- Bewerbung
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Eine Bewerbung ist ein Angebot eines Arbeitssuchenden an einen Arbeitgeber in der Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst zur Begründung eines Arbeits- oder Ausbildungsverhältnisses. Am häufigsten sind Bewerbungen um einen Arbeitsplatz, ein Praktikum und Bewerbungen als Freier Mitarbeiter. Bewerbungen können sich auf konkrete Ausschreibungen beziehen oder als eine so genannte Initiativbewerbung gestaltet sein. Das Bewerbungsschreiben soll Lebenslauf, Lichtbild, Zeugnisse und, soweit möglich, Referenzen enthalten.
Ein Bewerber will mit seiner Bewerbung den Arbeitgeber überzeugen, dass er sich für eine bestimmte Arbeitsaufgabe eignet. Im weiteren Sinn umfasst der Begriff das Ersuchen um Aufnahme an einer Hochschule oder Universität sowie die Bewerbung einer Stadt oder eines Landes um die Austragung kultureller oder sportlicher Großereignisse.
Zur Bewerbung um die Heirat eines gewünschten Partners siehe Brautwerbung.
Inhaltsverzeichnis
Grundsatz
Der Schwerpunkt dieses Artikels bezieht sich auf die Bewerbung als Antwort auf eine Stellenausschreibung oder Stellenanzeige. Form und Inhalt von Bewerbungen unterscheiden sich hierbei nicht nur bei den Branchen, Betriebsgrößen und der Wertigkeit der Stelle, sondern auch nach Ort (Land, See) und Zeit (ständiger Wandel innerhalb der Gesellschaft). Alle Kapitel müssen in diesem Kontext (der ständigen Änderung) betrachtet werden.
Außerdem unterscheiden sich Bewerbungen außerhalb von Deutschland zum Teil sehr stark von hiesigen Gepflogenheiten. Daher konzentriert sich der Artikel auf die deutsche Situation.
Bewerbungsunterlagen
Die in der Grafik dargestellten Bestandteile von Bewerbungsunterlagen variieren je nach konkreter Bewerbung. Für eine optimale Zusammenstellung empfiehlt sich immer die Nutzung mehrerer Quellen, da die offiziellen Dokumentationen von Behörden pauschalisiert sind, die mündlichen Informationen einer Personalabteilung schwanken können und die unübersichtliche Palette an Bewerbungsratgebern viele Falschmeldungen enthält.Allgemein gilt:
- Gibt es eine schriftlich formulierte Vorgabe für die Zusammenstellung der Bewerbungsunterlagen, ist diese exakt einzuhalten.
- Die Auslegung des Gleichheitsgrundsatzes in den verschiedenen Ländern variiert. Hier ein Beispiel anhand von Bewerbungsfotos:
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- In den USA muss, sofern es nicht ausdrücklich erwünscht ist (Schauspieler, Au-pairs), auf das Bewerbungsfoto verzichtet werden. Grund ist die Rechtsauffassung der US-Bürger, die bei der Vermutung einer Diskriminierung juristische Schritte gegen die Unternehmen einleiten würden.
- In Deutschland wird nur bei wenigen Stellenausschreibungen ausdrücklich von der Verwendung eines Fotos abgeraten – ein Bewerbungsfoto ist selten Bedingung, aber ein allgemein akzeptiertes und häufig praktiziertes Mittel der Selbstdarstellung. Der Verzicht auf das Foto würde dabei einer Chancenminderung gleichkommen.
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Deckblatt
Die Hauptfunktion des Deckblattes ist es, einen Höhepunkt zu setzen:
- ein bestimmtes Detail der Bewerbung hervor zu heben (Details der Persönlichkeit wie Name und Foto)
- einen Gegensatz zu den folgenden (mit vielen Details gefüllten) Seiten zu bilden.
Die Verwendung eines Deckblattes ist keine Bedingung, es soll nur den Eindruck steigern.
Anschreiben
Das Anschreiben soll einen ersten Eindruck vom Bewerber vermitteln und beschränkt sich in aller Regel auf den Umfang einer DIN-A4-Seite. Neben formalen Gepflogenheiten enthält es eine Begründung des Berufswunsches oder der Eignung für die Stelle, wobei ein Abgleich zwischen den formulierten Anforderungen der Ausschreibung und dem eigenen Qualifikationsprofil empfohlen wird (Motivation des Bewerbers).
