Carl Desiderius de Royer

Carl Desiderius de Royer
Carl Desiderius de Royer mit Dichterlorbeer, Ausschnitt vom Titelblatt seines Epigrammwerkes „Musarum juvenilium“, 1690
Titelblatt des Epigrammwerkes „Musarum juvenilium“ von Carl Desiderius de Royer
Epigrammbuch „Musarum juvenilium“ von 1690; voller Namenstitel als Autor und erstem Leiter der nachreformatorischen, katholischen Gemeinde von Zweibrücken.

Carl Desiderius de Royer auch Royer de Nommcy (* 1650 in Saarbockenheim (heute Sarre-Union), Elsass; † 25. März 1707 in Ladenburg) war ein katholischer Priester, geistlicher Schriftsteller bzw. Dichter in den Bistümern Metz und Worms; außerdem königlich französischer Visitator und Reorganisator des katholischen Kultes im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Carl Desiderius de Royer entstammte einer lothringischen Adelsfamilie,[1] wurde im elsässischen Hagenau am Jesuitenkolleg ausgebildet und studierte an deren Akademie in Pont-à-Mousson. Er erhielt die Priesterweihe und kam zur Zeit der Reunion (1680-1697) mit der französischen Armee in das von ihr besetzte Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Hier lebte durch den politischen Anschluss an das Königreich Frankreich auch die fast völlig untergegangene katholische Religion wieder auf und de Royer wurde königlicher Visitator der katholischen Gemeinden in den besetzten Gebieten.[2]

Zunächst wirkte Carl Desiderius de Royer 1686 als Pfarrer von Hornbach, dann von 1687 bis 1692 in Zweibrücken,[3] endlich von 1692 bis 1697 in Homburg (Saar). Während seiner Zweibrücker Amtszeit nahm er auf eigene Rechnung die Papierproduktion und den Druck in der herzoglichen Druckerei wieder auf, veräußerte den Betrieb aber später wieder. Anfangs war die dortige Alexanderskirche durch die Kriegsereignisse weitgehend zerstört und de Royer musste die katholischen Gottesdienste in einem Privathaus feiern. Bald wurde die Kirche aber wieder renoviert und dort ein Simultaneum eingerichtet. Nach Abschluss der Arbeiten ließ der Priester einen von ihm gedichteten Vers in die Kirchenwand einhauen, der lautete: „Tausend sechs hundert und siebenzig sieben, von dieser Kirch ist wenig geblieben, indem durch Krieg sie ganz verstört, die Stadt auch wurd durchs Feuer verzehrt. Tausend, sechshundert, achtzig neun wurd sie wieder erbauet fein.“[4]

Desiderius de Royer war in den meisten Gemeinden der erste katholische Seelsorger nach der Reformationszeit und er betätigte sich eifrig am Wiederaufbau des katholischen Lebens in der Region. In diesem Zusammenhang wirkte er auch als religiöser Schriftsteller. 1689 schrieb er das katechetische Buch „Catholische Glaubens-Burg“[5], für die Wallfahrt zur Kreuzkapelle in Blieskastel verfasste er 1692 ein Pilgerbüchlein mit dem Titel „Die glorreiche Erhöhung des Heiligen Kreuzes“.[6] 1696 hatte Desiderius de Royer ein Haus bei der alten Kirche von Meisenbach (heute Ruine, zu Thaleischweiler-Fröschen gehörig) gekauft um die dortigen Cyriakus-Wallfahrten wieder zu beleben. Er setzte einen Pater ein, der vor Ort wohnte und die Kirche betreute. Hierüber kam es mit dem zuständigen Bischof von Metz zu Streitigkeiten und er entließ de Royer als Pfarrer von Homburg.[7]

Der Geistliche wechselte ins Bistum Worms. Am 7. Januar 1699 taufte er noch im westpfälzischen Rodalben, als der Diözese Metz angehörender Dechant von Zweibrücken“, vertretungsweise ein Kind.[8] Am 26. Mai des Jahres ernannte ihn der Bischof von Worms bereits zum Pfarrer von St. Gallus in Ladenburg. Über seine dortigen Tätigkeit heißt es in dem Werk „Politische und Kirchengeschichte von Ladenburg und der Neckarpfalz“:

