Barbara Stühlmeyer

Barbara Stühlmeyer
Barbara Stühlmeyer 2003

Barbara Stühlmeyer (* 12. November 1964 in Bremen) ist eine deutsche Musikwissenschaftlerin, Kirchenmusikerin, Schriftstellerin, Redakteurin und Hildegard-Forscherin.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Nach dem Abitur am Alten Gymnasium in Bremen und Orgelstudien bei Kirchenmusikdirektor Wilfried Langosz, dessen Assistentin an der katholischen Propsteikirche St. Johann (Bremen) sie war, studierte sie Kirchenmusik an der Hochschule für Künste Bremen (1988 Diplom). Im wissenschaftlichen Studium von 1988 bis 1994 studierte sie Theologie bei Klemens Richter, Philosophie bei Berthold Wald und Musikwissenschaft bei Winfried Schlepphorst und Axel Beer an der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster (Westfalen). 2004 wurde sie in Münster mit 'Summa cum laude' zur Doktorin der Philosophie promoviert. Ergänzende Studien der Gregorianischen Semiologie absolvierte sie bei Luigi Agustoni, Godehard Joppich und Johannes Berchmans Göschl.

Ihre Dissertation Die Gesänge der Hildegard von Bingen ist ein Standardwerk der musikbezogenen Hildegard-Forschung. Es weist erstmals nach, dass auch die diastematische (auf Notenlinien geschriebene) Neumenschrift eine rhythmische Bedeutung hat. Zuvor wurden Hildegards Kompositionen äqualistisch oder mensuralistisch interpretiert. Stühlmeyer wies zudem nach, dass Hildegards Tonsprache und der bis zu zweieinhalb Oktaven umfassende Ambitus den professionellen kompositorischen Standards des 12. Jahrhunderts entsprach. Durch ihre Forschungsarbeit wurde belegt, dass die Vorgaben der Regula Benedicti sich auf die formale Konzeption der Kompositionen auswirkten. Dies hatte den Nachweis zur Folge, dass die Gesänge liturgische Verwendung fanden. Ihre theologischen Forschungen zum Ordo virtutum verdeutlichten, dass Hildegard hier den ethischen Diskurs des 12. Jahrhunderts mit seinen Protagonisten Petrus Abaelardus, Anselm von Canterbury und Rupert von Deutz widerspiegelt. Für das von Prof. Beatrix Bochard geleitete Forschungsprojekt Musik und Gender im Internet verfasste sie die Grundseite zur Musik Hildegards.[1]

Von 1993 bis 2001 war sie als Tagungsleiterin in der Bildungsakademie St.-Jakobus-Haus in Goslar tätig. Seit 1995 ist sie Mitarbeiterin und Redakteurin der Zeitschrift Karfunkel, wo sie die Sparten Musik und Mediävistik verantwortet. Ebenso ist sie seit 2010 Redakteurin und ab 2011 Chefin vom Dienst der Zeitschrift Musica sacra (Bärenreiter-Verlag). Als wissenschaftliche Beraterin betreut sie CD-Produktionen z. B. der Ensembles „Sequentia“ um Barbara Thornton und Benjamin Bagby,[2] „Ars Choralis Coeln[3] und „Cosmedin“, Stuttgart.[4] Bei Rundfunk- und Fernsehsendungen sowie internationalen Ausstellungen wirkt sie als Mittelalter-Spezialistin. Darüber hinaus ist sie als Schriftstellerin an zahlreichen Buchpublikationen beteiligt.[5]

Sie lebt in Hof (Hochfranken), ist verheiratet mit Ludger Stühlmeyer und Mutter einer Tochter. Seit 2002 ist sie Oblatin der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Rüdesheim.

Publikationen (Auswahl)

Buchpublikationen

Artikel in Buchpublikationen

  • Die Kompositionen der Hildegard von Bingen. Ein Forschungsbericht. In: Beiträge zur Gregorianik. 22. ConBrio Verlagsgesellschaft, Regensburg 1996, ISBN 3-930079-23-2. S. 74-85.
  • Auf der Suche nach der Stimme des lebendigen Geistes. Die Musik Hildegards von Bingen als Sinnbild vollendeter Schöpfung. In: Edeltraut Forster (Hrsg.): Hildegard von Bingen. Prophetin durch die Zeiten. Herder, Freiburg im Breisgau 1997, ISBN 3-451-26162-6, S. 334-339.
  • Musik im 12. Jahrhundert. In: Hans-Jürgen Kotzur: Hildegard von Bingen 1098 – 1179. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2445-6, S. 178-181.
  • Musik in Kirchen und Klöstern. In: Jahrbuch der Erzdiözese Bamberg. 2006 Heinrichs-Verlag 2005, S. 33-37.
  • Die Chöre der Engel und der Teufel im Chorgestühl - die Grundlagen der mittelalterlichen Musikpraxis. In: Ludger Stühlmeyer (Hrsg.): Stationen der Kirchenmusik im Erzbistum Bamberg. Bamberg 2007.
  • Und Klara singt doch. Eine Geschichte für Kinder aus alter Zeit. In: Jahrbuch der Erzdiözese Bamberg. 2009 Heinrichs-Verlag, 2008, S. 92-95.
  • Aventurina, die Kathedrale und das Puppentheater. In: Jahrbuch der Erzdiözese Bamberg. 2012 Heinrichs-Verlag, 2011, S. 98-102.

