Birmenstorf AG

Birmenstorf AG
Birmenstorf
Wappen von Birmenstorf
Basisdaten
Kanton: Aargau
Bezirk: Baden
BFS-Nr.: 4024Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Gemeinde
PLZ: 5413
UN/LOCODE: CH BMO
Koordinaten: (661176 / 257328)47.4638848.250005382Koordinaten: 47° 27′ 50″ N, 8° 15′ 0″ O; CH1903: (661176 / 257328)
Höhe: 382 m ü. M.
Fläche: 7.80 km²
Einwohner: 2490
(31. Dezember 2008)[1]
Website: www.birmenstorf.ch
Karte
Karte von Birmenstorf

Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Wartung/Pixel

Birmenstorf (schweizerdeutsch: Birmischtorf)[2] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Baden im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt an der Reuss, rund vier Kilometer westsüdwestlich von Baden.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Gemeinde liegt auf einer Schotterebene auf der rechten Seite der Reuss, wenige Kilometer vor der Mündung in die Aare. Der Stettberg, der Bollrain und der Stutz, drei kleinere Ausläufer des Gebenstorfer Horns, ragen in diese Ebene hinein. Der Dorfkern liegt dabei an einer Engstelle zwischen dem Stutz und der Reuss. Die ansonsten flache Ebene fällt unmittelbar am Flussufer steil ab.

Das Gemeindegebiet ist 780 Hektaren gross, davon sind 285 Hektaren bewaldet, 10 Hektaren sind mit Reben bepflanzt und 122 Hektaren überbaut. Die höchste Stelle befindet sich auf dem Stutz auf 573 Metern, die tiefste auf 340 Metern an der Reuss.

Nachbargemeinden sind Gebenstorf im Norden, Baden im Osten, Fislisbach und die Badener Exklave Rütihof im Südosten, Wohlenschwil im Süden, Birrhard im Südwesten sowie Mülligen und Windisch im Westen.

Geschichte

Spuren einer Besiedlung lassen sich bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen. Während der Römerzeit befanden sich hier in unmittelbarer Nähe des Legionslagers Vindonissa zwei Gutshöfe. Jener im Boll war im 1. und 2. Jahrhundert bewohnt (hauptsächlich Funde von Ziegelstempeln der 11. und 21. Legion), der andere im Huggenbüel vom 2. bis 4. Jahrhundert (meist Scherben von importierter Terra Sigillata aus Ostgallien). Den Grundstein für das heutige Dorf legten alamannische Siedler im 6. Jahrhundert.[3] Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes erfolgte 1146, als Bernhard von Clairvaux hier übernachtete.

Landesherren waren ab 1172 die Grafen von Lenzburg, nach deren Aussterben die Kyburger und schliesslich die Herren von Liebegg (bei Gränichen). Am 26. Dezember 1351, vor der Schlacht bei Dättwil, wurde das Dorf von den Zürchern geplündert. 1363 gelangte Birmenstorf in den Besitz von Königin Agnes von Ungarn, die die Neuerwerbung sogleich an das Kloster Königsfelden in Windisch vergab. 1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und Birmenstorf war fortan der Hauptort eines Amts in der Grafschaft Baden, einer gemeinen Herrschaft.

Die Einführung der Reformation im Jahr 1528 hatte grosse Auswirkungen auf das Dorf. Ein Drittel der Bevölkerung hatte sich dem neuen Glauben zugewandt, was das Dorfleben bis weit ins 20. Jahrhundert hinein prägte. Die reformierte Stadt Bern übernahm die Grundherrschaft vom aufgelösten Kloster Königsfelden und damit auch das Patronatsrecht für die St. Leodegar Kirche, was oft zu Spannungen mit der katholischen Bevölkerungsmehrheit führte. Die alte Dorfkirche wurde paritätisch von beiden Konfessionen benutzt, bis 1935 die Katholiken neben der alten Kirche eine neue Kirche bauten, die Reformierten 1936 ihre Kirche auf einem nahe liegenden Rebberg. Von der alten Kirche blieb der Chor mit alten Fresken von 1440 erhalten.

Blick auf die kath. Kirche

1743 zerstörte eine Feuersbrunst 15 Häuser. 1757, nur wenige Jahre nach dem Wiederaufbau, brannten diese erneut ab. Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Birmenstorf wurde eine Gemeinde im kurzlebigen Kanton Baden; seit 1803 gehört sie zum Kanton Aargau. Einen weiteren Grossbrand, allerdings an einer anderen Stelle, gab es im Jahr 1843.

Im 18. Jahrhundert gab es einen markanten Bevölkerungszuwachs. Da neue Erwerbsmöglichkeiten fehlten, verarmten die Dorfbewohner. Viele wanderten nach Übersee aus und gleichzeitig wurde der Zuzug erschwert; dadurch stagnierte die Bevölkerungszahl während des gesamten 19. Jahrhunderts bei rund 900. Erst als die Maschinenindustrie Fuss fasste, begann sie wieder leicht zu steigen. Nach der Eröffnung der Autobahn im Jahr 1970 setzte eine rege Bautätigkeit ein, die Einwohnerzahl stieg um mehr als zwei Drittel.