Handelt es sich um eine Kurzbewerbung, wird noch die Qualifikation im Zusammenhang zur beworbenen Stelle erwähnt.
Das Anschreiben wird der zusammengehefteten Bewerbungsmappe beigelegt, es wird nicht mit eingeheftet.
Foto
Nur in Ausnahmefällen (Beispiel Sedcard) ist ein Foto Bedingung für eine Bewerbung.
Dass trotzdem fast alle Ratgeber und Informationsquellen zur Verwendung eines Fotos raten, liegt unter anderem daran, dass ein Bewerbungsfoto ein ideales Mittel zur Selbstdarstellung ist:
- Durch die Übermittlung nonverbaler Informationen soll die Eignung des Bewerbers unterstrichen werden (Beispiel Soft Skills).
- Nonverbale Informationen können auch mit anderen Mitteln transportiert werden (beispielsweise Arbeitsproben), aber nur ein Portraitfoto besitzt universelle Eigenschaften (passt zu jedem Berufsbild und kann von jedem Bewerber geliefert werden)
Bei der Standardbewerbung wird das Foto rechts oben auf dem Lebenslauf befestigt. Um ein einheitliches Erscheinungsbild zu gewährleisten, sollte das Porträt nach links gewandt sein (also in den Lebenslauf zeigen). Bei der Größe empfiehlt sich ungefähr 4,5 × 6,5 cm. Anders sieht es bei der Deckblattgestaltung aus. Hier ist das Foto größer und in der Gestaltung freier. Sowohl die Blickrichtung als auch das Format (Quer, Hochkant, quadratisch) können abweichen.
Lebenslauf
Der Lebenslauf enthält die biografischen Daten sowie die beruflichen Qualifikationen des Bewerbers. Neben den persönlichen Daten bietet er Informationen über die Ausbildung und den beruflichen Werdegang. Daneben können besondere Qualifikationen (wie Fremdsprachen oder Computerkenntnisse) sowie persönliche Interessen dargestellt sein. Besondere Qualifikationen werden nur angegeben, wenn sie überragend sind, zum Beispiel wenn ein Vorstellungsgespräch in der angegebenen Fremdsprache geführt werden kann. Ansonsten hängen alle besonderen Kenntnisse eng mit dem Anforderungsprofil zusammen. Auch wird der Lebenslauf genutzt, um offensiv mit Lücken im Lebenslauf umzugehen. Redundanzen zu den bereits im Anschreiben genannten Aspekten sollen soweit als möglich vermieden werden.
Wird eine dritte Seite verwendet, werden die besonderen Qualifikationen in dieser beschrieben.
Der Lebenslauf ist meist in Tabellenform aufgebaut und zeigt die Stationen der Ausbildung und der Berufstätigkeit in chronologischer oder umgekehrter Reihenfolge („amerikanische“ Form). In besonderen Fällen kann ein handschriftlicher und/oder ausformulierter Lebenslauf gewünscht sein. Der Lebenslauf ist persönlich zu unterschreiben und mit aktuellem Datum zu versehen.
Dritte Seite
Der Begriff Dritte Seite wird sowohl als formaler Gliederungspunkt in der Reihenfolge Anschreiben, Lebenslauf, dritte Seite und Anhang wie auch als eigenständige inhaltliche Bezeichnung verwendet. Die Dritte Seite ist eine neue Erscheinung, die erst seit den 1990er-Jahren häufiger in Bewerbungen verwendet wird. Sie steht neben Anschreiben und Lebenslauf als weitere Seite zur Darstellung der eigenen Person, Motivation, Qualifikation oder anderer persönlicher Eigenschaften zur Verfügung. Verwendet werden als Überschriften zum Beispiel: „Was Sie noch über mich wissen sollten“ oder „Meine Motivation“.
