Birmenstorf

Birmenstorf
Birmenstorf
Wappen von Birmenstorf
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Aargau
Bezirk: Badenw
Gemeindenummer: 4024i1f3f4
Postleitzahl: 5413
UN/LOCODE: CH BMO
Koordinaten: (661176 / 257328)47.4638848.250005382Koordinaten: 47° 27′ 50″ N, 8° 15′ 0″ O; CH1903: (661176 / 257328)
Höhe: 382 m ü. M.
Fläche: 7.80 km²
Einwohner: 2586 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.birmenstorf.ch
Blick auf die kath. Kirche

Blick auf die kath. Kirche

Karte
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Birmenstorf (in einheimischer Mundart: [ˈb̥ɪ̞r.miʒ̊ˌtoːɾf])[2][3] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Baden im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt an der Reuss, rund vier Kilometer westsüdwestlich von Baden. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem homophonen Birmensdorf im Kanton Zürich.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Gemeinde liegt auf einer Schotterebene auf der rechten Seite der Reuss, wenige Kilometer vor der Mündung in die Aare. Die Reuss hat durch jahrtausendelange Erosion eine enge, bis zu 30 Meter tiefe Schlucht geschaffen. Der Stettberg, der Bollrain und der Stutz ragen in die Ebene hinein. Dabei handelt es sich um kleinere Ausläufer des Gebenstorfer Horns, der zum Tafeljura gehört. Der Dorfkern befindet sich an der Engstelle zwischen dem Stutz und der Reuss.[4]

Das Gemeindegebiet ist 780 Hektaren gross, davon sind 282 Hektaren bewaldet, 10 Hektaren sind mit Reben bepflanzt und 119 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf dem Stutz auf 573 Metern, der tiefste auf 340 Metern an der Reuss. Zu Birmenstorf gehören die Weiler Müslen, Muntwil, Oberhard und die Lindmühle.

Nachbargemeinden sind Gebenstorf im Norden, Baden im Osten, Fislisbach und die Badener Exklave Rütihof im Südosten, Wohlenschwil im Süden, Birrhard im Südwesten sowie Mülligen und Windisch im Westen.

Geschichte

Spuren einer Besiedlung lassen sich bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen. Während der Römerzeit befanden sich hier in unmittelbarer Nähe des Legionslagers Vindonissa zwei Gutshöfe. Jener im Boll war im 1. und 2. Jahrhundert bewohnt (hauptsächlich Funde von Ziegelstempeln der 11. und 21. Legion), der andere im Huggenbüel vom 2. bis 4. Jahrhundert (meist Scherben von importierter Terra Sigillata aus Ostgallien).[5]

Den Grundstein für das heutige Dorf legten alamannische Siedler im 6. Jahrhundert. Das Dorf ist seit dem 12. Jahrhundert urkundlich belegt (1146 Birbovermesdorf; um 1150 Pirpoumesdorf; 12./13. Jh. Birmomestorf). Der Ortsname geht zurück auf eine althochdeutsche Zusammensetzung *piripoumes-thorf und bedeutet ‚Dorf beim Birnbaum‘. [2][3] Landesherren waren ab 1172 die Grafen von Lenzburg, nach deren Aussterben die Kyburger und schliesslich die Herren von Liebegg. Am 26. Dezember 1351, vor der Schlacht bei Dättwil, wurde das Dorf von den Zürchern geplündert. 1363 gelangte Birmenstorf in den Besitz von Königin Agnes von Ungarn, welche die Neuerwerbung sogleich an das Kloster Königsfelden in Windisch vergab.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und Birmenstorf war nun Hauptort eines Amts in der Grafschaft Baden, einer gemeinen Herrschaft. Die Einführung der Reformation im Jahr 1528 hatte grosse Auswirkungen auf das Dorf. Ein Drittel der Bevölkerung hatte sich dem neuen Glauben zugewandt, was das Dorfleben bis weit ins 20. Jahrhundert hinein prägte. Die reformierte Stadt Bern übernahm die Grundherrschaft vom aufgelösten Kloster Königsfelden und damit auch das Patronatsrecht für die Kirche St. Leodegar, was oft zu Spannungen mit der katholischen Bevölkerungsmehrheit führte. Beide Konfessionen nutzten die Dorfkirche paritätisch.

1743 zerstörte eine Feuersbrunst 15 Häuser. 1757, nur wenige Jahre nach dem Wiederaufbau, brannten diese erneut ab. Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Birmenstorf wurde eine Gemeinde im kurzlebigen Kanton Baden, seit 1803 gehört sie zum Kanton Aargau. Einen weiteren Grossbrand, allerdings an einer anderen Stelle, gab es im Jahr 1843.

Im 18. Jahrhundert verzeichnete Birmenstorf einen markanten Bevölkerungszuwachs. Da neue Erwerbsmöglichkeiten fehlten, verarmten die Dorfbewohner. Viele wanderten nach Übersee aus und gleichzeitig wurde der Zuzug erschwert. Dadurch stagnierte die Bevölkerungszahl während des gesamten 19. Jahrhunderts bei rund 900. Erst als die Maschinenindustrie Fuss fasste, begann sie wieder leicht zu steigen. Nach der Eröffnung der Autobahn im Jahr 1970 setzte eine rege Bautätigkeit ein, die Einwohnerzahl stieg um mehr als zwei Drittel.

