Breyell

Breyell
Breyell
Stadt Nettetal
Koordinaten: 51° 18′ N, 6° 15′ O51.2955555555566.252222222222240Koordinaten: 51° 17′ 44″ N, 6° 15′ 8″ O
Höhe: 40 m ü. NN
Fläche: 11,85 km²
Einwohner: 7.871 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1970
Postleitzahl: 41334
Vorwahl: 02153

Breyell ist ein Stadtteil von Nettetal im Kreis Viersen in Nordrhein-Westfalen. Zu Breyell gehören unter anderem die ehemaligen Honschaften Leutherheide und Lötsch.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Name Breyell geht ursprünglich zurück auf das keltische Wort Britogilum (leuchtendes Gewässer). Ab dem 4. Jahrhundert wurde der Name zu Breidelo (großer Wald), später dann zu Breidele, Breiel und Breyell.

Mittelalter

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Breyell vermutlich am 30. September 1118, als Graf Gerhard I. von Kessel dem von ihm gegründeten Kollegiatstift zu Wassenberg einen Hof in "Breidele" schenkte.

Breyell war im Mittelalter ein bedeutsamer Handelsplatz. Aufgrund der günstigen Lage an einer Kreuzung von jahrhundertealten Handelswegen (KölnDen Bosch, AachenNimwegen) und nicht weit entfernt von alten Lagerplätzen an der Maas (Häfen Tegelen/Steyl und Venlo) lebten die Menschen neben der Landwirtschaft vom Warenhandel und Warentransport.

Neuzeit

Im Jahr 1596 bekam Breyell von Herzog Johann Wilhelm von Jülich das Recht verliehen, zweimal jährlich einen Markt abzuhalten.

Für eine bestimmte Zeit des Jahres waren viele Bauern außerdem als Wanderkrämer mit dem Rückenkorb unterwegs. Sie zogen mit einer Fuhre oder Kiepe über das Land und verkauften ihre Waren direkt an die Verbraucher in ganz Europa. Davon zeugt seit 1984 auch das von dem Künstler Hubert Löneke (Aachen) geschaffene Denkmal des Kiepenträgers in der Fußgängerzone im Herzen von Breyell.

Diese Kiepenträger entwickelten im Laufe der Jahre im oder seit dem dreißigjährigen Krieg eine eigene Handels-/Geheimsprache, das Krämerlatein (den Henese Fleck), mit der sie sich untereinander auf ihren Reisen verständigten, während sie daheim bei ihrem normalen Plattdeutsch blieben.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Gerbereien und Leinwandfabriken, später auch Wollspinnereien und Strumpffabriken gegründet. Der Bau der Bahnstrecke Viersen–Venlo ab dem Jahr 1864 und Eröffnung im Jahr 1866 mit Personen- und Güterbahnhof in Breyell trug erheblich zur Entwicklung des Ortes bei. Ein ab 1933 existierendes Stahlwalzwerk hatte einen privaten Bahnanschluss.

Breyell wurde am 1. Januar 1970 nach Nettetal eingemeindet.[1]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
31. Dezember 2005 8.210
31. Dezember 2007 8.099
31. Dezember 2008 8.076
31. Dezember 2009 7.919
31. Dezember 2010 7.871

Politik

Seit der kommunalen Neugliederung im Jahr 1970 gehört die ehemals eigenständige Gemeinde Breyell (Kreis Kempen-Krefeld) zur neu gebildeten Stadt Nettetal im Kreis Viersen. Bis 1995 gehörte verwaltungstechnisch zu Breyell auch noch die benachbarte Gemeinde Schaag (seitdem ebenfalls ein Stadtteil von Nettetal).

Sitz der auch für Breyell zuständigen Stadtverwaltung und der politischen Gremien ist der benachbarte Stadtteil Lobberich.

Ortsvorsteher von bis
Hans Siemes (CDU)
Inge von den Bruck (CDU) 2001 2009
Hans Hubert Glock (CDU) 2009

Kultur

Sehenswürdigkeiten

Alter Lambertiturm
St. Lambertus Breyell
Weiher Kastell
Haus Baerlo
  • Lambertiturm aus dem 14. Jahrhundert. Der Kirchturm (Alter Lambert) der ehemaligen Breyeller Pfarrkirche wurde in den Jahren 1999–2001 saniert und gilt als Wahrzeichen und städtebaulicher Mittelpunkt Breyells. Das Kirchenschiff wurde im Jahr 1907 abgerissen.
  • Zweitürmige katholische Pfarrkirche St. Lambertus aus dem Jahr 1905 im neoromanischen Baustil.
  • Altes Rathaus aus dem Jahr 1810. Das zweigeschossige, klassizistische Backsteingebäude ist auch das Geburtshaus des Komponisten Johann Peters. Es wurde im Jahr 1989 erweitert und wird heute als Stadtbücherei genutzt.
  • Diverse Bürgerhäuser am zentralen Lambertimarkt
  • Repräsentative Gründerzeitvillen in der Josefstraße
  • Weiher Kastell (auch Weyer Kastell) aus dem 14. Jahrhundert
  • Haus Baerlo. Auf einer Lichtung zwischen Breyell und Leuth wurde vor mehr als 300 Jahren eine von Wassergräben und Wällen umgebene Burg errichtet. Sie gehörte der Familie von Baerlo, die den Beinamen von Krickenbeck führte. Ein Nachfahre verkaufte Haus Baerlo, das seitdem mehrfach den Besitzer wechselte und heute dem Verfall überlassen ist.
  • Feuerwehrmuseum

Über die Grenzen Breyells hinweg bekannt ist der alljährliche Christkindl-Markt am ersten Adventwochenende.