Die Verwendung der Dritten Seite ist umstritten. Einige Personalverantwortliche sehen sie nicht gern, weil sie dem Bewerber erlaubt, seine Vorzüge über die üblichen Konventionen hinaus ausführlich darzustellen, was als unfairer Vorteil gegenüber Mitbewerbern bewertet wird. Andere hingegen sehen in der Dritten Seite die Chance, etwas mehr über den Bewerber zu erfahren.[1]
Ursprünglich entstand die Dritte Seite in den USA, wo es unüblich ist, der Bewerbung ein Anschreiben beizufügen. Daher kann es hier durchaus genügen, die Inhalte einer Dritten Seite in einem gut formulierten Anschreiben darzustellen und auf die Dritte Seite zu verzichten.
Kompetenzprofil
Das Kompetenzprofil, auch Qualifikationsprofil genannt, geht einen anderen Weg als die erstgenannte Dritte Seite. Als Ergänzung zum Anschreiben und Lebenslauf gefertigt, stellt es ausschließlich das Fachwissen und die Schlüsselqualifikation mit persönlichen Erfolgen und Verantwortungen thematisch zusammen. Anders als der chronologische Lebenslauf, bietet es dem Personalentscheider den Vorteil, die Kompetenzen dem jeweiligen Anforderungsprofil der Aufgabenstellung direkt gegenüberzustellen und dabei alle gleichartigen Erfahrungen auch über mehrere Positionen hinweg inhaltlich zusammenzufassen. Es ist daher für jede Bewerbung individuell zu erstellen.
Die Reihenfolge der Gliederung wird dabei durch die Wichtigkeit der Begriffe oder durch den Aufbau des Stellenangebots bestimmt. Die wesentlichen Gliederungspunkte sind Fachkompetenz, Methodenkompetenz, soziale Kompetenz und persönliche Kompetenz.
Anhang
Im Anhang stellt der Bewerber alle Urkunden zusammen, die für die Qualifikation von Bedeutung sind. Das gilt vor allem für Urkunden, die den Abschluss einer Ausbildung belegen, also vor allem das letzte Schulzeugnis oder die Urkunde, mit der die Berufsausbildung nachgewiesen werden kann. Bewerber mit Berufserfahrung legen alle (oder nur die relevanten) Arbeitszeugnisse bei. Schließlich können weitere Nachweise wie der Führerschein oder ein Sprachdiplom beigefügt sein, wenn das für die Stelle von Bedeutung ist.
Die Urkunden werden nie als Original, aber auch nicht mehr als beglaubigte Kopie versandt. Bei einer elektronischen Bewerbung ist das ohnehin nicht möglich und bei einer schriftlichen Bewerbung schicken Bewerber einfache Fotokopien, wenn nicht ausdrücklich eine andere Form gewünscht ist.
In einer Kurzbewerbung wird der Anhang weggelassen. Zugleich wird deutlich gemacht, dass diese bei Interesse zeitnah zur Verfügung gestellt werden.
Referenzen
Referenzen können die Form von Arbeitsproben (oder deren bildliche Darstellung) oder der Benennung von Projekten und Stationen (der eigenen Laufbahn) haben. Ähnlich dem Foto ist eine Referenz selten Bedingung für eine Bewerbung, aber hilfreich bei der Selbstdarstellung. Zum einen kann das Renommee einer früheren Arbeits- oder Ausbildungsstelle von Vorteil sein, zum anderen kann eine Arbeitsprobe die Kompetenz unterstreichen.
- Arbeitsproben sind in verschiedensten Berufen möglich. In Medienberufen (Fotos, Filme, Druckerzeugnisse, …) und künstlerische Berufen (Audio, Video, …) ebenso wie im Handwerk (Fotos von Mustern, …) und Berufen aus dem Softwarebereich (Spiel, Datenbank, …).
- Bei der Benennung von Projekten und Stationen können diese aufgezählt werden oder in Form von schriftlichen (Teilnahme-) Bestätigungen der Bewerbung beigelegt werden.
Formen
Die Form der Bewerbung richtet sich nach den Wünschen des Betriebes und den Inhalten der Unterlagen. Beispiel:
- Eine schriftliche Bewerbung ist vom Betrieb erwünscht, aber die Referenzen lassen sich nur digital transportieren. Hier ist die Kombination mit einer Referenz-CD oder einer Bewerberwebseite denkbar (siehe dazu auch Videobewerbung).
