Alfred Szendrei

Alfred Szendrei

Alfred Szendrei (auch Aladár; * 29. Februar 1884 in Budapest; † 3. März 1976 in Los Angeles) war ein jüdisch-amerikanischer Musikwissenschaftler, Dirigent und Komponist österreichisch-ungarischer Herkunft. Er war einer der führenden Dirigenten und Pionier des deutschen Rundfunks. Im Exil änderte er seinen Namen in Alfred Sendrey.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Szendrei studierte von 1900 bis 1905 Musik bei Hans Koessler an der Universität und Königlich-Ungarischen Musikakademie in Budapest. Danach wirkte er als Kapellmeister und Korrepetitor in Köln (1905–07), Mülhausen (1907–09), Brünn (1908–11), Philadelphia und Chicago (1911–12), Hamburg (1912–13), New York City (1913–14), Berlin (1914–16) und Wien (1916–18). Im Ersten Weltkrieg diente er in der Österreich-Ungarischen Armee. Im Jahr 1931 promovierte er an der Universität Leipzig mit der Dissertation „Rundfunk und Musikpflege“ zum Dr. phil. in Musikwissenschaft.

Von 1918 an arbeitete er in Leipzig, ab 1924 als Kapellmeister am Opernhaus Leipzig. Im selben Jahr wurde er Musikdirektor des Mitteldeutschen Rundfunk AG (MIRAG). Außerdem war er erster Dirigent des Leipziger Sinfonieorchesters. Aufgrund des wachsenden Antisemitismus verlor er wegen seiner jüdischen Abstammung jedoch 1931 diesen Posten. Von 1931 bis 1933 war er dann Musikdirektor des Berliner Rundfunks und Lehrer am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium in Berlin. Von 1933 bis 1940 arbeitete er bei „Radiodiffusion nationale“ in Paris.

Mit dem Überfall der Nationalsozialisten auf Frankreich floh er in die USA. Dort änderte er seinen Namen in Szendrey. Er arbeitete er zunächst als Übersetzer für das Außenministerium. Später wurde er von Abraham Binder an das jüdische Gemeindezentrum 92nd Street YMCA in New York City eingeladen. Von 1945 bis 1952 war er Hochschullehrer am Westlake College of Music in Los Angeles. Von 1952 bis 1956 war er Musikdirektor der Fairfax Synogogue und von 1956 bis 1964 des Sinai Temple. Ab 1962 war er Professor für Jüdische Musik am Jewish Theological Seminary der University of Judaism in Los Angeles. Im Jahr 1967 wurde ihm die Ehrendoktorwürde verliehen.

Er komponierte mehrere Werke, darunter eine Oper, Orchester- und Kammermusik, Kunstlieder und liturgische Lieder.

Wissenschaftliche Arbeiten

  • Tonkünstler und Rundfunk, Wegner & Flemming, Berlin 1927
  • Rundfunk und Musikpflege, Kistner & Siegel, Leipzig 1931
  • Dirigierkunde, Breitkopf & Härtel, Leipzig 1932 (3. Auflage 1956)
  • Bibliography of Jewish Music, Columbia University Press, New York 1951
  • Joseph Achron, Israeli Music Publications, Tel Aviv 1966
  • Music in Ancient Israel, Philosophical Library, New York 1969
  • The Music of the Jews in the Diaspora (up to 1800), T. Yoseloff, New York 1970
  • Music in the Social and Religious Life of Antiquity, Fairleigh Dickinson University Press, Rutherford 1974

Literatur

  • Jörg Clemen; Steffen Lieberwirth: Mitteldeutscher Rundfunk. Die Geschichte des Sinfonieorchesters. Verlag Klaus-Jürgen Kamprad, Altenburg 1999, ISBN 3-930550-09-1.
  • Thomas Schinköth: Jüdische Musiker in Leipzig. 1855–1945. Verlag Klaus-Jürgen Kamprad, Altenburg 1994, ISBN 3-930550-00-8.

Weblinks


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