Aach-Linz

Aach-Linz
Aach-Linz
Ehemaliges Gemeindewappen von Aach-Linz
Koordinaten: 47° 54′ N, 9° 12′ O47.9049444444449.2059722222222612Koordinaten: 47° 54′ 18″ N, 9° 12′ 21″ O
Höhe: 612 m ü. NN
Eingemeindung: 1. Jan. 1975
Postleitzahl: 88630
Vorwahl: 07552

Aach-Linz ist ein Stadtteil von Pfullendorf im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Der Doppelort liegt rund fünf Kilometer west-südwestlich von Pfullendorf in einem breiten Talbecken an der hier nur flach in das Jungmoränengelände eingesenkten oberen Linzgau-Aach, die als Linzer Aach namensgebend für die beiden Ortsteile Aach und Linz war. Sie entspringt als Aach etwa drei Kilometer westlich im Ruhestetter Ried und mündet bei Seefelden in den Bodensee. Der Bach trennt Aach, den höher gelegenen, nördlichen Ortsteil, vom tiefer gelegenen Ortsteil Linz, bevor er nach einem großen Bogen Linz noch einmal im Südosten durchfließt.

Der Ortsname Linz ist wohl ursprünglich auf den keltischen Flussnamen Lentia zurückzuführen. Nach dem Gewässer wurde der alemannische Teilstamm der Lentienser und, ähnlich wie bei anderen Flüssen, die umgebende Landschaft Linzgau (eine frühmittelalterliche Grafschaft) benannt. Der Bachname Aach ist jüngeren Ursprungs und nomenklatorisch für Aach.

Teilorte

Zu Aach-Linz gehören die Ortschaften Reute und Sahlenbach (das vormals zur badischen Gemeinde Herdwangen gehörte).

Geschichte

Aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit sind Siedlungsspuren bekannt: Knochenfunde, die in der Nähe der Kirche gemacht wurden, bezeugen eine erste Besiedlung in der Mittel- und Jungsteinzeit (4000 bis 1800 v. Chr.). Es folgen Streufunden, die im Gewann Thiergarten gewonnen wurden, und südlich davon im Gewann Gertholz befinden sich die Reste einer Viereckschanze an der Straße von Aach-Linz nach Herdwangen. Keramikfunde geben Auskunft über eine Besiedlung im Spätlatène (um 100 v. Chr.) durch die Kelten, die dem Stamm der Vindeliker angehörten (450 bis 50 v. Chr.).[1] Im Wald Remser Holz befinden sich die Reste einer vorgeschichtlichen Wallanlage.[2]

Römische Mauerreste einer Villa Rustica im Gewann Maueräcker weisen zusammen mit einzelnen Fundmünzen auf eine spätere römische Besiedlung hin. Zwei Münzen datieren in die Nachlimeszeit zwischen 306 und 317 n. Chr.[3] Die Villa Rustica wurde vermutlich bei der Alamanischen Landnahme durch die Lentienser, die zwischen 300 und 500 n. Chr. das nördliche Bodenseegebiet besiedelten, zerstört. Die genaue Ortsgründung ist nicht überliefert; Linz jedoch dürfte deutlich älter sein als Aach.

Linz wurde erstmals 849 in einer Urkunde erwähnt. Ein Adel von Linz ist 1239 und 1263 genannt, ein Adelssitze jedoch nicht bekannt. Die Kirche und Pfarrei St. Martin zu Linz wird 1243 urkundlich bezeugt. Im Jahr 1353 unterstand sie dem Patronat der Herren Gremlich von Pfullendorf, deren Reichslehen es 1376 wurde. 1440 kam es das Reichslehen an die Herren von Reischach, später von Freyberg, von Neuhausen und von Schwendi. Weiterhin unterstand Linz dem niederen Gericht der Reichsstadt und Spital Überlingen und dem Kloster Wald.

Die erste urkundliche Erwähnung von Aach stammte aus dem Jahr 1185. 1458 war Aach im Besitz der Gremlich zu Pfullendorf und 1557 war der kleine Weiler im Besitz des Grafen Friedrich von Fürstenberg. Steuerhoheit hatte das Kloster Königsbronn und das Spital Pfullendorf. Bis zum Jahr 1806 gehörte Aach zum Hause Fürstenberg und kam anschließend zum Großherzogtum Baden. Grundherrschaftlichen Besitz an der Herrschaft Herdwangen hatte bis 1803 das Kloster Petershausen.