Schriftliche Bewerbung
Damit ist eine Bewerbung in Papierform gemeint, deren Bestandteile häufig in einer Bewerbungsmappe verbunden sind. Diese Form der Bewerbung erfordert Entscheidungen über die angemessene Papiersorte (Gewicht, Qualität), das Layout (in Deutschland meist angepasst an DIN 5008), die Druckqualität (Laserdrucker, Tintenstrahldrucker) und die Hülle (aufwändige Bewerbungsmappe oder einfacher Kunststoffhefter).
Es sollte darauf geachtet werden, dass die Unterlagen nicht den Eindruck mehrfacher Verwendung erwecken (Gebrauchsspuren wie Knick in Papier oder Hülle). Dies kann zur Ablehnung der Bewerbung aus formalen Gründen führen.
E-Mail-Bewerbung
Die Bewerbung per E-Mail ist eine einfache und schnelle Alternative zur Bewerbung per Postweg. Wegen der elektronischen Übermittlung sind einige Formalitäten entbehrlich. So kann das Anschreiben regelmäßig als gewöhnlicher E-Mail-Text verfasst werden, wobei die Konventionen des E-Mail-Verkehrs gelten. Der übrige Teil der Bewerbung wird meist als Datei-Anhang mitversandt; dabei sollte besonders auf Virensicherheit geachtet werden.
Als Dateiformat setzt sich immer mehr das PDF-Format durch, das die einheitliche Wiedergabe des Layouts vereinfachen kann und mit kostenlos verfügbaren Programmen praktisch von jedem Computer-Nutzer geöffnet werden kann. Einige Bewerber verschicken auch das Anschreiben als PDF-Datei; im eigentlichen E-Mail-Text wird dann ein zusätzlicher Begrüßungstext formuliert, der auf den Inhalt des Anhangs verweist.
Aus Gründen der Kompatibilität wird der eigentliche E-Mail-Text meist im einfachen Text-Format versandt. Für die vom Bewerber selbst verfassten Anlagen (Lebenslauf, Dritte Seite) gelten die Konventionen der schriftlichen Bewerbung. Die weiteren Anlagen (Zeugnisse) werden als Scan elektronisch verfügbar gemacht.
Im Gegensatz zur schriftlichen Bewerbung ist die E-Mail-Bewerbung nicht ohne Weiteres akzeptiert, so dass Bewerber vorher klären sollten, ob und in welcher Form eine E-Mail-Bewerbung gewünscht ist.[2]
Onlineformular
Große Firmen sind aus Kostengründen bemüht, den aufwendigen (und meist individuellen) Prozess der Personalentscheidungen zu schematisieren. Aus diesem Grunde wurden spezielle Kontaktformulare entwickelt, die auf der Homepage des Unternehmens ausgefüllt werden müssen. Je nach Art des Formulars können Texte (ASCII) und Dokumente (meist als PDF oder JPG) versendet werden.
Das Onlineformular ist für diese Firmen ein mittlerweile weitgehend akzeptiertes Selektionsinstrument. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie des Marktforschers Easyquest (2005). Die Studie bezieht sich auf Unternehmen in den europäischen Staaten Dänemark, Italien, Schweden, Norwegen, Deutschland, den Niederlanden und Belgien. Von 1635 Personalmanagern sprachen sich rund 50 Prozent für die Bewerbung in digitaler Form aus. Hervorgehoben wurde die einfachere Verarbeitung von digitalen Bewerbungen im internen Gebrauch.
Es empfiehlt sich, den Text außerhalb des Online-Formulars zu verfassen und per Copy & Paste hineinzukopieren. Zu schnell ist eine Absende-Schaltfläche aktiviert (manchmal durch bloßes Drücken der Eingabetaste im Text) und eine halbfertige, im Rohentwurf befindliche Bewerbung geht beim Adressaten ein. Wenn sich das mehrfach wiederholt, weckt es Zweifel an der Kompetenz des Bewerbers im Umgang mit neuen Medien. Auch ermöglicht es eine ausreichend schnelle Eingabe, bevor die Sitzung verfällt und von vorne begonnen werden muss. Ebenso kann so die Eingabe bei technischen Fehlern leicht wiederholt werden. Zudem hat man so eine eigene Version, anhand derer man sich auf mögliche Fragen im Vorstellungsgespräch vorbereiten kann.
