- Bürohochhaus
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Der Begriff Hochhaus bezeichnet im deutschsprachigen Raum ursprünglich alle Gebäude, die eine in der jeweiligen Landesbauordnung festgelegte Gebäudehöhe überschreiten – auch wenn sie nicht die typische Gestalt (und die übergroße Höhe) eines Wolkenkratzers haben. Umgangssprachlich sind die Begriffe manchmal bedeutungsgleich.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Überwiegend definieren die Landesbauordnungen ein Gebäude als Hochhaus, wenn der Fußboden mindestens eines Aufenthaltsraumes mehr als 22 Meter über der Geländeoberfläche liegt. Denn Feuerwehrdrehleitern können Personen aus Räumen retten, deren Fußboden bis zu 23 Meter über dem Gelände liegt. Für höhere Gebäude – also die Hochhäuser – sind zusätzliche Brandschutzvorkehrungen zu treffen, wie zum Beispiel abgetrennte Fluchttreppenhäuser. Die Hochhausverordnung (HochhVO) regelt die besonderen Ansprüche des Gesetzgebers an den Bau und Betrieb von Hochhäusern.
Dem Begriff „Wolkenkratzer“ (englisch: skyscraper) kommt das in den 1920er Jahren im deutschen Sprachraum gebräuchliche „Turmhaus“ nahe.
In Japan und China gelten erst mehr als 100 Meter hohe Gebäude als Hochhaus.
Formen
Nach der Form wird zwischen Punkthochhäusern mit eher quadratischer Grundfläche und Scheibenhochhäusern mit längsrechteckiger Grundfläche unterschieden.
Der Name Windmühlenhochhaus kennzeichnet eine Bauart, die in der DDR (z.B. in Rostock) häufiger ausgeführt wurde und leitet sich von der Grundrissfigur ab, die in ihrer symmetrischen Form an den Flügelkranz einer Windmühle erinnert.
Geschichte
Die ersten bekannten Hochhäuser in der Art eines Muthauses wurden in Deutschland in der Region Südniedersachsen und Ostwestfalen bereits im 14.Jh. erbaut. So wurde das über 30 Meter hohe Muthaus in Hardegsen im Jahr 1324 erbaut. Es ist das älteste weltliche Bauwerk in dieser Größe von ganz Niedersachsen und ist besonders gut erhalten.
Weitere bekannte Hochhäuser wurden im 16. Jahrhundert in der jemenitischen Stadt Schibam aus Holz und Lehm gebaut. Sie haben eine Höhe von bis zu 30 Metern bei bis zu neun Stockwerken.
Geburtsstunde des modernen Hochhauses
Als sich in Chicago, in den USA, zwischen 1880 und 1890 die Einwohnerzahl auf über eine Million verdoppelte, vervielfachten sich auch die Grundstückspreise in der Innenstadt. Kostete 1 m² im Jahr 1880 noch 130 US-Dollar, versiebenfachte er sich bis zum Jahr 1890 fast bis auf 900 US-Dollar pro m². Um rentabel zu wirtschaften, begannen Grundstückseigner, ihre Grundfläche maximal zu nutzen – was bedeutete, höher zu bauen. Dies ermöglichten neue Erfindungen wie elektrische Aufzugsanlagen, feuerfestere Baustoffe, vor allem der Skelettbau und der Stahlskelettbau.
Das Home Insurance Building von 1885 (1931 abgerissen) vereinte als erstes Bauwerk die neuen technischen Errungenschaften und gilt mit seinen zehn Etagen als das erste Hochhaus der Welt. Das 1889 von Dankmar Adler und Louis Sullivan errichtete Auditorium Building wies zudem – neben seiner fast perfekten Akustik – als Neuheit eine Klimaanlage auf. Zwischen 1890 und 1894 entstand das Reliance Building, welches als Vorläufer der später den „internationalen Stil“ bestimmenden gläsernen Vorhangwandkonstruktion und als Meisterwerk der Ersten Chicagoer Schule gilt.
