Wiener Tourismusverband

Wiener Tourismusverband

WienTourismus ist die Kurzbezeichnung des Wiener Tourismusverbandes, der offiziellen Destinationsmarketingorganisation bzw. Tourismusdienststelle der Stadt (des Bundeslandes) Wien. In Bezug auf Österreich ist der WienTourismus eine der neun Landestourismusorganisationen. Der Verband besteht seit 1955.

Zum Tourismus als Wirtschaftszweig in Wien siehe hier.

Inhaltsverzeichnis

Gesetzliche Grundlage

Tourismus ist in Österreich, da er in der Bundesverfassung nicht als Bundeskompetenz erwähnt wird, eine Materie in der Kompetenz jedes einzelnen Bundeslandes. Wien hat in seiner Eigenschaft als Land 1955 das Wiener Fremdenverkehrsförderungsgesetz beschlossen, das heute als Wiener Tourismusförderungsgesetz (WTFG) bezeichnet wird.

Dieses Landesgesetz bestimmte die Errichtung des Fremdenverkehrsverbandes für Wien, wie der Verband ursprünglich genannt wurde (sein Büro hieß bis 1972 Fremdenverkehrsstelle der Stadt Wien). Später wurde der Verbandsname zu Wiener Fremdenverkehrsverband vereinfacht und 1992 der Begriff Fremdenverkehr durch Tourismus ersetzt.

Der Verband ist eine öffentlich-rechtliche Institution, kein privatrechtlicher Zusammenschluss. Der Begriff „Verband“ wird im Gesetz nicht im vereinsrechtlichen Sinn (wie z. B. beim Verband der alpinen Vereine Österreichs) verwendet. Der Wiener Tourismusverband hat keine Mitglieder.

Das Gesetz bestimmt weiters die Organe, die Aufgaben und die Finanzierung des Verbandes.

Organe

Präsidentin bzw. Präsident

An der Spitze des Verbandes steht eine Präsidentin bzw. ein Präsident. Sie oder er wird von der Landesregierung vorgeschlagen und von der Tourismuskommission gewählt:

Seit Bestehen des Verbandes haben das Präsidentenamt (ausgenommen 1994−1997) stets amtsführende Stadträte innegehabt; bis 1984 der jeweilige Kultur- bzw. Bildungsstadtrat, seit 1984 der jeweilige Finanz- und Wirtschaftsstadtrat[1]. Dadurch war und ist der Tourismus in der Stadtpolitik prominent verankert.

Die Präsidentin bzw. der Präsident ist politisch verantwortlich und gegenüber dem Geschäftsführer und allen Angestellten des Verbandes weisungsbefugt, fungiert aber de facto wie eine Aufsichtsratsvorsitzende und lässt sich vom Geschäftsführer über den Fortgang der Verbandstätigkeit berichten. Diese konnte unter dem Präsidenten Hans Mayr stark ausgeweitet werden, da er die Finanzierung des Verbandes grundlegend verbesserte.

Tourismuskommission

Das aus der Präsidentin (dem Präsidenten) und 17 Mitgliedern bestehende Gremium ist der Aufsichtsrat des Verbandes. Er beschließt grundsätzliche Richtlinien der Arbeit und das Budget[2]. 14 Mitglieder werden von der Landesregierung nach dem Stärkeverhältnis der in der Landesregierung vertretenen Parteien bestellt; je ein Mitglied wird von den öffentlich-rechtlichen Interessenvertretungen Wirtschaftskammer Wien, Kammer für Arbeiter und Angestellte in Wien und Wiener Landwirtschaftskammer entsandt. Zwei Mitglieder der Tourismuskommission wurden von ihr zu Vizepräsidenten des WienTourismus gewählt:

  • Josef Bitzinger, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Wien
  • Friedrich Strobl, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Wien und Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des Wiener Gemeinderates

In der Tourismuskommission wurden in den letzten drei Jahrzehnten, ihrer politischen Besetzung zum Trotz, nur einstimmige Beschlüsse gefasst.

