- Klingnau
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Klingnau Basisdaten Staat: Schweiz Kanton: Aargau Bezirk: Zurzach Gemeindenummer: 4309 Postleitzahl: 5313 Koordinaten: (661039 / 270608)47.5833288.250008328Koordinaten: 47° 35′ 0″ N, 8° 15′ 0″ O; CH1903: (661039 / 270608) Höhe: 328 m ü. M. Fläche: 6.71 km² Einwohner: 3103 (31. Dezember 2010)[1] Website: www.klingnau.ch Karte Klingnau (schweizerdeutsch: ˈχlɪŋ.nɑʊ)[2] ist eine Kleinstadt und Einwohnergemeinde im Bezirk Zurzach des Schweizer Kantons Aargau. Sie liegt im unteren Aaretal, rund vier Kilometer südlich der Grenze zu Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Klingnau liegt in der flachen, rund 500 Meter breiten Ebene zwischen dem Ostufer des Klingnauer Stausees und dem Achenberg, einem Ausläufer des Tafeljuras. Der Südwesthang des Achenbergs ist sehr steil und geht allmählich in ein Hochplateau über. Ganz im Südosten ragt der Blitzberg in die Ebene hinein. Die Hochebene erstreckt sich sanft abfallend bis fast an den Rhein und die Mündung der Aare. Die Bebauung ist vollständig mit jener der Nachbargemeinde Döttingen zusammengewachsen.[3]
Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 671 Hektaren, davon sind 233 Hektaren bewaldet und 129 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt liegt auf 535 Metern auf dem Achenberg-Plateau, der tiefste auf 318 Metern am Ufer des Klingnauer Stausees.
Nachbargemeinden sind Koblenz im Norden, Rietheim im Nordosten, Bad Zurzach im Osten, Döttingen im Süden, Böttstein im Südwesten und Leuggern im Westen.
Geschichte
Das heutige Klingnau war im 13. Jahrhundert verkehrstechnisch günstig gelegen, Waren wurden von Aareschiffen auf Karren nach Zurzach umgeladen. Um auch vom Landverkehr zu profitieren, liessen die Herren von Klingen eine Aarebrücke bauen. Als Gründungsdatum von Klingnau gilt der 26. Dezember 1239 (Stephanstag). Damals unterzeichneten der aus dem Thurgau stammende Ulrich II. von Klingen und das Kloster Sankt Blasien einen Tauschvertrag. Von Klingen gab die Insel Beznau in der Aare ab und erhielt im Gegenzug einen zwölf Meter hohen Schotterhügel weiter flussabwärts, auf dem er Stadt und Schloss errichten liess.
Am 8. Mai 1243 wurde Chlingenowe erstmal urkundlich als Stadt erwähnt. Der Ortsname lässt sich vom althochdeutschen Klingunouwa ableiten und bedeutet «wassernahes Land der Klingen».[2] Ursprünglich erfolgte die Verwaltung der sanktblasischen Güter an Aare, Surb und Limmat von der Probstei Döttingen aus, ab 1250 von Klingnau aus. Ulrichs Sohn Walther von Klingen verkaufte den Besitz (Städtchen, Aarebrücke und Burg Teggerfelden) im Jahr 1269 für 1100 Mark Silber an das Bistum Konstanz; im selben Jahr stiftete er das Kloster Sion, das dem Eremitenorden des heiligen Wilhelm von Malavalle zugeordnet war. Neben dem Bischof von Konstanz- (das Hochstift Konstanz litt in jener Zeit unter einer enormen Schuldenkrise, so das oft Besitz verpfändet oder sogar auf Rückkaufsrecht gehandelt wurde, so kam Klingnau durch den Bischof Heinrich III. von Brandis am 16.Nov.1371 an Peter von Thorberg , an die von Bodman am 22.Juli 1390 die es 16 Jahre behielten [4]) - hatten auch die Habsburger, das Kloster Sankt Blasien, der Johanniterorden und das Chorherrenstift Zurzach Machtbefugnisse in Klingnau.