Die Bewerberwebsite
Die Bewerberwebsite, auch Bewerberhomepage genannt, ist, neben der E-Mail-Bewerbung und der Bewerbung über ein Onlineformular, eine Form der Onlinebewerbung. Sie bezeichnet eine eigens für den Bewerbungsprozess erstellte Homepage. Sie enthält idealerweise alle Daten, die eine klassische Bewerbungsmappe enthalten würde und weist im Idealfall noch weitere Referenzen auf. Die Website sollte den Bewerber vorstellen, seinen Lebenslauf sowie Kenntnisse und Referenzen präsentieren. Ebenso sollte das Bewerbungsfoto vorhanden sein.
Idealerweise sollten alle Zeugnisse und Referenzen zusätzlich in einer Datei zusammengefügt und für einen zusammenhängenden Ausdruck aufbereitet sein. Auf private Bilder sollte verzichtet werden.
Mit der Bewerberwebsite bewirbt man sich, indem man dem Personalverantwortlichen den Link, also die URL, per E-Mail zusendet. Es ist jedoch auch nicht unüblich, eine Bewerberwebsite für Hintergrundinformationen zu verwenden – gleichsam die virtuelle Dritte Seite − und dennoch eine Bewerbung in Papierform einzureichen. Die Bewerberwebsite ist dann ein Zeichen besonderen Engagements. Um die Daten der Website vor Missbrauch zu schützen, ist es ratsam, die Bewerberwebsite mit einem Passwort zu versehen. Dieses Passwort wird nur an die Personaler verschickt, bei denen man sich auch bewirbt.
Die Bewerbung per Bewerberwebsite ist insbesondere in Deutschland noch nicht so weit verbreitet, obwohl keine Daten zur Verbreitung zur Verfügung stehen. Fehlende Kenntnisse in der Webseiten-Programmierung stellen möglicherweise eine Hemmschwelle dar. Aus diesem Grund haben sich im Internet zahlreiche Services etabliert, die die Erstellung von Bewerber-Homepages anbieten. Einige davon sind kostenpflichtig, andere kostenfrei. Dabei gibt es große Unterschiede bezüglich der Umsetzung und Qualität.
Anonymisierte Bewerbung
Das anonymisierte Bewerbungsverfahren wird derzeit auch für Deutschland getestet. Durch diesen Ansatz soll eine Einladung zum Vorstellungsgespräch ausschließlich aufgrund der Qualifikation erfolgen. Bei anonymisierten Bewerbungen wird daher zunächst auf ein Foto der sich bewerbenden Person, ihren Namen, die Adresse, das Geburtsdatum oder Angaben zu Alter, Familienstand oder Herkunft verzichtet. Abgesehen davon können alle üblichen Informationen abgefragt werden, wie etwa Berufserfahrung, Ausbildung, Motivation, usw. Hierdurch soll die bewusste oder unbewusste Benachteiligung bestimmter Personengruppen vermindert werden. Ausgehend von guten Erfahrungen in anderen Ländern hat die unabhängige Antidiskriminierungsstelle des Bundes im November 2010 ein deutschlandweites Modellprojekt gestartet, in dem verschiedene Unternehmen, Behörden und Kommunen anonymisierte Bewerbungsverfahren testen.[3] Das Verfahren trifft in der Wirtschaft auf Kritik und wird offiziell vom Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) abgelehnt.[4]. Auch seitens der Bewerber/innen wird dieses Verfahren teilweise abgelehnt.[5] Das Pilotprojekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes läuft bis März 2012.
Mögliche Reaktionen
Bewerbungsgespräch
Die Organisation kann einen Bewerber nach einer Bewerbung zu einem Bewerbungsgespräch (Vorstellungsgespräch) einladen. Das ist die Regel bei der Bewerbung in einer Firma, wird aber auch immer mehr von Hochschulen gepflegt. Der Termin wird schriftlich oder fernmündlich bestätigt. Eine gute Vorbereitung ist dabei entscheidend für den Erfolg.