Die Tourismuskommission hat das Recht, zur Beratung spezieller Themen Fachausschüsse einzusetzen, deren Mitglieder der Tourismuskommission nicht angehören müssen. Derzeit bestehen zwei Fachausschüsse:

  • Klassifizierung der Wiener Beherbergungsbetriebe (Vorsitz: Frank Kübler, ehem. Geschäftsführer der Österreich Werbung)
  • Kongressförderung (Vorsitz: Martin Schick, Vorsitzender der Fachgruppe Hotellerie in der Sparte Tourismus der Wirtschaftskammer Wien und Eigentümer der Schick-Hotels)

Geschäftsführung

Der Geschäftsführer des Verbandes trug bis 1972 den Titel Generalsekretär, ab 1973 wurde er als Landesfremdenverkehrsdirektor bezeichnet. Heute wird die Bezeichnung Tourismusdirektor verwendet. Als Geschäftsführer fungierten bzw. fungiert:

  • Bruno Kohl, 1955–1957
  • Walter Minarz, 1957–1972
  • Helmut Krebs, 1973–1991
  • Karl Seitlinger, 1991–2007
  • Norbert Kettner, seit September 2007

Der Geschäftsführer ist im Rahmen des von der Tourismuskommission auf Vorschlag der Präsidentin und des Geschäftsführers beschlossenen Jahresbudgets für den gesamten Geschäftsbetrieb des Verbandes verantwortlich. Er hat tourismuspolitisch bedeutende Fragen mit der Präsidentin und der Tourismuskommission abzustimmen und nach deren Grundsatzbeschlüssen vorzugehen.

Rechnungsprüfer

Als Rechnungsprüfer des Verbandes fungiert gesetzlich das Kontrollamt der Stadt Wien. Es prüft daher jährlich den Rechnungsabschluss (die Bilanz) des Verbandes. Außerdem ist ein Wirtschaftsprüfer tätig, die Finanzen des Verbandes nach unternehmens- und steuerrechtlichen Maßstäben zu prüfen, da der Betrieb, was die Umsatzsteuer betrifft, vorsteuerabzugsberechtigt ist. Der Verband unterliegt nicht der Einkommensteuer.


Organisationsstruktur

Der Verband hatte seinen Sitz 1957–1973 im 1. Bezirk, Stadiongasse 6–8, und 1973–1991 im 9. Bezirk, Kinderspitalgasse 5. Seit 1991 domiziliert er im Palais Grassalkovics im 2. Bezirk, Obere Augartenstraße 40, gegenüber dem Haupteingang des Augartens. Das Kongressbüro (Vienna Convention Bureau) und das Team Wien-Hotels & Info sind in der Dependance Untere Augartenstraße 38 untergebracht.

Der WienTourismus verfügt derzeit über fünf Abteilungen, die diverse Arbeitsteams bzw. -bereiche bündeln:

  • Strategie
    • Strategiekonzept, Marketingkonzept
    • Markt- und Trendforschung, Benchmarking
    • Statistik
  • Kommunikation und Produktion
    • Themen- und Contentmanagement (Wien-Redaktion)
    • Internetmarketing
    • Werbung, Film und Video
    • Produktion und Bildarchiv
    • Lager und Versand
  • Markt- und Medienmanagement
    • Marktmanagement
    • Medienmanagement
  • Gästeservice, Personal und Finanzen
    • Wien-Hotels & Info (Servicezentrum)
    • Tourist-Info Wien, 1., Albertinaplatz
    • Buchhaltung und Lohnverrechnung
    • Haustechnik
  • Kongressbüro
    • Akquisition bei internationalen Vereinigungen
    • Akquisition im Firmentagungs- und Incentivemarkt

Weiters bestehen drei Stabsstellen:

  • Unternehmens-PR
  • Markenmanagement
  • Projektmanagement

Zwei von vier Abteilungen (eine Leitung ist vakant) und eine von drei Stabsstellen werden von Frauen geleitet. Von den knapp über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind 77 % Frauen.

