Bergen-Hohne

Bergen-Hohne
Wappen Nato-Truppenübungsplatz Bergen

Der Truppenübungsplatz Bergen (auch: Bergen-Hohne) im Südteil der Lüneburger Heide (Niedersachsen, Deutschland) ist mit 284 km² der größte Truppenübungsplatz in Deutschland.

Panzerschießbahn mit Kontrollturm bei Ostenholz

Er wurde ab 1935 von der Wehrmacht eingerichtet und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 von den britischen Besatzungstruppen übernommen und kontinuierlich erweitert. Seit den 1960er Jahren wird das Areal zudem von der Bundeswehr und Streitkräften der NATO genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Lage

Der Truppenübungsplatz Bergen-Hohne erstreckt sich beiderseits der Grenze der Landkreise Soltau-Fallingbostel und Celle ungefähr 40 Kilometer nördlich von Hannover, zirka 70 Kilometer südöstlich von Bremen und rund 80 Kilometer südlich von Hamburg. Er befindet sich zwischen Bad Fallingbostel im Westen und Bergen im Osten sowie zwischen den wenige Kilometer entfernten Ortschaften Soltau im Norden und Wietze im Süden und liegt zwischen 28 und 150 m ü. NN.

Landschaftsbild

Insbesondere der Mittelteil des Truppenübungsplatzes besteht aus Heidelandschaft, die als Lohheide und Osterheide bekannt sind und seit 1945 gemeindefreie Bezirke darstellen. In seinem Nordteil befindet sich das kleine Wittemmor, knapp außerhalb seines Ostrands liegt das Große Moor, im Südteil das Ostenholzer Moor und an der Südbegrenzung das Bannetzer Moor, an das sich die Meißendorfer Teiche angliedern. Die übrigen Teile bestehen aus Waldgebieten.

Außerhalb bzw. parallel zur nordwestlichen Begrenzung des Truppenübungsplatzes fließt ein Abschnitt des Mittellaufs der Böhme, etwa entlang seiner südöstlichen und südlichen Abgrenzung verläuft ein solcher der Meiße (beides nordöstliche Aller-Zuflüsse). Ungefähr in seinem Zentrum befinden sich die Sieben Steinhäuser, eine Gruppe von Großsteingräbern, die an Wochenenden besucht werden können. Unweit ost-südöstlich davon liegt der kleine Meiersee, durch den der Meierbach in Richtung Südwesten fließt. Zum Beispiel über diesen Bach und über den Hohe Bach (beides nordöstliche Zuflüsse der Meiße), der die Sieben Steinhäuser passiert, werden der Mittel- und Südteil des Truppenübungsplatzes entwässert. Sein Südostteil wird über den Liehlbach (nördlicher Zufluss der Meiße) entwässert, an dem sich mehrere Teiche befinden, sein Nordwestteil insbesondere über den Fischendorfer Bach (südöstlicher Zufluss der Böhme), an dem sich zahlreiche Teiche befinden, sein äußerster Nordostteil über Bäche, die aus Richtung Westen kommend der Meiße zufließen.

Etwa in Südwest-Nordost-Richtung zieht sich quer durch den Truppenübungsplatz eine zum Beispiel im „Becklinger Holz“ stark bewaldete Moränenlandschaft, zu der diese Erhebungen gehören: Falkenberg (150 m ü. NN), Hakenberg (143 m), Staffelberg (127 m), Hengstberg (121 m), Hammberg (107 m), Großer Dellberg (107 m), Scharpenhorn (107 m), Fuhrberg (102 m), Horstberg (98 m), Söhrenberg (93 m) und Ziegenberg (63 m). Die niedrigste Stelle befindet sich an der Südwestgrenze des Geländes im Ostenholzer Moor auf etwa 28 m Höhe.

Geschichte

Bergen in den 1930er Jahren

Die ersten Planungen zur Errichtung des Truppenübungsplatzes begannen 1934 im Zusammenhang mit der militärischen Aufrüstung des Deutschen Reiches. Auf Grund der dünnen Besiedlung und des abwechslungsreichen Landschaftsbilds wurde diese Gegend zur Schaffung des größten Übungsplatzes der Wehrmacht ausgewählt. Trotz Widerstands der Bevölkerung mussten innerhalb weniger Jahre 3.635 Einwohner aus 25 Gemeinden ihre Heimat verlassen.