Brauchtum

  • Karneval, vor allem am Quellensee in Breyell bei den Wölesen, aber auch bei Kreuels am Markt bei der Molveren Dei und den Unterwüstlichen Onnert
  • Schützenfest der St. Lambertus Bruderschaft Breyell-Dorf/-Metgesheide bzw. St. Maria Himmelfahrt Bruderschaft Breyell-Natt
  • Fronleichnamsprozession
  • St. Martinsfest mit Umzug und Feuerwerk

Infrastruktur und Wirtschaft

Verkehr

Auto

Breyell liegt an der Autobahn A 61 und besitzt die ortsnahe, nur aus Richtung Venlo / Kaldenkirchen befahrbare Ausfahrt Breyell (Anschlussstelle 4). Außerdem ist Breyell über die Auf- / Ausfahrt Nettetal (Anschlussstelle 5) und weiterhin über die Bundesstraße B7 angebunden.

Bahnhof Breyell

Bahnhof Breyell

Der Bahnhof Breyell ist ein zweigleisiger Bahnhof mit Personen- und Güterverkehr Richtung Venlo und Mönchengladbach an der Bahnstrecke Viersen–Venlo. Im regulären Personenverkehr wird der Bahnhof vom Regional-Express der Linie RE 13 (Maas-Wupper-Express) in beiden Richtungen stündlich angefahren.

Das Streckenteilstück von Mönchengladbach zum Bahnhof Kaldenkirchen ging am 29. Januar 1866 in Betrieb.[2] Das Empfangsgebäude aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde im August 1987 abgerissen, nachdem bereits die eigenständige Bundesbahndienststelle Breyell 1977 aufgelöst wurde und das Gebäude anschließend zunehmend verwahrloste. Heute nehmen Wartehäuschen, Fahrkartenautomaten und Parkplätze die Stelle ein.

Busverkehr im ÖPNV

Neben der Bahnlinie werden im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) die Omnibuslinien 064 (Bracht-St. Tönis) und 093 (Kaldenkirchen-Kempen) betrieben.

Beide Buslinien und die Bahnlinie sind zu einheitlichen Preisen innerhalb des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) zu benutzen.

Öffentliche Einrichtungen

  • Katholischer Kindergarten St. Lambertus
  • Kindergarten Lummerland
  • Kindergarten Zwergenland
  • Gemeinschaftsgrundschule
  • Lambertus-Schule, Städt. Kath. Grundschule
  • Städtische Gesamtschule
  • Stadtbibliothek am Lambertimarkt
  • Bürgerservice der Stadt Nettetal im alten Verwaltungsgebäude am Lambertimarkt

Einzelhandel

Sämtliche Geschäfte zur Deckung des täglichen Bedarfs sind in Breyell vorhanden.

Landwirtschaft

Landwirtschaft und auch Viehhaltung ist in Breyell bis in die heutigen Tage verbreitet.

Gewerbe und Industrie

Alteingesessene und heute noch existierende Unternehmen gehören unter anderem zum Speditionsgewerbe, lederbe- und verarbeitenden Gewerbe (z.B. ein Gerberei und eine Schuhfertigung) und dem metallbearbeitenden Gewerbe. Ein für Breyell bis vor einigen Jahren bedeutendes Stahlwalzwerk (Christian-Rötzel AG, 1933–2002) existiert nicht mehr.

Ab Beginn der 1970er Jahre entstand das Gewerbegebiet Speckerfeld. Druckereien, Speditionen, stahlverarbeitende Betriebe, Autohäuser und viele weitere Industrie- und Geschäftszweige haben sich dort niedergelassen. Es zeichnet sich insbesondere durch die Nähe zur Autobahn aus.

Entwicklungsschwerpunkte

Entwicklungsschwerpunkte gemäß Flächennutzungsplan der Stadt Nettetal:

Breyell kommt als Stadtteil von Nettetal hauptsächlich die Funktion der Wohnentwicklung zu.

  • Entwicklung von neuen Wohngebieten
  • Sicherung der vorhandenen Gewerbeflächen im Osten, nur eingeschränkte Entwicklung möglich durch die Lage im Wasserschutzgebiet
  • Klare Definition der Nutzungen und Aufgaben der zentralen Flächen (ehemaliges Stahlwalzwerk) zwischen Zentrum und neuem Haltepunkt

Persönlichkeiten

Literatur

  • Hanna Meuter: Breyell wat huckste knäbbig. Ein Heimatbuch vom alten Kiepenträger-Dorf. 1959 (=Schriftenreihe des Landkreises Kempen-Krefeld, Band 12)
  • Heinz-Joachim Graf: Der Henese Fleck. Eine alte Geheimsprache der Kiepenträger aus Breyell am linken Niederrhein. Kempen 1974 (= Schriftenreihe des Kreises Kempen-Krefeld, Band 23), kritisch rezensiert von Siegmund A. Wolf, in: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 44,2 (1977), S. 176-177

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
  2. Mönchengladbach - Viersen - Venlo auf: gessen.de vom 25. Februar 2011

Weblinks


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