Aufgabenbereich

Laut § 3 Wiener Tourismusförderungsgesetz hat der Verband folgende Aufgaben:

  • Tourismusförderung in Wien
  • Interessenvertretung des Landes Wien auf dem Gebiet des Tourismus

Insbesondere nennt das Gesetz:

  • Tourismuswerbung (in der Branche als „Destinationsmarketing“ bezeichnet)
  • Mitwirkung bei allen den Tourismus erheblich berührenden Maßnahmen des Magistrats (der WienTourismus wird quasi als Sachverständiger einbezogen)
  • Mitwirkung bei der Vorsorge für zeitgemäße Tourismuseinrichtungen
  • Förderung und Durchführung einschlägiger gesellschaftlicher Veranstaltungen
  • Förderung des Verständnisses der Bevölkerung für den Tourismus

In der Praxis befasst sich der WienTourismus nicht mit der direkten Förderung einzelner Tourismusbetriebe (etwa durch Zuschüsse für Hotelinvestitionen) oder der Mitfinanzierung einzelner Kulturveranstaltungen. Solche Förderungen obliegen dem Magistrat der Stadt Wien.

Tourismusstrategie

Das geltende Tourismuskonzept Wien 2010 wurde vom Wiener Tourismusverband 2003 mit Zustimmung der Stadtverwaltung beschlossen. Es enthält das Ziel, bis 2010 rund 10 Millionen Gästenächtigungen zu erreichen. Dieses Ziel wurde 2008 erreicht; die Nachhaltigkeit des Erfolges in den nächsten Jahren ist allerdings auf Grund der im Herbst 2008 eingetretenen Wirtschaftskrise nicht garantiert.

Das Konzept sieht wesentliche Attraktivitätssteigerung durch

  • Verbesserung der Erreichbarkeit der Stadt
  • Ausbau des Geschäfts-, Kongress- und Messetourismus
  • neue Attraktionen und städtebauliche Akzente
  • Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten
  • aktives Destinationsmarketing
  • ständige Qualitätskontrolle

vor.

Das Projekt Wien Hauptbahnhof wird die Anbindung Wiens an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz der Eisenbahn wesentlich erleichtern. Der Flughafen Wien hat ein auf Kapazitätserweiterung angelegtes Ausbauprogramm begonnen; seine Funktion als Drehscheibe im Flugverkehr könnte allerdings durch die 2008 zu Tage getretene wirtschaftliche Schwäche von Austrian Airlines beeinträchtigt werden.

Im internationalen Kongresstourismus nimmt Wien Spitzenplätze in weltweiten Rangreihungen ein. In die neue Messe Wien hat die Stadtverwaltung 190 Millionen Euro investiert. Der Ausbau des allgemeinen Geschäftstourismus nach Wien hängt davon ab, wie viele international tätige Unternehmen Büros, Forschungseinrichtungen, Verkaufsabteilungen usw. in Wien betreiben. Die Entwicklung in diesem Bereich war in den letzten Jahren erfreulich.

Die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten muss im Tourismuskonzept als „Erinnerungsnotiz“ betrachtet werden, da seit Jahren keine der im Gemeinderat vertretenen politischen Parteien diese Forderung der Wiener Tourismuswirtschaft unterstützt.

2009 arbeitet der WienTourismus mit seinen Partnern am Tourismuskonzept Wien 2015.

Destinationsmarketing

Das Marketing für den Erlebnistourismus nach Wien gliedert sich nach Quellmärkten (Herkunftsländern der Gäste) und nach Marketingsparten (Marketing für die Tagungsindustrie: siehe Kongressbüro). Seine Ziele, Themen und Aktionen werden im jährlich zu erstellenden Marketingplan des WienTourismus dokumentiert, der auf der so genannten Branchenwebsite des Verbandes veröffentlicht wird.

Am Beginn der Planung steht die so genannte „Budgetallokation“. Mit dieser werden jeweils im Sommer die im Folgejahr aktiv zu bearbeitenden Märkte und die Marktbudgets bestimmt. Die derzeit vom WienTourismus bearbeiteten 25 Märkte sind zum Teil so genannte „Erhaltungsmärkte“ (wie etwa Deutschland, Italien, Großbritannien und Spanien), in denen das bisher erreichte Marktvolumen mit einigem Aufwand gehalten und nach Möglichkeit leicht ausgebaut werden soll. Der andere Teil sind Entwicklungsmärkte (wie Russland, China, Indien und Brasilien), in denen die Wirtschaftsdaten und Einschätzungen durch wichtige Partner ein wesentlich größeres Marktvolumen für Wien erreichbar erscheinen lassen und die daher prozentuell teils deutlich stärker beteilt werden als es ihrem bisherigen Umsatzanteil in Wien entspräche.