Manhattan, New York City, als exemplarische Hochhausstadt
Im Stadtteil Manhattan, New York City steht das Fuller Building (oder Flatiron Building) von 1902 noch heute als Beispiel der frühen Skelettbauweise. Die 1916 erlassene Bauordnung der Stadt New York, die nur für 25 Prozent der Grundstücksfläche eine unbegrenzte Höhenentwicklung erlaubte, und für den Rest des Bauwerks eine mathematisch bestimmte Abtreppungsvorschrift enthielt (sie galt bis in die 1950er Jahre) prägte den Typ des New Yorker Art Deco Hochhauses. Das von Cass Gilbert 1913 errichtete Woolworth Building wirkte hier stilbildend. Zahlreiche Hochhäuser dieses Typs wurden in der Hochkonjunkturphase knapp vor dem großen Börsenkrach vom Oktober 1929 geplant und bis in die ersten Jahre der Weltwirtschaftskrise errichtet, etwa William van Alens Chrysler Building (1930) oder das lange Jahre als höchstes Gebäude der Welt firmierende Empire State Building. 1929 standen von den damals 377 Hochhäusern der USA mit mehr als 20 Stockwerken 188 in New York City. Der Zeichner Hugh Ferriss verbreitete in seinem 1929 erschienenen Buch "The Metropolis of Tomorrow" den Mythos dieser Art von "Wolkenkratzerstadt", auch Metropolis, der berühmte Stummfilm Fritz Langs aus 1927 bezieht sich auf diese urbanistische Vision. Seit den 1980er Jahren nimmt unter dem Einfluss der Postmoderne die Architektur neuer Hochhausbauten wieder verstärkt auf dieses Hochhausmodell Bezug (siehe Messeturm Frankfurt, Rathaus Tokio von Kenzo Tange oder die Petronas Towers in Kuala Lumpur.
Deutschland
Das erste solitäre Hochhaus Deutschlands ist das 1915 bis 1916 nach Plänen des Architekten Friedrich Pützer errichtete Turmhaus Bau 15 der Carl Zeiss AG in Jena. Es erreichte mit 11 Geschossen eine Höhe von 43 Metern. Mit seinen rasterartig angeordneten Fenstern besitzt es eine an US-amerikanischen Vorbildern orientierte Fassade. Die ehemalige Zeiss-Produktionsstätte wird heute, nach umfassender Sanierung, für Büros, Appartements und Arztpraxen genutzt.
Noch um einige Jahre älter ist das zehngeschossige Fabrikgebäude der Auergesellschaft (später Osram) in Berlin-Friedrichshain aus dem Jahr 1910, heute (mit moderner Aufstockung) „BASF-Tower“ genannt. Ob dieses Gebäude Anspruch auf den Superlativ des ersten deutschen Hochhauses hat, hängt aber von der Nutzung der (im ursprünglichen Zustand) zurückgestaffelten obersten Geschosse ab (vgl. Abschnitt „Definition“), über die anscheinend bislang nichts bekannt ist. [1]
Als erstes, wenn auch deutlich niedrigeres Bürohochhaus entstand das siebengeschossige „Industriehaus“ in Düsseldorf am Wehrhahn 1921 bis 1923 nach Plänen der Düsseldorfer Architekten Hans Tietmann und Karl Haake.
Ein weiteres frühes Hochhaus ist das Wilhelm-Marx-Haus, 1922 bis 1924 nach Plänen des Architekten Wilhelm Kreis ebenfalls in Düsseldorf errichtet (13 Geschosse, 57 Meter hoch).
Das Hansahochhaus von Jacob Koerfer in Köln war ab 1925 mit seiner Höhe von 65 Metern bei 17 Geschossen einige Jahre lang das höchste profane Gebäude Europas.
Der 1928 errichtete Tagblatt-Turm in Stuttgart mit seinen 16 Etagen bei 61 Metern Höhe gilt als das erste in Sichtbeton ausgeführte Hochhaus Deutschlands, entworfen von Ernst Otto Oßwald.
Das 1928 fertiggestellte klinkerverkleidete Anzeigerhochhaus in Hannover des Architekten Fritz Höger hat eine Höhe von 50 Meter bei 12 Etagen.
Ein weiteres frühes Hochhaus ist das in Eisenbeton und als Stahl-Skelettbau errichtete Hochhaus am Albertplatz in der Dresdner Äußeren Neustadt, das nach Plänen von Hermann Paulick 1929 erbaut wurde.
Wiederum für die Firma Carl Zeiss entstand in den Jahren 1935 bis 1936 das „Ernst-Abbe-Hochhaus“ in Jena. Heute ist das Gebäude nach umfassender Sanierung Sitz der Jenoptik-Konzernverwaltung. Das Hochhaus mit seinen 16 Etagen und 66,29 Metern Höhe errichtete die Bauunternehmung Dyckerhoff & Widmann AG unter der Leitung von Johann Braun nach Plänen der Architekten Hans Hertlein und Georg Steinmetz.