Dieser erste Weltgeistliche nach Vertreibung der Kapuziner spielte in der kritischen Lage, worin sich damals die katholische Geistlichkeit befand, eine Rolle, die seinen Namen auf immer der Vergessenheit entreißen muß. Seine Pastoralklugheit war vortrefflich und ganz dem Geiste der Religion angemessen. Er wagte Alles zum Flor derselben ohne dabei eine andere Religionspartei feindlich zu behandeln. Er war äußerst darauf bedacht den Katholiken ihre alte Vorzüge zu verschaffen ohne denen nachtheilig zu werden, die sich zu andern Confessionen bekannten. Die Lutheraner erhielten freie Religionsübung unter ihm und die Reformirten zollen ihm dazu ihre Zufriedenheit, daß unter den aufgehäuften Stößen von Religionsbeschwerden, welche der Kirchenrath zu Heidelberg gesammelt hat, nicht eine Silbe gegen Royer vorkommt.

Christian Theophil Schuch, 1843, „Politische und Kirchengeschichte von Ladenburg und der Neckarpfalz“, Seiten 113 und 114

Wegen seiner Fähigkeiten wurde der Priester, der auch den Doktorgrad Juris Utriusque (weltliches und kirchliches Recht) besaß, von Fürstbischof Franz Ludwig von der Pfalz-Neuburg 1701 in den geistlichen Rat der Diözese Worms berufen. Gleichzeitig avancierte er zum Pfarrer der Johanneskirche (Taufkirche am Wormser Dom)[9][10] Seine Nachfolge als Seelsorger in Ladenburg trat Johann Anton Wallreuther, der spätere Weihbischof, an.

Epitaph in Ladenburg, St. Gallus

Zum 16. Heiligen Jahr, 1700, verfasste de Royer das Buch „Christ-Catholisches Tractätlein von dem Ablas und Jubilæo“[11], 1702 publizierte er den „Christkatholischen Wormssischen Catechismus“,[12] 1707 das umfangreiche Werk Florilegium Oratorium“[13]

Infolge „zerrütteter Gesundheit“ kehrte Carl Desiderius de Royer am 31. Oktober 1705 nach Ladenburg zurück, wo er 1707 starb. Er wurde in der St. Galluskirche beigesetzt, dort hat sich sein Grabstein erhalten.

Der Priester veröffentlichte auch Epigramme u.a. auf die Stadt Speyer.[14][15] Ein Epigrammwerk publizierte er 1690 in Paris, unter dem Titel „Musarum juvenilium pars prima, selectorum epigrammatum“. Dort ist er auf dem Titelblatt im Dichterlorbeer abgebildet, wobei der linke Engel am Portraitmedaillon eine Bibel und ein Birett hält, als Hinweis auf seinen Priesterstand.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zur Abstammung
  2. Quelle zum Amt als königlicher Visitator
  3. Quelle zum Seelsorgedienst in Zweibrücken
  4. Quelle zum Vers de Royers an der Alexanderkirche Zweibrücken
  5. Zum Buch „Catholische Glaubens-Burg“ , 1689
  6. Zum Wallfahrtsbüchlein, Hl. Kreuz, Blieskastel
  7. Zur Wallfahrtsförderung und Hauserwerb beim Kloster Meisenbach
  8. Stephan Lederer:„Urkundliche Geschichte der christlichen Religionsübung im Amte Gräfenstein, Seite 117 (1902, Reprint 2010, Pilgerverlag Annweiler, ISBN 978-3-942133-44-9)
  9. Zur Johanneskirche Worms
  10. Bild des Wormser Domes und der davor liegenden Johanneskirche
  11. Zu dem Buch „Christ-Catholisches Tractätlein“
  12. Zum Wormser Katechismus
  13. Komplettansicht des Buches „Florilegium Oratorium“
  14. Komplettansicht des Epigramm-Buches „Musarum juvenilium“
  15. Zu den Epigrammen auf Speyer

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