Die Budgetallokation wird von der Strategieabteilung vorgeschlagen, vom Marketingteam diskutiert und vom Geschäftsführer entschieden. Anschließend wird von den Marktteams (Marktmanagerin, Medienmanagerin, Werbemanagerin für einen Markt) unter Aufsicht der Abteilungsleitungen die Aufteilung der Marktbudgets auf die Marketingsparten B2B (business to business; Marketing bei und mit Partnern der Reiseindustrie im betreffenden Markt), B2C (business to consumer; Marketing, das sich direkt an potentielle Gäste richtet) und Medienarbeit (redaktionelle Betreuung der für die Hauptzielgruppen im Markt wichtigen Fernseh- und Radiostationen sowie Zeitschriften und Zeitungen) geplant. Diese Aufteilung ist flexibel und wird im Laufe des Jahres nicht selten aktuellen Kooperationsmöglichkeiten angepasst.

Tendenziell werden Investitionen im B2B-Bereich (z. B. bei touristischen Messen) zurückgenommen, während der B2C-Bereich – vor allem das Internetmarketing – verstärkt wird. Laut Gästebefragungen sind nach den Reisetipps von Freunden, Verwandten und Bekannten Informationen aus dem Internet die wichtigste Quelle für Reiseimpulse und Reiseentscheidung.

Aufgabe der ganzen Stadt bzw. aller „Stakeholder“ ist im Destinationsmarketing im weiteren Sinn die „Produktgestaltung“ mit dem Ziel, dass Wien als Destination attraktiver erscheint. Vor allem sind hier neue Angebote (1999: Sammlung Essl, 2001: Museumsquartier Wien, 2003: Albertina, 2004: Liechtenstein Museum und Sisi-Museum, 2006: Theater an der Wien als drittes Opernhaus Wiens) und attraktive Veranstaltungen (vom „Eistraum“ bis zum „Silvesterpfad“) wichtig. Auch Fußgängerwegweiser zu wichtigen Sehenswürdigkeiten, Aufschriften und Durchsagen auch in Englisch, Themenjahre wie Joseph Haydn 2009 und Gustav Mahler 2010/2011 und vieles mehr sind Teile umfassenden Destinationsmarketings.

B2C-Marketing

Der WienTourismus betreibt aktives Webmarketing auf wichtigen Websites der Quellmärkte. Außenwerbung (Plakate, Werbung auf Verkehrsmitteln) gehört ebenso zum Marketing wie Inserate in Zeitungen und Zeitschriften, Auftritte bei Veranstaltungen (wie dem Londoner Gourmetfestival oder der Design Week in Tokio), Produktplatzierung und Werbung in Kinos und auf TV-Kanälen. Unter Produktplatzierung wird Werbung für Wien auf Produkten oder bei Dienstleistungen anderer Branchen verstanden, z. B. das Wien-Gewinnspiel auf Hunderttausenden Schokokekspackungen in Spanien oder bei einer Kreditkartenwerbung einer tschechischen Bank.

Die Kosten einzelner Werbeformen und die Zielgruppen sind in den Märkten unterschiedlich, daher müssen Medien, Einsatzzeiträume und Themen pro Markt individuell geplant werden. Dies wird von den Werbemanagerinnen gemeinsam mit der beauftragten Werbeagentur getan. Wo möglich, wird Werbung gemeinsam mit einem kommerziellen Anbieter unternommen, z. B. Austrian Airlines, Niki und Air Berlin.

B2B-Marketing

Bei der Betreuung der bzw. potentieller Geschäftspartner durch die Marktmanagerinnen geht es darum, bei den führenden Reiseveranstaltern („tour operators“) im Städtetourismus und den wichtigsten Reisebüroketten mit Wien entsprechend vertreten zu sein. Das Wien-Angebot soll im Katalog des Veranstalters attraktiv dargestellt und im Reisebüro aktiv verkauft werden. Dazu sind ständige Kontakte mit diesen Unternehmen nützlich, die bei Wien- bzw. Österreich-Präsentationen, touristischen Fachmessen, Einzelkontakten und Einladungen von Reisebüro-Verkäufern nach Wien (so genannte „Studiengruppen“, pro Jahr etwa 3.000 Personen) zustandekommen.

