- Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen
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Die Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen (Utrechter Union) wurde am 24. September 1889 als Kirchengemeinschaft altkatholischer Kirchen gegründet.
Inhaltsverzeichnis
Grundsätze des Altkatholizismus
Die Altkatholischen Kirchen entstanden (mit Ausnahme der schon länger bestehenden Alt-Katholischen Kirche der Niederlande) im Anschluss an das Erste Vatikanische Konzil von 1870. Die katholischen Christen, welche die Beschlüsse des ersten Vatikanischen Konzils nicht annahmen, wurden von der römisch-katholischen Kirche exkommuniziert und gründeten schließlich eigene Gemeinden und Kirchen. Die wesentlichen Konfliktpunkte waren die auf dem Konzil formulierten Dogmen von der Unfehlbarkeit des Papstes und seines Jurisdiktionsprimates über alle Bischöfe.
In der Utrechter Erklärung von 1889, dem Gründungsdokument der Union, bekannten sich die alt-katholischen Bischöfe zu dem, was sie als den „alten katholischen Glauben der alten ungeteilten Kirche des ersten Jahrtausends“ ansahen und bekräftigen ihre Ablehnung gegen die ihrer Ansicht nach unrechtmäßigen Machtansprüche des Papstes.
Sie bekennen ferner den Charakter der Eucharistiefeier als einer realen Vergegenwärtigung des eines Opfers Christi auf Erden und seine bleibende Gegenwart in den geweihten Gaben von Brot und Wein unter Ablehnung der Transsubstantiationslehre.
Ein weiterer wichtiger Punkt der Erklärung ist ihr Bekenntnis zur Ökumene. Die altkatholische Kirche vor allem in Deutschland und der Schweiz hat sich seit ihrer eigenen kirchlichen Existenz für eine Verständigung unter den einzelnen Konfessionen eingesetzt, unter anderem durch Abhaltung mehrerer Unions-Konferenzen in Bonn noch in den 1870er Jahren mit Vertretern der orthodoxen und anglikanischen Kirchen.
Gemeinschaft mit anderen Kirchen
Die Utrechter Union steht durch das Bonn Agreement seit 1931 in voller Kirchengemeinschaft (full communion) mit der Anglikanischen Kirche und seit 1965 auch mit der Unabhängigen Philippinischen Kirche. Mehrere alt-katholische Kirchen laden auch Christen anderer Konfessionen zum Abendmahl ein. In Deutschland besteht seit 1985 mit den evangelischen Kirchen der EKD eine gegenseitige Einladung zum Abendmahl.
Der theologische Dialog mit den orthodoxen Kirchen, der 1987 zu seinem Abschluss kam, zeigte weitgehende Übereinstimmung in dogmatischen Fragen. Zu einem Abkommen über Kirchengemeinschaft ist es jedoch aufgrund der Einführung der Frauenordination durch die westeuropäischen altkatholischen Kirchen in den 1990er Jahren nicht gekommen. Seit 2004 werden jedoch wieder Gespräche, auch über den Punkt der Frauenordination, geführt.
Mitgliedskirchen
Gründungsmitglieder der Utrechter Union waren die Alt-Katholische Kirche der Niederlande, die bereits seit 1723 im Schisma mit Rom stand und die Apostolische Sukzession garantierte, sowie die 1871 bis 1873 konstituierte Alt-Katholische Kirche in Deutschland und die christkatholische Kirche der Schweiz. 1890 schloss sich die altkatholische Kirche in Österreich an. In den Jahren 1897 bzw. 1907 erfolgte die Aufnahme der von polnischen Auswanderern in den USA gegründeten Polish National Catholic Church. Im Jahre 1909 wurden auch die in Polen beheimateten und von der russischen Besatzung überwachten Mariaviten in die Utrechter Union aufgenommen. Nach der 1909 erfolgten Konsekration von Jan Maria Michał Kowalski führten spiritualistische Tendenzen (unter anderem „mystische Ehen“ zwischen Priestern und Nonnen) 1924 zum Ausschluss der Mariaviten aus der Union. Im Jahre 1951 schloss sich die Polnisch-Katholische Kirche der Union an.
