- Akashi Motojirō
-
Baron Akashi Motojirō (jap. 明石 元二郎; * 1. September 1864 (traditionell: Genji 1/8/1) in Fukuoka; † 26. Oktober 1919 ebenda) war ein General der Kaiserlich Japanischen Armee und vom 6. Juni 1918 bis zu seinem Tod siebter Generalgouverneur von Taiwan.
Inhaltsverzeichnis
Frühes Leben und Karriere
Nach seinem Abschluss an der Kaiserlich Japanischen Heeresakademie 1889 trat Akashi in die Kaiserliche Garde ein. Während er nominell dieser unterstellt blieb, wurde er im Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg dem Stab von General Kawakami Sōroku zugeteilt. Seine Hauptaufgabe dort war die Informationsbeschaffung, und aus diesem Grund reiste er im Kriegsverlauf unter anderem auf die Halbinsel Liaodong, in die nordchinesische Mandschurei, nach Formosa und Annam. Am Ende des Krieges wurde er als Belohnung für seine Verdienste zum Major befördert.
Nach dem Krieg wurde er als Militärbeobachter auf die Philippinen geschickt, wo der Spanisch-Amerikanische Krieg tobte. Anschließend wurde er während des Boxeraufstands nach Tianjin entsandt, wo er zum Oberstleutnant befördert wurde.
Spion im Russisch-Japanischen Krieg
Seine nächste Verwendung fand Akashi als reisender Militärattaché in Europa, wohin er Ende 1900 aufbrach. Er besuchte dort unter anderem Deutschland, die Schweiz, Schweden und Frankreich, bevor er 1902 fest der japanischen Botschaft in Sankt Petersburg in Russland zugeteilt wurde. Als Mitglied des japanischen Militärgeheimdienstes Kempeitai war er stark daran beteiligt, ein Netz von Informanten in allen wichtigen europäischen Städten aufzubauen. Er griff dabei nicht nur auf japanische Einwanderer oder mit Japan sympathisierende Europäer zurück, sondern setzte auch im großen Umfang Geld zur Beschaffung von Informationen ein.
In der Zeit unmittelbar vor Ausbruch des Russisch-Japanischen Krieges, als die Spannungen bereits spürbar zunahmen, betrug Akashis Budget etwa 1 Million Yen, eine für diese Zeit enorme Summe. Er meldete dafür detaillierte Berichte über Stärke und Bewegung der russischen Armee und Marine. Etwa zu dieser Zeit warb er auch den später berühmten Spion Sidney Reilly an und sandte ihn nach Port Arthur, wo er die Stärke der dortigen Befestigungen auskundschaften sollte. Nach Beginn des Krieges nutzte Akashi seine Kontakte, um verschiedene antizaristische Widerstandsgruppen mit Geld und Waffen zu unterstützen.
Akashi war ebenfalls als ein talentierter Dichter und Maler bekannt, eine Fähigkeit, die er mit seinem guten Freund Fukushima Yasumasa teilte. Außerdem soll er durch seine künstlerische Tätigkeit Sidney Reilly dazu gebracht haben, für die Japaner zu arbeiten.[1]
Der russische Geheimdienst Ochrana hatte Akashi schon länger im Verdacht, einen Spionagering zu koordinieren, und so musste er Ende 1904 aus St. Petersburg fliehen, um seiner Verhaftung zu entgehen. Nach einem Zwischenhalt in Helsinki reiste er durch viele weitere Städte innerhalb und außerhalb Russlands, unter anderem Stockholm, Warschau, Genf, Lissabon, Paris, Rom, Kopenhagen, Zürich und sogar nach Irkutsk. Er traf sich dabei mit den Führern verschiedener sezessionistischer und anarchistischer Gruppen und unterstützte unter anderem die Unabhängigkeitsbewegungen im russischen Finnland und Polen sowie verschiedene islamistische Gruppierungen auf der Krim und im Generalgouvernement Turkestan. Während seiner Reisen traf Akashi dabei auch Lenin in seinem Schweizer Exil. In Japan wird ihm darüber hinaus nachgesagt, an der Koordinierung des Attentats auf den russischen Innenminister Wjatscheslaw Konstantinowitsch von Plehwe, den viele in Japan für den Krieg verantwortlich machten, der Demonstrationen am Petersburger Blutsonntag und der Meuterei auf der Knjas Potjomkin Tawritscheski beteiligt gewesen zu sein. Bekräftigt wird dies durch den Bericht General Yamagata Aritomos an den Tennō Meiji, dass der inzwischen zum Oberst beförderte Akashi „mehr als zehn Divisionen in der Mandschurei“ wert sei.
Korea
Kurz vor Ende des Krieges, 1905, wurde er nach Japan zurück gerufen. Nach der Scheidung von seiner ersten Ehefrau und einer erneuten Heirat wurde er, inzwischen zum Generalmajor befördert, nach Korea entsandt, wo er den Befehl über die dortige 14. Infanteriedivision übernahm.