Auswahlverfahren
Manchmal werden spezielle Auswahlverfahren, in so genannten Assessment-Centern, durchgeführt, um so spezifische Kenndaten von und über die Bewerber zu erhalten. Teilweise werden auch Eignungstests durchgeführt.
Alle Auswahlverfahren haben 2 Funktionen:
- Die Prüfung einer Auswahl von Kompetenzen (fachlich, sozial, …). Natürlich wird dabei auch die „Stressresistenz“ (bedingt durch die prüfungsähnliche Situation) beobachtet.
- Die Rechtfertigung der Personalentscheidung. Um das Unternehmen vor Klagen zu schützen (Nichtbeachtung des Gleichheitsgrundsatzes,…) werden durch die Auswahlverfahren nachvollziehbare und überprüfbare Entscheidungskriterien geschaffen.
Der Personaler
Beim Bewerbungsvorgang, speziell dem Bewerbungsgespräch ist für den Bewerber auch die Kenntnis über die Ansichten des „Personalers“ von unmittelbarem Nutzen. Unter 175 befragten „Personalern“ in deutschen Unternehmen lesen 30 % den Lebenslauf in weniger als 30 Sekunden. 17 % fanden offensichtliche Lügen in Bewerbungen, eine Möglichkeit für verspielte Chancen. Die häufigste Ursache für das Aussortieren von Kandidaten sind Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler, auch lange Textblöcke oder direkte Übernahme des Anzeigentextes sind Negativpunkte. 25 % der Personaler haben Bewerber wegen des überlangen Lebenslaufs, fehlender Anschreiben oder unpassender Zielgruppe abgelegt. Auch unprofessionelle E-Mail-Adressen werden nicht gern gesehen. Zwar sollten Floskeln vermieden werden, aber Schlüsselworte, wie „strategisches Planen“, „Produktivität“, „Führung“ und „Internet“ sind gern gesehen.[6] In einer internationalen Umfrage wurden „Lebenslauf in Reimform“ oder nur „Name, Telefon und der Satz: ‚Ich will einen Job‘“ als Kuriosität genannt. Auch Hobby „Löwenbändiger“, Testkäufer als berufliche Erfahrung oder ein Lebenslauf auf einer herausgerissenen Fachbuchseite gelten ebenfalls nicht als förderlich.
Bewerbungen in anderen Ländern
In anderen Ländern können die Formvorschriften für Bewerbungsunterlagen grundlegend anders aussehen als in Deutschland [7]. Bei Bewerbungen ins Ausland empfiehlt es sich daher unbedingt, detaillierte Informationen sowohl über die Schriftform der Bewerbung als auch über alle weiteren Stationen eines Bewerbungsverfahrens einzuholen.
Vereinigte Staaten
In den Vereinigten Staaten besteht eine schriftliche Stellenbewerbung üblicherweise nur aus einem kurzen Anschreiben (Cover Letter) und einem so genannten Résumé, das auf übersichtliche Weise Elemente aus dem Lebenslauf und dem Kompetenzprofil vereint. Urkunden werden ebenso wenig beigelegt wie Fotos, und da Personalchefs in den USA angewiesen sind, Mitarbeiter ohne Ansehen der Hautfarbe, des Alters oder der familiären Situation einzustellen, entfallen auch alle persönlichen Angaben.[8]
Spanien
In Spanien besteht die Bewerbung aus zwei Teilen: dem Anschreiben (Carta de Candidatura) und dem Lebenslauf. Im Gegensatz zu Bewerbungen in Deutschland werden keine Arbeits- oder Praktikumszeugnisse beigefügt. Das Bewerbungsschreiben sollte Angaben zur Motivation enthalten und kurz gefasst sein. Der Lebenslauf sollte in tabellarischer Form gegliedert und ebenso knapp gehalten sein. In Spanien sind mehrmalige Bewerbungsgespräche üblich.[9]
England
Eine Bewerbung in England unterscheidet sich von einer deutschen Bewerbung vor allem im Umfang. Die Bewerbungsunterlagen bestehen aus:
- einem maschinengeschriebenen Anschreiben, ca. 1 Seite lang
- einem maschinengeschriebenen Lebenslauf, wie in den USA ohne Foto und Angabe über Religionszugehörigkeit, Heirat, Beruf der Eltern, antichronologisch aufgebaut
- gerne gesehen sind Referenzen oder Angaben, um Referenzen einholen zu können
- Das Anschreiben beginnt mit: Dear Mr oder Dear Mrs
- Arbeitszeugnisse werden in England nicht eingereicht.