Heutige Mitgliedskirchen
Selbstständige Kirchen mit Stimmrecht:
- Alt-Katholische Kirche der Niederlande
- Erzbistum Utrecht
- Bischofssitz: Kathedralkirche St. Gertrudis (Utrecht)
- Ordinarius: Erzbischof Joris Vercammen
- Emeritus: Alterzbischof Antonius Jan Glazemaker
- Bistum Haarlem
- Bischofssitz: Kathedralkirche St. Anna und Maria (Haarlem)
- Ordinarius: Bischof Dr. Dick Schoon
- Bistum Deventer
- Bischofssitz: dauerhaft vakant (unter der Jurisdiktion des Erzbischofs von Utrecht)
- Erzbistum Utrecht
- Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland
- Dienstsitz: Bonn
- Ordinarius: Bischof Matthias Ring
- Emeritus: Altbischof Joachim Vobbe
- Christkatholische Kirche der Schweiz
- Bischofssitz: Kathedralkirche St. Peter und Paul (Bern)
- Ordinarius: Harald Rein
- Emeriti: Altbischof Hans Gerny; Altbischof Fritz-René Müller
- Altkatholische Kirche Österreichs
- Bischofssitz: Kathedralkirche St. Salvator (Wien)
- Ordinarius: Bischof Mag. Dr. Johannes Ekemezie Okoro
- Emeritus: Altbischof Bernhard Heitz
- Altkatholische Kirche in Tschechien
- Bischofssitz: Kathedralkirche St. Laurentius (Prag); Konkathedrale: Kirche der Verwandlung Christi (Warnsdorf)
- Ordinarius: Bischof Dušan Hejbal
- Polnisch-Katholische Kirche
- Bistum Warschau
- Bischofssitz: Heilig-Geist-Kathedrale (Warschau)
- Ordinarius: Bischof Prof. Dr. Dr. h.c. Wiktor Wysoczański (Leitender Bischof der Polnisch-Katholischen Kirche)
- Bistum Breslau
- Bischofssitz: Kathedralkirche St. Maria Magdalena („Magdalenenkirche“) – vakant
- Diözesanadministrator: Infulierter Dekan Stanisław Bosy, St. Peter & Paul, Stettin
- Emeritus: Altbischof Wiesław Skołucki
- Bistum Krakau–Tschenstochau
- Bischofssitz: Kathedralkirche Hl. Gottesmutter Königin der Apostel (pw. Matki Bożej Królowej Apostołów) (Tschenstochau) – vakant
- Diözesanadministrator: vakant
- Bistum Warschau
Unselbständige Kirchen bzw. Gemeinden:
- Mission Vieille-catholique en France
- Altkatholische Kirche Kroatien
- Altkatholische Kirche in Schweden und Dänemark
- Chiesa vetero cattolica italiana dell'Unione di Utrecht
Ehemalige Mitgliedskirchen
- Altkatholische Kirche der Mariaviten (bis 1924 zur Utrechter Union gehörig)
- Polish National Catholic Church (PNCC) in den USA (bis 2003 zur Utrechter Union gehörig)
- Altkatholische Kirche der Slowakei (1992 bis 2004 als unselbständige Mitgliedskirche zur Utrechter Union gehörig)
- Polnisch-Katholische Kirche in Kanada (von 2003 bis Mai 2009 als unselbständige Mitgliedskirche zur Utrechter Union gehörig, hat sich der PNCC/USA wieder angeschlossen)
Untergegangene Kirchen
- Slowenische Altkatholische Kirche
- ehemals 3000 Gläubige, 1 Bischof (Anton Kovačević), 4 Gemeinden, 3 Priester (Stand: Oktober 1969)
- Altkatholische Kirche in Serbien
- ehemals 3000 Gläubige, 1 Bistumsverweser (Jovan Ajhinger, Belgrad), 4 Gemeinden, 4 Priester.
Es scheint noch eine Gemeinde bei Novi Sad zu bestehen. Bei der Volkszählung 2002 werden in den Vorbemerkungen der Auswertung aufgeführt: „Altkatholische Kirche“ und „Kroatische Altkatholische Nationalkirche“, leider sind im öffentlich zugänglichen Bereich keine Zahlen genannt, sind enthalten unter „Sonstige“. Im Regierungsjahrbuch der Republik „Serbien und Montenegro“ für das Jahr 2004 wird der Bistumsverweser aufgeführt, es scheint also eine staatliche Anerkennung zu geben.
Aktuelle Entwicklungen und Konflikte
Als das deutsche Bistum am 23. Mai 1996 nach entsprechendem Synodenbeschluss vom 10. Mai 1994 die ersten Frauen zu Priesterinnen weihte, wurde dem deutschen Bischof vorübergehend das Stimmrecht in der Internationalen Bischofskonferenz entzogen. Der Grund dafür war, dass man sich zuvor darauf geeinigt hatte, mit der praktischen Umsetzung der Frauenordination, die im Grundsatz in allen westeuropäischen Kirchen akzeptiert wurde, noch einige Jahre zu warten und nur gemeinsam vorzugehen. Da jedoch die Internationale Bischofskonferenz 1997 feststellen musste, dass ein solches gemeinsames Vorgehen wegen der inhaltlichen Differenzen nicht möglich sein würde, haben in den folgenden Jahren auch die drei anderen westeuropäischen Kirchen Frauen ordiniert. Die beiden Kirchen im Osten Europas ordinieren keine Frauen ins Priesteramt (die altkatholischen Kirche Tschechiens weiht allerdings Frauen zu Diakoninnen). Sie haben jedoch die kirchliche Gemeinschaft mit denjenigen altkatholischen Kirchen, die auch Frauen ordinieren, aufrechterhalten.
Da die PNCC die Frauenordination kategorisch ablehnt, hat sie – nachdem sie die communicatio in sacris (Sakramentsgemeinschaft) bereits vorher verweigerte – im Jahre 2003 die Utrechter Union verlassen.
Die slowakische Jurisdiktion wurde 2004 aufgrund der Weihe eines Priesters zum Bischof durch einen so genannten Vagantenbischof aus der Utrechter Union ausgeschlossen[1].
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Alt-Katholische Kirche der Niederlande
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