Obwohl er besonders in dieser Zeit häufiger die Unterstützung der Geheimgesellschaft Kokuryūkai erhielt und ihr politisch nahe stand, war er nie ein offizielles Mitglied beziehungsweise wurde sein Name nie in den Mitgliedslisten geführt.
In Korea baute er gemeinsam mit dem General und späteren Premierminister Terauchi Masatake die Militärpolizeieinheiten auf und übernahm das Kommando über sie. Hierfür wurde er 1913 mit der Beförderung zum Generalleutnant belohnt.
Generalgouverneur von Taiwan
1918 wurde Akashi zum General befördert und von Premierminister Terauchi zum Generalgouverneur von Taiwan ernannt. Zusätzlich wurde er zum danshaku (Baron) ernannt. Während seiner kurzen Amtszeit startete Akashi viele Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur und Industrie auf Taiwan. Besonders in Erinnerung ist er für seine Bemühung der Elektrifizierung, der Gründung der Taiwan Denryoku (chin. Taiwan Dianli; engl. Taiwan Power Company) und den Bau eines Wasserkraftwerks am Sonne-Mond-See. Der See, der ursprünglich ein Sumpf war, entstand erst durch den Bau eines Damms und die Zuleitung von Wasser aus nahen Flüssen in Bewässerungsgräben aus Beton, welche Akashi bauen ließ. Sein größter Dienst an Taiwan, von dem das Land heute noch profitiert, war jedoch der Bau des Ka-Nan-Bewässerungssystems (嘉南大圳, chin. Jianan Dazun, jap. Kanan Taishū; engl. Chianan Canal), deren Kanäle eine Gesamtlänge von etwa 26.000 km haben. Die Kosten überstiegen das jährliche Gesamtbudget der Kolonialverwaltung von Taiwan, sodass sie zum großen Teil direkt vom japanischen Haushalt gedeckt werden mussten. Aufgrund der enormen Höhe von 26 Millionen Yen, in heutigem Wert etwa zwei Milliarden US-Dollar, musste jedoch extra ein Gesetz geschaffen werden, welches solch hohe Ausgaben erlaubte.[2]
Tod und Beisetzung
Nach etwas mehr als einem Jahr im Amt wurde Akashi während eines Besuchs in Fukuoka krank und starb bald darauf. Er war damit der einzige Generalgouverneur Taiwans, der im Amt starb. Sein letzter Wille war es, in Taiwan beigesetzt zu werden, um als Schutzgeist für die Menschen Taiwans zu dienen. Er wurde auf einem Friedhof in Taihoku (jap. Lesung von Taipeh) beigesetzt und ist damit auch der einzige Generalgouverneur Taiwans, der auf der Insel selbst begraben liegt. Viele Taiwaner spendeten Geld, sodass ein Betrag zur Verfügung stand, der fast drei Millionen US-Dollar in heutiger Währung entspricht, um Akashi ein Denkmal zu bauen und seine Familie zu unterstützen, da er dieser nichts hinterlassen hatte. 1999 wurde er exhumiert und auf einen christlichen Friedhof in den Fuyin-Bergen umgebettet.[2] Auch heute noch ranken sich viele Verschwörungstheorien um den Tod Akashis.
Die heldenhaften Taten (sowohl vollbrachte als auch erfundene) von „Oberst Akashi“ waren seitdem Thema vieler japanischer Romane, Mangas, Filme und Dokumentationen, in denen er häufig als „japanischer James Bond“ bezeichnet wird.
Siehe auch
Literatur
- Akashi Motojirō, Rakka ryusui: Colonel Akashi's Report on His Secret Cooperation with the Russian Revolutionary Parties during the Russo-Japanese War, O. Fält and A. Kujala (eds), Studia Historica 31 (Helsinki, 1988), 202 pp
- Leo T.S. Ching: Becoming Japanese: Colonial Taiwan and the Politics of Identity Formation. ISBN 0-520-22553-8: University of California Press 2001
- Richard Deacon: A History of the Japanese Secret Service. ISBN 0-425-07458-7: Berkley Publishing Company 1986
- Robin Bruce Lockhart: Reilly: Ace of Spies. ISBN 0-88029-072-2: Hippocrene Books 1986
Weblinks
- National Diet Library: Akashi Motojirō. Portraits of Modern Historical Figures. Abgerufen am 13. Januar 2011.
- Japan Center for Asian Historical Records: Akashi Motojirō. Clouds over the Hill and Archives. Abgerufen am 13. Januar 2011.
Einzelnachweise
Japanischer Name: Wie in Japan üblich, steht in diesem Artikel der Familienname vor dem Vornamen. Somit ist Akashi der Familienname, Motojirō der Vorname.
Wikimedia Foundation.