1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und Klingnau gehörte nun zur Grafschaft Baden, einer Gemeinen Herrschaft. Den Eidgenossen gelang es, bis 1712 weitgehend alle Rechte des Bischofs und der anderen Herrscher an sich zu bringen. Im 15. Jahrhundert wurde die Brücke über die Aare weggerissen, aber nicht mehr aufgebaut, wodurch die von Döttingen nach Klingnau verlegte Fähre an Bedeutung gewann. 1586 zerstörte ein Brand die gesamte Oberstadt. 1689 musste die Regierung Vorderösterreichs während des Pfälzischen Erbfolgekriegs während eineinhalb Jahren ins Exil nach Klingnau ziehen. Das Städtchen konnte sich wirtschaftlich kaum entwickeln, da es stets im Schatten von Zurzach mit der international bedeutenden Messe stand. Lediglich der Weinbau erlangte eine gewisse Bedeutung, so betrug die Anbaufläche im Jahr 1780 rund 115 Hektaren. Das Kloster Sion blieb bis 1725 selbständig, dann kam es mit Oberried (Breisgau) und dem Kloster Mengen zu St. Blasien.
Im Jahr 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein. Im März wurde unter dem Druck Frankreichs in Aarau die Helvetische Republik ausgerufen. Klingnau gehörte nun zum kurzlebigen Kanton Baden. Während des Zweiten Koalitionskrieges im Jahr 1799 verlief die Frontlinie zwischen Frankreich und Österreich in unmittelbarer Nähe. Die Österreicher richteten 1814 in der Propstei und im Kloster Sion ein Spital ein, später waren auch im Schloss und zeitweise auch im Rathaus Kranke untergebracht. Insgesamt waren dort bis zu 2500 kranke Soldaten untergebracht (das Städtchen selbst zählte knapp 1000 Einwohner) sowie 200 Menschen als Säntitats- und Überwachungspersonal der Österreicher. Rund 3000 Soldaten und 28 Klingnauer starben an Typhus. Die Soldaten wurden auf dem «Kaiserlichen Gottesacker» begraben, wo 1815 zur Erinnerung 1815 ein Kreuz mit Inschrift errichtet wurde.
Seit 1803 gehört Klingnau zum Kanton Aargau. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die Industrialisierung. Am 18. August 1859 wurde die Bahnstrecke Turgi–Koblenz–Waldshut eröffnet. Zwischen 1900 und 1980 war die Möbelindustrie der bedeutendste Industriezweig. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der gesamte Klingnauer Rebberg durch die aus Nordamerika eingeschleppte Reblaus zerstört. Erst 1922 wagte man wieder einen bescheidenen Neubeginn. Das Wasserkraftwerk Klingnau wurde zwischen 1931 und 1935 erbaut, durch den Rückstau der Aare entstand der Klingnauer Stausee.
Sehenswürdigkeiten
Die auf einer Hügelkuppe gelegene mittelalterliche Altstadt besteht aus zwei eng bebauten Häuserzeilen, die linsenförmig um einen zentralen Platz angeordnet sind. Inmitten des Platzes steht die Stadtkirche, dessen ältester erhaltener Teil der gotische Chor aus dem Jahr 1480 ist. Die Häuserzeilen bestehen durchgehend aus dreigeschossigen Bürgerhäusern, die ihre heutige Form im 18. und 19. Jahrhundert erhielten.
Den nordwestlichen Abschluss der Altstadt bildet das Schloss Klingnau. Stadtgründer Ulrich von Klingen liess hier einen Wohnturm errichten, dieser erhielt später mehrere Anbauten und diente als Sitz der Landvögte des Bistums Konstanz. 1582 wurde das Schloss aufgrund grosser Baufälligkeit vollständig neu errichtet.
Die zur Aare hin steil abfallende Flanke wird durch die markante Propstei dominiert, den Verwaltungssitz des Benediktinerklosters Sankt Blasien. Sie wurde zwischen 1745 und 1754 nach den Plänen des Baumeisters Johann Caspar Bagnato erbaut, steht heute unter Denkmalschutz und dient als Schulgebäude und Sitz der Gemeindeverwaltung.