Aufsätze und Artikel in Zeitschriften

– In: Karfunkel - Zeitschrift für erlebbare Geschichte, Wald-Michelbach[7] ISSN 0944-2677

  • Anima sana in copore sano - Klostermedizin. Karfunkel-Codex Nr. 1.
  • Hildegard von Bingen. Nr. 53, 2004.
  • Salus et Scientia - Heilkunde in der Stauferzeit. Karfunkel-Codex Nr. 3, 2005.
  • Verschwiegene Fakten verfälschen die Welt - Frauen im Mittelalter. Nr. 67, 2006.
  • Do ut des - Die Römer und die Götter. Karfunkel-Codex Nr. 4, 2006.
  • Dichter, Fälscher, Philosophen - Streifzüge durch die schottische Literatur. Karfunkel-Codex Nr. 5, 2007.
  • Elisabeth von Thüringen. (Titelgeschichte zur Landesausstellung) Nr. 70, 2007.
  • Das Staunen der Welt - Friedrich II. von Hohenstaufen. (Titelgeschichte) Nr. 76, 2008.
  • Sternengucker, Rädchendreher - Eine Reise in die Welt der Physik. (Titelgeschichte) Nr. 78, 2008.
  • Die Himmelsscheibe von Nebra. (Sonderbeitrag zur Dauerausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte (Halle) 2008) Nr. 97, 2008.
  • Die Hanse. (Titelgeschichte) Nr. 83, 2009.
  • Die Massenmörderin von Bremen oder: Das seltsame Leben der Gesche Gottfried. Nr. 85, 2009.
  • In der Stadt wohnen und mit dem Wolf tanzen - Die neuen Lebensformen der Bettelorden. Gotik-Codex Nr. 7, 2009.
  • Nobody is perfekt - Eine kleine Geschichte der Manieren. Nr. 86, 2010.
  • Mädchen machen tolle Töne - Musikerziehung im venezianischen Ospedale della Pieta. (Musikspezial) Nr. 88, 2010.
  • Zwei Tücher viele Fragen - Das Grabtuch von Turin und der Schleier von Manoppello. Nr. 89, 2010.
  • Einstimmig - vielschichtig: Der Gregorianische Choral. (Musikspezial) Nr. 90, 2010.
  • Zwischen Magie und Zeitmanagement - Die Glocken. (Musikspezial) Nr. 91, 2010.
  • Bildung in Bewegung - Eine kleine Geschichte der Schule. Nr. 93, 2011.

– In: Musica sacra - Zeitschrift des Allgemeinen Cäcilien-Verbandes für Deutschland, Regensburg[8] ISSN 0179-356X

  • Orgelpassagen auf der Straße gehen - Streiflichter zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy. Heft 3, 2009.
  • Musik als Apologie - Die Messen Bertold Hummels. Heft 6, 2010.
  • Ut mens concordet voci - Die Regel Benedikts als Lebensmodell für Kirchenmusiker. Heft 3, 2011.

– In: Glauben leben - Zeitschrift für Spiritualität im Alltag, Kevelaer[9] ISSN 1430-0087

  • Hildegard von Bingen - vom Säen, wachsen und Ernten. Heft 5, September/Oktober 2006.
  • Verführung zum Hinhören. Heft 6, November/Dezember 2006.
  • Da berühren sich Himmel und Erde oder: Warum man das Sanctus nicht sprechen kann. Heft 5, September/Oktober 2007.
  • Abbild des Ewigen oder: Eins und eins ist eins Heft 1, Januar/Februar 2008.
  • Warum wandeln wandelt oder: Die Frage nach dem Akkusativ. Heft 1, Januar /Februar 2009.
  • Anecken inbegriffen - Ein Leben in Grenzen. Heft 2, März/April 2010.
  • Lobpreis der Schöpfung in schwieriger Zeit - Wenn der Erde der Ton im Halse stecken bleibt. Heft 4, Juli/August 2011.

– In: Heinrichsblatt - Katholische Wochenzeitung des Erzbistums Bamberg

  • Nehmt Gottes Melodie in euch auf. Bamberg, Nr. 51/52, 24. Dezember 2004.
  • Den richtigen Ton treffen. Betrachtung über das Lied: Es sah'n drei weise Könige von Rolf Krenzer und Ludger Stühlmeyer. Bamberg, Nr. 1, 2. Januar 2011.

– In: Münchner Sonntagsblatt - Evangelische Wochenzeitung für Bayern

  • Die Seele ist symphonisch - Die Kompositionen Hildegards von Bingen. München, 22. November 1998.