Im Jahre 1665 hatte auch ein Edler von Neuhaus den Rest des Rittergutes Linz an Stelle einer Schuldforderung dem Konstanzer Jesuitenkolleg überlassen, das aber erst 1671 in vollberechtigten Besitz kam, als die kinderlos gebliebenen Freyberger den Jesuiten ihr Linzer Gut vermachten. Die Herrschaft Linz, 1773 zur österreichischen Landgrafschaft Nellenburg gehörend, war bis zur Mediatisierung 1805 vorderösterreichische Kammer und unterstand dem Ritterkanton Hegau, diesem stand das Steuer- und Waffenrecht zu; die Hochgerichtsbarkeit lag in der fürstenbergischen Grafschaft Heiligenberg, der wohl schon früh die Oberhoheit zustand.

Nach der Säkularisation waren Aach und Linz ab 1809 dem Amt Pfullendorf im badischen Seekreis als Gemeinden zugeordnet.

Das Doppeldorf entstand 1924 durch den Zusammenschluss der beiden kleinen Gemeinden und war selbstständige Gemeinde im Landkreis Überlingen.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs waren in der Turnhalle französische Gefangene untergebracht. Am 25. Februar 1945 entlud ein Bomber, vermutlich durch Notabwurf, neun Sprengbomben und über 100 Stabbrandbomben auf freiem Feld zwischen Aach-Linz und Herdwangen.[4]

Nach Kriegsende war Aach-Linz Teil der Französischen Besatzungszone. Seit dem 1. Januar 1975 ist die Doppelgemeinde eine Teilgemeinde der Stadt Pfullendorf und gehört seitdem dem Landkreis Sigmaringen an.

Politik

Ortsvorsteher und Ortschaftsrat

Der Ortsvorsteher von Aach-Linz ist (Stand 2010) Emil Gabele (CDU). Der Ortschaftsrat besteht aus neun Mitgliedern, fünf von der CDU und vier der Freien Wählervereinigung.

Wappen

Das Wappen von Aach-Linz zeigt in geteiltem Schild mit blau-silbernem Wolkenbord oben in Rot zwei goldene Schrägbalken, unten in Blau drei (2:1) goldene Kugeln.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Der Martinsplatz ist ein neu gestalteter Dorfplatz und bildeten den Ortsmittelpunkt von Linz
  • In Linz befindet sich die Pfarrkirche St. Martin mit einem neubarocken Deckengemälde und einer Orgel von 1995. Zur Ausstattung gehören eine Weinende Madonna und eine Tonbüste von 1430 des Meisters von Eriskirch.[5]
  • In Linz befindet sich das sogenannten Freyberg'sche Schlösschen. Es entstand Ende des 16. Jahrhunderts als Herrschaftshaus die Dorfherren von Freyberg. Im Freyberg'sche Schlösschen war später das Rathaus untergebracht.
  • Der Kelnhof aus dem 15. Jahrhundert war Zehnt- und Gerichtshof von Aach. Hier saßen die Herren vom Domkapital und die Vögte der Werdenberger zu Gericht.
  • In Reute befindet sich die Kapelle der Familie Utz.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Aach-Linz liegt am westlichen Teil der stillgelegten Bahnstrecke Altshausen–Schwackenreute, die von den Badischen Staatseisenbahnen am 11. August 1873 eröffnet wurde. Der Ortsteil Aach verfügte über einen eigenen Bahnhof. 1951 wurde die Zugfolgestelle aufgehoben und in eine Haltestelle zurückgestuft. Die Deutsche Bundesbahn stellte am 26. September 1971 den Personenverkehr auf der gesamten Strecke ein, so dass diese nur noch für den Güterverkehr genutzt wurde; auch der wurde am 29. Mai 1983 auf dem westlichen Abschnitt zwischen Schwackenreute und Pfullendorf eingestellt und dieser Abschnitt abgebaut.

Bildung

  • Montessori-Grundschule Linzgau

Literatur

Anmerkung

  1. Siegwalt Schiek: Zu den spätkeltischen Scherben von Aach-Linz, Gde. Pfullendorf, Lkr. Sigmaringen. In: Fundberichte Baden-Württemberg. Band 12, 1987, S. 299-302
  2. Christoph Morrissey, Dieter Müller: Wallanlagen im Landkreis Sigmaringen. Theiss Verlag. 2007. ISBN 978-3-8062-2107-7
  3. Liste 3: Enddatierung der nachlimeszeitlichen Münzen in Südwestdeutschland. S. 423–430, hier S. 424. in: Claudia Theune: Germanen und Romanen in der Alamannia: Strukturveränderungen aufgrund der archäologischen Quellen vom 3. bis zum 7. Jahrhundert. Verlag Walter de Gruyter, 2004. ISBN 3-11-017866-4
  4. Heinrich Müller: Bomber über Aach-Linz. In: Südkurier vom 28. April 2005
  5. Die neue Orgel der Pfarrkirche St. Martin in Aach-Linz: Festschrift zur Orgelweihe am 17. April 1995. Pfarrgemeinde St. Martin, 1995

Weblinks


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