Auf dem Achenberg liegt in einer Waldlichtung die 1660 bis 1662 errichtete Loretokapelle. Ein nach dem Zweiten Weltkrieg von Holzbildhauer Beat Gasser geschaffener Stationenweg verbindet Klingnau mit der Kapelle.
Wappen
Die Blasonierung des Stadtwappens lautet: «In Rot schwarze, gelb gefütterte und verzierte Mitra, im Schildfuss begleitet von zwei sechsstrahligen gelben Sternen.» Das Wappen war erstmals auf dem Stadtsiegel abgebildet, welches kurz vor 1300 angefertigt wurde. Die Mitra erinnert an die Bischöfe von Konstanz, die jahrhundertelang über die Stadt geherrscht hatten.[5]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung:[6]
Jahr 1480 1586 1800 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 Einwohner 400-500 700 1000 1300 1134 1352 1778 2192 2545 2433 2581 2710 Am 31. Dezember 2010 lebten 3103 Menschen in Klingnau, der Ausländeranteil betrug 26,2 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 57,3 % römisch-katholisch, 23,5 % reformiert, 1,0 % christlich-orthodox und 5.8 % muslimisch; 0,7 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 89,2 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 3,6 % Italienisch, 2,6 % Albanisch, je 0,8 % Portugiesisch und Serbokroatisch, 0,6 % Französisch.[7]
Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Bad Zurzach zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinden Döttingen und Koblenz verantwortlich ist.
Wirtschaft
In Klingnau gibt es gemäss Betriebszählung 2005 rund 900 Arbeitsplätze, davon 6 % in der Landwirtschaft, 54 % in der Industrie und 40 % im Dienstleistungssektor.[8] Vorherrschend sind die Herstellung von Möbeln, Metallwaren und Küchen sowie die Bauindustrie, die Präzisionsmechanik und der Apparatebau. Zahlreiche Erwerbstätige sind Wegpendler und arbeiten in den Nachbargemeinden des unteren Aaretals oder in der Region Brugg/Baden. Die Rebberge sind heute rund 10 Hektaren gross, angebaut werden die Sorten Blauburgunder und Riesling sowie einige Spezialsorten.
Verkehr
Das Städtchen besitzt eine Haltestelle an der SBB-Eisenbahnlinie Turgi–Koblenz, mit direkten Zügen nach Baden, Waldshut und Bad Zurzach. Die Haltestelle wurde erst im Dezember 2002 eröffnet, vorher mussten die Fahrgäste in Döttingen ein- und aussteigen. Entlang der Bahnlinie führt die Hauptstrasse 5, die den motorisierten Durchgangsverkehr im unteren Aaretal aus der Altstadt verbannt.
Bildung
Die Gemeinde verfügt über vier Schulhäuser (darunter die ehemalige Propstei), in denen der Kindergarten sowie sämtliche Schulstufen der obligatorischen Volksschule (Realschule, Sekundarschule, Bezirksschule) angeboten werden. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Baden und Wettingen.
Persönlichkeiten
- Heinrich III. von Brandis († 1383), Bischof von Konstanz
- Mangold von Brandis († 1385), Bischof von Konstanz
- Walther von Klingen (1240–1286), Minnesänger
- Franz Xaver Eggspühler (1861–1930), Nationalrat
- Kuno Raeber (1922–1992), Lyriker und Romancier
- Steinmar (urk. 1253–1293), Minnesänger
- Sebastian Peregrin Zwyer (1597–1661), Diplomat und Politiker
Literatur
- Louis Dreyer: Chlingenowe - Klingnau. Baden-Verlag, Baden 1989, ISBN 3-85545-040-4.
- Otto Mittler: Geschichte der Stadt Klingnau. Aarau 1967 (2. Auflage).
Weblinks
Commons: Klingnau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Offizielle Website der Gemeinde Klingnau
- Klingnau (Gemeinde) im Historischen Lexikon der Schweiz
- Klingnau (Kommende) im Historischen Lexikon der Schweiz
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
- ↑ a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 229–231.
- ↑ Landeskarte der Schweiz, Blatt 1050, Swisstopo
- ↑ Otto Mittler,Geschichte der Stadt Klingnau
- ↑ Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 192.
- ↑ Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Zurzach, Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau
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