Eine Besonderheit bei englischen Bewerbungen sind die standardisierten Bewerbungsformulare oder Fragebögen, die viele Unternehmen nach Eingang der Bewerbung austeilen oder verschicken. In diesen biographischen Bögen werden berufliche und persönlich Fragen beantwortet. Vorteil dabei ist, dass sich die Bewerber mithilfe dieses Bogens sorgfältig auf das Bewerbungsgespräch vorbereiten können.[10]
Italien
Wie in Spanien zählen in Italien vor allem persönliche Kontakte. Bewerber sollten sich daher nicht auf Initiativbewerbungen verlassen, sondern hartnäckig nachfragen, um im Unternehmen, in dem sie arbeiten möchten, auf sich aufmerksam zu machen. Der großzügige Gebrauch von Telefon und Fax ist dabei ratsam. Die Telefonanrufe sollten gut vorbereitet sein. Der Bewerber sollte sich über Daten und Fakten des Unternehmens und über eigene Qualitäten, die für das Unternehmen interessant sein könnten, im Klaren sein. Der Lebenslauf ist der wichtigste Teil der Bewerbung und sollte nicht länger als zwei bis drei Seiten sein. Er gliedert sich in drei Bereiche:
- Angaben zur Person (Informazioni Personali)
- Schule und Ausbildung (Studi e formazione)
- in chronologischer Reihenfolge
- zusätzliche Fähigkeiten (Altre Conoscenze) können als Unterkategorie oder extra aufgeführt werden
- Berufserfahrung (Esperienze Professionali)
- in anti-chronologischer Reihenfolge
- als Absolvent wird diese Rubrik ausgelassen und unter "Informazioni Personali" die Unterkategorie "Informazioni Aggiuntive" (Zusatzinformation) gebildet, in der relevante Berufserfahrungen vermerkt werden. Hier können auch Bewerbungsmotivationen erwähnt werden.
Das Bewerbungsschreiben (La lettera di accompagnamento al curriculum) wird in italienischen Bewerbungen relativ kurz, höflich und formell gefasst. Lange Ausführungen und Bewerbungsmotivationen, sowie Fotos und Kopien von Zeugnissen werden in der Regel erst bei dem Vorstellungsgespräch geklärt bzw. vorgelegt. [11]
Siehe auch
- Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz
- Berufsberatung
- Bewerbungskosten
- Personalvermittler
- Selbstdarstellung
- Telefoninterview
Weblinks
Wikibooks: Bewerbungshandbuch – Lern- und LehrmaterialienWiktionary: Bewerbung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenEinzelnachweise
- ↑ zeit.de 12. April 2011: Das Geheimnis der dritten Seite. - Viele quälen sich bei einer Bewerbung schon mit dem Anschreiben. Wer sich jedoch zudem die Mühe einer "Seite Drei" macht, nutzt die Chance, sich von anderen abzuheben.
- ↑ Online bewerben. IG Metall Jugend, gelesen am 30. März 2010.
- ↑ Anonymisierte Bewerbungsverfahren - das Pilotprojekt
- ↑ Arbeitgeberpräsident Hundt lehnt die anonyme Bewerbung ab
- ↑ Deutliche Mehrheit der Studierenden gegen anonymisierte Bewerbungen
- ↑ Umfrage der Internet-Jobbörse Careerbuilder, zitiert nach Süddeutsche Zeitung: Sehr geehrter Herr Firma. Nummer 105, Beilage, 7./8. Mai 2011
- ↑ http://www.gleichstellungsbuero.tu-bs.de/downloads/Praesentation_Berse.pdf
- ↑ Résumé – Wie schreibt man einen Lebenslauf in Englisch?
- ↑ Bewerben in Spanien
- ↑ In England bewerben
- ↑ Balster, E./ Giesen, B./ Siegler, T: Challenge Europe. International guide for students and graduates In: Staufenbiel, 2001
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