Die Bedeutung der „Reisebranche“ ist tendenziell leicht rückläufig, da immer mehr Menschen das Internet nicht nur als Lieferant für Reiseideen und als Informationsquelle, sondern auch als Buchungswerkzeug nützen. Am wichtigsten ist die Branche für Wien nach wie vor in den weiter entfernten, anderssprachigen Quellmärkten.

Medienarbeit

Medienarbeit zählt wie Informationstätigkeit zu den Basisaufgaben einer Tourismusorganisation. Anfragen von Medien, Wünsche nach Interviewpartnern oder Fotografiergelegenheiten, Reisereportagen und Leserreisen werden von Medien teils aus eigenem betrieben, teils auch vom WienTourismus durch entsprechende Vorschläge und Einladungen nach Wien initiiert. Pro Jahr werden beim Verband rund 1.000 Medienvertreter/innen aus aller Welt registriert und von den Medienmanagerinnen betreut.

Die Berichterstattung der Medien über das touristische Wien ist seit vielen Jahren oft prominent und für die Wiener Tourismusbranche zumeist erfreulich. So nannte z. B. „The New York Times“ im Dezember 2008 Wien in ihrer Webausgabe als Nr. 8 unter den Sehenswürdigkeiten der Welt, die man 2009 besuchen „muss“. Themenjahre sind für die mediale Berichterstattung sehr nützlich: Das „Sissi-Jahr“ 1998 zum 100. Todestag von Kaiserin Elisabeth war ebenso wie das Mozart-Jahr 2006 (250. Geburtstag des Komponisten) mit besonders viel Wien-Berichterstattung verbunden.

Kongressbüro

Das Vienna Convention Bureau besteht seit 1969. Da der Tourismusverband damals die nötigen Mittel für das Kongressmarketing nicht aus dem Ertrag der Ortstaxe aufbringen konnte, wurde das Kongressbüro lang paritätisch von Stadtverwaltung und Wirtschaftskammer Wien finanziert. Um den Geldgebern die direkte Aufsicht über diesen Geschäftsbereich zu ermöglichen, richtete die Tourismuskommission den Fachausschuss Kongressförderung ein, in dem die Geldgeber vertreten sind. Der Fachausschuss befindet bis heute über vorgeschlagene Tagungssubventionen.

Das Kongressbüro hat seine Kundendaten seit Anfang der siebziger Jahre per EDV gespeichert und verwaltet und war damit der erste computierisierte Bereich des WienTourismus. In der entstandenen elektronischen Datenbank wird das Kundenverhalten seit Jahrzehnten dokumentiert; aus der Analyse der einzelnen Datensätze lassen sich Anhaltspunkte für künftige Entscheidungen von Kongressveranstaltern und damit Hinweise für erfolgreiches Kongressmarketing gewinnen.

Das Kongressbüro betreibt weltweites Marketing für Kongresse, Firmentagungen, Anreiz- und Belohnungsreisen („Incentives“) und Messen in Wien (2008 entfielen 14,7 % der Gästenächtigungen in Wien auf diesen Bereich). Dabei geht es darum, Entscheidungsträger möglichst frühzeitig vor dem von ihnen geplanten Termin der Veranstaltung auf die Vorteile aufmerksam zu machen, die sie haben, wenn sie die Veranstaltung in Wien abhalten. Zum Kongressmarketing gehören Präsentationen bei den Entscheidungsträgern, Einladungen dieser zu so genannten „Inspection Visits“ in Wien, die Vorstellung Wiens bei der zuvor abgehaltenen Tagung des Veranstalters und die detaillierte, nicht auf Gewinnabsicht gerichtete Beratung des Veranstalters über konkret geeignete Veranstaltungsorte und potentielle Geschäftspartner in Wien (vom Dolmetschservice bis zur Gestaltung eines Galaabends).

