Wilhelm André

Wilhelm André
Wilhelm André

Heinrich Friedrich Wilhelm André (* 20. September 1827 in Quakenbrück; † 12. Juni 1903 in Chemnitz) war ein deutscher Jurist, Politiker und von 1874 bis 1896 erster Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und Karriere

Er studierte Jura in Heidelberg und Göttingen und legte 1849 sein Examen in Hannover ab. 1852 heiratete er und war als Advokat (Obergerichtsanwalt) in Quakenbrück tätig. 1865 wurde er Senator und 1870 Stadtsyndikus in Osnabrück.

Seine Amtszeit als Chemnitzer Oberbürgermeister ging vom 19. Oktober 1874 bis 30. Juni 1896. In dieser Zeit verdoppelte sich die Einwohnerzahl von Chemnitz. Es wurden die Gaswerke in städtischen Besitz überführt, Waldflächen im Küchwald erworben und Altchemnitz eingemeindet. Die Stadt entwickelte sich sehr rasant. 1880 nahm die Straßenbahn ihren Betrieb auf. Im Jahre 1883 wurde Chemnitz mit über 100.000 Einwohnern die 15. Großstadt Deutschlands. Weiterhin wurden innerhalb seiner Amtszeit die Markthalle und das Elektrizitätswerk gebaut. Durch Bau von Talsperren konnte die Trinkwasserversorgung gesichert werden. Als 1. Magistratsperson der Stadt Chemnitz war er zudem auf den Landtagen der Jahre 1875/76 bis 1895/96 Mitglied der I. Kammer des Sächsischen Landtags.[1]

Das deutsche Patentgesetz von 1877

Das Patentgesetz im Reichs-Gesetzblatt von 1877

Nach der Gründung des Deutschen Reichs im Jahre 1871 wurde zunächst kontrovers auch über einen einheitlichen Patentschutz diskutiert. Noch im Jahre 1864 forderten die deutschen Handelskammern die Abschaffung der Patente, weil diese „schädlich für den allgemeinen Wohlstand“ seien. Die Stadt Chemnitz – als eine der bedeutenden Industriestädte des Deutschen Reiches – wurde zur Wiege des deutschen Patentgesetzes und spielte bei der Schaffung des deutschen Patentrechtes eine wesentliche Rolle.

So wurde auf Anregung des Industriellen Werner von Siemens und des Chemnitzer Oberbürgermeisters Dr. Wilhelm André der Patentschutzverein gegründet. Von dem Patentschutzverein wurde der Jurist André beauftragt, einen Entwurf für das Patentgesetz auszuarbeiten, welches ausgiebig diskutiert und nach kleinen Änderungen für gut befunden wurde. Zunächst interessierte dies jedoch nicht die deutsche Reichsregierung. Erst als Werner von Siemens sich persönlich an Kanzler Bismarck gewandt hatte, ging es in der Einführung des deutschen Patentrechtes wieder weiter. Dabei wies Werner von Siemens darauf hin, dass deutsche Produkte bisher in aller Welt als "billig und schlecht" galten. Deswegen dient aus seiner Sicht die Einführung des Patentgesetzes auch dazu, die deutsche Industrie zu stärken und ihr mehr Ansehen in der Welt zu verschaffen. Am 25. Mai 1877 war es dann endlich soweit: Das deutsche Patentgesetz trat in Kraft. Der André-Entwurf war nur leicht modifiziert von den Abgeordneten angenommen worden. Seine Grundzüge gelten trotz einiger Änderungen bis heute.

Dass sich ausgerechnet der damalige Chemnitzer Oberbürgermeister André - von 1874 bis 1896 - an der Einführung des deutschen Patentrechtes beteiligte war kein Zufall: Chemnitz war zu jener Zeit eine Industriestadt von Weltrang in der zahlreiche Erfindungen gemacht wurden. Diese mussten vor Nachahmern geschützt werden. Und dies zeigt, dass 1891 - nur 14 Jahre nach Einführung des deutschen Patentgesetztes - sechsmal mehr Patentanmeldungen aus Chemnitz kamen als im Reichsdurchschnitt.

Somit war es im Deutschen Reich auf Drängen des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), des Patentschutzvereins (Werner von Siemens), sowie des Chemnitzer OB André möglich geworden, dass das Patentgesetz am 1. Juli 1877 in Kraft treten konnte. Erst ab diesem Zeitpunkt wurden erteilte Patente auch veröffentlicht.

Im Jahre 1859 wurde er Mitglied der Loge "Zur Harmonie" in Chemnitz. Sein Grab befindet sich auf dem St.-Christophori-Friedhof in Hohenstein-Ernstthal (Erbbegräbnisstätte Falcke).

In Chemnitz tragen ein Gymnasium und eine Straße seinen Namen.

Literatur

  • Von André bis Zöllner. 125 Biografien zur Chemnitzer Geschichte (Publikation des Stadtarchives Chemnitz; Heft 2), Chemnitz 1998, ISBN 3-930846-13-6.
  • "Der rechte Mann an rechter Statt" und Pionier des Deutschen Patentgesetzes von 1877 - Dr. Heinrich Friedrich Wilhelm André 1827-1903, ein Sohn des Osnabrücker Landes (Heiko Bockstiegel in: Heimatjahrbuch Osnabrücker Land 2000), Osnabrück 1999, ISDN 0171-2136.

Weblink

Einzelnachweise

  1. Josef Matzerath: Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte – Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 37

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