmen bis 2009. (PDF) In: Nahverkehrsplan 2006–2009. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, 21. August 2007, S. 197.
  9. Biagia Bongiorno: Verkehrsdenkmale in Berlin – Die Bahnhöfe der Berliner Hoch- und Untergrundbahn. Michael Imhof, Berlin 2007, S. 52f, ISBN 978-3-86568-292-5.
52.49839337472213.405970335

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