Kritik
Der Vorteil der Gewinnung von zusätzlicher Fläche wird bei Hochhäusern mit einer Reihe von Nachteilen erkauft:
- Verschattung der Umgebung
- Durch ihre Höhe werfen Hochhäuser einen größeren Schatten als andere Gebäude auf ihre Umgebung. Dies führt in der Regel zu einer niedrigeren Aufenthaltsqualität in der Umgebung und den verschatteten Gebäuden.
- Hochhäuser verursachen durch ihre großflächige Fassade mitunter Fallwinde, d.h. das Mikroklima der Umgebung wird verändert. Bei besonders hohen Gebäuden können die Fallwinde eine Stärke erreichen, die einen Aufenthalt in der Umgebung nahezu unmöglich machen.
- Unterbrechung von Sichtachsen
- Hochhäuser können durch ihre Wirkung gewachsene Sichtachsen historischer Städte und Orte empfindlich stören. Ebenso werden harmonische Linien und Traufhöhen von Straßenzügen unterbrochen. Hochhäuser können optisch ganze Stadtteile voneinander trennen.
- Energieverbrauch
- Die große Fläche der Fassade von Hochhäusern erschwert die Wärmedämmung im Winter und erhöht die Wärmeaufnahme im Sommer. Aus diesem Grund ist ein erhöhter Verbrauch von Energie für Klimaanlagen im Vergleich zu anderen Gebäudetypen notwendig. Seit einiger Zeit versuchen Hochhausplaner jedoch, durch bauliche und klimatechnische Maßnahmen die Energiebilanz der Gebäude zu verbessern. Im Extremfall soll es sogar möglich sein, durch "Einfangen" von Sonnen- und Windenergie am Gebäudeäußeren ein klimaneutrales Verhalten zu erreichen.
Einzelnachweise
Literatur
- Kai Eckart: Den Wolken entgegen. Die höchsten Türme Deutschlands. Herbert Utz Verlag, München 1998, ISBN 3-89675-902-7 Das Buch zum kostenlosen Download
- Christina Gräwe, Peter Cachola Schmal (Hg.): High Society - Internationaler Hochhauspreis 2006, JOVIS Verlag 2006, ISBN 978-3-936314-77-9
- Thomas A.P. Van Leeuwen: The Skyward Trend of Thought. Amsterdam, 1986, ISBN 0262720167
- Robert Schediwy: Städtebilder - Reflexionen zum Wandel in Architektur und Urbanistik. Wien, 2005, ISBN 3825877558, S. 148ff.
- Peter Cachola Schmal, Michaela Busenkell (Hg.): Internationaler Hochhauspreis 2008, JOVIS Verlag 2008, ISBN 978-3-86859-003-6
- Rainer Stommer: Hochhaus. Der Beginn in Deutschland. Marburg 1990
Städte mit den meisten Hochhäusern
Die Städte mit den meisten Hochhäusern
(Gebäude mit mehr als 12 Stockwerken oder höher als 40 m; inkl. Kirchen und Türme) Quelle: emporis (Stand: Frühjahr 2006)Rang Stadt Land Anzahl Weiterführende Informationen 1 Hongkong China 7.659 2 New York City USA 5.571 Manhattan 3 Singapur Singapur 3.619 4 São Paulo Brasilien 3.549 5 Seoul Südkorea 2.842 6 Tokio Japan 2.496 7 Istanbul Türkei 2.122 8 Rio de Janeiro Brasilien 1.989 9 Toronto Kanada 1.645 10 Buenos Aires Argentinien 1.528 11 London Großbritannien 1.303 12 Madrid Spanien 1.144 13 Chicago USA 1.046 14 Sydney Australien 829 15 Peking China 825 ... Berlin Deutschland 322 38 angekündigt, weitere 4 in Bau ... Frankfurt am Main Deutschland 276 66 angekündigt, weitere 8 bereits in Bau; siehe auch Liste der Hochhäuser in Frankfurt am Main ... Wien Österreich 85 5 angekündigt, weitere 3 in Bau ... Basel Schweiz 32 2 angekündigt, ein weiteres in Bau ... Zürich Schweiz 24 7 weitere angekündigt; siehe auch Hochhäuser in Zürich Weblinks
Wolfram Lübbeke: Hochhäuser. In: Historisches Lexikon Bayerns
Siehe auch
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