Das Kongressbüro des WienTourismus übt keinerlei kommerzielle Funktionen aus. Es übergibt erfolgreich akquirierte Projekte, wenn der Veranstalter will, einem von diesem ausgewählten „Professional Congress Organiser“ (PCO) in Wien (zumeist ein Reisebüro mit Kongressabteilung), der den Veranstalter von der Buchung gewünschter Leistungen bis zur Budgetplanung und Buchhaltung der Tagung entlasten kann. (Einige Tagungsveranstalter legen aber Wert darauf, diese Tätigkeiten selbst auszuüben.)

Erster Kongressrepräsentant im WienTourismus war Ernst Rahofer (später kommerzieller Geschäftsführer des Festspiel- und Kongresshauses in Bregenz). Ihm folgte Alexander Pfann nach, der 1982 die Kurdirektion in Baden bei Wien übernahm. Nächster Leiter war Leopold Saul, der später zur Messe Wien wechselte, gefolgt vom heutigen Leiter Christian Mutschlechner, dessen Qualitäten durch die Wahl zum Präsidenten der International Congress and Convention Association (ICCA) bestätigt wurden. Die neueste ICCA-Rangreihung für 2007 weist Wien, was internationale Tagungen betrifft, Rang 1 weltweit (vor Berlin und Singapur) zu[3].

Informationsdienstleistungen

Der WienTourismus stellt folgende Informationsleistungen bereit:

  • Prospekte und Broschüren in diversen Sprachen, vor allem den jährlich neu aufgelegten Stadtplan inkl. Öffnungszeitenliste der Sehenswürdigkeiten (Auflage über 3 Millionen Stück), das jährliche „Wien-Journal“ (sechs Sprachversionen) und das monatliche Veranstaltungsprogramm, das jeweils Mitte des Vormonats erscheint. Die Druckwerke sind in der Wiener Hotellerie, bei Reisebüros, bei den Auslandsbüros der Österreich Werbung, über Wien-Hotels & Info und in der Tourist-Info Wien gratis erhältlich.
  • Die Website [1] in mehr als zehn Sprachen, geteilt in einen Bereich „für Wien-Besucher“ und einen für „Business/Presse“. Die Website enthält eine sehr umfangreiche Veranstaltungsdatenbank, eine Hoteldatenbank mit Online-Buchungsmöglichkeit und eine Funktion für allgemeine Anfragen und Prospektbestellungen. 2009 wird die Website komplett neu gestaltet.
  • Die Website [2] mit speziellen Angaben für die Tagungsindustrie.
  • Das „Tourist-Info Wien“ genannte Auskunftsbüro für Gäste im Stadtzentrum (1., Albertinaplatz, Ecke Maysedergasse), das täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet ist. Hier können Hotelzimmer, Theaterkarten und anderes gebucht werden.
  • Das Servicezentrum „Wien-Hotels & Info, Tel. 24 555“, das täglich von 9 bis 19 Uhr Anfragen per E-Mail, Fax, Telefon und Post bearbeitet und Hotelbuchungen durchführt. (Hier werden auch einlangende Gästebeschwerden bearbeitet.)

In den siebziger Jahren an der West- und der Südeinfahrt (und kurze Zeit auch an der Nordeinfahrt) der Stadt geführte Informationsstellen für Autofahrer sind nach Verbreitung von Internet und Mobiltelefonie obsolet geworden und wurden daher 2001 geschlossen. Der WienTourismus plant derzeit weitere Auskunftsbüros im im Bau befindlichen „Skylink“-Terminal des Flughafens Wien und im neuen Wiener Hauptbahnhof, dessen Bau 2010 beginnt.

Tourismusstatistik

Der WienTourismus stellt auf seiner Website umfang- und detailreiche Statistiken zur Verfügung:

  • Ankünfte und Nächtigungen in Wien (1)
    • gegliedert nach Quellmärkten (Herkunftsländern)
    • gegliedert nach Hotelkategorien
    • Monatsergebnisse, Jahresergebnisse
  • Hotellerieumsatz (berechnet aus dem Ortstaxenertrag) (1)
    • gegliedert nach Hotelkategorien
    • gegliedert nach Quellmärkten (2)
    • Monatsergebnisse, Jahresergebnisse
  • Zimmer- und Bettenangebot der Wiener Hotellerie
    • gegliedert nach Hotelkategorien
    • Monatsangebot (2)
    • Angebot zum Stichtag 31. Mai (1)
  • In Bau befindliche und projektierte Hotels (2)

(1) Diese Daten werden vom Magistrat der Stadt Wien (Magistratsabteilung 5) zur Verfügung gestellt und entsprechend aufbereitet. (2) Diese Daten werden vom WienTourismus selbst erhoben bzw. aggregiert.