Sehenswürdigkeiten

Reformierte Kirche

Katholiken und Protestanten nutzten paritätisch die Kirche St. Leodegar, bis sie dann 1937 teilweise abgebrochen wurde. Lediglich der Chor blieb erhalten, der zur heutigen Friedhofskapelle umgebaut wurde. Sie wird auch Freskenkapelle genannt, da bei den Abbrucharbeiten im Chorraum Fresken aus dem Jahr 1440 zum Vorschein kamen. 1935 entstand neben der alten Kirche die neue katholische Kirche, ein Jahr später folgte auf einem Rebberg am westlichen Dorfrand die neue reformierte Kirche.

Die Katholiken bilden eine eigenständige Kirchgemeinde im Seelsorgeverband mit der Kirchgemeinde Gebenstorf-Turgi, die Reformierten (die bis 1976 eine eigene Kirchgemeinde bildeten) sind nun Teil der reformierten Kirchgemeinde Birmenstorf-Gebenstorf-Turgi.

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Grün gelbe Korngarbe.» Das Korngarbenmotiv ist vom Wappen des Untervogtes Daniel Zehnder abgeleitet, der es ab 1715 auf einem Siegel verwendete, allerdings beseitet von zwei fünfstrahligen Sternen. Sein Nachfolger Johannes Zehnder liess 1756 die Sterne weg und fügte stattdessen einen Dreiberg hinzu. Bis 1939 war die Schildfarbe nicht grün, sondern rot. Der Gemeinderat bestätigt 1953 die heute verwendete Darstellungsweise.[6]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[7]

Jahr 1620 1844 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner ca. 250 897 919 1069 1197 1330 1390 1446 1953 2313

Am 31. Dezember 2010 lebten 2586 Menschen in Birmenstorf, der Ausländeranteil betrug 18 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 47,9 % römisch-katholisch und 33,1 % reformiert. 5,7 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 90,3 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 2,0 % Portugiesisch, 1,6 % Albanisch, je 0,9 % Italienisch und Englisch, 0,7 % Serbokroatisch.[8]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Baden zuständig. Birmenstorf gehört zum Friedensrichterkreis Mellingen.

Wirtschaft

Blick auf den Rebberg

In Birmenstorf gibt es gemäss Betriebszählung 2005 rund 850 Arbeitsplätze, davon 17 % in der Landwirtschaft, 47 % in der Industrie und 36 % im Dienstleistungssektor.[9] Neben einigen Industriebetrieben gibt es zahlreiche kleine und mittelgrosse Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe. Vor allem das Baugewerbe ist gut vertreten. Heute gibt es noch ein Dutzend Landwirtschaftsbetriebe in Birmenstorf. Seit mehr als 600 Jahren wird Weinbau betrieben; die zehn Hektaren Rebland werden heute von Hobbywinzern, die in der örtlichen Weinbaugenossenschaft zusammengeschlossen sind, nach den Regeln des biologischen Landbaus betreut.[10] Viele Erwerbstätige sind Wegpendler und arbeiten hauptsächlich in den Agglomerationen von Baden und Brugg.

Verkehr

Birmenstorf liegt an der Hauptstrasse, die vom Autobahnanschluss Baden-West bei Dättwil nach Brugg führt. Das Dorf wird durch zwei Buslinien erschlossen. Eine Linie der RVBW führt zum Bahnhof Baden und weiter zum Wettinger Tägerhard. Eine Postautolinie führt vom Bahnhof Brugg über Birmenstorf zum Bahnhof Mellingen-Heitersberg (Anschluss an die Linie S3 der S-Bahn Zürich).

Bildung

Die Gemeinde verfügt über drei Kindergärten und zwei Schulhäuser, in denen die Primarschule und die Realschule unterrichtet werden. Die Sekundarschule und die Bezirksschule können in Baden oder Windisch besucht werden. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Baden und Wettingen.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Max Rudolf: Geschichte der Gemeinde Birmenstorf

Weblinks

 Commons: Birmenstorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
  2. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. Historische Quellen und sprachwissenschaftliche Deutungen. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau. Band 100/II, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 88ff. Angegebene Lautschrift: bí͈rmištọ̄́rf.
  3. a b Gabrielle Schmid: Birmenstorf AG (Baden) in: Dictionnaire toponymique des communes suisses – Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen – Dizionario toponomastico dei comuni svizzeri (DTS|LSG). Centre de dialectologie, Université de Neuchâtel, Verlag Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2005, ISBN 3-7193-1308-5 und Éditions Payot, Lausanne 2005, ISBN 2-601-03336-3, p. 159. Angegebene Lautschrift: [ˈbɪrmiˌʃtoːrf].
  4. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1070, Swisstopo
  5. Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau. Verlag Sauerländer, Aarau 1985, ISBN 3-7941-2539-8, S. 165.
  6. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 120.
  7. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Baden, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  8. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  9. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  10. Weinbaugenossenschaft Birmenstorf

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