Beiträge auf wissenschaftlichen Konferenzen

  • Faszination Mittelalter - Streifzüge durch das Mittelalter. Mittelalter Seminar (Ltg.) im Bildungshaus Schorlemer Alst Freckenhorst, 29. Oktober bis 4. November 1994.
  • Gehörgänge - Begegnungen mit einem vernachlässigten Sinn. Musikwissenschaftliche Tagung (Ltg.) im St.-Jakobus-Haus Goslar, 6. bis 9. September 1996.
  • Gemeinsam mit Dietmar Hiller: Hörpraxis und Aufführungspraxis der Musik der hl. Hildegard von Bingen. In: Medievales 10. Actes du Colloque d'Etudes Medievales de l'Universite de Picardie-Jules Verne St-Riquier, Amiens 5-8 Decembre 1998.
  • Die Entzauberung der Welt. Philosophische Tagung (Ltg.) im St.-Jakobus-Haus Goslar, 30. April bis 4. Mai 2001.
  • Zwischen Katholizismus und Freimaurerei - Vortrag zum 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart. St.-Johannis-Loge zum Morgenstern Hof, November 2006.

Rundfunk und Fernsehen

  • Interviews mit Barbara Stühlmeyer in der dreiteiligen ARD-Fernsehserie: Titel Hildegard von Bingen (1098 - 1179). Coproduktion von RKK/KRO Hilversum, KTRO Brüssel, SDR Stuttgart, SWF Baden-Baden und CoBo Fonds. 1998 gesendet. (Redaktion: Uwe Mönninghoff und Raimund Ulbrich, Regie: Wil van Neerven).
  • Margarete Zander[10] und Barbara Stühlmeyer im Gespräch. 900 Jahre Hildegard von Bingen. Sendung im WDR am 20. Juni und NDR am 3. Oktober 1998. (Redaktion: Dagmar Töpfer, Regie: Hein Bruhl).
  • Margarete Zander und Barbara Stühlmeyer im Gespräch. Neue Musik Szene. Sendung in NDR Kultur am 22. August 1999.

Interviews

CD–Projekte

Wissenschaftliche Begleitung und Bookletgestaltung von Tonträgern:

  • Hildegard von Bingen: Femina Forma Maria. Marienlieder des Villarenser Kodex. Ensemble Mediatrix, Ltg. Johannes Berchmans Göschl. Calig, Augsburg 1996.
  • Hildegard von Bingen - O vis aeternitatis. Vesper in der Abtei St. Hildegard. Schola der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard, Eibingen, Ltg. Johannes Berchmans Göschl, Sr. Christiane Rath OSB. Ars Musici, Freiburg 1997.
  • Hildegard von Bingen: Saints. Sequentia, Barbara Thornton und Benjamin Bagby. BMG 1998.
  • Hildegard von Bingen: Ordo virtutum - ein mittelalterliches Mysterienspiel. Ensemble A Cappella, Köln, Ltg. Dirk van Betteray. OKK, Waldbröhl 1998.
  • Hildegard von Bingen: Ordo virtutum. Cantoria Alberto Grau, Ltg. Johannes Berchmans Göschl. Legato 1999.
  • Lilium. Ensemble Cosmedin, Stephanie und Christoph Haas. Animato 2001.
  • Seraphim - Hildegard von Bingen. Ensemble Cosmedin, Stephanie und Christoph Haas. Animato 2005.
  • Rose van Jhericho - Das Liederbuch der Anna von Köln (um 1500). Ars Choralis Coeln, Ltg. Maria Jonas. Raumklang 2007.
  • Quinta Essentia. Ensemble Cosmedin, Stephanie und Christoph Haas. Animato 2007.

Literatur

  • Dorothea Weiler: Auf der Suche nach der Stimme des lebendigen Geistes. Barbara Stühlmeyer forscht über die Musik der Hildegard von Bingen. In: Heinrichsblatt. Nr. 16, Bamberg 19. April 1998.
  • Franziska Hanel: Lieder und Bilder - Hildegard von Bingen als zentraler Punkt im Leben zweier Frauen: Barbara Stühlmeyer und Sabine Böhm. In: Frankenpost. Hof 18. September 2004.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. MUGI Multimedia Lexikon abgerufen am 24. Juli 2011
  2. Ensemble Sequentia abgerufen am 19. Juli 2011
  3. Ensemble Ars Coralis abgerufen am 19. Juli 2011
  4. Ensemble Cosmedin abgerufen am 19. Juli 2011
  5. Verlag Haus Altenberg abgerufen am 19. Juli 2011
  6. Verlag DeBehr abgerufen am 31. Juli 2011
  7. Homepage der Zeitschrift Karfunkel abgerufen am 17. Juli 2011
  8. Onlineausgabe der Zeitschrift Musica sacra abgerufen am 15. August 2011
  9. Homepage der Zeitschrift Glauben leben abgerufen am 17. Juli 2011
  10. Margarete Zander abgerufen am 19. Juli 2011

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