Auf der von Modul University Vienna und Österreich Werbung betriebenen Website TourMIS - Touristisches Marketinginformationssystem stellt der WienTourismus monatlich Ankunfts- und Nächtigungsergebnisse von Wien und sieben Umlandgemeinden („Greater Vienna“) aggregiert dar und ermöglicht damit einen internationalen Konkurrenzvergleich. Es handelt sich dabei um Gemeinden, die mit hoher Sicherheit Wien-Besucher beherbergen und großteils unmittelbar an Wien grenzen: Klosterneuburg, Großenzersdorf, Schwechat, Vösendorf, Perchtoldsdorf, Mödling, Brunn am Gebirge.

Im WienTourismus werden internationale Rangreihungen, die sich auf Wien beziehen und touristisch relevant sind, für Interessenten dokumentiert.

Die Auswirkungen der im Herbst 2008 in vielen Ländern eingetretenen Wirtschaftskrise auf den Tourismus nach Wien lassen sich insgesamt noch nicht einschätzen. In Wien und auf dem Flughafen Wien macht sich das Nachlassen des Geschäftstourismus in den ersten Monaten 2009 bereits durch beträchtlichen Rückgang der Ankünfte bemerkbar, ebenso in der Qualitätshotellerie. Weiters wird für Wien mittelfristig entscheidend sein, wie sich der Flugverkehr nach der für Sommer 2009 geplanten Übernahme von Austrian Airlines durch die Lufthansa entwickelt. Unklar ist hingegen, wie sich steigende Arbeitslosigkeit und sinkende Realeinkommen in Europa auf den Erlebnistourismus auswirken werden.

Interessenvertretung

Der Verband vertritt die touristischen Interessen der Stadt gegenüber öffentlichen und privaten Institutionen und Personen im In- und Ausland. Dies umfasst unter anderem die Mitwirkung an Diskussionen der Österreich Werbung über die Gestaltung des weltweiten Österreich-Tourismusmarketings, an tourismusrelevanten Beratungen der Stadtverwaltung (etwa betreffend Verkehrsregelungen für Touristen-Autobusse) und an Arbeitsgruppen der Sektion Tourismus und historische Bauten des Wirtschaftsministeriums (etwa zu einem Tourismuskonzept für den österreichischen Donauraum oder zu kulturtouristischen Marketingplänen) und der Bundesanstalt Statistik Österreich.

Der Geschäftsführer ist Mitglied der Konferenz der Landestourismusdirektoren und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Städtetourimus der Landeshauptstädte und der Bundeshauptstadt (ArGe Städte), die vom WienTourismus 1978 zur Bündelung der städtetouristischen Interessen gegründet wurde.

Internationale Beziehungen

Der Wien-Tourismus ist Mitglied folgender Organisationen bzw. Arbeitsgemeinschaften:

Budget

Das Budget 2009 des WienTourismus beträgt 27,1 Millionen Euro[6].

Ortstaxe

In den gewerblichen Beherbergungsbetrieben Wiens – wozu mit ihren ortsfesten Unterkünften auch Campingplätze zählen – hebt der Unternehmer auf Grund des Wiener Tourismusförderungsgesetzes (WTFG) vom Gast für jede bezahlte Nächtigung die so genannte Ortstaxe ein und führt den Ertrag einmal im Monat an die Stadtkasse ab. (Die Ortstaxe wird auf der dem Gast ausgestellten Rechnung separat ausgewiesen und unterliegt nicht der Umsatzsteuer.)

Konsumentenvertreter vertreten daher die Auffassung, die Ortstaxe werde vom Gast bezahlt. Unternehmervertreter sind der Meinung, der Gast bezahle den Gesamtpreis, weil ihm das Preis-Leistungs-Verhältnis passe, und würde gleich viel bezahlen, wenn der Preis keine Ortstaxe enthielte. Sie vertreten daher die Auffassung, dass die Beherbergungsunternehmer diese Abgabe nicht nur de jure, sondern auch de facto selbst entrichten.