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Grün gelbe Korngarbe.» Das Wappen ist von jenem des Untervogtes Daniel Zehnder abgeleitet, der es 1715 auf einem Siegel verwendete. Bis 1936 war die Schildfarbe allerdings nicht grün, sondern rot.[4]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[5]

Jahr 1620 1844 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner ca. 250 897 919 1069 1197 1330 1390 1446 1953 2313

Am 31. Dezember 2007 lebten 2434 Menschen in Birmenstorf, der Ausländeranteil betrug 16,2 %.[6] Bei der Volkszählung 2000 waren 47,9 % römisch-katholisch und 33,1 % reformiert. 5,7 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 90,3 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 2,0 % Portugiesisch, 1,6 % Albanisch, je 0,9 % Italienisch und Englisch, 0,7 % Serbokroatisch.[7]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Gemeindeammann der Amtsperiode 2006-2009 ist Edith Saner.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Baden zuständig. Birmenstorf gehört zum Friedensrichterkreis Mellingen.

Religion

Birmenstorf hat sowohl eine katholische als auch eine reformierte Kirche. Die Katholiken bilden eine eigenständige katholische Kirchgemeinde im Seelsorgeverband mit der Kirchgemeinde Gebenstorf-Turgi, die Reformierten, die bis zum 31. Dezember 1976 eine eigene Kirchgemeinde bildeten, sind nun Teil der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Birmenstorf-Gebenstorf-Turgi.

Die ehemalige paritätische Kirche St. Leodegard wurde 1937 teilweise abgebrochen. Aus dem Chor der Kirche endstand die heutige Friedhofskapelle (auch Freskenkapelle genannt), da bei den Abbrucharbeiten im Chorraum mittelalterliche Malereien zum Vorschein kamen.

Die katholische St. Leodegar-Kirche wurde unmittelbar neben der alten Kirche erbaut und am 5. Mai 1935 eingeweiht. Dabei wurde das Geläut der partiätischen Kirche verwendet.

Die reformierte Kirche wurde am westlichen Dorfende erbaut und konnte 1936 eingeweiht werden.

Sehenswürdigkeiten

Wirtschaft

Blick auf den Rebberg

In Birmenstorf gibt es rund 850 Arbeitsplätze, davon 17 % in der Landwirtschaft, 47 % in der Industrie und 36 % im Dienstleistungssektor.[8] Neben einigen Industriebetrieben gibt es zahlreiche kleine und mittelgrosse Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe. Vor allem das Baugewerbe ist gut vertreten. Heute gibt es noch ein Dutzend Landwirtschaftsbetriebe in Birmenstorf. Seit mehr als 600 Jahren wird Weinbau betrieben; die zehn Hektaren Rebland werden heute von Hobbywinzern, die in der örtlichen Weinbaugenossenschaft zusammengeschlossen sind, nach den Regeln des biologischen Landbaus betreut.[9] Viele Erwerbstätige sind Wegpendler und arbeiten hauptsächlich in den Agglomerationen von Baden und Brugg.

Verkehr

Birmenstorf liegt an der Hauptstrasse, die vom Autobahnanschluss Baden-West bei Dättwil nach Brugg führt. Das Dorf wird durch zwei Buslinien erschlossen. Eine Linie der RVBW führt nach Baden und weiter nach Würenlos. Eine Postautolinie führt vom Bahnhof Brugg über Birmenstorf zum Bahnhof Mellingen-Heitersberg (Anschluss an die Linie S3 der S-Bahn Zürich).

Bildung

Die Gemeinde verfügt über drei Kindergärten und zwei Schulhäuser, in denen die Primarschule und die Realschule untergebracht sind. Die Sekundarschule und die Bezirksschule können in Baden oder Windisch besucht werden. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Baden und Wettingen.

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2008 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  2. Der Name ist alemannischen Ursprungs und stammt aus der ältesten alemannischen Besiedlungsphase seit dem 6. Jahrhundert: Birmenstorf = Birubomesdorf = Dorf beim Birnbaum. Pierre Felder, Helmut Meyer, Claudius Sieber-Lehmann, Heinrich Staehelin, Walter Steinböck, Jean-Claude Wacker, Die Schweiz und ihre Geschichte, Lehrmittelverlag des Kantons Zürich, 1. Ausgabe 1998, S. 41
  3. Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau (S. 165). Verlag Sauerländer, Aarau 1985. ISBN 3-7941-2539-8.
  4. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004. ISBN 3-906738-07-8
  5. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Baden - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  6. Bevölkerungsstatistik 2. Halbjahr 2007 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  7. Gemeindeporträt - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  8. Betriebszählung 2005 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  9. Weinbaugenossenschaft Birmenstorf

Weblinks


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