Wilhelm Loewe

Wilhelm Loewe
Wilhelm Loewe

Friedrich Wilhelm Loewe (* 14. November 1814 in Olvenstedt; † 2. November 1886 in Meran, Südtirol) war ein deutscher Arzt und linksliberaler Politiker. 1848 wurde Loewe Vizepräsident der Frankfurter Nationalversammlung und 1849 Parlamentspräsident des Rumpfparlaments.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wilhelm Loewe wurde, als Sohn eines Küsters und Kantors, im heutigen Magdeburger Stadtteil Olvenstedt geboren. Loewe studierte im Domgymnasium in Magdeburg. Ab 1834 war er als staatlich geprüfter Wundarzt zugelassen und diente drei Jahre als Kompanie-Chirurg. Anschließend studierte er Medizin in Halle, promovierte und ließ sich ab 1840 in Calbe (Saale) als praktischer Arzt nieder. Durch seine liberale Einstellung und sein vorbildliches soziales Engagement hatte er sich ein hohes Ansehen in Calbe erworben und wurde 1848 zum Abgeordneten des Wahlkreises Calbe und Jerichow I in das erste deutsche Parlament delegiert, die Nationalversammlung in Frankfurt am Main. Loewe gehörte zu den 33 Abgeordneten die, am 3. April 1849, Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone anboten. Jener lehnte aber ab. Nach dem Vormarsch der fürstlichen Reaktion 1849 kehrten die meisten Abgeordneten auf Befehl ihrer Regierungen in ihre Heimat zurück. Nur die 114 Demokraten und Linksliberalen um den neu gewählten Parlamentspräsidenten Wilhelm Loewe blieben als so genanntes Rumpfparlament zurück, welches nach Stuttgart zog.

Nach der Niederlage der Revolution wurde Loewe angeklagt und zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Es gelang ihm aber die Flucht über die Schweiz in die USA, wo er acht Jahre in New York City als Arzt und Unternehmer tätig war.

Als 1861 die preußische Amnestie für politische Verurteilte in Kraft trat, kehrte er nach Calbe zurück und wurde erneut politisch aktiv.[1] Er gehörte zunächst der Deutschen Fortschrittspartei und später der Nationalliberalen Partei an.

1863 wurde Loewe Abgeordneter des preußischen Abgeordnetenhauses. In der Auseinandersetzung um das Indemnitätsgesetz zwischen dem nationalliberalen und dem demokratischen Flügel innerhalb der Fortschrittspartei versuchte Loewe eine ausgleichende Regelung, konnte jedoch die Spaltung der Fortschrittspartei nicht verhindern.[2] Im Jahr 1875 amtierte er als erster Vizepräsident des Parlaments. Seit 1871 war er Reichstagsabgeordneter für den Wahlkreis Bochum-Herne-Gelsenkirchen.

Loewe hatte einen persönlichen Anteil an der Erarbeitung der Reformvorschläge für die Einheit des Deutschen Reiches und für eine zeitgemäße Wirtschafts- und liberale Innenpolitik. Loewe gebrauchte im preußischen Abgeordnetenhause einmal die Worte: „Es weht ein scharfer Wind an der preußischen Majorsecke“, die beinah sprichwörtlich geworden sind. Er meinte damit, dass die Stellen im preußischen Heer vom Major aufwärts ausschließlich von Adeligen besetzt werden würden. Als Alterspräsident des Deutschen Reichstages ging er immer mehr auf die Positionen Bismarcks einer Revolution „von oben“ über.

Loewe zog sich 1881 aus der aktiven Politik zurück. Er starb während eines Kuraufenthaltes in Südtirol und wurde in Berlin beigesetzt, wo sich noch heute auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof in Berlin sein Grabmal befindet.

Loewe ist Ehrenbürger seiner Wirkungsstadt Calbe, die ihm zu Ehren, die damals wichtigste Straße nach ihm umbenannte.

Einzelnachweise

  1. Westfälische Zeitung, Ausgabe vom 22. Januar 1861
  2. Gerhard Eisfeld: Die Entstehung der liberalen Parteien in Deutschland 1858 - 1870. Studie zu den Organisationen und Programmen der Liberalen und Demokraten. Verlag für Literatur und Zeitgeschehen, Hannover 1969 (Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung. Reihe B: Historisch-politische Schriften), S. 183

Literatur

  • Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus: 1867–1918. Bearbeitet von Bernhard Mann unter Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh und Thomas Kühne, Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7, S. 251

Weblinks



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Friedrich Wilhelm Loewe — Wilhelm Loewe Friedrich Wilhelm Loewe (* 14. November 1814 in Olvenstedt; † 1886 in Meran/Südtirol) war ein deutscher Arzt und linksliberaler Politiker. 1848 wurde Loewe Vizepräsident der Frankfurter Nationalversammlung und 1849… …   Deutsch Wikipedia

  • Loewe — Löwe oder Loewe bezeichnet ein Raubtier aus der Ordnung der Katzen, siehe Löwe in der Astronomie zwei Sternbilder, siehe Löwe (Sternbild) und Kleiner Löwe in der Astrologie eines der zwölf Tierkreiszeichen (Sternzeichen) ein deutsches… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm I. (Württemberg) — König Wilhelm I. von Württemberg im Jahr 1827 Friedrich Wilhelm Carl (* 27. September 1781 in Lüben in Schlesien; † 25. Juni 1864 in Cannstatt) war von 1816 bis 1864 als Wilhelm I. der zweite König von Württemberg. Nachdem Wilhelms Jugend von… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Häring — Willibald Alexis (um 1840) Willibald Alexis; Holzschnitt von A. Neumann, 1872. Willibald Alexis (eigentlich Georg Wilhelm Heinrich Häring; * 29. Juni …   Deutsch Wikipedia

  • Carl von Loewe — Carl Loewe (1796–1869) Carl Loewe (* 30. November 1796 in Löbejün im Saalkreis; † 20. April 1869 in Kiel; vollständiger Name Johann Carl Gottfried Loewe) war ein deutscher Komponist. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Loewe — Carl Loewe (1796–1869) Carl Loewe (* 30. November 1796 in Löbejün im Saalkreis; † 20. April 1869 in Kiel; vollständiger Name Johann Carl Gottfried Loewe) war ein deutscher Komponist. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Loewe — (1796–1869) Johann Carl Gottfried Loewe (* 30. November 1796 in Löbejün im Saalkreis; † 20. April 1869 in Kiel) war ein deutscher Komponist. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Loewe — Straßenschild in Bockenheim Otto Loewe (* 31. Oktober 1878 in Frankfurt am Main; † 11. oder 12. November 1938 ebenda) war ein deutscher Chirurg jüdischer Herkunft. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Wilhelm Heinrich Häring — Willibald Alexis (um 1840) Willibald Alexis; Holzschnitt von A. Neumann, 1872. Willibald Alexis (eigentlich Georg Wilhelm Heinrich Häring; * 29. Juni 17 …   Deutsch Wikipedia

  • Jacob et Wilhelm Grimm — Pour les articles homonymes, voir Grimm et Frères Grimm (homonymie). Wilhelm Grimm (à gauche) et Jacob Grimm (à droite). Elisabeth Jerichau Baumann, 1855. Berlin, Staatliche Museen. Sous l appellation de frères Gri …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”