Bis 1987 war die Ortstaxe je nach Preisniveau der Nächtigung mit einem im Gesetz festgelegten Schillingbetrag zu entrichten. Dies machte es erforderlich, das Gesetz jeweils nach wenigen Jahren an die Inflation anzupassen, um den realen Ertrag nicht zu schmälern. Auf Initiative von Präsident Hans Mayr wurde die Ortstaxe 1987 nach Verhandlungen mit der Hotellerie im WTFG mit dem fixen Prozentsatz von 2,8 % des Nächtigungsentgelts (ohne Frühstückszuschlag, ohne Umsatzsteuer) festgelegt. Dadurch erübrigt sich seither die Inflationsanpassung.

Laut WTFG wird der WienTourismus aus dem Ertrag der Ortstaxe finanziert. Sie ist somit die wirtschaftliche Basis der Verbandstätigkeit. Die bei der Stadtkasse eingelangten Ortstaxenzahlungen werden dem WienTourismus mehrmals im Jahr überwiesen. Der Verband erhält durch die überwiesenen Summen auch sehr konkrete Daten über den Hotellerieumsatz in Wien insgesamt und über den saisonalen Verlauf der Umsatzentwicklung. Er enthält auf Grund des Steuergeheimnisses keine Informationen über den Umsatz des einzelnen Betriebes. 2009 macht der Orstaxenertrag 56 % der Einnahmen des Verbandes aus.

Sonstige Einnahmen

Neben dem Ertrag der Ortstaxe erhält der Verband seit der Präsidentschaft von Hans Mayr Mittel aus dem allgemeinen Stadtbudget: 2009 machen sie 20 % der Einnahmen des Verbandes aus. Damit wird kompensiert, dass der Verband – im Unterschied zu Tourismusverbänden anderer Bundesländer Österreichs – nicht von allen vom Tourismus nach Wien profitierenden Branchen mitfinanziert wird, sondern nur von der Hotellerie.

Weiters trägt die Wirtschaftskammer Wien seit 1969 zur Finanzierung des Kongressbüros des WienTourismus bei.

Eigene Einnahmen des Verbandes entstehen im Wesentlichen durch Zimmervermittlung („Wien-Hotels & Info“ und Buchung auf www.wien.info), durch den Verkauf von Inseraten in verbandseigenen Druckwerken und durch Beiträge von in- und ausländischen Kooperationspartnern für gemeinsame Marketingaktionen.

Ausgabenstruktur

Über 80 % des Budgets werden laut Angaben des WienTourismus in das Marketing und die damit befassten Arbeitsteams investiert. Marktmanagement, Medienmanagement und Gästeservice sind sehr personalintensive Bereiche, da es hier vor allem um direkte Kontakte mit potentiellen Entscheidungsträgern, Meinungsbildnern und Gästen geht. In den Bereichen Werbung und Werbemittelproduktion ist hingegen ein beträchtlicher Sachaufwand nötig, um den wünschenswerten „Werbedruck“ zu erzeugen und Informationsmaterial in zahlreichen Sprachen bereitstellen zu können.

Das Marketingbudget wird Quellmärkten nach deren Bedeutung und Chancen zugeordnet. Innerhalb des einem Markt gewidmeten Budgets ist hohe Flexibilität die Regel, so dass auch unvorhergesehene Kooperationsangebote von Markt- und Medienpartnern realisiert werden können.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wiener Tourismusverband (Hrsg.): Wien-Tourismus - 50 Jahre & die Zukunft - 1955–2005, Wien 2005, S. 36 f.
  2. Wiener Tourismusverband (Hrsg.): Tourismus-Bilanz 2007, Wien 2008, S. 20 f.
  3. Fact-sheet PR- und Marketingagentur für die Wiener Tourismusbranche: der Wiener Tourismusverband – WienTourismus, Ausgabe Februar 2009, auf http://b2b.wien.info
  4. Marketing in den Vereinigten Staaten
  5. detto
  6. Fact-sheet, a.a.O.

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