Nach Kriegsende wurde der Truppenübungsplatz von den britischen Streitkräften übernommen. Während des Kalten Krieges waren bis zu 50.000 britische und amerikanische, ab den 1960er Jahren auch deutsche Soldaten in Bergen-Hohne stationiert. Die Basis wurde zum größten Truppenübungsplatz Europas und war das Zentrum der NATO-Bodentruppen in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Besonderheit ist die feste Unterkunft in Ostenholz im Südwesten, die auch einen Autobahnanschluss in direkter Nähe hat. Diese „Kaserne Ostenholz“ wird nur für übende Truppen bereitgehalten, hat aber feste Unterkünfte sowie massive Gebäude der Standortverwaltung und der Heimgesellschaften.

Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde die Anzahl der Soldaten deutlich reduziert. Die Anlage hat jedoch noch immer eine große Bedeutung. In Bergen-Hohne sind weiterhin die britischen Royal Scots Dragoon Guards, 7th Armoured Brigade HQ & Signals, 32 Engineers und ein Teil der 1st Armoured Brigade stationiert. Insgesamt befinden sich noch etwa 15.000 britische Soldaten in Bergen-Hohne und den angrenzenden Kasernen in Celle. Zudem wird das Areal verstärkt von der Bundeswehr und NATO-Truppen genutzt.

Aktuelle Nutzung

Die multinationalen Truppen auf dem Stützpunkt führen regelmäßig gemeinsame Manöver durch. Diese umfassen sowohl landgestützte Einsätze, unter anderem mit Panzern vom Typ Challenger 2 und Leopard 2, wie auch luftgestützte Operationen, vorwiegend mit Hubschraubern. 2003 testete die British Army in Bergen-Hohne ihre neuen WAH-64 Apache Kampfhubschrauber.

Kommandantur

Der derzeitige Kommandeur des Truppenübungsplatzes Bergen-Hohne Oberst Gerd Ahrens ist ebenso für den Truppenübungsplatz Munster zuständig. Weiter sind dem Kommandeur der Truppenübungsplatz Ehra-Lessien und der Truppenübungsplatz Lübtheen unterstellt.

Kulturdenkmäler und Sehenswürdigkeiten

Friedhof der Namenlosen

Auf und nahe dem Truppenübungsplatz Bergen-Hohne befinden sich folgende Kulturdenkmäler und Sehenswürdigkeiten:
Im Bereich der Lohheide und deren Nähe:

  • nahe Belsen:
    • Gedenkstätte des Konzentrationslagers Bergen-Belsen
    • Schloss Bredebeck am Liehlbach (Teil des Lagers Bergen-Hohne)

Im Bereich der Osterheide und deren Nähe:

  • in Oerbke (im Westen):
    • Friedhof der Namenlosen, eine Kriegsgräberstätte, in der rund 30.000 russische Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges in Massengräbern begraben wurden
  • in und nahe Ostenholz (im Südwesten):
    • Fachwerkkirche mit hölzernem Turm aus dem Jahre 1724
    • Hoher Stein, ein Gedenkstein zur Räumung der Gemeinden 1936 zwecks Anlegens eines Nazi-Truppenübungsplatzes
    • Sieben Steinhäuser, Großsteingräber der Jungsteinzeit im Süden des Truppenübungsplatzes
  • in Wense (im Nordwesten):
    • Gutskapelle, prachtvolle Kirche aus dem Jahr 1558

Literatur

  • Olaf Mußmann: Geschichte des Truppenübungsplatzes Bergen. Münster 1996; ISBN 3-8258-2753-4
  • Die Heidmark. Wandel einer Landschaft. Die Geschichte des Truppenübungsplatzes Bergen, Hinrich Baumann, Walsrode 2005, ISBN 3-00-017185-1
  • Judaslohn, Andree Hesse, Kriminalroman, (spielt auf dem Truppenübungsplatz und in Eichendorf [= Meißendorf]), ISBN 9783805208000

Siehe auch

52.89.81666666666677Koordinaten: 52° 48′ N, 9° 49′ O


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